Es war doch gefühlt gar noch nicht so lange her, seit die
unangefochtene Metal Queen Doro Pesch ihr 25-jähriges Jubiläum
feiern konnte. Freunde..., das war 2008 und das heisst, dass
nächstes Jahr schon die dritte Dekade anbricht! Die Zeit rast wie im
Fluge dahin und wir werden älter und älter. Was die Energie,
Ausdauer und bedingungslose Zuneigung zu ihren Fans angeht, so spürt
man bei der blonden Power-Frau allerdings noch keine
Ermüdungserscheinungen. Zumindest nicht für die Zeit, wo die aktive
Düsseldorferin auf der Bühne steht und nach wie vor alles gibt,
selbst wenn sie angeschlagen ist. Ein Konzert wegen einem "ein
bisschen" rauen Hals absagen, kommt nicht in Frage. Die Fans gehen
Doro seit je her über alles und das wird entsprechend auch erwidert.
Die Besuche im Z7 waren in den letzten Jahren konstant und meistens
auch von neuen Alben begleitet. So auch dieses Jahr, wo man das neue
Werk «Raise Your Fist» mit im Gepäck hatte. Der frische Deal mit
Nuclear Blast beflügelte offenbar das Songwriting, da die aktuelle
CD klar besser ist als die letzten zwei. Live ist Doro aber immer
noch eine Bank und die diesjährige Setliste wiederum ein fetter
Leckerbissen. Seit mein Fave «Fight For Rock» wieder live gespielt
wird, sowieso. Als Support spielte die Band Seven aus Tschechien
auf, die, obwohl auch aus der Nuclear Blast-Familie stammend, jedoch
mehr Schatten als Licht verbreitete.
Seven
Einzig Gitarrist Honza Kirk Běhunek ist noch ein verbliebener
Ur-Member von Seven, die ganz früher mal Blue Angels und vor dem
aktuellen Namen kurz auch Johnny Brand hiessen. 1995 gegründet,
wurden seither schon ein paar Alben veröffentlicht (darunter auch
ein instru-mentales, eigentlich sogar deren zwei) und 2004 steuerte
eine gewisse Doro Pesch (aha!) zu zwei Songs ihre Vocals bei. All
das, vor allem bedingt durch ein instabiles Lineup, führte dennoch
dazu, dass die Tschechen, zumindest in unseren Breiten-graden, bisher
kaum bis gar nicht wahr genommen wurden. In der Zwischenzeit lernten
die Jungs den Rage-Klampfer Victor Smolski kennen und schätzen.
Dieser legte dann letztes Jahr als Produzent Hand an die aktuelle
Scheibe «Freedom Call» und das dürfte letztlich wohl auch den Weg in
den Blast-Stall geebnet haben. Freilich wird es nicht nur das
gewesen sein. Vielmehr dürfte die Qualität der Songs den Ausschlag
dafür gegeben haben. Davon sah und hörte ich beim ersten Auftritt im
Z7 allerdings nicht wirklich viel. Die ganze Chose kam insgesamt
viel zu gleichförmig, ja mitunter blutleer daher und litt auch ein
wenig am
Stageacting wie der Optik. Während Sänger Lukáš Písarík
zwar fortwährend in Bewegung war, stimmlich aber keine Akzente
setzen konnte, machte Mainman Běhunek, der (vom Aussehen her)
irgendwie an eine Mischung aus Tom Araya (Slayer) und Chuck Billy
(Testament) erinnerte, klar die beste Figur. Geradezu einschläfernd
wirkte dagegen Bassist Thomas Kuchta und der altermässig jüngere
Drummer Lukáš Kuneš machte soweit seinen Job, passte optisch aber
überhaupt nicht zum Rest der Truppe. Natürlich soll man eine
Performance vornehmlich nicht am Äusseren fest machen, doch das
gehört nun mal in diesem Business mit dazu und wenn der Rest dann
auch nicht überzeugt, wirkt es sich eben doch auf den Gesamteindruck
aus. Ich fand Seven schlicht strunzlangweilig und stand mit dieser
Meinung aufgrund der (bis auf jeweils braven Song-Schlussapplaus)
schwachen Anteilnahme des an sich zahlreichen Publikums offenbar
nicht alleine da. Die audiomässige Heim-Nachlese überraschte dann
aber, zumal das Material ab Konserve deutlich besser klingt. Somit
haben Seven das gleiche Problem wie andere auch, nämlich dass man
die überzeugende Studio-Chose auf der Bühne nicht umzusetzen vermag.
