Am 23. Juni fand in Basel das Festival "Earshakerday" statt. Die
Organisatoren gaben sich Mühe und versammelten für das eintägige
Spektakel sowohl Stars der harten Musik als auch Vertreter des
alternativen Genres. Deswegen gab es zwei Spielflächen: Auf der
ersten, hauptsächlich – die grossen Bühne der St. Jakobshalle –
wurden die Auftritte von Vertretern der Rock-, Metal- und
Metalcore-Fraktion abgehalten, wie zum Beispiel Black Stone Cherry,
Children Of Bodom, Lamb Of God, Machine Head, Killswitch Engage und
viele andere. Die zweite Bühne in einem anderen Saal, war für die Vertreter der
alternativen Strömungen. In erster Linie waren das verschiedene
Varianten des Hardcore-Genres (Cancer Bats, Sick Of It All) und
Post/HardCore (Eyes Set To Kill). Gothic Metal wurde durch Lacuna
Coil und die Koryphäe des Genres, Doom/Gothic Metal, die legendären
Paradise Lost, vertreten. Die Anwesenheit von Ugly Kid Joe, die
Funk/Hard Rock spielten, hat dagegen verwundert. Ausserdem traten auf der
zweiten Spielstätte die Vertreter der extremen Strömungen auf:
Soulfly, Skeletonwitch sowie Napalm Death.
Der Auftritt der Metalcore-Band aus Boston,
Unearth, begann
planmässig und pünktlich um 13.10 Uhr. Die Gruppe ist unter den
Liebhabern von diesem Genre ziemlich bekannt. Der Auftritt war sehr
zündend und das Publikum, das sich zu der doch recht frühen Uhrzeit
versammelte, wurde für die nachfolgenden Bands aufgewärmt. Es war klar, dass
die Gruppen für das Festival ihre bedeutenden Lieder auswählen werden. Unearth
waren da keine Ausnahme. Am Ende sangen sie den Hit »My Will Be Done”
und verliessen die Bühne.
Auf der zweiten Bühne war währenddessen der Auftritt der Hardcore/Punk
Band < Your Demise in vollem Gang. Unter anderem hatte der
Bassgitarrist einen ledernen Helm an, wie ein Flieger, mit
Schutzklappen auf den Ohren, und der Sänger, der Bühnenkilometer
sammelte wie nichts, hatte eine gestreifte, gelbe-braune Jacke an
und sah deswegen wie eine Hummel aus.
Danach kamen die Cancer Bats an die Reihe. Die Besonderheit der
Gruppe besteht darin, dass sie erfolgreich modernen Hardcore mit
Retromusik von Refused, Black Flag, Down und sogar Led Zeppelin und
Motörhead vereinigt. In diesem Jahr veröffentlichte die Gruppe ihr
drittes Album «Dead Set On Living». Es wurden einige Lieder aus
diesem Album gesungen, darunter auch das düstere «Bastards». Die Gruppe
besteht aus talentierten und sehr auffälligen Musikern. Es ist sehr
schwer jemanden zu wählen, aber vor allem war es interessant, das
Spiel des Gitarristen Mike «Bear» und Bassgitarristen Jaye «Bones»
zu betrachten, die für den saftigen und schmutzigen Klang
verantwortlich waren. Es stellte sich heraus, dass der Sänger Liam «Scraps»
nicht einmal Platz am Mikrofon nahm. Während des Auftritts der
Cancer Bats organisierte der aktive Teil der Crew eine «Attraktion»
– Kanurudern – in der Mitte der Saals. Einige Leute spielten vor,
als ob die hintereinander mit Ruder in der Hand in einem Boot
sitzen.
Die nächste Gruppe auf dieser Bühne war Vale Tudo
>. Sie spielten eine
interessante Mischung aus Hardcore und Lounge und kamen aus Zürich,
deswegen wurden die Landsleute mit Begeisterung aufgenommen. Und
nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Musiker der Cancer Bats
blieben in der Nähe der Bühne, um die Kollegen aus der Schweiz zu
unterstützen. Zwei Sänger waren auf der Bühne, das Eigenheit der Band,
einer davon war Vinny Tudo – ein Mensch, der ein Bulldoggenkostüm
trug – ein full contact Kämpfer, da aus dem portugiesischen der Name
der Band als "everything allowed" übersetzt wird.
Und in dieser Zeit beendete Sebastian Bach
seinen Auftritt auf der Hauptbühne, die lebende Legende der Glam Rock- und
Heavy Metal-Musik. Der Raum wurde mit dem Klang von Rock’n‘Roll
ausgefüllt, und der Sänger nahm verschiedene Posen mit dem Mikrophon ein.
Aber Sebastian war nicht zufrieden damit, wie lahm sich das Publikum
verhielt. Doch er machte das Beste daraus und der Auftritt war soweit
ganz gut.
