Für meinen persönlich letzten Konzerbesuch des Jahres 2009 gab es
an diesem Abend grundsätzlich zwei Optionen, denn in Zürich spielten
W.A.S.P. im grossen Saal des Dynamo auf. Da ich aber Blackie und
seine Jungs bekanntlich am 1. Juli in Luzern geniessen konnte und
sich diese dort in blendender Form präsentierten, konnte mich die
frische Tour zum neuen Album «Babylon» und die Aussicht auf eine
(leicht) veränderte Setliste dennoch nicht genug locken. Dieser
Entscheid sollte nicht bereut werden, denn erstens legt die deutsche
Metal Queen Doro Pesch für ihre Fans stets 110% auf die Matte und
zweitens durfte ich die livehaftige Wiederauferstehung von «Fight
For Rock», einem meiner absoluten Lieblingssongs der Düsseldorferin,
erleben. Bevor es soweit war, versuchten zunächst Merendine Atomiche
aus Italien, das Publikum mit knüppelhartem Sound zu unterhalten.
Danach schickte sich eine eher schräg wirkende Combo namens Dead
Means Nothing an, die Fans weiter aus der Reserve zu locken. Das
gelang insgesamt nur mittelprächtig, bis Doro kam, sah und siegte!
Merendine Atomiche
Was konnte man von einer Band erwarten, die sich frei übersetzt
"Kleiner Atom-Snack" nennt? Ist noch schwierig auf die Schnelle,
aber die Optik von Sänger Zanda liess zumindest erahnen, dass es
wohl eher heftig zu und her gehen wird. So kam es denn auch, als
vornehmlich thrashiges Geballer in der selber beschriebenen
Schnittmenge von Pantera, Megadeth und Mötley Crüe (!) ertönte. Der
stämmige Frontmann, der sich zwischendurch echt etwas nach Ex-Maiden
Shouter Blaze Bayley anhörte, brüllte jedoch relativ oft in sein
Mikro rein, so dass sich das Ganze bald einmal etwas eintönig
präsentierte. Dennoch gab es den einen oder anderen melodischen
Part, der für den benötigten Kontrast sorgte. Das technische Niveau
war gut und man merkte bald einmal, dass die 1995 gegründete
Schüler-Truppe aus Cittadella (I) ihr Handwerk verstand. Von damals
sind allerdings nur noch Drummer Luca Cerardi und Shouter Zanda
übrig geblieben. Darüber hinaus konnten sich Merendine Atomiche im
Verlauf ihrer Karriere (die zuvor übrigens Vanishing Wizards
hiessen) für ihre bisherige Alben Unterstützung von
Jeff Waters (Annihilator)
und ein paar Jahre später auch von Jack Frost (Seven Witches, war
u.a. Co-Producer) sichern. Die Türen für solche positiven Aspekte
wurden einst als versierte Metallica Cover-Band aufgestossen.
Livemässig waren die fünf Italiener heuer auch schon in den Staaten
unterwegs, zuletzt als Opener für Ex-Savatage Klampfer Chris Caffery,
der 2007 ebenfalls als Co-Producer amtete. Der heimatliche Boden
wurde im vergangenen Sommer schliesslich zusammen mit Oberwarze
Lemmy, sprich Motörhead beackert, ehe man sich im Winter dem
Doro-Tross anschliessen durfte. Dieser Aktivitäts-, respektive
Leistungs-ausweis konnte jedoch während den nur 30 Minuten kaum bis
gar nicht richtig untermauert werden. Die Kulisse von 400 - 500 Fans
reagierte deshalb ziemlich verhalten und auch so blieb einem nicht
viel bis gar nichts in Erinnerung. Gut möglich, dass Merendine
Atomiche mehr drauf gehabt hätten, aber davon war leider wirklich
nicht viel zu sehen und hören.
Dead Means Nothing
Für etwas mehr Aufsehen sorgte dann die zweite Support-Band des
Abends, die sich überdies genau gleich wie eine erst 2003
gegründete, spanische Melodic Death Metal Band nennt. Hier haben wir
es offenbar aber mit einer Combo aus Deutschland zu tun, dessen
Sänger/Gitarrist Mickey Rude (war für ein schräges Pseudonym!)
früher mal hinter den Kesseln sass, dann aber unfallbedingt (1996)
sein Arbeitsgerät wechseln musste. Nachdem die Band als Trio wieder
komplettiert war, ging die Lärmerei weiter. An den Drums sitzt nun
ein gewisser Django und den Bass zupft Mick O'Cain, der auf dem
"neuen" Album «Nothing Of Devinitiy» auch noch Vocal-Credits
verbuchen kann. Bevor es aber, kaum angefangen, richtig losging,
streikte erstmal die Axt von Mr. Rude. Da die ganze Szenerie des
Behebens dieser Störung relativ unbe-holfen daher kam, konnte ich mir
ein paar Lacher nicht verkneifen und wurde spontan an Spinal Tap
erinnert. Doch kurze Zeit später nahm das stark nach Motörhead
klingende Gerumpel seinen Fortgang. Zum Einen klang die Sache, auch
vom ähnlichen Gesang her, vorerst nach einem billigen Lemmy Rip-Off,
aber irgendwie vermochte die ungehobelte Art der Performance dennoch
zu punkten. Weiter kamen mir die alten Venom in den Sinn und dank
etlichen "Uhs" von Master Rude die Schweizer Kult-Combo Celtic Frost
ebenso. Die meisten Songs stammten, wie bereits erwähnt, vom
"aktuellen" Langeisen, dessen Aufnahmen jedoch bereits 2006/2007
entstanden sind, aber erst im Spätfrühling 2009 das Licht der Welt
sahen. Obwohl nicht gerade sonderlich innovativ, verrichtete
Schlagzeuger Django trotzdem einen überzeugenden wie soliden Job und
liess seine Klasse immer wieder mal aufblitzen. Im Gegensatz zur
ersten Band des Abends durften Dead Means Nothing die üblichen 45
Support-Minuten in Anspruch nehmen und deshalb fand auch noch eine
Cover-Version Platz im Set der Deutschen. Dran glauben musste nicht
unerwartet eine Nummer der Motörköppe und dabei fiel die Wahl auf
den altbekannten Smasher «Going To Brasil». Trotz diesem Ohrwurm
reagierten die Leute, wie zuvor schon, mit der typisch
schweize-rischen Zurückhaltung und spendeten bloss den obligaten
Höflichkeits-Applaus. Das kauzige Trio geriet dadurch aber nicht aus
dem Tritt und zog ihre Chose voll durch. Mir persönlich gefiel der
Auftritt insofern recht gut, als dass ich mir gleich noch dessen CD
beim Merchstand krallte.
