Mit diesem
interessanten 3er-Package begann für mich so zu sagen die Herbst-Konzertsaison. Vor allem
auf den Auftritt von Lunatica war ich sehr gespannt, da ich sie schon länger nicht mehr
gesehen hatte, und dass Edenbridge für ihren letzten Auftritt in diesem Jahr extra aus
der Heimat angereist waren, wertete diesen Event natürlich weiter auf. Von Dragonflys,
dem Schweizer Opener des Abends, hatte ich bisher noch gar nichts gehört. Somit war die
Gelegenheit da, eine weitere nationale Nachwuchshoffnung (?) auf der Bühne sehen zu
können. Dass dies von Anfang an möglich war, verdankte ich dem Umstand, dass das Konzert
erst um 20.30 Uhr begann. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich erst ein paar Dutzend Leute im
dritten Stock des Dynamo, als die Lichter das erste Mal ausgingen.
Dragonflys
Nach den ersten Klängen des Openers "Immortal" war (für mich) klar, in welche
Richtung der Sound ging: Dark Metal mit etwas Gothic-Touch! Dies soll allerdings nur als
Richtschnur gelten, denn die musikalischen Schubladen sind nicht für jedermann (immer
ganz) die Gleichen. Dragonflys präsentierten sich musikalisch gar nicht mal schlecht, da
der Sound, obwohl (leider) etwas zu leise, sehr tight und teilweise gar mit leicht
thrashigen Vibes daher kam. Vor allem Gitarrist Christian und die Rhythm-Section mit
Basser Ralph und Drummer Philipp lieferten einen ordentlichen Klangteppich, der von
Daniela's Gesang und Veronika's Keyboard-Sounds bereichert wurde. Während Letztere zwar
gekonnt ihre Parts beisteuerte, verhielt sie sich für meine Begriffe viel zu passiv.
Sängerin Daniela war demgegenüber bemüht, ihrem nicht immer optimal hörbaren Organ
optische Elemente wie Windmühlen-Bangen und zwischendurch auch mal ein paar dienliche
Rhythmusgitarren-Riffs bei zu steuern, was den Gesamtsound sofort positiv
beeinflusste. Das Publikum erwiderte die aufstrebende Darbietung mit zunehmendem Applaus
und nahm die insgesamt sieben Songs (fünf davon stammten von der Demo-CD "In the
night") wohlwollend auf. Meine eigene Bilanz fiel am Schluss insgesamt knapp positiv
aus, obwohl die Ladies, vor allem Veronika an den Keys, noch mehr rausholen könnten, ja
unbedingt müssten! Wer sich von Dragonflys ein genaueres Bild machen will oder einfach
dazu Lust hat, findet auf der Homepage www.dragonflys.ch einen aktuellen Video-Mitschnitt
(dieses Abends!) von "Through the night", der soweit ganz passabel daher kommt.
Check it out!
Set-Liste: "Immortal", "Golden dragon", "What would you
say", " The owl", "Triumpf of death", "Farewell",
"Through the night".
Lunatica
Nach einer etwas längeren Pause stiegen als zweite Band Lunatica während des überlangen
CD-Intro's "The search goes on" auf die Bühne. Nach dem Release ihrer zweiten
CD "Fables & dreams" (ab dem 18.10.04 über Frontiers Records weltweit und
vier Tage später auch in Japan erhältlich!!), die für Schweizer Verhältnisse
Massstäbe gesetzt hat, war es nun an der Zeit zu hören, ob sie den hammermässigen
Bombast-Sound der CD wenigstens annährend auf die Bühne bringen können. Eins gleich
vorweg: Es hat geknallt Freunde..., und zwar ordentlich! Das, was ich mir gewünscht
hatte, war tatsächlich eingetroffen. Von Anfang an spürte man den Druck, vor allem vom
Schlagzeug her und im Gegensatz zum Auftritt von Dragonflys vorher, waren die Songs klar
eingängiger und melodischer. Die Band schien bald gespürt zu haben, dass das ihr Abend
werden würde und legte laufend zu. "Avalon" als idealer Opener entlockte den
mittlerweile etwas zahlreicher aufmarschierten Fans bereits lauten Applaus, der noch
lauter werden sollte. Das war mit so klasse Songs wie "Still believe" oder
"The neverending story" ein leichtes Unterfangen. Mit "Almod" wurde
zudem ein neuer Song vorgestellt. Andrea's Gesang fand ich gegenüber früher klar
gestärkt und deutlich selbstsicherer. Auch bewegungsmässig waren bei ihr Fortschritte zu
erkennen, was man von ihren Kollegen, bis auf den Drummer, leider nicht sagen konnte. Und
damit wären wir bei DEM Thema angelangt, wo Lunatica noch ihr grösstes Potenzial
aufweisen! Werden sie darauf angesprochen, geben sie es offen zu, dass sie hier noch daran
arbeiten müssen. Klar war die Bühne nicht übermässig gross, aber letztes Jahr mussten
Candlemass im gleichen Gebäude (im Keller unten!) mit etwa der Hälfte der Fläche
auskommen. Diejenigen, die dabei waren, wissen, was ich damit meine. Lunatica haben sich
jetzt musikalisch gefestigt sowie spürbar weiter entwickelt und gerade jetzt, wo das
Terrain von Nightwish sturmmässig geebnet wurde, hat die Stunde der Schweizer geschlagen.
