Livereview: Elis - Dark Sign
26. Februar 2005, Endstation Club, Winterthur
By R.K.
Die Endstation in Winterthur hatte zum Gothic-Metalabend geladen, so war es für mich an der Zeit, endlich mal wieder diese liebevoll eingerichtete Lokalität aufzusuchen. Der kalte Februar Winterabend passte exzellent zum anstehenden Ereignis und ich war gespannt auf den wohl bekanntesten Liechtensteiner Metal Export. Erstmal war ich positiv überrascht, über die Fülle an dunklen Seelen, welche sich im Club versammelt hatten. So war ich erfreut, dass ich eine freie Ecke an der abendlichen Getränke-Tankstelle ergattern konnte, bevor es dann kurz nach Zehn mit Dark Sign ans Eingemachte ging.

Dark Sign
Für sie war es bereits der zweite Auftritt in der Endstation, nachdem sie vor gut einem Jahr Godiva supporten durften. So bezog die sechsköpfige Band Stellung und eröffnete den Abend mit "I am right-on" und "The call". Als Erstes war ich schon mal erstaunt, tönte das Ganze weniger nach Gothic Metal, sondern sehr progressiv. Ruhige Parts flossen in schwere Riffs und wechselten sich mit atmosphärischen Tastenelementen ab. Sänger Roman Frei überraschte mich mit einer ausdrucksstarken Stimme und bot eine tolle Leistung. Er war es auch, derdarksign05.jpg (15844 Byte) zwischendurch mit seinen Ansagen das Ganze etwas auflockerte. Insbesondere bei "Behind closed eyes", welcher als Song einer verschmähten Liebe angekündigt wurde und ich schon mit dem übelsten Gesülze rechnete, wurde gleich mit fettem Riffing eröffnet. Mein lieber Junge, ich glaube, so ganz harmonisch lief das damals nicht ab ..., har har. Über den gesamten Gig von Dark Sign merkte man, wie viel Herzblut in die Kompositionen floss und viele Ideen verarbeitet wurden, was jedoch auch etwas auf die Eingängigkeit schlug. So benötigte das Material einiges an Aufmerksamkeit seitens der Zuhörer, was man dem Publikum auch anmerkte, welches sich sehr ruhig verhielt, jedoch immer den wohlverdienten Applaus spendete. Doch nicht bloss das Publikum war konzentriert, sondern auch die Zupfmeister. War Roman der Spassvogel, spürte man richtig, wie die Konzentration aus den Hirnen seiner Saitenbarden floss. Ich glaube, die Jungs waren während des stündigen Gigs in einer anderen Welt. Der Sound war laut, "oh yes" und die Tastendame ging praktisch verloren in dem Soundgewand, ausser wenn sie für die atmosphärischen Elemente alleine aufspielte. Einmal mehr fiel auf, wie anständig und zurückhaltend wir Schweizer doch sind, so gab es vor der Bühne wieder mal einen "Anstands 1-Meter Abstand Halbkreis", obwohl Dark Sign einen hungrigen, noch "Ich beiss dir in den Allerwertesten" Anschein machten. Wenigstens gab's fleissig Applaus und Dark Sign kam die wohlverdiente Ehre zuteil, noch eine Beilage zu servieren.

Set-Liste: "I am right-on", "The call", "Realworld", "Secrets of a stranger", "Bridge of time", "Behind closed eyes", "Colors behind shadows", "Deep down", "Lay down".

Elis
Während der viertelstündigen Abbau-, respektive Umbauphase, stand dann plötzlich Sabine Dünser neben mir, welche verriet, dass das Konzert in der Endstation ein spezieller Anlass und die offizielle Tour dieses Jahr erst später anstehend sei. Auf die Frage hin, wieso denn die Band ihren Namen von Erben der Schöpfung auf Elis änderte, gab sie als Grund den viel zu langen Namen an. "Stimmt ja schon", dachte ich mir, aber Erben der Schöpfung tönt für mich dramatischer und interessanter, als das schlichte Elis. Doch vielleicht braucht es etwas Schlichtes wie Elis, um international konkurrenzfähig zu sein. Doch wenden wir uns ab von der Spekulation hin zur Live-Performance. Ein "Intro" und einige Kunstnebelschwaden später eröffneten Elis mit "Die Zeit" ihren Reigen. Einer der besten Tracks des neuen Albums "Dark clouds in a perfekt sky", welcher mit harten Riffs und der lieblichen Stimme der Frontfrau dem Publikum einheizte. Ein Publikum, welches nun die Anstandes Hürde überwunden hatte und zahlreich direkt vor der Bühne lagerte. Vielleicht lag es ja auch an der Attraktivität von Frau Dünser, welche die mit Testosteron gesegneten Jünger in ihren Bann vor die Bühne zog. Nach dem starken Opener tauchten Elis in die Vergangenheit ein und präsentierten einige Songs der älteren Platten. Nun kam auch Bassist Tom zu der Ehre, ins Mikro zu grunzen. Leider war er unter dem nochmals erhöhten Lautstärkepegel kaum zu hören. Hier spürte man die Sperrigkeit des älteren Materials und es brauchte einiges an Aufmerksamkeit, der Band folgen zu können. Mit "Anger" war es dann mal an der Zeit, die Feuerzeuge in die Höhe zu erheben und nach einem kurzen Abstecher zum letzten Album, kam dann endlich "Der letzte Tag". Für mich der absolut beste Elis Song, ein Ohrwurm, welcher auch dem Rest des Publikums sichtbar bekannt war und auf "sanften Flügeln" die Endstation in den Bann zog. Über den anderthalb-stündigen Gig, zeigte Madame Dünser eine ausgewogene Performance, ihre Mitstreiter zeigten wahre Spielfreude und versuchten, die kleine Bühne bestmöglich auszunutzen. Nach dem mit einem schönen Solo gesegneten "Lost soul" war der offizielle Teil vorbei und es kam der klassische Moment des "Wir verlassen die Bühne, ihr schreit Zugabe und wir kommen nochmals". Doch das geht nicht ganz so einfach in der Endstation und so kündigte Sabine schmunzelnd gleich die Zugaben an, welche nochmals von den älteren Werken stammten. Für mich war erstaunlich wie viele es davon waren, da doch die neueren Songs, zumindest bei mir, einen eingänglicheren Eindruck mach(t)en. Das Publikum feierte anständig mit, doch gab es trotz teilweisen fetten Riffs keine Nackenbrüche und andere Verletzungen zu beklagen. Wie wir dann von Sabine erfuhren, hing der Auftritt an einem seidenen Faden, da Elis mit einem Ersatz-Drummer angereist waren, welcher in äusserst kurzer Zeit das Set eintrommeln musste und unter diesen Umständen eine tolle Leistung zeigte. Nach dem Konzert mischte sich die sympathische Truppe unters Volk und wurde auch gleich umlagert. Genau dies ist es, was ich an den kleinen Clubs so schätze, diese familiäre Umgebung, welche Fans und Künstler gleichermassen vereint.

Set-Liste: "Intro", "Die Zeit", "God's silence", "Devil's temptation", "Sleep & death", "Come to me", "Evening falls", "Anger", "For such a long time", "Der letzte Tag", "Do you believe", "My only love", "Sie erfasst mein Herz", "Child", "Lost soul", "Elis", "Engel der Nacht".