Livereview: Doro - NullDB

14. Dezember 2017, Pratteln – Z7
By Tinu
Es ist schon fast eine Gewohnheit, dass sich Doro kurz vor dem Weihnachtsfest im Z7 blicken lässt. Dass die Düsseldorferin zu den Besten ihres Fachs gehört, ist so bekannt wie der rote Mantel des Weihnachtsmanns, und so liess die Metal-Lady auch in diesem Jahr nichts anbrennen. Das letzte Studioalbum «Raise Your Fist» erschien 2012, und seit diesem Werk hat die Queen Of Metal zigmal in Helvetien gespielt. Ohne ein neues Album im Gepäck, seit fünf Jahren, würde anderen Bands das Genick brechen. Die Doro-Fans sind aber sehr loyal, folgen der Deutschen auf Schritt und Tritt, und so konnte sich die Sängerin einer sehr grossen Besucheranzahl erfreuen. Die Stimmung war sehr gut, und obschon Doro einmal mehr leicht angeschlagen war, trumpfte sie gross auf, sang gewohnt souverän und war ein Energiebündel sondergleichen.

NullDB
Bevor aber die Hauptattraktion die Bühne besteig, mussten sich die Deutschen von NullDB beweisen. Was spielen die Herren denn nun? Schwer zu sagen, denn von Pur über Subway To Sally bis zu Rammstein ist so ziemlich alles zu hören. Was einerseits auf eine gute Reaktion schliessen lässt, liess zumindest in Pratteln viele offene Fragen zurück. Wieso musste sich der geneigte Doro-Fan dieser Band stellen? Sicher, das Dargebotene war nicht schlecht, aber für einen Support-Slot von Doro einfach nicht geeignet. Auch wenn Doro sich selber mal eine Zeit lang in eher moderneren Sounds versuchte und Alben wie «Machine II Machine» oder «Love Me In Black» für zwiegespaltene Reaktionen bei den Fans sorgten, passten NullDB gar nicht. Mit deutschen Texten versuchte sich der Vierer in die Herzen der Doro-Fans zu spielen. Ein gewisser Reaktionsmoment war auch zu vernehmen, aber der verstummte relativ schnell wieder. "Aufwachen Pratteln, die Hände nach oben", versuchte der singende Gitarrist Franky das Publikum zu mobilisieren, was aber nicht so recht zu gelingen schien. Auf eine gewisse Art war es frech und keck, was die Deutschen uns da präsentierten, aber auch gewagt, wenn man an den Mitsingpart von «Kinder des Zorns» denke, in welchem kurz die Warlock/Doro-Hymne «All We Are» angestimmt wurde. Als Opener für Rammstein, In Extremo, Saltatio Mortis oder Subway To Sally hätten NullDb sicher eine sehr gute Figur abgegeben. Bei Doro war es ein Support der nicht völlig unterging, aber wahrscheinlich nur den Wenigsten in Erinnerung blieb. Schade, wenn man so eine Band vorführt, da hätte es bedeutend bessere Supports gegeben. Ich denke da nur an Black Diamonds aus der Schweiz.

Doro
Dann lag es an der einzig wahren Metal-Queen, einmal mehr das Z7 im Sturm zu erobern. Anstelle von «I Rule The Ruins» und «East Meets West» fungierte dieses Mal «Raise Your Fist In The Air» als Opener. Schon zu Beginn flankierten Feuersäulen die Bühne und erwärmten die sehr gute Stimmung im Z7 zusätzlich. Es war von der ersten Sekunde an ein Siegeszug, der Seinesgleichen sucht, mit einer Zeremonienmeisterin, die immer in Bewegung war, den Fans zulächelte, sie animierte und anstachelte. Doro konnte auf eine eingespielte Truppe bauen. Mit der Rhythmussektion spielt Doro schon seit den neunziger Jahren zusammen. Das Duo Nick Douglas (Bass) und Johnny Dee (Drums) ist eine feste Bank und gibt mit viel Power die Richtung vor. Dabei steht Nick nur dann still, wenn er am Mikrofon seine Backingvocals singt. Ansonsten ist das Animal, der hinter der Bühne eher schüchtern und zurückhaltend wirkt, kaum zu bändigen und tobt wie ein wilder Tiger über die Bühne. Johnny kennt man von seiner Zeit bei Britny Fox wie Waysted und hat von seiner Dynamik nichts eingebüsst. Sein Spiel ist punktgenau und energisch. Dabei wirbelt der Ami gerne mit seinen Sticks und bietet auch was für die Augen. Der Italiener Luca Princiotta spielt seit 2008 bei Doro mit und ist der liebenswürdige, wilde Gitarrist, der sich perfekt durch die Songs spielt und traumhaft, wie auch sehr genau, die Solos wiedergibt. Bas Maas, seit 2009 in Diensten von Doro, ist der Banger vorm Herrn. Dies geht leider zu Lasten seiner musikalischen Darbietung, bei der er sich immer wieder in den Solos verspielt. Ein bisschen weniger Show (Propellerbangen bei «Für immer»?), dafür mehr Gefühl und Technik in den Fingern, und er wäre mehr als nur perfekt. Insgesamt aber ein Jammern auf hohen Level.

