Doppelte Irish Power? Hallo! Zwei der bekanntesten Vertreter
der Grünen Insel zusammen an einem Abend? Na wenn das kein Grund
ist, einen Abstecher nach Zürich zu machen!
Glen Matlock
Eine Ankündigung, die Hoffnungen erweckt, Glen Matlock wird vor dem
Auftritt als Gründungsmitglied der legendären Sex Pistols
vorgestellt, beinahe ehrfürchtig wird die Atmosphäre im Raum.
Bewaffnet mit einer akustischen Konzertgitarre betritt der
sympathische Senior die Bühne und schmettert ein Liedchen nach dem
anderen. Etwas perplex frage ich mich, weshalb er dabei ist. Was wir
zu Hören bekommen ist weder punkig, noch rockig, noch sonst
irgendwie aufputschend, einfach ein (bitte nicht böse nehmen, Mr.
Matlock) gewöhnliches Liedchen, die folgenden Stücke sind nicht viel
interessanter. Ganz süss und nett ist es auf jeden Fall, die höchst
freundliche Ausstrahlung des Briten erntet viele Sympathiepunkte.
Dennoch passt dieser Auftritt nicht so ganz zu denen der zwei
Headliner. Der "Spuk" ist aber glücklicherweise recht schnell
vorbei, denn kaum bin ich aus der Halle raus, schon scheint es
wenige Minuten später Umbauzeit zu sein. Nett, aber muss man nicht
haben, nicht an einem solchen Abend.
Flogging Molly
Endlich betritt die irsch-amerikanische Truppe die Bühne. Ihr
legendärer Mix aus Folk-, Punk und Rock war zumindest in meinen
Kreisen eine ganze Weile lang ein echter Geheimtipp. Neugierig auf
den Liveauftritt stelle ich zufrieden fest, dass meine Erwartungen
übertroffen wurden. Mit Guinness in der Hand kommt der
ultrasympathische Ire Dave King auf die Bühne und vesprüht mit
seiner blossen Anwesenheit gute Laune - als wäre die Atmosphäre
nicht schon gut genug, so toppt seine Person dies bereits mehrfach.
Gefolgt vom Rest der Band legen sich alle gleich ins Zeug und das
Fotografieren wird zur Herausforderung, der Hüftschwung kommt
automatisch und ist nicht zu bremsen. Das Publikum scheint
wahrhaftig durchzudrehen, doch mit meiner bescheidenen Körpergrösse
kann ich es in der Masse nicht sehen. Metalheads und andere
Gestalten scheinen von der charismatischen Band gleichermassen
angetan zu sein. Irische Folksmusik an sich ist halt eben schon
ziemlich Rock n' Roll! Der Mix ist geradezu perfekt,
das Publikum
dankt es mit erschöpfendem Mitgrölen und Mithüpfen. Die Hitze im
Raum scheint schon jetzt an der Obergrenze zu liegen, dabei hat der
Abend erst begonnen. Lied um Lied feuert die Band das Volk weiter
an. Auf die Uhr habe ich nicht geschaut, aber die Zeit scheint wie
im Fluge vergangen zu sein. Etwa in der Mitte des Auftrittes wagte
ich mich ganz nach hinten und bemerkte voller freudiger
Überraschung, dass auch die letzten Reihen in der ausverkauften
Samsung Hall Party machten. Normalerweise (fast schon klischeehaft)
ist hinten wenig bis nichts los, da dort meistens "die ruhigen Leute
abhängen". Diesmal aber weit verfehlt; hinten ist, zwar nicht so
krass wie weiter vorne, aber dennoch eine ziemliche Party. Auch wenn
man von ganz hinten gar nichts mehr sieht, so kann ich durch
vereinzelte Handys was erhaschen und bin überzeugt, dass vorne das
wahre Inferno herrscht. Es besteht definitiv Wiederholungsbedarf.
Dropkick Murphys Auch diese Gruppe ist
irisch-amerikanisch. Ihre Mischung beinhaltet nebst Folk und Rock
auch Hardcore Punk, es darf also erwartet werden, dass im wilden
Publikum noch ein Zacken zugelegt wird. Mann, ist das heiss! Die
Meute tobt, die Atmosphäre könnte nicht besser sein. Der nette Al
Barr geht schon zu Beginn ganz nahe ans Publikum ran und verteilt
vor guter Laune sprühend Fistbumps. Ehrlich gesagt merke ich nicht
so viel vom Aufrtitt, ausser, dass alles ganz wild zugeht. Das
Gesamte ist leicht überfordernd, während ich versuche, gute Bilder
zu machen und meinen wiederum automatisch eingesetzten Hüftschwung
zu unterdrücken - der ist beim Fotografieren nämlich nicht sehr
förderlich, besonders, wenn wir so viele Fotografen im Pit sind.
Nach einer Verschnaufpause im Foyer (diese Hitze!) gehe ich erneut
nach hinten, wo die Party noch härter zugeht als vorhin bei Flogging
Molly. Erstaunt über mich selber entdecke ich, dass ich einen
ziemlich aggressiven Hüftschwung draufhabe, wenn die richtige Musik
spielt. Normalerweise wird an Konzerten eher die Nackenmuskulatur
aktiviert. Nanu, gut gelaunt feiere ich mit und bekomme nicht viel
von der "Schlacht" da vorne mit. Gemäss einer Frau, die recht
erschöpft rauskam, als ich verschnaufte,
ging es recht "übel" zu.
Etwa ein Traum-Moshpit? Wieder einmal verdanke ich meiner
Körpergrösse einen Mangel an Informationen. Dennoch, in den Pit
drücken mag ich micht nicht, ich tanze lieber meine Seele aus dem
Körper, während um mich herum ein paar Zentimenter Platz bleiben.
Auch dieses Set vergeht wie im Fluge, und obschon ich vor lauter
Energie irgendwie nicht sehr viel mitbekommen habe und mir nur dank
dem Handymeer ein Bild davon machen konnte, wie es gegen Ende
aussah, so ist für mich eines klar: diese Band wird wieder live
angesehen!
Setlist: Intro (If The Kids Are United) - The Boys
Are Back - I Had A Hat - The State Of Massachusetts - Sunday
Hardcore Matinee - Blood - Black Velvet Band - Buried Alive - The
Legend Of Finn MacCumhail - Gonna Be A Blackout Night - The
Warrior's Code - The Auld Triangle - Jimmy Collin's Wake -
Prisoner's Song - Rose Tattoo - Captain Kelly's Kitchen - Folsom
Prison Blues (Johnny Cash Cover) - Going Out In Style - Curse Of A
Fallen Soul - The Hardest Mile - Caught In A Jar - Johnny, I Hardly
Knew Ya - Shipping Up To Boston - Zugaben: Out Of Our Heads - Until
The Next Time
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