Es gibt ja den Allerwelts-Spruch, dass man die Feste so
feiern muss, wie sie fallen! Das trifft heuer auch auf Edguy zu, und
zwar steht hier bereits ein unglaubliches Vierteljahrhundert
erfolgreicher Karriere zu Buche. Der heisseste Metal-Export aus dem
Städtchen Fulda fing, wie unzählige andere Combos nach und vor ihnen
auch, als Schülerband mal an. Während sich bei den meisten Bands
über die Jahre teils krasse Lineup-Wechsel einstellen, haben es
Tobias Sammet (v), Dirk Sauer (g/v), Jens Ludwig (g/v), Tobias Exxel
(b/v) und Felix Bohnke (d) erfreulicherweise fertig gebracht, immer
noch als Freunde und Musiker zusammen auf der Bühne zu stehen. Dazu
gehört ein ziemlich ansehnlicher Backkatalog der Hessen, der
zwischen 1995 und 2014 nicht weniger als elf Studioalben, zwei
Live-Scheiben (inklusive einer Live-DVD), einige EPs, Singles und
Compilations hervor gebracht hat. 1998 erschien mit «Vain Glory
Opera» das dritte Langeisen, das nun, satte 25 Jahre später, mit
einer brandneuen fetten Compilation (DCD plus DVD) gefeiert wird.
Garniert wurde das Ganze noch mit fünf neuen Songs. Und ja, da waren
auch noch The Unity, die mir erneut nicht wirklich mundeten.
The Unity Die erste livehaftige Begegnung mit fünf
ehemaligen Musikern der Band Love.Might.Kill, ergänzt um den Gamma
Ray-Klampfer Henjo Richter, die als Support von Sinner in der Hall
Of Fame (12.05.2017) auftraten, fiel für meinen Geschmack nicht
wirklich prickelnd aus. Die Songs des selbstbetitelten Debüt-Albums
zündeten sehr dürftig bis gar nicht, und vor allem war keinerlei
Schub und Druck spürbar. Dabei hätte die Affiche auf dem Papier
durchaus gepasst, nämlich der knackige Hard Rock des
Love.Might.Kill
Debüts, erweitert mit metallischen Elementen von Gamma Ray.
Herausgekommen sind bisher aber nur halbgare Songs, die von den ohne
Zweifel talentierten Musikern zumindest bisher nicht zu einer neuen
explosiven Einheit geführt haben. Immerhin war es dann aber so, dass
die heutige Performance im Z7 spürbar besser als die von Wetzikon
war. Unter dem Strich reichte es jedoch nicht, um entscheidend
punkten zu können. Die Band bemühte sich zwar redlich und erhielt
eigentlich dennoch eine ansprechende Reaktion des Publikums. Vor
allem Frontmann Jan Manenti müsste noch einen Zahn zulegen, aber bei
dem mittelmässigen Songwriting ist das kaum möglich. Wie schon in
Wetzikon, fehlte mir letztlich der nötige Druck, der diese technisch
ohne Zweifel fähige Band voran bringt. Mal schauen, was allenfalls
weitere Tonträger bringen werden, aber die Prognosen hierzu sind
nicht wirklich heiter, sondern eher düster. So schwand mein
Interesse an The Unity nach dem Verlassen des Fotograbens ziemlich
schnell, sodass der baldige Gang an die Bar die logische Folge war.
Natürlich gibt es hierzu auch andere Stimmen mit positiverer
Bewertung, aber wir werden in absehbarer Zeit dann ja sehen, wie
lange The Unity noch bestehen werden und sich in der Szene behaupten
können!
Setliste: «Intr«Rise And Fall» - «Firesign» - «No
More Lies» - «God Of Temptation» - «Close To Crazy» - «Calm Before
The Storm» - «Send Me A Sign» - «Never Forget».