Da nützten das für eine Supportband verhältnismässig grosse Backdrop
und 45 Minuten Spielzeit nichts, um wirklich was reissen zu können.
Nach dem letzten verklungenen Ton versanken die Tschechen darum
erinnerungsmässig, inklusive dem billig bei Mr. Big abgekupferten
Akkubohrer-Gimmick, sogleich wieder in der Bedeutungslosigkeit.
Setliste: «Wild In The Night» - «Freedom Call» - «Following You» - «Kájínek»
- «The Whales Sing (Instrumental)» - «Get It» - «The Magnificent
Seven» - «The Road» - «Lost Hero» - «Suicide Fall».
Doro
Der Headliner hatte natürlich statusgerecht ein, im Vergleich zu
vorher, riesiges Backdrop aufgezogen, worauf eigentlich nur die auf
ewig jung, knackig und faltenlos getrimmte Frontfrau etwas
überzeichnet dargestellt wurde. Ansonsten wirkte bereits das Bild
mit dem Motiv der neuen Pladde «Raise Your Fist» gewaltig und liess
einen schon vor dem Beginn des Konzertes in diese Fantasy-Welt
eintauchen. Wie aus berufener Quelle zu erfahren war, fühlte sich
Frau Pesch am heutigen Abend ordentlich fit und so durfte man sich
auf einen wiederum beherzten Auftritt der Frohnatur freuen. Dazu war
der Opener «Hellraiser» gerade richtig, und schon beim nachfolgenden
Live-Klassiker «I Rule The Ruins» hatte Doro ihre Fans in den ersten
paar Reihen locker abgeholt, doch während die Band fortlaufend warm,
sprich wörtlich heiss lief (göttlich: «Fight For Rock»), fühlte sich
der hintere Teil der wirklich gut gefüllten Halle bislang nur zu
anerkennendem Applaus verpflichtet. Während mich dieses Phänomen
schon länger zunehmend befremdet, wenn nicht gar immer mehr richtig
ärgert, lässt sich eine Doro und ihre Hintermannschaft von
sowas
nicht beeindrucken und bei «Raise Your Fist In The Air» fruchteten
dann die Bemühungen, das ganze Z7 ins Geschehen mit einzubeziehen.
Untermalt durch fettes Licht und massig Trocken-eis, kam nun auch der
stimmige Bühnenaufbau vollumfänglich zur Geltung, was sich später
auf meinen von hinten gemachten Fotos bestätigen sollte. Mit einer
guten Mischung aus eher älteren Songs trieb die tight aufspielende
Band den Set unermüdlich weiter voran und lieferte als Kollektiv
eine Top-Leistung ab. Allen voran natürlich die ruhelose Doro Pesch,
die ihr Publikum immer wieder von Neuem antrieb und Drummer Johnny
Dee, der seine Künste auch noch solo zeigen durfte und bekanntlich,
wenn auch seltener, ebenso noch die Felle seiner einstigen
Stammkapelle Britny Fox bearbeitet. Dazu der grossgewachsene Bassist
und Linkshänder Nick Douglas (einstmals übrigens auch mal Mitglied
bei den Cycle Sluts Of Hell), der eh immer eine Mordsshow bietet.
