Nach Nicke Borg (Nicke Borg Homeland) veröffentlichte nun auch
Dregen endlich sein Soloprojekt, worauf seine Fans schon sehnsüchtig
gewartet haben. Zusammen mit Imperial State Electric tourt er nun
durch Europa, ein besonderer Leckerbissen vor allem für Anhänger der
Hellacopters. Eher bescheiden im kleinen Komplex Klub, dafür umso
lauter bescherte die schwedische Hammerkombo allen Besuchern nebst
einem fetten Tinnitus auch eine überzeugende Show, inklusive T-Rex
auf der Bühne (das Urzeitviech mit den kurzen Armen). Erwartungen
wurden - trotz kleinerer Patzer mit Gitarrensaiten und streikenden
Amps - nicht nur erfüllt sondern teilweise bestimmt übertroffen.
Imperial State Electric
Eine, eher Fans der Hellacopters bekannte, Band aus (woher
sonst...) Schweden. Aus dem eigentlich geplanten Soloprojekt von
Nicke Andersson (Gründungsmitglied, zusammen mit Dregen, der
Hellacopters) wurde Imperial State Electric. Ein Name, den sich die
wenigsten merken können, dafür ist der Sound einprägend, ebenso der
Pornobalken des Bassisten. Die jahrelange Bühnenerfahrung der Band
war deutlich spürbar, kaum Patzer und Jünger der guten alten
Schwedenmucke kamen voll auf ihre Kosten, denn Andersson blieb dem
musikalischen Konzept der Vorgängerband treu. Wozu auch das Rad neu
erfinden wollen, wenn Altbewährtes die Masse noch immer zum rocken
und mitsingen animiert? Eine Band mit garantiertem
Unterhaltungswert, zwei talentierten Sängern und geballtem Charisma. Dregen versprach in Interviews, dass man seine Buddies nach der Tour
auch ausserhalb von Schweden kennen wird und damit könnte er Recht
behalten! Abgesehen, dass die Vocalabmischung ehrlichgesagt
teilweise echt Käse war (Leadvocals oft kaum hörbar), haben Imperial
State Electric als Supportband überzeugt und es bleibt zu hoffen,
dass wir noch mehr von dieser Konstelation hören werden.
Dregen
Was Nicke Borg kann, kann ich schon lange! Jedenfalls könnte man
denken, dass sich Dregen so etwas gedacht haben könnte - und er lag
richtig! Nachdem er jahrelang 'nur' Saitenzupfer in erfolgreichen
Bands war (The Hellacopters, Backyard Babies und Michael Monroe)
veröffentlichte er dieses Jahr sein Debutalbum, nach
krankheitsbedingtem Haarverlust, einer frischgepressten Biographie
und Geburt seines Sohnes machte er sich auf die Socken um zu
beweisen, dass Dregen auch alleine überzeugen kann.
Hyperaktiv wie
in alten Zeiten sprintete und hüpfte der kurlige Schwede von einem
Bühnenende zum anderen, zwar keine Kunst auf der kleinen Klubstage,
aber dennoch eindrücklich. Selbst technische Probleme mit Gitarre
oder Bass hielten ihn und seine Band nicht davon ab, das Publikum
mit den Songs seines Soloalbums mitzureissen. Es schien, als kenne
jeder Besucher die Texte in und auswending, was die Stimmung im
ehemaligen Striplocal nur zum überschäumen brachte. Technische
Probleme sind zwar immer ein kleiner Stich für Musiker und Anhänger,
werden aber schnell verziehen, wenn das Kompletpaket stimmt - was im
Komplex Klub der Fall war. Der Schwede bewies an diesem Abend, dass
sich sein Bandkumpel der Backyard Babies, Nicke Borg, warm anziehen
kann: Dregens rauchige Stimme (überrascht nicht bei dem
Zigarettenkonsum auf der Bühne) überzeugte ohne Frage, obwohl es
teilweise auffiel, dass singen und gleichzeitiges Saitenschreddern
doch neues Terrain für ihn ist - von Backing Vocals einmal
abgesehen. Auch Gitarrenfetischisten kamen voll auf ihre Kosten,
seine Gibson ES-335 mit herrlicher Customverzierung war einfach nur
eine Augenweide ebenso ihr Klang bei ausgedehnten Solos. Ausgedehnte
Solos sind sowieso so eine Sache, aber an einem Konzert von Dregen
ist es ein Obligatorium und somit verziehen. Fans die ein Backyard
Babies Revival erwartet hatten waren definitiv falsch am Platz, bis
auf eine kleine Geschmacksprobe am Schluss war es einhunderprozentig
Dregen an diesem Abend, okay bis auf die Zugabe. Nicke Andersson gab
sich noch einmal die Ehre die Bühne zu betreten, der guten alten
Zeiten Willen, und rockte zusammen mit Dregen, der mittlerweile an
ein vor Schweiss tropfendes, hyperaktives Eichhörnchen erinnerte, in
guter alter Copters-Manier den letzten Song. Fazit: Dregen kann es
auch alleine und sein Debutalbum bleibt hoffentlich nicht sein
letztes, genauso wie diese Tour - trotz verhärtenden Gerüchten, dass
die Backyard Babies aus ihrer Schaffenspause zurückkehren werden.
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