Das dritte Solo-Album von Deep Purple Keyboarder Don Airey kam
eigentlich bereits im letzten Sommer unter dem Titel «All Out» auf
den Markt und nun, ein Jahr danach, beehrte uns der versierte wie
vielbeschäftigte Tastenmann im Rahmen eines Club-Konzertes. Gemessen
an der langen Liste der Bands und Musiker, die schon in der Galery
aufgetreten sind, kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass sich
hier längst ein wertvolles Lokal-Kleinod der Schweizer Musikszene
etabliert hat. Unweit der Konzertfabrik Z7 fanden sich heute Abend
allerdings nur etwa 50 Fans ein, was angesichts des hochkarätigen
Lineups schon enttäuschend war. Das letzte Mal spielte Don Airey im
Januar 2009 zum Vorgängeralbum «A Light In The Sky» noch drüben und
vor etwa viermal mehr Leuten. Nichtsdestotrotz konnte man sich heute
Abend auf einen kultigen Auftritt mit Wohnzimmer-Atmosphäre freuen.
Das Lineup verzeichnete bei der Rhythm-Section eine Änderung, will
heissen es spielten Alex Meadows (b) und Tim Brown (d) anstelle von
Laurence Cottle und Clive Bunker. Als Sänger fungierte wiederum Carl
Sentance (mit ungewohnt kurzen Haaren) und die Sechssaitige bediente
abermals Rob Harris.
Don Airey
Bei den Club-Konzerten in der Galery kommt es noch oft vor, dass es
keine Supportband gibt. So war es auch heute Abend und darum dauerte
es rund bis 21.15 Uhr, bis sich auf der Bühne endlich was regte.
Somit kann sich das Publikum jeweilen vorher in Ruhe nach Lust und
Laune verköstigen, um danach quasi gestärkt zur Nachspeise antreten
zu können. Wie üblich müssen die Musiker, wenn sie aus dem
Backstage-Raum nach vorne kommen, zuerst durch die Leute hindurch
schreiten, um auf die Bühne zu gelangen. So geht man miteinander
gleich etwas auf Tuchfühlung und gibt seitens Publikum der Freude
Ausdruck, dass es nun los geht. In Anbetracht des musikalischen
Palmares von Chefkoch Don Airey konnte man zum Vorneherein annehmen,
dass der geneigte Fan einige ziemlich bekannte Songs der
Rock-Geschichte erleben wird. Mit dem Opener «Spotlight Kid» (Rainbow)
bestätigte sich diese Annahme gleich unmittelbar und über ein
Viertel der Setliste widmete sich darauf der einen einstigen
Wirkungsstätte des Maestros. Da Joe Lynn Turner damals weder bei
Rainbow noch bei Deep Purple wirklich eine Glanzleistung ablieferte,
fand sich Carl Sentance in dieser Stimmlage bald zurecht und zog
sich soweit achtbar aus der Affäre. Weitaus besser geriet danach
«People In Your Head», eine an sich lupenreine Purple-Nummer, die
von der Hammond-Orgel und den sackstarken Guitar-Soli von Rob Harris
getragen wurde. Über «Still Of The Night» und auch das später noch
folgende «Is This Love» lege ich meinen persönlichen Mantel des
Schweigens. Whitesnake ohne David Coverdale geht meines Erachtens
meistens in die Hose.
Erwähnenswert ist dafür das Instrumental «Weiss Heim», ein
Studio-Track von Rainbow, der auf der 86er Scheibe «Finyl Vinyl» zu
finden ist und damals, also 1981, ein gewisser Don Airey mitveredelt
hatte. Die mittlerweile warm gewordenen vier Dutzend Konzert-besucher
waren, wie die Band, ebenfalls guter Dinge und applaudierten artig.
Etwas ernster wurde es hingegen beim Tribute für Gary Moore (R.I.P.)
und Jon Lord (R.I.P.), wo es nebst «Inquisition» von Colosseum II
auch zwei Drittel von «Child In Time» zu geniessen gab, wobei Carl
hier jeweils nur die ersten zwei Oktaven sang, die aber absolut
kraftvoll und sauber! Mehr als gelungen, diesmal mit Gitarrist Rob
Harris im Fokus, kam ebenso der Hendrix-Klassiker «Fire» heraus, der
sich übrigens auch als Studioversion auf der «All Out»-Scheibe
befindet und einmal mehr aufzeigte, wie genial und unsterblich der
unerreicht gute Jimi nach wie vor ist und für immer sein wird.
Nach weiteren eigenen Kompositionen, darunter das über zehnminütige
Epos «Tobruk», schlug nochmals die Stunde des Regenbogens, wo vor
allem «All Night Long» die leider viel zu kurze Phase mit Graham
Bonnet herauf beschwor. Gleichzeitig zeigt sich dann aber, dass sich
die Bereitschaft zum Mitsingen in ziemlich bescheidenem Rahmen
hielt, was beim Smasher «Since You Been Gone» als erste Zugabe nur
unwesentlich besserte. Dass man aber trotzdem Spass hatte,
vermittelte zum Schluss «Black Night» als einer der grössten Hits
von Deep Purple, dem man sich nicht entziehen konnte. Ziemlich genau
um 23.00 Uhr, respektive nach guten 100 Minuten, ging ein stimmiger
Abend zu Ende, der weitgehend hielt, was er versprach.
Setliste: «Spotlight Kid» - «People In Your Head» - «Shooting Star»
- «Still Of The Night» - «Weiss Heim» - «The Way I Feel Inside» -
«Tribute To Gary Moore And Jon Lord» - «Fire» - «Wrath Of Thor» - «Tobruk»
- «Is This Love» - «Over The Rainbow» - «All Night Long» - «Lost In
Hollywood» -- «Since You Been Gone» - «Black Night».
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