Livereview: Dropkick Murphys - Flogging Molly - Glen Matlock

13. Februar 2018, Zürich - Halle 622
By Mona M.
Doppelte Irish Power? Hallo! Zwei der bekanntesten Vertreter der Grünen Insel zusammen an einem Abend? Na wenn das kein Grund ist, einen Abstecher nach Zürich zu machen!

Glen Matlock

Eine Ankündigung, die Hoffnungen erweckt, Glen Matlock wird vor dem Auftritt als Gründungsmitglied der legendären Sex Pistols vorgestellt, beinahe ehrfürchtig wird die Atmosphäre im Raum. Bewaffnet mit einer akustischen Konzertgitarre betritt der sympathische Senior die Bühne und schmettert ein Liedchen nach dem anderen. Etwas perplex frage ich mich, weshalb er dabei ist. Was wir zu Hören bekommen ist weder punkig, noch rockig, noch sonst irgendwie aufputschend, einfach ein (bitte nicht böse nehmen, Mr. Matlock) gewöhnliches Liedchen, die folgenden Stücke sind nicht viel interessanter. Ganz süss und nett ist es auf jeden Fall, die höchst freundliche Ausstrahlung des Briten erntet viele Sympathiepunkte. Dennoch passt dieser Auftritt nicht so ganz zu denen der zwei Headliner. Der "Spuk" ist aber glücklicherweise recht schnell vorbei, denn kaum bin ich aus der Halle raus, schon scheint es wenige Minuten später Umbauzeit zu sein. Nett, aber muss man nicht haben, nicht an einem solchen Abend.

Flogging Molly
Endlich betritt die irsch-amerikanische Truppe die Bühne. Ihr legendärer Mix aus Folk-, Punk und Rock war zumindest in meinen Kreisen eine ganze Weile lang ein echter Geheimtipp. Neugierig auf den Liveauftritt stelle ich zufrieden fest, dass meine Erwartungen übertroffen wurden. Mit Guinness in der Hand kommt der ultrasympathische Ire Dave King auf die Bühne und vesprüht mit seiner blossen Anwesenheit gute Laune - als wäre die Atmosphäre nicht schon gut genug, so toppt seine Person dies bereits mehrfach. Gefolgt vom Rest der Band legen sich alle gleich ins Zeug und das Fotografieren wird zur Herausforderung, der Hüftschwung kommt automatisch und ist nicht zu bremsen. Das Publikum scheint wahrhaftig durchzudrehen, doch mit meiner bescheidenen Körpergrösse kann ich es in der Masse nicht sehen. Metalheads und andere Gestalten scheinen von der charismatischen Band gleichermassen angetan zu sein. Irische Folksmusik an sich ist halt eben schon ziemlich Rock n' Roll! Der Mix ist geradezu perfekt, das Publikum dankt es mit erschöpfendem Mitgrölen und Mithüpfen. Die Hitze im Raum scheint schon jetzt an der Obergrenze zu liegen, dabei hat der Abend erst begonnen. Lied um Lied feuert die Band das Volk weiter an. Auf die Uhr habe ich nicht geschaut, aber die Zeit scheint wie im Fluge vergangen zu sein. Etwa in der Mitte des Auftrittes wagte ich mich ganz nach hinten und bemerkte voller freudiger Überraschung, dass auch die letzten Reihen in der ausverkauften Samsung Hall Party machten. Normalerweise (fast schon klischeehaft) ist hinten wenig bis nichts los, da dort meistens "die ruhigen Leute abhängen". Diesmal aber weit verfehlt; hinten ist, zwar nicht so krass wie weiter vorne, aber dennoch eine ziemliche Party. Auch wenn man von ganz hinten gar nichts mehr sieht, so kann ich durch vereinzelte Handys was erhaschen und bin überzeugt, dass vorne das wahre Inferno herrscht. Es besteht definitiv Wiederholungsbedarf.


Dropkick Murphys
Auch diese Gruppe ist irisch-amerikanisch. Ihre Mischung beinhaltet nebst Folk und Rock auch Hardcore Punk, es darf also erwartet werden, dass im wilden Publikum noch ein Zacken zugelegt wird. Mann, ist das heiss! Die Meute tobt, die Atmosphäre könnte nicht besser sein. Der nette Al Barr geht schon zu Beginn ganz nahe ans Publikum ran und verteilt vor guter Laune sprühend Fistbumps. Ehrlich gesagt merke ich nicht so viel vom Aufrtitt, ausser, dass alles ganz wild zugeht. Das Gesamte ist leicht überfordernd, während ich versuche, gute Bilder zu machen und meinen wiederum automatisch eingesetzten Hüftschwung zu unterdrücken - der ist beim Fotografieren nämlich nicht sehr förderlich, besonders, wenn wir so viele Fotografen im Pit sind. Nach einer Verschnaufpause im Foyer (diese Hitze!) gehe ich erneut nach hinten, wo die Party noch härter zugeht als vorhin bei Flogging Molly. Erstaunt über mich selber entdecke ich, dass ich einen ziemlich aggressiven Hüftschwung draufhabe, wenn die richtige Musik spielt. Normalerweise wird an Konzerten eher die Nackenmuskulatur aktiviert. Nanu, gut gelaunt feiere ich mit und bekomme nicht viel von der "Schlacht" da vorne mit. Gemäss einer Frau, die recht erschöpft rauskam, als ich verschnaufte, ging es recht "übel" zu. Etwa ein Traum-Moshpit? Wieder einmal verdanke ich meiner Körpergrösse einen Mangel an Informationen. Dennoch, in den Pit drücken mag ich micht nicht, ich tanze lieber meine Seele aus dem Körper, während um mich herum ein paar Zentimenter Platz bleiben. Auch dieses Set vergeht wie im Fluge, und obschon ich vor lauter Energie irgendwie nicht sehr viel mitbekommen habe und mir nur dank dem Handymeer ein Bild davon machen konnte, wie es gegen Ende aussah, so ist für mich eines klar: diese Band wird wieder live angesehen!

Setlist: Intro (If The Kids Are United) - The Boys Are Back - I Had A Hat - The State Of Massachusetts - Sunday Hardcore Matinee - Blood - Black Velvet Band - Buried Alive - The Legend Of Finn MacCumhail - Gonna Be A Blackout Night - The Warrior's Code - The Auld Triangle - Jimmy Collin's Wake - Prisoner's Song - Rose Tattoo - Captain Kelly's Kitchen - Folsom Prison Blues (Johnny Cash Cover) - Going Out In Style - Curse Of A Fallen Soul - The Hardest Mile - Caught In A Jar - Johnny, I Hardly Knew Ya - Shipping Up To Boston - Zugaben: Out Of Our Heads - Until The Next Time