Die Metal-Lady selber bot eine fantastische Show, wie immer! Zusammen mit dem Fleisch gewordenen Warlock sang sie «The Night Of The Warlock», wurde bei den Songs von einer tollen Lichtshow unterstützt und hatte immer wieder Funkenregen oder Feuerfontänen auf der Bühne. Interessant auch, das von Debütalbum gleich drei Songs gespielt wurden. Dass der Titeltrack «Burning The Witches» zum Standard gehört, weiss mittlerweile jedes Kind, aber dass sich die Lady nun auch wieder «Metal Racer» und die unter die Haut gehende Ballade «Without You» zu Gemüte führt, ist ganz grosses Kino. «Love Me In Black» wurde ebenso gespielt wie «Burn It Up», Songs die sonst auf der Tour selten zum Einsatz kamen. Ansonsten dominierten die bekannten Hits das Geschehen und trugen dazu bei, dass die Stimmung keinen Abbruch fand. Ob nun «Für Immer» gespielt wurde oder das schnelle «Revenge», spielte keine Rolle.

Dass Doro völlig im Element war merkte man auch daran, dass sie ihre Ansagen immer wieder auf Englisch machte, anstelle sich ihrer Muttersprache zu behelfen. Wie auch immer, die Fans lagen der Metal-Queen zu Füssen und genossen, wie auch Doro und ihre Band, das Konzert von der ersten bis zur letzten Sekunde. Mit der Ausnahmenummer «All We Are» und dem damit verbundenen Mitsingpart wurde der offizielle Part beendet. Der Zugabeblock wurde anhand von Zurufen des Publikums gespielt und so erklang zuerst «True As Steel» aus vergangenen Warlock-Tagen, bevor «Herzblut» gespielt wurde. Speziell diese Nummer scheint im Pratteln immer wieder gern gehört zu werden und zeigte nochmals die eher verletzliche und gefühlvolle Seite der Düsseldorferin. Mit dem abschliessenden «Helden» liess Doro die David Bowie Hymne «Heroes» mit deutschem Text wieder aufleben. Welchen Tiefgang diese Nummer hat und welche hoffnungsvolle Melancholie, zeigte die Band eindrücklich an diesem Abend. Doro liess es sich auch nicht nehmen, vielen verstorbenen Musikern zu danken wie Ronnie James Dio, Warrel Dane und logischerweise auch Lemmy. Eigentlich wäre jetzt Schluss gewesen, aber das Publikum wollte noch nicht nach Hause, und so versohlte Doro ihren Fans mit «Hellbound» liebevoll den Allerwertesten.

Doro zu sehen ist nach wie vor etwas ganz Grosses. Eine Geschichte, die ins Herz geht und zeigt, dass Musiker alles für ihre Fans geben würden. Dass sie noch Diverses von der Bühne aus signierte, gehört schon fast zum guten Ton. Mit Doro live kann man nichts falsch machen, und ich bin mir sicher, dass wir die Lady nächsten Dezember wieder im Z7 sehen werden. Ich werde dabei sein, denn Qualität hat einen Namen… Doro Pesch!

Setliste: «Raise Your Fist In The Air», «I Rule The Ruins», «Burning The Witches», «Fight For Rock», «The Night Of The Warlock», «East Meets West», «Without You», «Metal Racer», «Revenge», «Für immer», «Earthshaker Rock/Drum solo Johnny Dee/Earthshaker Rock», «We Are The Metalheads», «Love Me In Black», «Burn It Up», «Breaking The Law», «All We Are» - «True As Steel», «Herzblut», «Helden», «Hellbound»