Es ist schön zu erleben, wie sich eine Band
durch kontinuierliches Arbeiten, Beharrlichkeit und das nötige Glück
entwickeln kann. Ich hatte das Glück, Edguy schon vor Jahren zu
begegnen und jetzt, kaum sichtlich "gealtert", steht eine der
grössten deutschen Metal-Hoffnungen schlechthin dort, wo sie
hingehört, nämlich ganz oben! Was sich spätestens auf "Hellfire
club" angekündigt hat, erfuhr nun mit dem neuen Meisterwerk "Rocket
ride" die eindrückliche Bestätigung: Edguy gehören in ihrem Genre
mitunter zum Besten, was die Szene her gibt! Gepaart mit der
Lockerheit und dem Spass an der Sache, die von der ganzen Band
ausgeht, sind Konzerte mit ihnen einfach nur ein Genuss. Die an
diesem Montag Abend sehr zahleich aufmarschierten Fans sahen das
auch so und boten ihren Lieblingen die verdiente Kulisse für ein
mitreissendes Konzert. Mit dabei im Package waren als Opener die
eher unbekannten Sabaton und mit DragonForce der neuste Hype aus dem
vereinigten Königreich, der sich an diesem Abend aber ziemlich
schlecht verkauft hatte! (Rsl)
Sabaton
Nanu, wer ist das denn? Diese Frage stellte ich mir schon vor dem
Konzert, denn zuvor hatte ich noch nie was von den Schweden gehört,
die sich erstmals 1999 zusammen rauften und bis heute mit "Fist for
fight" (2002) und "Primo victoria" (2005) zwei Alben am Start haben.
Stilistisch gehören Sabaton in die Ecke True Heavy Metal, was
optisch, vor allem beim lederbestückten Sänger nicht zu übersehen
war. Dass dieser allerdings im Gegensatz zu all seinen Bandkollegen
mit ihren ordentlichen Matten eine Kurzhaar-Frisur durch die Gegend
trug, irritierte zu Beginn noch mehr, als die dunkle Sonnenbrille.
Und dieser Knabe entpuppte sich dann während den knappen 25 Minuten
des Auftritts als klar schwächstes Glied. Während der Sound
zeitweilen ganz ansprechend daher kam, riss der zu schwache Gesang
das Meiste davon gnadenlos wieder runter. Wenn Sabaton in Zukunft
also noch echt was reissen wollen oder mindestens eine Chance in der
überfüllten Szene haben wollen, dann muss ein anderer Frontmann wie
zum Beispiel Metalium's Henning Basse her. So erhielt die Band aber
immerhin einen fairen, aber insgesamt dennoch bescheidenen Zuspruch,
respektive Applaus. (Rsl)
DragonForce
Nach dieser äusserst lahmen Vorstellung von Sabaton hoffte ich nun
auf einen Knaller-Gig der englischen Shootingstars DragonForce,
welche auf dem britischen Teil der Tour ja den Headlinerposten
übernommen hatten und Edguy für sich anheizen liessen. Leider wurden
meinen Erwartungen schon nach wenigen Minuten die Flügel gestutzt.
Nach einem bombastischen, "kiss-esken" Intro begann das, was man
gemeinhin als monströses Soundchaos bezeichnet. Zwar konnte man den
beiden wirklich gut gelaunten Gitarristen Herman Li und Sam Totman
nicht absprechen, dass sie in der Kategorie "melodiöse
Schnelligkeit" momentan wohl zur Champions-League gehören und die
Gitarren-Licks des Duos auf ihrer neusten Scheibe "Inhuman rampage"
wirklich zu beeindrucken wissen. Dennoch konnte ich dieser
Darbietung soundtechnisch einfach nichts abgewinnen. Denn das, was
heute aus den Boxen des Z7 waberte, ähnelte eher mehr einer
High-Speed Schrottpresse, denn partytauglichen Speed Metal Hymnen.