Die beiden Gitarreros Luca Princiotta und Bas Maas liessen es
ebenfalls amtlich krachen, wobei Letzterer bei einigen, vor allem
langsameren Parts hörbare Patzer ablieferte! Nichtsdestotrotz konnte
das den guten Gesamteindruck nicht wirklich schmälern, wobei es
immer wieder die unermüdlich agierende Doro war, die alles zusammen
hielt.
Garantierte Gänsehaut war dann beim unverwüstlichen «Für Immer» (wie
zuvor schon bei «Engel») angesagt, wo der Text mehr denn je zu
unserer oberflächlichen und kaltherzigen Welt passt. Das gedämpfte
blaue Licht sorgte für die entsprechend richtige Stimmung. Das
Pulver war zu dem Zeitpunkt aber noch längst nicht verschossen, denn
nebst guten neuen Songs wie «Revenge» und «Hero», folgten weitere
altbekannte Stampfer der Marke «Burning Up» oder der Alltime-Smasher
«All We Are». Immerhin hatte sich die anfängliche Lethargie der
heutigen Z7-Besucher erfreulicherweise vom Acker gemacht, aber von
einer kochenden Halle konnte nicht, respektive nie die Rede sein.
Trotzdem gab es natürlich Zugaben und davon gleich eine ganze Menge.
«Metal Tango» und auch «East Meets West» klangen, trotz einigen
Jahren auf dem Buckel, immer noch frisch und keinesfalls angestaubt.
Im zweiten Zugabenblock folgte mit «Unholy Love» ein selten gehörter
und deshalb unerwarteter Song der kultigen, selbstbetitelten Scheibe
von 1990, die ja ein gewisser Gene Simmons (Kiss) damals produziert
hat und leider etwas in
Vergessenheit geraten ist. Zu Unrecht, denn
diese Scheibe ist auch heute noch ein echtes Juwel, das es
spätestens mit den Re-Releases vom kommen-den Januar wieder neu zu
entdecken gilt! Auf den Schluss hin folgte mit «Herzblut» der dritte
auf Deutsch gesungene Song des Abends und es gibt keine andere Band
oder besser gesagt keine Frau in dieser Szene, die ihre aus tiefstem
Herzen ehrlich gemeinte Botschaft so glaubhaft wie Doro Pesch rüber
bringen kann. Da ist keine Spur von Heuchelei oder Effekthascherei
auszumachen und dafür wird die kleine Düsseldorferin mit der grossen
Stimme von ihren echten Fans wirklich geliebt und sucht
Seinesgleichen. Allerdings wären ein paar dieser "echten Fans" mehr
erwünscht gewesen, denn die Resonanz auf diesen blitzsauberen
zweistündigen Metal-Gig war unter dem Strich einfach zu schwach. Ich
will jetzt niemandem auf den Schlips treten und vertrete hier in
erster Linie meine Meinung, aber das, was heute Abend erneut
passiert ist, grassiert schon länger und ich verstehe es nicht
wirklich. Als Frage des Alters kann man dies generell nicht abtun
und sollten (Metal-) Konzerte nur der blossen Unterhaltung wegen
besucht werden, läuft eindeutig was falsch! Das war vor zwanzig bis
dreissig Jahren anders..., und ich weiss, wovon ich spreche!
Setliste: «Hellraiser» - «I Rule The Ruins» - «Burning The Witches»
- «Fight For Rock» - «The Night Of The Warlock» - «True As Steel» -
«Engel» - «Raise Your Fist In The Air» - «Metal Racer» - «Earthshaker
Rock/Drumsolo Johnny Dee/Earthshaker Rock (cont.)» - «We Are The
Metalheads (Wacken Hymne)» - «Für Immer» - «Breaking The Law» - «Revenge»
- «Hero» - «Burning Up» - «All We Are» -- «Warrior Soul» - «Metal
Tango» - «East Meets West» --- «Unholy Love» - «Herzblut» - «Beyond
The Trees».
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