Edguy
Ein wahrlich anderes Brett fuhr danach der Headliner auf! Ganz im
Zeichen des 25-jährigen Jubiläums zeigten die Jungs um den
redseligen Frontmann Tobi Sammet anschliessend äusserst überzeugend
auf, was Hooks und einprägsame Songs sind! Die bisherige Karriere
unter dem Banner von Edguy hat einige Alben mit herausragendem
Material hervor gebracht, und die Frage von heute Abend war
eigentlich bloss die, welche Perlen nicht gespielt werden! Was aber
schon beim diesjährigen „Sweden Rock“-Festival zum absoluten
Höhepunkt gereichte, durfte natürlich auch jetzt nicht fehlen: «The
Piper Never Dies»!! Schon nur der Gedanke an dieses Monstrum von
einem Hammer-Song liess mich unruhig werden. Bis es soweit war, gab
es zum Beispiel mit «Mysteria» und «Land Of The Miracle» zwei
Schwergewichte im Voraus. Die Jungs spielten wie aus einem Guss
heraus. Während die 6-Saiten Front mit Dirk und Jens die volle
Breitseite an Riffs und Twin-Soli ablieferte, gab sich Bassist
Tobias Exxel gewohnt quirlig wie agil zugleich. Derweil plapperte
der andere Tobi immer wieder mal in seiner bekannten Art drauf los,
und würde er dies über Nacht einstellen, gäbe es deswegen ebenso
viele „Pro’s und Kontra’s“. Obwohl das Z7, im Gegensatz zu einigen
Terminen in der Heimat, leider nicht ausverkauft wurde, waren klar
mehr als 1‘000 Fans zugegen. Diese liessen sich nicht lange bitten
und feierten mit ihren Helden eine grandiose Party!
Und
dann kam er endlich…, der ersehnte Audio-Doppelschlag mit «The
Piper…» und «…Mandrake». Wer hierzu nicht Gänsehaut und „weiche
Knie“ kriegte, befand sich definitiv im falschen Film!
Das
war dann auch der einzige Moment, wo ich meinem leicht
tinnitusgeschädigten Gehör dennoch die volle Dröhnung zumutete. Kaum
zu glauben, dass «Tears Of A Mandrake» dabei von 2001 stammt und
somit ein ganzes Teenager-Leben abdeckt, wie auch «The Piper Never
Dies» schon mehr als eine Dekade auf dem Buckel trägt. Das Geile bei
Edguy ist aber, dass ihr ganzer Backkatalog, bis auf die früheren
schnelleren Sachen, zu keinem Zeitpunkt altbacken daher kommt, im
Gegenteil! So konnte die einstige Schülerband aus dem Vollen
schöpfen und ihren Fans einen wunderbaren Abriss der beeindruckenden
Karriere präsentieren. Zudem gelang es Tobi Sammet bisher
weitgehend, sich mit Avantasia nicht zu verzetteln, sprich nicht den
Fehler zu machen, dass beide Bands stilistisch miteinander
verschmelzen. Edguy bewahrten sich die entsprechende Härte der Power
Metal Ecke, während Avantasia deutlich kommerzieller, aber
bekanntlich nicht weniger erfolgreich ausgerichtet sind. Das
bedeutete für diese Tour, dass
auch bei den Zugaben nur Edguy-Songs auf der Setliste standen.
Befürchtet wie erwartet fiel das Drum-Solo von Felix Bohnke aus,
sprich zu langfädig. Da wäre weniger mehr gewesen. Trotz diesem
kleinen Makel überwog jedoch die Freude, und es blieb die
Gewissheit, dass auch in der nahen Zukunft mit den Jungs zu rechnen
ist, obwohl weitere 25 Jahre, wie sie unter anderem die Scorpions
für sich beanspruchen können, zuerst erreicht werden müssen! Vorerst
müssen sich die Fans mit der Gegenwart abfinden, wobei man mit Fug
und Recht behaupten darf, dass sich der Fünfer aus Fulda den
aktuellen Platz an der Sonne redlich verdient hat.
Setliste:
«Love Tyger» - «Vain Glory Opera» - «Mysteria» - «Land Of The
Miracle» - «Lavatory Love Machine» - «The Piper Never Dies» - «Tears
Of A Mandrake» - «Drum Solo» - «Ministry Of Saints» - «Save Me» -
«Out Of Control» - «Babylon» -- «Superheroes» - «King Of Fools».
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