Es ist schon fast eine Gewohnheit, dass sich Doro kurz vor
dem Weihnachtsfest im Z7 blicken lässt. Dass die Düsseldorferin zu
den Besten ihres Fachs gehört, ist so bekannt wie der rote Mantel
des Weihnachtsmanns, und so liess die Metal-Lady auch in diesem Jahr
nichts anbrennen. Das letzte Studioalbum «Raise Your Fist» erschien
2012, und seit diesem Werk hat die Queen Of Metal zigmal in Helvetien
gespielt. Ohne ein neues Album im Gepäck, seit fünf Jahren, würde
anderen Bands das Genick brechen. Die Doro-Fans sind aber sehr loyal,
folgen der Deutschen auf Schritt und Tritt, und so konnte sich die
Sängerin einer sehr grossen Besucheranzahl erfreuen. Die Stimmung war
sehr gut, und obschon Doro einmal mehr leicht angeschlagen war,
trumpfte sie gross auf, sang gewohnt souverän und war ein
Energiebündel sondergleichen.
NullDB
Bevor aber die Hauptattraktion die Bühne besteig, mussten sich die
Deutschen von NullDB beweisen. Was spielen die Herren denn nun?
Schwer zu sagen, denn von Pur über Subway To Sally bis zu Rammstein
ist so ziemlich alles zu hören. Was einerseits auf eine gute
Reaktion schliessen lässt, liess zumindest in Pratteln viele offene
Fragen zurück. Wieso musste sich der geneigte Doro-Fan dieser Band
stellen? Sicher, das Dargebotene war nicht schlecht, aber für einen
Support-Slot von Doro einfach nicht geeignet. Auch wenn Doro sich
selber mal eine Zeit lang in eher moderneren Sounds versuchte und Alben
wie «Machine II Machine» oder «Love Me In Black» für zwiegespaltene
Reaktionen bei den Fans sorgten, passten NullDB gar nicht. Mit
deutschen Texten versuchte sich der Vierer in die Herzen der
Doro-Fans zu spielen. Ein gewisser Reaktionsmoment war auch zu
vernehmen, aber der verstummte relativ schnell wieder. "Aufwachen
Pratteln, die Hände nach oben", versuchte der singende Gitarrist
Franky das Publikum zu mobilisieren, was aber nicht so recht zu
gelingen schien. Auf eine gewisse Art war es frech und keck, was die
Deutschen uns da präsentierten, aber auch gewagt, wenn man an den
Mitsingpart von «Kinder des Zorns» denke, in welchem kurz die
Warlock/Doro-Hymne «All We Are» angestimmt wurde. Als Opener für
Rammstein, In Extremo, Saltatio Mortis oder Subway To Sally hätten
NullDb sicher eine sehr gute Figur abgegeben. Bei Doro war es ein
Support der nicht völlig unterging, aber wahrscheinlich nur den
Wenigsten in Erinnerung blieb. Schade, wenn man so eine Band
vorführt, da hätte es bedeutend bessere Supports gegeben. Ich denke
da nur an Black Diamonds aus der Schweiz.
Doro
Dann lag es an der einzig wahren Metal-Queen, einmal mehr das Z7 im
Sturm zu erobern. Anstelle von «I Rule The Ruins» und «East Meets
West» fungierte dieses Mal «Raise Your Fist In The Air» als Opener.
Schon zu Beginn flankierten Feuersäulen die Bühne und erwärmten
die sehr gute Stimmung im Z7 zusätzlich. Es war von der ersten
Sekunde an ein Siegeszug, der Seinesgleichen sucht, mit einer
Zeremonienmeisterin, die immer in Bewegung war, den Fans zulächelte,
sie animierte und anstachelte. Doro konnte auf eine eingespielte
Truppe bauen. Mit der Rhythmussektion spielt Doro schon seit den
neunziger Jahren zusammen. Das Duo Nick Douglas (Bass) und Johnny
Dee (Drums) ist eine feste Bank und gibt mit viel Power die Richtung
vor. Dabei steht Nick nur dann still, wenn er am
Mikrofon
seine Backingvocals singt. Ansonsten ist das Animal, der hinter der
Bühne eher schüchtern und zurückhaltend wirkt, kaum zu bändigen und
tobt wie ein wilder Tiger über die Bühne. Johnny kennt man von
seiner Zeit bei Britny Fox wie Waysted und hat von seiner Dynamik
nichts eingebüsst. Sein Spiel ist punktgenau und energisch. Dabei
wirbelt der Ami gerne mit seinen Sticks und bietet auch was für die
Augen. Der Italiener Luca Princiotta spielt seit 2008 bei Doro mit
und ist der liebenswürdige, wilde Gitarrist, der sich perfekt durch
die Songs spielt und traumhaft, wie auch sehr genau, die Solos
wiedergibt. Bas Maas, seit 2009 in Diensten von Doro, ist der Banger
vorm Herrn. Dies geht leider zu Lasten seiner musikalischen
Darbietung, bei der er sich immer wieder in den Solos verspielt. Ein
bisschen weniger Show (Propellerbangen bei «Für immer»?), dafür mehr
Gefühl und Technik in den Fingern, und er wäre mehr als nur perfekt.
