Es sollte eine Party mit drei
unterschiedlichen Rockbands werden. So jedenfalls werden es sich die
Organisatoren und der Headliner Dr. CranknStein vorgestellt haben.
Echte Rock’n’Roller fröhnen ihrer Musik schliesslich auch unter der
Woche gerne live! Tja, falsch gedacht. Jedenfalls war der
Publikumsaufmarsch an diesem Donnerstagabend mager, und
Partystimmung kam leider nur bei Crown Of Glory auf. An den Bands
hat’s definitiv nicht gelegen: Die legten sich nämlich trotz sehr
lichten Reihen sehr ins Zeug.
The Roadhouse Preachers
Den Reigen eröffneten The Roadhouse Preachers mit einer
interessanten Mischung aus ein wenig Punk, mehr Hard Rock und viel
Heavy Metal. Ihr Material hat durchaus Potential. An der
Bühnenpräsenz darf die vor sieben Jahren gegründete Band aber noch
feilen. Gitarrist Roman Eggel spielte ruhig seine Parts und verzog
nur bei den Soli seine Mimik, und auch der Bassist Andreas
Bätschmann spielte sehr konzentriert und ohne äussere Emotionen
seinen Teil. Ganz anders der langhaarige Sänger Stefan Specht:
Dieser litt regelrecht in den Liedern, liess sich treiben, fasste
sich wieder und zog damit alle Blicke auf sich. Auch der
Schlagzeuger Roger Gautschi ging gut mit, nur leider sah man ihn
hinter seinen Kesseln schlecht. In Zukunft sollte mindestens noch
einer der beiden Saitenakrobaten mehr mitgehen, um die harten Songs
auch optisch zu unterstützen, denn diese waren nicht ohne: „441“ ist
der perfekte Opener, der schon mal erreichte, dass die paar wenigen
Anwesenden nicht den Raum verliessen. Auch die Ballade „Friends &
Family“ wusste zu gefallen, während mit „… And The Enemy“ schon fast
punkige Töne angespielt wurden. Anschliessend kündete Sänger Specht
den Dreiteiler „Existence“ an, welcher eindrücklich zeigte, welche
Dynamik die Roadhouse Preachers in ihre Songs integrieren. Mit dem
Deep Purple-Klassiker „Black Night“ schlossen sie ein Konzert, das
sie durchaus für weitere Live-Aktivitäten empfielt.
Setlist: “441”, “Down On The Ground”, “Friends & Family”, “… And The
Enemy”, “Existence Part I”; “Existence Part II”; “Existence Part
III”; “It Never Ends”, “Black Night”
Crown Of Glory
Das ging aber schnell! Nach einem kleinen Schwatz mit Roadhouse
Preachers-Sänger Specht reichte die Zeit nicht mal, um ein Bier zu
holen denn schon stürmten Crown Of Glory auf die Bühne. Und das
spärliche Publikum liess sich von diesem Orkan gerne mitreissen. Im
Vergleich zur Vorband waren aber wesentlich mehr Leute anwesend, und
ich fragte mich ernsthaft, woher die plötzlich gekommen
waren.
Egal, denn mit „The Limit“ legte die top-motivierte Band schon mal
mächtig los, um anschliessend mit dem Raben zu fliegen: „Raven’s
Flight“ heisst die aktuelle Single, die uns die Wartezeit aufs neue
Album verkürzen soll. Wer so lange nicht warten möchte, kann sich
einige Songs bereits an den Konzerten anhören. Mit „Pathfinder“,
„Ikarus“, „Mirror Mirror“, „The Calling“ und natürlich „Raven’s
Flight“ war das Set entsprechend auf die noch heissen Eisen fixiert.
