Es gibt Bands, an
denen kann man sich einfach nicht satt sehen. Unter diese Sparte fallen meiner Meinung
auch die ungarischen Ektomorf, die dieses Jahr schon drei Mal in unserem kleinen Alpenland
halt machten (als Vorgruppe von Finntroll und am Open Air Waldenburg). Dieses Mal jedoch
sollten sie ihre erste Headlinertour durch Mitteleuropa spielen und kehrten so auch im C4
in Islikon ein, um gemeinsam mit einem ganzen Reigen von Vorbands (By Night, Betzefer und
Disbelief) die Nackenmuskeln zum Bersten zu bringen.
BY NIGHT
Als die Schweden By Night pünktlich um 20.30 Uhr die Bühne enterten, standen gerade mal
40 Leute im Club und auch jene, die sich vor die Bühne gesellten, versprühten noch nicht
gerade das Feeling einer euphorischen Fangemeinde. Dies lag zum einen sicher daran, dass
sich die Truppe zum ersten Mal in der Schweiz präsentierte und zum anderen daran, dass
man By Night schlichtweg vergessen hatte, denn sowohl auf den Plakaten, als auch auf der
C4-Homepage, sowie auf den Tickets fehlte dieser Name vollends. Jenen negativen Vorzeichen
zum Trotz gaben die Schweden alles und zeigten sich fit und bewegungsfreudig. So sprang
und hüpfte Sänger Adrian Westin wie ein Hüpfball über die Bühne, während beim Rest
der Band konditionelles Dauerbanging angesagt war. Zwar klang ihr ziemlich rauer und
break-lastiger Metalcore ebenso chaotisch wie auf der CD und deshalb konnte man nach der
halbstündigen Show nur wenige Gäste überzeugen.
BETZEFER
Eine weitere CH-Premiere waren Betzefer, die ihren thrashgetränkten Sound direkt aus
Israel mitbrachten und so den Exoten-Status noch mehr verdient hatten, als die ungarischen
Ektomorf. Die Zuschaueranzahl hatte sich bis zu Beginn ihres Sets wenigstens mehr als
verdoppelt (nun konnte man etwa 100 Leute zählen) und so legten die Shalom-Metaller
voller Elan los. Zwar war es schwer, dem manchmal ziemlich vertrackten Death/Metal Core
folgen zu können, dennoch konnten die Hebräer einiges reissen und so schafften sie es
auch, den ersten Moshpit des Abends auszulösen, was bei Songs wie "Early
grave", "Down low" oder "Running against" auch kein Wunder war.
Als Abschluss schickte man dann noch die Bandhymne "Fuckin' Rock'n'Roll" in den
Kampf und die Zuschauer waren sich sicher, dass da eine strahlende Zukunft auf die
Israelis zukommen könnte.
DISBELIEF
Ein bisschen aus dem Metalcore-lastigen Rahmen fielen die Deutschen Disblief, die mit
ihrem düsteren Death Metal wohl die härteste Combo des Abends darstellten. Zugleich
wurde klar, dass die Deutschen beileibe nicht so bewegungsfreudig waren, wie die beiden
Truppen zuvor, vor allem Frontgrunzer Jagger erweckte den Anschein, dass er seinen Platz
direkt hinterm Mikroständer für nichts auf der Welt hergeben würde. Neben dem erschien
der zweite Abstrich in Form der schlechten Lichtverhältnisse, denn während der
Hälfte des Gigs standen die tight zockenden Jungs (deren Gitarrist Olly wegen
gesundheitlichen Gründen durch Matthias Richter, einen guten Freund der Band, ersetzt
werden musste) im Dunkeln und so lag alle Hoffnung auf den Songs. Diese rissen einfach
alles in den grünen Bereich und bescherten Unmengen von Nackenschmerzen, denn es war
einfach unmöglich, Death-Granaten wie "Misery", "To the sky",
"Lost in time" oder "Sick" von der aktuellen Scheibe
"66Sick" zu widerstehen. Das Abschiedsschmankerl präsentierte sich in Form von
"God? Master!", das noch mal für Windmühlen-Banging Hoch 3 sorgte und den
60-minütigen Gig gebührend beendete.
EKTOMORF
Konnte ich bis dahin noch ohne Probleme meine Photos vor der Bühne knipsen, ohne dabei
angepogt zu werden, stellte sich die Sache bei Ektomorf als bedeutend schwieriger heraus,
denn nun herrschte das erste Mal an diesem Abend richtiggehend Moshpit-Stimmung und man
drängte sich dicht vor der Bühne, als um 23.30 Uhr die Ungaren Ektomorf auf die Bühne
sprangen. Den Anfang bestritten die wie immer in Army- oder Trainerhosen steckenden
Sepultura-Verehrer mit "Set me free", der auch auf ihrer im Frühling erschienen
Scheibe "Instinct" der Opener ist. Überhaupt wurde das Augenmerk wie erwartet
auf die neuste und gelegentlich die zweitneuste Scheibe ("Destroy" erschien im
März 2004) gerichtet, kennt man die Vorgängerscheiben ausserhalb Eurpoa's doch gar
nicht. Eigentlich können sie bei diesem Publikum mit Songs wie "I know them",
"Fuck you all", "Destroy" oder "Instinct" gar nichts falsch
machen und so mutierte der Gig zu einem Siegeszug für die Hungaro-Metaller, zwar vor nur
etwa 200 Leuten, aber wen störts, wenn alle die da sind, mächtig Party feiern?! Doch
irgendetwas schien komisch, irgendwie wirkten die Songs heute Abend sonderbar kurz und so
bekam man das Gefühl, die Band hätte ihre Songs auf das Wesentliche zusammengestutzt,
was ich als ziemlich lästig empfinde. Natürlich durften auch die ungarisch
folkloristischen Einlagen nicht fehlen, die jedoch leider vom Band kamen und so die Band
zeitweise zu unnützem Herumstehen verdammten. Das Publikum störte sich
wenig daran und feierte ihre Helden munter weiter ab, welche sie mit
"Jump"-Rufen immer wieder angestachelt wurden, obwohl dies ansich unnötig
gewesen wäre, denn zu Nummern wie "Holy noise", "You get what you
give" oder dem obligatorischen "Gipsy" tanzt und bangt einfach der Bär.
Sänger Farkas Zoltan war sichtlich gerührt und bekundete durch wiederholtes Klopfen auf
seine Brust immer wieder die Freude, die er wohl verspürte (Zitat Zoltan: In da
heart man!!). Mit einer weiteren Folkeinlage endete der offizielle Part und
gewährte so eine brauchbare Verschnaufpause, bevor mit "Fire" und
"Burn" noch einmal eins obendrauf gehauen wurde. Unter'm Schlussstrich ein zwar
nicht aussergewöhnlicher, dennoch für die erste Headlinershow mehr als genügender Gig.
Hoffen wir, dass Ektomorf weiterhin so treu in die Schweiz reisen. Der nächste Termin ist
ja schon bekannt: Als Vorgruppe von Children Of Bodom werden sie an Silvester im Z7
abermals auf Schweizer Boden Gas geben.
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