Die Einzigen, welchen dieses Geschreddere wirklich Spass machte,
waren die Drachenmächte selbst. Gut, hie und da verirrte sich eine
Pommesgabel in die Höhe und auch ein paar Köpfe versuchten dem
Hyper-Tempo der Briten mit hektischen Schüttelbewegungen nach zu
kommen (obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, ob dies nicht
doch epileptische Anfälle waren...), dennoch blieb die Partystimmung
hauptsächlich auf der Bühne. Dies bewirkte wenigstens, dass sich die
Band in Sachen Stageacting und Spielfreude von der besten Seite
zeigte, vor allem Saitenraser Herman Li, der sich während der ganzen
60 Minuten das Grinsen nicht verkneifen konnte. Wie die ganz Grossen
warfen sich die Inselbewohner in alle erdenklichen Posen, bangten
beinahe so schnell wie sie spielten und hüpften energiegeladen im
Zeug herum. Leider täuschte dies über Eines nicht hinweg, nämlich
über die ungenau dargebotenen Songs, welche man an diesem Abend
übrigens wirklich nicht unterscheiden konnte. Nach dieser blamablen
Show schäme ich mich schon fast über die äusserst lobende Kritik,
welche ich "Inhuman Rampage" vergeben habe! (Kis)
Edguy
Ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass der überwiegende Teil des
Publikums dieses vorangegangene Audio-Massaker möglichst schnell
wieder vergessen wollte. Was meine Wenigkeit angeht, so habe ich
persönlich schon lange nicht mehr so eine schwache, ja oberschwache
Darbietung einer Metal Band auf einer Bühne gesehen, unglaublich!
Und dieser Müll füllt in England die Hallen? Na dann Prost! Zum
Glück stand noch der "richtige" Headliner auf dem Programm, denn
sonst wäre die Ausbeute bis hier hin klar ungenügend gewesen. Beim
Interview sprach Dirk Sauer (g) von einer Überraschung, was den
Bühnenaufbau angeht. Als Edguy dann die Bühne um 22.00 Uhr unter
aufbrausendem Jubel enterten, sah es auf den ersten Blick jedoch
etwas "leer" aus. Hinten hing ein grosses Backdrop, das turmähnliche
Darstellungen enthielt, die danach, unter Zuhilfenahme des richtigen
Lichts, doch noch zum Leben erweckt wurden. Viel mehr sah man
eigentlich nicht und als der Opener "Catch of the century" den Set
lautstark eröffnete, war die Metal-Party an diesem Montag Abend
lanciert. Ebenso stark präsentierte sich der "Rocket ride"-Opener "Sacrifice",
der voll abging. Das konnte ja noch heiter
werden!
Die Antwort folgte auf dem Fusse mit dem schnellen und phänomenalen
"Babylon" und dann kochte der Saal endgültig! Spätestens von jetzt
an hatte Tobi Sammet die Meute voll im Griff und bevor das berühmte
Links/Rechts-Spielchen abgehalten wurde, entlockte das kurze
Anspielen von Maiden's Klassiker "The trooper" beinahe
Urschrei-mässige Laute. Edguy konnten sich solche Gimmicks locker
leisten, da sie zu keiner Zeit aufgesetzt daher kamen. Deshalb
entpuppte sich "Trinidad" als der Gewinner des Abends! Unglaublich,
welche Reaktionen dieser geniale Party-Smasher auslöste. Obwohl
dieses Mal keinerlei Pyros hoch gingen, wurde es immer wärmer in der
Halle. "Tears of a mandrake" forderte darauf meinen Nacken und meine
Stimme beim geilen Singpart arg heraus. Das ist es Freunde, was
Heavy Metal so einzigartig macht und nie langweilig werden lässt!
Was gibt es denn Geileres, als wenn über 1000 Kehlen eine
Melodie-Line in voller Lautstärke erwidern? Eben..., aber das war
noch längst nicht alles, denn nach der Ballade "How many miles"
folgte mit "The asylum" mein Wunschtrack des Abends und das Pendant
zum diesmal nicht gespielten "The piper never dies" von der letzten
Tour. Besser geht's nimmer..., da war einfach alles drin, was einen
perfekten Song ausmacht, grandios! Perfektion galt auch für das
Power-Drumming von Felix Bohnke, dessen Solo allerdings einen Tick
zu lange geriet. Mit "Superheroes" hatte man noch einen Hit im
Köcher und nach einer brachialen Version von "Mysteria" war das
erste Mal Lichterlöschen auf der Bühne verordnet worden. Im ersten
Zugabenteil überraschte Tobi die Fans mit der Ankündigung von "Fucking
with fire", das nachweislich nicht auf der Set-Liste stand und für
weitere Mitsing-Chöre sorgte. "King of fools" beendete schliesslich
nach gut 110 Minunten ein absolutes Hammer-Konzert und allen
Daheimgebliebenen sei an dieser Stelle gesagt, dass sie sich dieses
Spektakel in Zukunft wenn möglich nicht mehr entgehen lassen
sollten. (Rsl)
Set-Liste: "Catch of the century", "Sacrifice", "Babylon", "The
trooper" (Short version), "Lavatory love machine", "Trinidad", "Tears
of a mandrake", "How many miles", "The asylum", "Drum-Solo Felix
Bohnke", "Superheroes" ,"Save me", "Mysteria", "Vain glory opera", "Fucking
with fire", "Sign of the cross", "King of fools".
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