Nur die Gänsehaut-Ballade „Save Me“ wurde leider nicht gespielt. Die
mehrheitlich aus Luzernern bestehenden Crown Of Glory freuten sich
über ihr Heimspiel. Sänger Heinz unterhielt das Publikum nicht nur
mit seinem engagierten Stageacting, sondern auch zwischen den Songs
mit belangvollem und manchmal auch belanglosem Gerede. Bei der
Zugabe „Keep The Flame“ fühlte man sich dann wie an einer kleinen
Metalparty. Crown Of Glory bestätigten damit eindrücklich den
Status, den sie haben und empfehlen sich definitiv für höhere
Aufgaben.
Setlist: “The Limit”, “Raven’s Flight”, “Pathfinder”, “Salvation”,
“Ikarus”, “Spirit”, “Mirror Mirror”, “The Calling”, “Keep The Flame”
Dr. CranknStein
Mit dem, was nun geschah, hatte ich nicht gerechnet: Erwartet hatte
ich, dass nach der tollen Leistung von Crown Of Glory das gut
eingestimmte Publikum bei Dr. CranknStein noch mehr abgehen würde.
Dem war aber nicht so, und so tummelten sich beim mit einem Schrei
eingeleiteten Opener „Boom Boom“ nur noch eine Handvoll Personen vor
der Bühne. Das Publikum von Crown Of Glory war genauso plötzlich
verschwunden wie es gekommen war. Schade, denn was die drei Rocker
aus Luzern, Zug und Zürich zeigten, konnte sich mehr als sehen und
hören lassen. Kern des Geschehens
war der beleibte, dunkelhäutige Sänger und Gitarrist Eliot Chambers:
Er lebte den Rock’n’Roll mit jedem Kilo und vollem Einsatz, schnitt
Grimassen und schaffte es gleichzeitig, die ganze Zeit über zu
strahlen. Stellt euch einfach „School of Rock“-Hauptdarsteller Jack
Black vor und ihr wisst, was ich meine. Dagegen wirkten seine
Mitstreiter am Schlagzeug und am Bass wie lahme Schäfchen, die aber
mit ihrer Rhythmusmaschine ähnlich wie bei AC/DC das Parkett für den
wilden Tanz des verrückten Meisters bildeten. Apropos AC/DC: So weit
weg ist deren Spirit und Sound von Dr. CranknStein gar nicht. Lieder
wie „Hard Grind“, „Dead Man“ oder „Coke And Gin“ sind räudige
Bastarde aus Blues, Hard Rock und Rock’n’Roll. Zwischendurch stieg
dann mitten in einem Song die Gitarre aus, womit das Publikum kurz
in Genuss von Bass und Schlagzeug kam, was sehr geil war. Insgesamt
wirkte das reguläre Set zwar musikalisch ein wenig gleichförmig, das
trübte aber den Spass an der Sache nicht weiter. Mit „Bang Your Head“
wurde das Konzert gegen Schluss sogar in Richtung Heavy Metal
verschoben. Bassist Steve Schiegg setzte sich dazu einen lustigen
Hut auf und unterstrich damit die positive Energie, die einem von
der Bühne in den Saal entgegenstrahlte. Danach war erst mal Schicht
im Schacht, und eine Zugabe wurde wirklich nicht erwartet. Das
Häufchen Publikum, das noch im Wesentlichen aus den Roadhouse
Preacher-Musikern, mir und zwei, drei Verwirrten bestand, holte Dr.
CranknStein aber doch nochmals auf die Bühne. Sänger Eliot freute
und bedankte sich herzlich für die Unterstützung. Nach drei weiteren
Nummern, darunter das Mötley Crüe-Cover „Kick Start My Heart“, ging
dann ein Konzertabend zu Ende, bei dem man sich fragen darf, wie das
Ganze an einem Freitag oder Samstag gewesen wäre. Auf einen neuen
Versuch, und bis zum nächsten Mal!
Setlist: “Boom Boom”, “Stuck”, “No Complaints”, “I Love You”,
“Things…”, “Hard Grind”, “Dead Man”, “Coke And Gin”, “Smokin Sucks”,
“Las Vegas”, “Swiss Tall”, “Bang Your Head”, “Rock Is Not Dead”,
“Whiskey”, “Wilde Side”, Kick Start My Heart”
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