Sie haben alles richtig gemacht, ein superbes Album am Start und jetzt auch den verdienten
Deal im Sack. Auch das neue Line-Up scheint gestärkt. Von jetzt an heisst es deshalb nur
noch Vollgas geben, denn die Gelegenheit kommt vielleicht nicht mehr so schnell, wenn
überhaupt! Zu so einem "Smasher" wie Elements zum Schluss gehören tausende auf
und ab hüpfende Fans und ein Meer an klatschenden Händen vor der Bühne. Bleibt zu
hoffen, dass die sympathische und bodenständige Band das baldmöglichst umsetzt,
endgültig auf die Überholspur wechselt und den süssen Duft des Erfolges auskosten kann.
Ein weiterer nationaler Prüfstein steht am 13. November 2004 in Lenzburg bevor, wenn
Lunatica dem Anlass "The Metal Inferno II" hoffentlich den nötigen Glanz
verleihen werden!
Set-Liste: "Intro", "Avalon", "Still believe", "The
neverending story", "Almod, "The spell", "Hymn",
"Elements", "Outro".
Edenbridge
Seit dem letzten Mal, als ich die österreichische Melodic Metal Band schlechthin in
Pratteln im Z7 gesehen hatte, sind mittlerweile mehr als zwei Jahre vergangen. Deshalb
freute ich mich sehr auf diesen Auftritt, der die seit Ende August erschienene Live-CD
"A livetime in Eden" ideal ergänzte. Zudem war es gleichzeitig der letzte
Live-Auftritt der Band überhaupt dieses Jahr und dafür waren sie auf die Anfrage des
Veranstalters hin extra in die Schweiz gefahren. Die Headliner-Kulisse war schliesslich
etwa hundert zahlenden Gästen zwar nicht gerade "Sold out"-mässig, aber mit
Beginn der Konzertes, sah man sogleich einen weiteren Unterschied in Sachen
Professionalität auf der Bühne. Kombiniert mit den songwriterischen Qualitäten von
Mainman Lanvall (g) zelebrierte die Band ihren unverkennbaren Sound, der mal schleppend
("Undiscovered land") oder temporeich ("Skyward") dargeboten wurde.
Sabine Edelsbacher's Gesangsleistung hatte mir an diesem Abend besser gefallen als das
letzte Mal, wo sich doch ein paar Dissonanzen eingeschlichen hatten. Diese waren heute
Abend nicht aus zu machen, dafür leistete sich die zierliche Sängerin, nebst einem
Kleiderwechsel gegen Ende des Konzertes einen kurzen Textaussetzer,
von dem sie mir nach dem Konzert berichtete, dass sie da einfach einen kleinen Blackout
gehabt hätte. Diese offene und spontane Äusserung zeigte, das dies halt auch mal
versierten Profis passieren kann und rein gar nichts mit Unvermögen zu tun hat.
Edenbridge berücksichtigten für ihren Auftritt all ihre bisherigen Alben und liessen es
sich gleichzeitig nicht nehmen, gleich fünf (!) neue Songs des am 25.10.04 erscheinenden,
vierten Albums "Shine" zu spielen ("Shine", "Wild chase",
"What you leave behind", "October sky" und "Move along
home"), die sich nahtlos zu den bestehenden Stücken gesellten. Dabei sind sie sich
selber geblieben und haben nicht versucht, sich als Trittbrettfahrer von Nightwish zu
präsentieren. Was am neuen Material auffällt, sind die vermehrt eingesetzten Chöre und
die konsequent geführten Melody-Lines von Saiten-Hexer Lanvall, die den Songs von
Edenbridge schon immer den Stempel aufgedrückt haben. Obwohl nicht im Vordergrund
stehend, sind auch immer wieder (wie überhaupt) einige Keyboard-Sounds zu vernehmen, die,
und das fand ich als Einziges nicht so toll, an diesem Abend (wie sonst, ausser im Studio)
komplett vom Band kamen. Da würde sich ein entprechender Musiker auf der
Bühne wohl besser machen, aber vielleicht ist es genau das, was engstirnige Kritiker
verstummen lässt, die in Edenbridge sowieso nur eine Art Nightwish- Klon sehen. Fakt ist,
dass sie heute Abend in Zürich als gesamte Band eine tolle Show absolvierten und zeigten,
dass auch 2005 mit ihnen zu rechnen ist. Nach dem Konzert war dann (ausser für die
Stage-Crews) noch gemütliches Abhängen bis in den frühen Morgen angesagt und das
Gruppenfoto mit den Organisatoren (Sound Paradise), einigen Bandmitgliedern des Abends
(ohne Dragonflys) sowie ein paar Helfern/Innen unterstrich die gelöste Stimmung dieses
gediegenen Anlasses. United we stand...
Set-Liste: "Undiscovered land", " Skyward", "Shine",
"Fly on a rainbow", "Wild chase", "Starlight reverie",
"Perennial dreams", "What you leave behind", "The final
curtain", "October sky", "Move along home", "Suspiria",
"Cheyenne spirit".
Gruppenfoto von allen Beteiligten. Danke an den Veranstalter www.sound-paradise.ch
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