Sie wird von vielen als die Metal-Queen bezeichnet. Mag was
dran sein, eine Grösse im Metal ist Dorothee Pesch, welche als Doro
Pesch oder einfach nur Doro auftritt, auf jeden Fall. Eine loyale
Fangemeinde auch ausserhalb des deutschsprachigen Raumes spricht für
sich. Zuerst bekannt geworden durch die Band Warlock, etablierte sie
sich als Solokünstlerin und ihre Historie verzeichnet nebst einer
erfolgreichen Solo-Discographie auch zahlreiche starke Duette mit
dem "Who is who" der Rock- und Metalszene, etwa Lemmy Kilmister
(R.I.P.), Udo Dirkschneider, Saxon, Tarja, Scorpions oder Amon Amarth.
Weltweit wird sie als die Powerkanone schlechthin beschrieben. Da
darf ich mir den Auftritt in Solothurn, also beinahe zu Hause,
natürlich nicht entgehen lassen. Zur grossen Enttäuschung der Fans
gibt es heute kein Merch.
Recht früh schon ist die
erste Reihe besetzt, was ja irgendwie zu erwarten war. Einen
Fotograben sucht man vergebens. Mit der kleinen Körpergrösse leicht
suboptimal, aber lass uns mal das Beste daraus machen. Die Fans
sind bunt durchmischt, manche scheinen auf den ersten Blick gar
nicht zur Metalszene zu gehören. Enthusiastisch sind sowohl die
jüngeren Fans wie auch ein paar ältere Damen, die Doro fast wie ein
Vorbild betrachten.
No Sleep For Lucy
Bevor es aber mit der charismatischen Düsseldorferin losgeht,
bekommen wir schwedischen Arena Rock zu hören (ja, die Band
bezeichnet ihren Stil so). Die Stockholmer Band wirkt sehr
sympathisch, aber auch ein klein bisschen schüchtern. Der von der
Band gespielte "Arena Rock" dürfte von den meisten als Pop-Rock oder
Alt-Rock bezeichnet werden. Die Atmosphäre und der Sound klingen für
mich wie Coldplay mit etwas mehr Gitarre. Dies ist nicht wirklich
ein passender Opener für eine Grösse wie Doro, besonders
stilistisch. Wenn auch angenehm und in einem anderen Rahmen bestimmt
schön, ist diese Band heute leider etwas fehl am Platz.
Massentauglicher Pop-Rock mit Old School Hard Rock / Heavy Metal
beisst sich ein wenig. Nicht, dass Doro nicht eingängige Songs
singen würde, aber die Diskrepanz der "Leichtigkeit" ist zu gross.
Der Sound ist nett, aber ein wenig zu leicht, um wirklich abgehen zu
können. Das widerspiegelt sich beim vorwiegend der Metalszene
angehörenden Publikum, welches freundlich klatscht, aber nicht
wirklich überzeugt wirkt. Das Set scheint sich aufgrund der
kaum aufgedrehten Atmosphäre in die Länge zu ziehen. Teilweise der
Fluch einer Vorband, teilweise aber auch die Musik selber sind wohl
"schuld" daran. Der nette Frontsänger scheint teilweise auch die
Töne nicht zu treffen (Mutmassung!), was das Gesamterlebnis weiter
abschwächt. Alles in Allem war das Konzerterlebnis schön, jedoch
nicht wirklich nennenswert. Eine weitere Band, die wohl mehr an
ihrer Musik arbeiten muss, um anerkannt zu werden. Möglicherweise
wurde mein Eindruck aber auch durch die allgemeine Atmosphäre im
Raum beeinflusst, welche, nun ja, als gelangweilt zu bezeichnen
wäre. Schade um die sympathische Band, die jedoch wirklich für
andere Gruppen die bessere Opener-Wahl gewesen wäre.
Setliste: Bleeding - Moments - Mistake - Pride - Closure - Feel Alive
- Until The End - Don't Let Go - Going Down
DORO
Endlich, mit einer für Schweizer Verhältnisse relativ grossen
Verspätung wird die Bühne von der Band betreten, gefolgt von einer
gut gelaunten, energiegeladenen Doro, die sogleich strahlend das
Publikum zum Abgehen animiert. Eine natürliche, aber nicht
aufdringliche Authorität ausstrahlend geht sie von der ersten
Sekunde an auf 180 und das Publikum tut es ihr gleich.
Freudestrahlend und dankbar plaudert sie zwischen den Songs munter
und man merkt definitiv, es kommt von Herzen. Sie freut sich, für
Fans
spielen zu dürfen. Die Fans danken es mit fantastischer Laune,
singen mit und die Party steigt. Das Set wirkt recht kurz, die Zeit
vergeht wie im Fluge. Die Show beinhaltet wenig Eyecatcher, es geht
um Musik. Auch sehr schön. Zum dritten Song «Bastardos» kommt aber
ein lustiges Gerät zum Vorschein, ein riesiges Gewehr, welches
Rauch abschiesst. Doro ist nicht mehr die Allerjüngste, was man
ihrem Verhalten auf der Bühne aber definitiv nicht entnehmen kann.
Voller Power und in ihrem Element verloren gibt sie ihr Bestes,
verzaubert Jung und Alt im Raum. Immer wieder sieht man die
Energiebombe das Mikro ins Publikum halten und die Fans singen aus
voller Seele. Selbst mich "erwischt" es und offenbar stört bei guter
Laune niemanden, dass ich nicht gerade die schönste Stimme habe. Von
überall hört man bewundernde Worte, kommentare wie "diese Frau ist
einfach genial", "so 'ne geile Frau", etc. Die Publikumsnähe spielt da
bestimmt eine Rolle und die Wertschätzung der legendären Sängerin
gegenüber ihren Fans ist spürbar. Immer wieder sehe ich auch
deutlich ältere Semester, die voll hingerissen sind. Dieser Abend vergeht
leider viel zu schnell. Beim Encore lässt Doro die Fans die Lieder
bestimmen, doch leider ist nach zwei Songs schon Curfew, man sieht
ihr an, dass sie gerne noch ein weiteres Lied gesungen hätte. Gerne
wieder, liebe Doro!
Setliste: Raise Your Fist In The Air - I Rule The
Ruins - Bastardos - Blood, Sweat and Rock'n'Roll - Burning The
Witches - Fight For Rock - Soldier Of Metal - The Night Of The
Warlock - 1000 Years - It Cuts So Deep - Unholy Love - Metal Racer - Für
Immer - All For Metal - Drum Solo - All We Are Encore: Out Of
Control - Freunde fürs Leben
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