Insgesamt aber ein Jammern auf hohen Level.
Die Metal-Lady
selber bot eine fantastische Show, wie immer! Zusammen mit dem
Fleisch gewordenen Warlock sang sie «The Night Of The Warlock»,
wurde bei den Songs von einer tollen Lichtshow unterstützt und hatte
immer wieder Funkenregen oder Feuerfontänen auf der Bühne.
Interessant auch, das von Debütalbum gleich drei Songs gespielt
wurden. Dass der Titeltrack «Burning The Witches» zum Standard
gehört, weiss mittlerweile jedes Kind, aber dass sich die Lady nun
auch wieder «Metal Racer» und die unter die Haut gehende Ballade
«Without You» zu Gemüte führt, ist ganz grosses Kino. «Love Me In
Black» wurde ebenso gespielt wie «Burn It Up», Songs die sonst auf
der Tour selten zum Einsatz kamen. Ansonsten dominierten die
bekannten Hits das Geschehen und trugen dazu bei, dass die Stimmung
keinen Abbruch fand. Ob nun «Für Immer» gespielt wurde oder das
schnelle «Revenge», spielte keine Rolle.
Dass Doro völlig im Element war merkte man auch daran, dass sie ihre
Ansagen immer wieder auf Englisch machte, anstelle sich ihrer
Muttersprache zu behelfen. Wie auch immer, die Fans lagen der
Metal-Queen zu Füssen und genossen, wie auch Doro und ihre Band, das
Konzert von der ersten bis zur letzten Sekunde. Mit der
Ausnahmenummer «All We Are» und dem damit verbundenen Mitsingpart
wurde der offizielle Part beendet. Der Zugabeblock wurde anhand von
Zurufen des Publikums gespielt und so erklang zuerst «True As Steel»
aus vergangenen Warlock-Tagen, bevor «Herzblut» gespielt wurde.
Speziell diese Nummer scheint im Pratteln immer wieder gern gehört
zu werden und zeigte nochmals die eher verletzliche und gefühlvolle
Seite der Düsseldorferin. Mit dem abschliessenden «Helden» liess
Doro die David Bowie Hymne «Heroes» mit deutschem Text wieder
aufleben. Welchen Tiefgang diese Nummer hat und welche
hoffnungsvolle Melancholie, zeigte die Band eindrücklich an diesem
Abend. Doro liess es sich auch nicht nehmen, vielen verstorbenen
Musikern zu danken wie Ronnie James Dio, Warrel Dane und
logischerweise auch Lemmy. Eigentlich wäre jetzt Schluss gewesen, aber das
Publikum wollte noch nicht nach Hause, und so versohlte Doro ihren
Fans mit «Hellbound» liebevoll den Allerwertesten.
Doro zu
sehen ist nach wie vor etwas ganz Grosses. Eine Geschichte, die ins
Herz geht und zeigt, dass Musiker alles für ihre Fans geben würden.
Dass sie noch Diverses von der Bühne aus signierte, gehört schon fast
zum guten Ton. Mit Doro live kann man nichts falsch machen, und ich
bin mir sicher, dass wir die Lady nächsten Dezember wieder im Z7
sehen werden. Ich werde dabei sein, denn Qualität hat einen Namen…
Doro Pesch!
Setliste: «Raise Your Fist In The Air», «I
Rule The Ruins», «Burning The Witches», «Fight For Rock», «The Night
Of The Warlock», «East Meets West», «Without You», «Metal Racer»,
«Revenge», «Für immer», «Earthshaker Rock/Drum solo Johnny
Dee/Earthshaker Rock», «We Are The Metalheads», «Love Me In Black»,
«Burn It Up», «Breaking The Law», «All We Are» - «True As Steel»,
«Herzblut», «Helden», «Hellbound»
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