Setliste: «Back In Town» - «Loud'n'Proud» - «Stay Dead» - «Under The
Sun» - «Missing Honey» - «6 Days Burning» - «Becoming» - «Set Me
Free» - «One» - «Right Now» - «Fuck Yourself» - «Space Pilot» - «Teenage
Punkrock Song».
Doro
Man kann es drehen und wenden wie man will..., Doro Pesch ist und
bleibt einzigartig! Die kleine Blonde mit ihrem ausdrucksstarken
Gesang und ihrer fannahen Art sah ich Ende 1985 das erste Mal im
Zürcher Volkshaus!! Seither sind fast 25 Jahre vergangen und noch
immer stehen einzelne Songs von früher in der aktuellen Setliste.
Dazu gehörte natürlich auch der brachiale Opener «Earthshaker Rock»,
der die zuvor nass gewordene Lunte gleich entfachen konnte! Von der
ersten Sekunde an gab Doro Gas und trieb ihr Publikum fortwährend
an, so wie sie es immer tut und tat. Optimal unterstützt durch ihre
vier männlichen Kollegen, zelebrierte sie sich selber und hielt die
Fahne des Heavy Metal hoch. Auf dem Fusse folgte der Kracher «I Rule
The Ruins» und spätestens jetzt erwachte das Z7 endlich und Stimmung
machte sich breit. Danach lief alles wie am Schnürchen und vor dem
riesigen Backdrop lief die Band zur Tages-Höchstform auf.
Unverwüstlich posend wie gewohnt wirbelte Bassist Nick Douglas auf
der Bühne herum, der später im Set für seine langjährigen Dienste
geehrt wurde. Ebenfalls länger dabei ist Britny Fox Drummer Johnny
Dee, den ich sehr gerne auch mal mit seinen alten Kumpels spielen
sehen würde. Doro nahm derweil Tuchfühlung an vorderster Front mit
ihrem Publikum auf. Möglich machte das ein kleiner, treppenartiger
Anbau am Bühnenrand. So konnte jeder sehen, dass bei Deutschlands
Metal-Queen alles echt ist und sie ihre Fans heiss liebt. Diese
nahmen die Geste ent-sprechend dankend an und freuten sich zusammen
mit ihrem Idol. Die Resonanz auf die neuen Songs wie «Night Of The
Warlock», «Runnign From The Devil» oder «Herzblut» war dabei fast
wenn nicht gleich gut, obwohl das neue Material in meinen Ohren zwar
solide, aber nicht mehr ganz den Kick der früheren Zeiten aufweist.
Die blonde Powerfrau kom-pensierte das aber locker mit ihrer
Aus-strahlung und der grossen Freude, die sie an jedem ihrer
Auftritte zeigt. Darum gelang ein für Aussenstehende womöglich
kitschig klingen-der Song wie «Für Immer» auch heute Abend optimal
und wird seine inhaltliche Messsage nie verlieren. Warum das
Publikum hier aller-dings eher schwachbrüstig mitsang, verstand ich
nicht wirklich und fand es auch schade. Kaum mehr Emotionen erntete
das etwas zu lang geratene Drum-Solo von Stick-Master Dee. Dieses
nahm zwar nicht Ausmasse à la Mike Terrana an, aber trotz den
obligaten Hey-Hey Rufen wird einfach jede Stimmung mehr oder weniger
in Grund und Boden gefahren. Das pure Gegenteil entfachte etwas
später mein persönliches Highlight «Fight For Rock», auf das nicht
nur ich viele Jahre haben warten müssen. Gegen Ende des Konzertes,
das gute 110 Minuten dauerte, wurde die vorliegende Setlist noch ein
wenig umgestellt, da Doro die Fans dazu aufforderte, den nächst
gewünschten Titel bekannt zu geben. Davor gab es mit «Breaking The
Law» noch die Ode an die Metal-Ikonen Judas Priest und den Smasher
«All We Are», der nochmals die letzten Energien zu mobilisieren
vermochte. «You're My Family» setzte schliesslich den würdigen
Schlusspunkt einer weiteren Top-Show von Doro und ihrer Band. So
werden wir sicher auch noch das 30-jährige Bühnenjubiläum erleben!
Setliste: «Earthshaker Rock - I Rule The Ruins - Burning To The
Witches - Night Of The Warlock - Metal Racer - Running For The Devil
- True As Steel - Above The Ashes - I Lay My Head Upon My Sword -
Für Immer - Haunted Heart - Drum-Solo Johnny Dee - Haunted Heart (cont.)
- Burn It Up - Fight For Rock - Love Me Forever - We Are The
Metalheads - Breaking The Law - All We Are -- Herzblut - You're My
Family.
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