Nach dem Ende des Auftritts des launischen Stars blieben alle
Fotografen vor der Bühne, da die nächste Band
< Black Stone Cherry
sein sollten, die ersten im modernen Southern\Hard Rock, die die
Traditionen von Lynyrd Skynyrd bewahren. Leider gab es eine
unerwartete 20-Minuten-Pause, aber danach ging es sofort weiter. Der
Sänger und Gitarrist Chris Robertson hatte nicht nur ein
auffallendes Solo auf Gitarre gespielt, sondern arbeitete auch aktiv
mit dem Publikum, das mit Begeisterung die leichten und einprägsamen
Refrains mitsang. «Hey! Hey! Hey!» hörte man aus dem Saal,
wenn Chris mit entsprechenden Gesten zeigte, dass er das Publikum hören
wollte. Am Ende machten die Musiker die so genannte Gitarrenwand –
Gitarrist und Bassist standen in einer Linie und spielten eine Jam-Session.
Auf der Hauptbühne sollte danach eine der technischsten Gruppen im
Metalcore-Genre, August Burns Red,
auftreten, und in der kleinen Halle warteten die Fans auf die interessante
Post/HardCore-Band Eyes Set To Kill mit dem weiblichen Gitarrenduett
der Schwestern Alexia und Anissa Rodriguez. Alexia spielte Gitarre und
Anissa Bassgitarre. Die Vocalparts wurden von Cisko Miranda gesungen.
Übrigens, in der Gruppe singen fast alle. Auf jeden Fall wurde Cisko oft von den
sicheren Stimmen der Mädels begleitet. Aber die Jungs von August
Burns Red auf der Hauptbühne stellten einen Wettbewerb gegenüber den
Mädchen aus Eyes Set To Kill dar, was die Wahl der Bühne zur Qual
machte.
Danach gab es eine Pause auf beiden Bühnen, anschliessend spielten dort
Axe Wound >
welche einige Plakate mit schwarzen Pentagrammen aufgestellt hatten.
Auf den grösseren Plakaten wurde ein Wesen dargestellt, das einem
schwarzen Engel mit jammerndem Gesicht und gesenkten Flügeln
ähnlich war. Danach betraten die Musiker von Axe Wound die Bühne.
Und ich sah wieder den unermüdlichen Sänger Liam «Scraps» der Cancer
Bats neben dem Gitarristen und Leader der bekannten Band Bullet
For My Valentine, Matthew Tuck! Es stellte sich heraus, dass Axe
Wound ein Side Project von Matthew Tuck ist, dessen Erstauftritt im
Mai dieses Jahres stattfand. Die Jungen spielten das melodische und
gleichzeitig harte und düstere Material meisterhaft. Besonders
einprägsam waren die schönen Gitarrensoli von Mike Kingswood
(Glamour Of The Kill).
Danach ging es zurück zur Hauptbühne, auf welcher
Devil Driver
einige Lieder aus ihrem Album aus dem Jahre 2007,«The Last Kind
Words», spielten, unter anderem «Horn Of Betrayal» und «Head On To
Heartache». Dazu kamen noch neuere Lieder, wie zum Beispiel, «Dead
To The Rights» aus dem Album «Beast» aus dem Jahre 2011. Und auf der
Bühne herrschte der charismatische Sänger Bradley "Dez" Fafara, der
von scharfen Screams bis hin zu heftigem Growling zu wechseln vermochte.
Auf der zweiten Bühne machten sich nun die Italiener
< Lacuna Coil an
ihren Auftritt. Alle Bandmitglieder hatten die selbe Uniform an und
bewirkten dadurch, dass der Auftritt eine homogene Grundstimmung in
sich trug. Auch war deutlich zu erkennen, dass die Band sowohl Spass
am Auftritt hatte und gleichzeitig ihre Sache ernst und gewissenhaft
durchzog.
Währenddessen wurde der Auftritt von Black Label Society
> erwartet,
was ziemlich lange dauerte. Endlich gesellte sich zum mit Schädeln behangenen
Mikrophon der Leader der Band, Zakk Wylde. Er trug eine indianisch
wirkende Kopfbedeckung und hielt die berühmte, gestreifte Gitarre
«Bullseye» Gibson Rying V in seinen Händen. Aber bald hatte er
diesen "Kranz» mit Federn" weggeschmissen, da er es eher bevorzugte,
sich aktiv zu bewegen, als still am Mikrophon zu stehen. Der Auftritt
von Black Label Society war lang, und währenddessen spielte die
Hardcore-Band Sick Of It All auf der Nebenbühne. So war es für die
Zuhörer, welche beide Bands favorisierten, ein ständiges hin- und
herpendeln. Black Label Society wussten allerdings ihre Anhängerschaft
zu motivieren und spielten auch gerne mal ein fünf Minuten andauerndes
Solo.
Amon Amarth hatten ein relativ
lockeres Spiel vor vollen Rängen, welches sie dann auch gerne mal
ausnutzten, um kleinere Spielchen mit dem Publikum zu veranstalten.
So zum Beispiel, dass sich die Fans in zwei Gruppen aufteilten,
welche dann volle Kanne auf sich zu rannten und zusammenprallten.
Im Hintergrund waren diverse Runenflaggen zu sehen, welche der
Stimmung zuträglich waren. Die Band spielte unter anderem die
Songs «War Of The Gods», «Death In Fire» und als Abschluss
«Guardians Of Asgaard».
