Am 10. Mai traten drei der interessantesten Bands aus Europa im
Rahmen der Tournee “Freiheit - Tour 2014” in der Alten Kaserne in
Zürich auf. Als Hauptact präsentierte der Veranstalter Meh Suff! für
Fans der finsteren, aber schönen Musik die österreichische Band
Dornenreich. Sie spielte im ersten Abschnitt ihres Schaffens Black
Metal, der sich dann aber später in Ambient verwandelte. Was das
letzte Album „Freiheit” dieser tollen Band angeht, ist es völlig im
Dark Folk-Genre zu Hause. Ausserdem nahmen noch zwei nicht weniger
interessante Bands teil an dem Konzert. Den Auftritt einer der
Gruppen, und zwar der deutschen Band Heretoir, habe ich schon einmal
erlebt. Sie kommen aus dem Shoegaze-Genre. Ausserdem trat am Anfang
des Abends eine junge, deutsch-österreichische
Alternative/Instrumental/Post Rock-Band namens Wassermanns
Fiebertraum auf.
Wassermanns Fiebertraum
Der Auftritt der ersten Band begann um viertel vor neun. Zu diesem
Zeitpunkt standen ausser der traditionellen Gitarren und Trommeln
noch zwei Keyboards und ein Laptop auf der Bühne. Die beiden
Gitarristen der Band, Christian und Michael, sind auch die
Keyboarder, und der Bandleader Michael erfüllte zahlreiche
Gesangspartien. Die Jungs kamen zur Intro-Musik auf die Bühne, die
eher als Vorwort zur Konzeptgeschichte diente, die der letzten
Platte „Tauche die Welt in Farben“ zugrunde lag. Es war
Experimentalmusik, was auch zu erwarten war. Die Band wählte für den
Auftritt einen sehr vielfältigen Stoff aus: Man spielte gefühlstief
feine Sachen sowie auch Kompositionen, welche das Headbangen
ermöglichten. Zuerst schenkte die Band ihren Zuschauern keine
Aufmerksamkeit. Ich glaube, es war wegen ihrer Bescheidenheit. Aber
ich kann sagen, dass das Publikum die Musiker sehr aktiv
unterstützte: man klatschte und jauchzte Beifall. Das konnte man
nicht ausser Acht lassen. In der Mitte des Auftrittes brachte
Michael den Mut auf und begrüsste die Zuschauer, und wünschte ihnen,
die Zeit gut zu verbringen. Der Auftritt dauerte circa eine halbe
Stunde. Und dies war der einzige Nachteil. Gerade deswegen riefen
die Zuhörer „Da Capo“: „Zugabe! Zugabe!“. Aber ausgerechnet zu
diesen Ausrufen verliess die Band die Bühne.
Heretoir
Die Bühne blieb nur für eine kurze Zeit leer. Die Musiker von
Heretoir kamen Punkt halb zehn zu einem Lärm-Intro auf die Bühne.
