Eclipse hatten keine einfache Aufgabe, nachdem am Abend zuvor
The New Roses eine perfekte Rock'n'Roll-Performance aufs Parkett
legten. Mit viel Hingabe, genügend Staub an den Stiefeln und
Motorenöl unter den Fingernägeln boten die Deutschen eine ehrliche
und jederzeit mitreissende Show. Kurzum, es war eine Show von der
man noch seinen Enkelkindern erzählen wird. So stand man im Z7 und
versuchte, die Erwartungen runter zu schrauben, um nicht enttäuscht
zu werden… Was gar nicht nötig war, denn Eclipse gingen den
eingeschlagenen Weg von The New Roses weiter, wenn auch auf eine
andere Art. Es war das zweite Mal, dass ich die Schweden sah, und die
Jungs um Sänger Erik Mårtensson schraubten das emotionale Feeling
von Song zu Song höher und verliessen die Bühne mit dem
Bewusstsein, Pratteln nicht nur im Sturm erobert, sondern auch
tonnenschwere Glücksgefühle verteilt zu haben.
Junkyard Drive
Mit den dänischen Junkyard Drive startete der Konzertabend. Sah man
sich die Jungs auf der Bühne an, hätten die Musiker aus
unter-schiedlichen Truppen stammen können. Auf der einen Seite die
Front mit den Southern Rock Burschen mit Biker-Einschlag und auf der
anderen Seite der Reggae-Mucker. In der Mitte die Stimme, welche sich mit
viel Gefühl durch den Set sang, der aus kernigem 70iger Rock
bestand. Ja, die Jungs konnten problemlos auf sich aufmerksam
machen, lieferten guten Rock, aber auch feinfühlige Balladen ab und
präsentierten sich als eingespielte Einheit, die eigentlich nur eins
will. Rocken, rocken und nochmals rocken. Dies auf eine authentische
Art bei der nichts gekünstelt ist, sondern nach ehrlichem Handwerk
aussieht. Viele der Anwesenden hatten Junkyard Drive nicht auf dem Radar,
und dies nützte der Fünfer gekonnt aus. Mit einem zugekniffenen
Auge, dem Schalk eines frechen Jünglings und der Attitüde von
"mir-kann-eh-nichts-passieren" spielten die Dänen mit einer
Lockerheit auf, dass man gar nicht anders konnte als sie zu mögen.
Toller Einstand einer Truppe bei der es abzuwarten gilt, wie gross
die nächsten Schritte sein werden.
Eclipse
Der mit drei bunten Tüchern behangene Mikrofonständer von Eric liess
schnell erahnen, es ist nun Eclipse-Zeit. Eine, die mit den
silbernen Buchstaben des Bandnamens eingeläutet wurden, welche ein
paar Fans in der ersten Reihe hochhielten. Wie zurück gekehrte Helden
wurde der Vierer empfangen, als sie mit dem Opener «Viva La Victoria»
des neuen Albums «Paradigm» starteten. Einem von acht neuen Tracks.
Ein Qualitätsgütesiegel, das heute Bands kaum mehr ans Tageslicht
führen. Aber Eric, Gitarrist Magnus Henriksson, der unglaubliche
Trommler Philip Crusner und sein Bruder wie neuer Bassist Victor,
scheinen
von
der neuen Scheibe sehr überzeugt zu sein, dass sie gleich mehr als
die Hälfte davon intonierten. Was sicher überzeugte, waren die wie
immer bärenstarken Chöre und Refrains, die ganz einfach zum Mitsingen
animieren und denen sich niemand entziehen kann. Das war auch an
diesem Abend in Pratteln so. Denn nicht nur die unter die Haut
gehende Ballade «Battlegrounds» liess das Publikum laut mitjohlen.
Speziell bei dieser Nummer ist es immer wieder ein Erlebnis
mitzuhören, wie lange die Melodie auch nach dem Beenden des Stücks
noch immer von den Fans weitergesungen wird und somit eine ganz spezielle
Atmosphäre im Z7 erzeugt wurde.
Es war ein kleiner Siegeszug
der Jungs. Dafür bedankte sich Eric auch immer wieder und bekundete,
dass die Band ohne die Fans NICHTS sein würde. Auf der anderen Seite
muss man aber auch erwähnen, dass es gerade eine Combo wie Eclipse
möglich macht, dass die ansonsten doch eher zurückhaltenden
Schweizer Fans fast aus dem Häuschen geraten. Grosse Momente
zauberte Trommler Philip auf die Bühne. Ihm zuzusehen, wie er mit
Spielfreude sein kleines Arbeitsinstrument bearbeitet und dabei
immer wieder die Sticks propellerartig in seinen Händen drehen
liess, war ganz grosses Kino. Mit Mimik und Gestik unterstrich er
jeden Schlag auf das Tom oder
die Snare und ist somit ein zusätzlicher grosser Gewinn für die
Show. Der Star bleibt aber Eric, der mit seiner fast spitzbübischen
Art jedes Publikum knackt. Auch wenn er an diesem Abend, in meinen
Ohren, ein bisschen roher sang. Was die Frage aufkommen liess, ob
der Gute leicht erkältet gewesen war. Dies spielte aber am Ende des
Konzertes keine Rolle, da diese gesangliche Art die Songs noch eine
Spur emotionaler erklingen liess. Mit Tracks wie «Vertigo», «Jaded»,
«Bleed And Scream» und den beiden Rausschmeissern «I Don't Wanna Say
I'm Sorry» und «Never Look Back» wurde gekonnt Melodie mit Härte und
Emotionen vermischt. Die Magie, welches dieses Konzert beinhaltete,
die Flügel der sich steigernden Euphorie und das sich dabei
aufbauende Zusammenspiel zwischen Band und Publikum war schon fast
einzigartig. Klar, man muss diesen melodischen Hardrock mit Thin
Lizzy-liken, keltischen Einflüssen mögen. Aber spätestens wenn der
Refrain erklingt, haben Eclipse gewonnen, wenn dies nicht schon beim
Riff geschah.
Es sind diese Momente, bei denen man sich
fragte: "Wieso sah ich mir nicht schon mehr Eclipse-Gigs an?" oder
"wann ist der nächste Moment, wenn ich die Jungs wieder sehen kann?"
Es soll Besucherinnen gegeben haben, die Eclipse nach dem Konzert
als neue Lieblingsband erkoren, und wer an diesem Samstagabend dabei
war, der weiss warum. Ein Killer-Gig einer sympathischen Truppe, die
nach dem Konzert schnell am Merch-Stand erschien und alles
unterschrieb, was ihnen unter die Nase gehalten wurde. Fan-Treue und
–Nähe in Fleisch und Blut.
Setliste: «Viva La
Victoria», «Mary Leigh», «Blood Wants Blood», «The Storm», «The
Masquerade», «Vertigo», «Jaded», «Shelter Me», «United», «The
Downfall Of Eden», «When The Winter Ends», «Drum Solo Philip
Crusner», «Take Me Home», «Battlegrounds», «Black Rain», «Blood
Enemies», «Stand On Your Feet», «Bleed And Scream» - «I Don't Wanna
Say I'm Sorry», «Never Look Back»
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