Nachdem die Wikinger die Bühne verlassen hatten, ging man dazu über,
sie für den kommenden Auftritt der Melodic/Death Metal-Truppe
<
Children Of Bodom vorzubereiten. Im Stil des aktuellen
Album-Covers «Holiday At Lake Bodom» wurde die Bühne gestaltet,
ebenso kam auch die alte Karre zum Einsatz, welche mit blinkender
Lichtanlage die Show untermalte, ebenso die Flags mit dem
bekannten COBHC-Logo sowie den Spielkarten-Abbildungen. Das
Arbeitsgerät des Keyboarders Janne "Warman" Wirman war dem Publikum
zugewandt, damit man sein Spiel mitverfolgen konnte.
Ugly Kid Joe brachten ihren Mix
aus Hard Rock und Funk Metal mit grossem Enthusiasmus unter die Leute,
welcher wohl nur bei den Red Hot Chili Peppers wieder gefunden
werden könnte. Sänger Whitfried kam im Roboter-Stechschritt auf
die Bühne gestakst und forderte das Publikum während des Auftritts
auf, seine geschrieenen Ansagen zu wiederholen.
Als erster Headliner des Abends traten dann
Killswitch Engage auf
die Bretter, und in Anbetracht ihrer Leistungen der letzten
Jahre ist festzuhalten, dass sie die neuere Generation des Heavy
Metal nachhaltig geprägt haben – nicht zuletzt mit ihrem Debüt
«Alive Or Just Breathing». Demzufolge war die Bühne dann auch in
Rot und Weiss gekleidet, und die Band gab ihr Bestes, besonders
der bärtige Drummer sowie der clean singende Bassist seien an dieser
Stelle erwähnt.
Max Cavalera trat anschliessend im Rahmen seines "Solo-Projektes"
Soulfly > auf, und es gelang
dem charismatischen Frontmann mit der für ihn typischen Dreadlock-Frisur,
Armee-Tarnhose sowie all den Brasilien-Fahnen erneut, das Publikum für sich
zu gewinnen. Die treuesten Fans mit Soulfly-Tätowierungen waren an
vorderster Front auszumachen, und im Verlaufe des Konzertes wurde der
Stiefsohn von Max, Richie, auf die Bühne gelassen, damit er mitsingen
konnte. Ganz grosses Kino für Ohren und Augen. Die Band spielte nicht
nur neueres Material, sondern auch alte Klassiker, darunter den altbekannten
Sepultura Song «Roots Bloody Roots».
Später dann traten die Urväter des Doom/Gothic Metal auf,
Paradise
Lost. Linkshänder-Gitarrist Gregor Mackintosh sowie der mit
reichlich kurzen Haaren versehene Nick Holmes vermochten mit der
Band eine düstere, dennoch irgendwie ruhige Atmosphäre zu
verbreiten und beendeten ihren Set mit dem ohrwurmmässigen «Honesty
In Death».
Auf der Hauptbühne machten sich nun < Lamb Of God daran, ihre
groovigen Songs dem Publikum zu servieren. Sie begannen ihren
Auftritt mit dem Song «Resolation», welcher vom neuesten Album
stammt. Randy Blythe, welcher seine Dreadlocks unermüdlich zum Takt
der Musik schwang, rannte auf der Bühne wie von der Tarantel
gestochen hin und her. Er begrüsste auch alle Schweizer Fans artig
und nannte unter anderem Celtic Frost als eine der Bands, welche
beispielhaft als Schweizer Band das Gesicht der extremen Musik
geprägt hatten. Lamb Of God veranstalteten während ihres Auftritts
immer wieder Moshpits und Wall Of Deaths. Zum Abschluss spielte die
Band den Klassiker «Black Label», welcher ebenfalls in einer
Todeswand mündete, welche bei diesem Track schon beinahe als
Tradition angesehen werden kann.
Abgesehen davon, dass sehr wenige Zuschauer da waren, spielten die
Musiker von Skeletonwitch sehr
enthusiastisch, und der Sänger bedankte sich ständig bei den
Zuschauern dafür, dass sie gekommen waren, um der Band zuzuhören.
Als Abschluss des "Earshakerday-Festivals" spielten sowohl
Napalm Death als auch
Machine Head mehrheitlich zur selben Zeit. Da sich
die Zuschauer wohl eher an letztgenannter Band orientierten, war die
Bühne vor den Engländern um den Fronter Mark "Barney" Greenway nicht
mehr allzu bevölkert, was aber keinen Unterschied ausmachte –
Mark und seine Jungs zelebrierten ihren Sound vor versammelter
Meute, welche ebenfalls einige Punks beinhaltete, mit vollem Elan,
welcher auch den Frontmann zu hypnotischen Tänzen veranlasste.
Machine Head räumen derzeit
alles ab. Eine Show, die eines Headliners absolut würdig ist. Robert
Flynn bedankte sich herzlich beim Publikum, dass es nach solch
einem langen Tag am "Earshakerday" um halbzwei in der Früh immer
noch so zahlreich anwesend sei. So spielten Machine Head ihre Hits
und spätestens bei «Davidian» gab es kein Halten mehr.
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