Livereview: Eclipse - Junkyard Drive

26. Oktober 2019, Pratteln – Z7
By Tinu
Eclipse hatten keine einfache Aufgabe, nachdem am Abend zuvor The New Roses eine perfekte Rock'n'Roll-Performance aufs Parkett legten. Mit viel Hingabe, genügend Staub an den Stiefeln und Motorenöl unter den Fingernägeln boten die Deutschen eine ehrliche und jederzeit mitreissende Show. Kurzum, es war eine Show von der man noch seinen Enkelkindern erzählen wird. So stand man im Z7 und versuchte, die Erwartungen runter zu schrauben, um nicht enttäuscht zu werden… Was gar nicht nötig war, denn Eclipse gingen den eingeschlagenen Weg von The New Roses weiter, wenn auch auf eine andere Art. Es war das zweite Mal, dass ich die Schweden sah, und die Jungs um Sänger Erik Mårtensson schraubten das emotionale Feeling von Song zu Song höher und verliessen die Bühne mit dem Bewusstsein, Pratteln nicht nur im Sturm erobert, sondern auch tonnenschwere Glücksgefühle verteilt zu haben.

Junkyard Drive
Mit den dänischen Junkyard Drive startete der Konzertabend. Sah man sich die Jungs auf der Bühne an, hätten die Musiker aus unter-schiedlichen Truppen stammen können. Auf der einen Seite die Front mit den Southern Rock Burschen mit Biker-Einschlag und auf der anderen Seite der Reggae-Mucker. In der Mitte die Stimme, welche sich mit viel Gefühl durch den Set sang, der aus kernigem 70iger Rock bestand. Ja, die Jungs konnten problemlos auf sich aufmerksam machen, lieferten guten Rock, aber auch feinfühlige Balladen ab und präsentierten sich als eingespielte Einheit, die eigentlich nur eins will. Rocken, rocken und nochmals rocken. Dies auf eine authentische Art bei der nichts gekünstelt ist, sondern nach ehrlichem Handwerk aussieht. Viele der Anwesenden hatten Junkyard Drive nicht auf dem Radar, und dies nützte der Fünfer gekonnt aus. Mit einem zugekniffenen Auge, dem Schalk eines frechen Jünglings und der Attitüde von "mir-kann-eh-nichts-passieren" spielten die Dänen mit einer Lockerheit auf, dass man gar nicht anders konnte als sie zu mögen. Toller Einstand einer Truppe bei der es abzuwarten gilt, wie gross die nächsten Schritte sein werden.

Eclipse
Der mit drei bunten Tüchern behangene Mikrofonständer von Eric liess schnell erahnen, es ist nun Eclipse-Zeit. Eine, die mit den silbernen Buchstaben des Bandnamens eingeläutet wurden, welche ein paar Fans in der ersten Reihe hochhielten. Wie zurück gekehrte Helden wurde der Vierer empfangen, als sie mit dem Opener «Viva La Victoria» des neuen Albums «Paradigm» starteten. Einem von acht neuen Tracks. Ein Qualitätsgütesiegel, das heute Bands kaum mehr ans Tageslicht führen. Aber Eric, Gitarrist Magnus Henriksson, der unglaubliche Trommler Philip Crusner und sein Bruder wie neuer Bassist Victor, scheinen von der neuen Scheibe sehr überzeugt zu sein, dass sie gleich mehr als die Hälfte davon intonierten. Was sicher überzeugte, waren die wie immer bärenstarken Chöre und Refrains, die ganz einfach zum Mitsingen animieren und denen sich niemand entziehen kann. Das war auch an diesem Abend in Pratteln so. Denn nicht nur die unter die Haut gehende Ballade «Battlegrounds» liess das Publikum laut mitjohlen. Speziell bei dieser Nummer ist es immer wieder ein Erlebnis mitzuhören, wie lange die Melodie auch nach dem Beenden des Stücks noch immer von den Fans weitergesungen wird und somit eine ganz spezielle Atmosphäre im Z7 erzeugt wurde.

Es war ein kleiner Siegeszug der Jungs. Dafür bedankte sich Eric auch immer wieder und bekundete, dass die Band ohne die Fans NICHTS sein würde. Auf der anderen Seite muss man aber auch erwähnen, dass es gerade eine Combo wie Eclipse möglich macht, dass die ansonsten doch eher zurückhaltenden Schweizer Fans fast aus dem Häuschen geraten. Grosse Momente zauberte Trommler Philip auf die Bühne. Ihm zuzusehen, wie er mit Spielfreude sein kleines Arbeitsinstrument bearbeitet und dabei immer wieder die Sticks propellerartig in seinen Händen drehen liess, war ganz grosses Kino. Mit Mimik und Gestik unterstrich er jeden Schlag auf das Tom oder die Snare und ist somit ein zusätzlicher grosser Gewinn für die Show. Der Star bleibt aber Eric, der mit seiner fast spitzbübischen Art jedes Publikum knackt. Auch wenn er an diesem Abend, in meinen Ohren, ein bisschen roher sang. Was die Frage aufkommen liess, ob der Gute leicht erkältet gewesen war. Dies spielte aber am Ende des Konzertes keine Rolle, da diese gesangliche Art die Songs noch eine Spur emotionaler erklingen liess. Mit Tracks wie «Vertigo», «Jaded», «Bleed And Scream» und den beiden Rausschmeissern «I Don't Wanna Say I'm Sorry» und «Never Look Back» wurde gekonnt Melodie mit Härte und Emotionen vermischt. Die Magie, welches dieses Konzert beinhaltete, die Flügel der sich steigernden Euphorie und das sich dabei aufbauende Zusammenspiel zwischen Band und Publikum war schon fast einzigartig. Klar, man muss diesen melodischen Hardrock mit Thin Lizzy-liken, keltischen Einflüssen mögen. Aber spätestens wenn der Refrain erklingt, haben Eclipse gewonnen, wenn dies nicht schon beim Riff geschah.

Es sind diese Momente, bei denen man sich fragte: "Wieso sah ich mir nicht schon mehr Eclipse-Gigs an?" oder "wann ist der nächste Moment, wenn ich die Jungs wieder sehen kann?" Es soll Besucherinnen gegeben haben, die Eclipse nach dem Konzert als neue Lieblingsband erkoren, und wer an diesem Samstagabend dabei war, der weiss warum. Ein Killer-Gig einer sympathischen Truppe, die nach dem Konzert schnell am Merch-Stand erschien und alles unterschrieb, was ihnen unter die Nase gehalten wurde. Fan-Treue und –Nähe in Fleisch und Blut.

Setliste: «Viva La Victoria», «Mary Leigh», «Blood Wants Blood», «The Storm», «The Masquerade», «Vertigo», «Jaded», «Shelter Me», «United», «The Downfall Of Eden», «When The Winter Ends», «Drum Solo Philip Crusner», «Take Me Home», «Battlegrounds», «Black Rain», «Blood Enemies», «Stand On Your Feet», «Bleed And Scream» - «I Don't Wanna Say I'm Sorry», «Never Look Back»