Bemerkenswert ist der Gruppenbestand auf dieser Tournee: Zweifellos
war die größte Aufmerksamkeit auf den mysteriösen Bandleader und
Ideengeber konzentriert. Links von ihm nahm Torsten Platz - eine
nicht ganz unbekannte Person der deutschen Heavy-Musik. Immerhin ist
dieser dieser Multiinstrumentalist und
Sänger bei zwei tollen Bands
wie Agrypnie und Nocte Obducta. Torsten spielte die Rolle des
Bassisten und fügte die Backing-Stimme bei Heretoir hinzu. Meiner
Meinung nach verbesserte es den Live-Auftritt. Aber es stellte sich
heraus, dass Torsten noch eine Überraschung für die Fans vorbereitet
hatte. Aber alles der Reihe nach: Heretoir stellten den Zuschauern
gleich zwei brandneue Songs mit den Namen „Eclipse“ und „Inhale“
vor. Beide Songs sind im Post Metal-Stil aufgenommen und hören sich
sehr modern an. Ausserdem spielte man einen Coversong: „Just For A
Moment“ von der nicht mehr existierenden Post-Black Metal-Band
Austere aus Australien. Heretoir wurden wirklich gut von den
Anwesenden unterstützt. Zweifellos sorgten die guten akustischen
Aspekte der Alten Kaserne dafür, dass die facettenreiche Stimme des
Sängers Ektalanz von den Anwesenden hoch anerkannt wurde. Was mich
angeht, mir war klar, warum Ektalanz sich während einer Pause nicht
nur beim Publikum für die Unterstützung bedankte, sondern auch beim
technischen Personal, das für das notwendige Niveau der Lautstärke
und auch für eine gute Akustik beim Live-Konzert sorgte, damit man
jede Klangfarbe geniessen konnte. Das Publikum wollte eine Zugabe,
und diesmal wurde der Wunsch erfüllt. Am Ende ihres Auftritts
spielte die Band eine schnelle Komposition, sie stammt
wahrscheinlich aus früheren Werken. Auf jeden Fall bekamen Heretoir
an diesem Abend die Anerkennung, die sie auch verdienten. Auch wenn
die Musik von Heretoir als eine Bewegung des Häretikers, der dem
selbst ausgewählten Weg folgt, angesehen wird, darf man mit
Sicherheit sagen, dass sie dabei nicht alleine sind.
Setliste: „Intro“, „Untitled“, „Eclipse“, „Graue Bauten“,
„Weltschmerz“, „Heretoir“, „Inhale“, „Just For A Moment“.
Dornenreich
Die Bühne war sehr schnell für den Auftritt des Headliners
vorbereitet, und man begann gegen halb elf. Die Band entschied sich
für eine tolle Überraschung: sie erfreuten ihre Fans mit einer
akustischer Set-Liste aus vier Kompositionen, die wie folgt bestand:
Jochen „Evíga“ Stok mit Akustikgitarre sitzend vor dem Mikro und
Thomas ĢInveģ Riesner mit der Geige. Das Schlagzeug war verhangen.
Es ergab sich ein denkwürdiges Minikonzert, das ganz gut zu der
freundlichen und gemütlichen Atmosphäre passte, die an diesem Tag
herrschte. Man muss sagen, dass die Alte Kaserne eine tolle
Konzertstätte ist, welche die Begierde von sogar kleinlichen
Besuchern befriedigen konnte. Es gibt jetzt ein paar bequeme Sofas
und Tische. Da sitzend ist es sehr bequem, sich so die schöne Musik
von Dornenreich anzuhören. Akustisches Folksarpeggio, emotionale
Stimmungsschwankungen und schrille Geigenpartien! Alles für die Fans
der Folkmusik! Aber die Jungs von Dornenreich liessen auch die
Metal-Fans nicht ausser Acht. Den Rest des Abends spielten sie ihre
Metalkompositionen. Dafür nahm man die Decke vom Schlagzeug ab.
Evíga nahm die Elektrogitarre auf und Torsten rannte mit dem
Mikrophon stürmisch auf die Bühne. Aber er blieb nur für einen Song
auf der Bühne. Dennoch gelang es ihm, das Publikum mit seinem wilden
Gebrüll und Schwüngen zu begeistern. Immer schön anzusehen, wenn
sich gemeinsam tourende Bands gegenseitig unterstützen. Dornenreich
bereitete eine wirklich vielfältige Set-Liste vor, die neues und
altes Material enthielt. Es war klar, dass die Musiker vom eigenen
Schaffen nicht weniger inspiriert waren als die Zuhörer. Am Konzert
konnten alle Anwesenden echte Freiheit spüren: Freiheit von festen
Grenzen eines Genres, Stereotypen, Freiheit, das zu machen, was man
wirklich will.
Acoustic Set: Piano-Intro, „Freitanz“, „Im ersten aller Spiele“,
„
Des Meeres Atmen“, „Meer“
Metal set: „Flammenmensch“, „
Jagd (Metal-Version)“, „Der Hexe
flammend“, „Blick
aus Mut gewirkt“, „Wolfpuls“, „Traumestraum“,
„Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz“
Encore: „Erst deine Träne löscht den Brand“, „Trauerbrandung“, „Wer
hat Angst vor Einsamkeit?“
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