Die Endstation in
Winterthur hatte zum Gothic-Metalabend geladen, so war es für mich an der Zeit, endlich
mal wieder diese liebevoll eingerichtete Lokalität aufzusuchen. Der kalte Februar
Winterabend passte exzellent zum anstehenden Ereignis und ich war gespannt auf den wohl
bekanntesten Liechtensteiner Metal Export. Erstmal war ich positiv überrascht, über die
Fülle an dunklen Seelen, welche sich im Club versammelt hatten. So war ich erfreut, dass
ich eine freie Ecke an der abendlichen Getränke-Tankstelle ergattern konnte, bevor es
dann kurz nach Zehn mit Dark Sign ans Eingemachte ging.
Dark Sign
Für sie war es bereits der zweite Auftritt in der Endstation, nachdem sie vor gut einem
Jahr Godiva supporten durften. So bezog die sechsköpfige Band Stellung und eröffnete den
Abend mit "I am right-on" und "The call". Als Erstes war ich schon mal
erstaunt, tönte das Ganze weniger nach Gothic Metal, sondern sehr progressiv. Ruhige
Parts flossen in schwere Riffs und wechselten sich mit atmosphärischen Tastenelementen
ab. Sänger Roman Frei überraschte mich mit einer ausdrucksstarken Stimme und bot eine
tolle Leistung. Er war es auch, der zwischendurch mit seinen
Ansagen das Ganze etwas auflockerte. Insbesondere bei "Behind closed eyes",
welcher als Song einer verschmähten Liebe angekündigt wurde und ich schon mit dem
übelsten Gesülze rechnete, wurde gleich mit fettem Riffing eröffnet. Mein lieber Junge,
ich glaube, so ganz harmonisch lief das damals nicht ab ..., har har. Über den gesamten
Gig von Dark Sign merkte man, wie viel Herzblut in die Kompositionen floss und viele Ideen
verarbeitet wurden, was jedoch auch etwas auf die Eingängigkeit schlug. So benötigte das
Material einiges an Aufmerksamkeit seitens der Zuhörer, was man dem Publikum auch
anmerkte, welches sich sehr ruhig verhielt, jedoch immer den wohlverdienten Applaus
spendete. Doch nicht bloss das Publikum war konzentriert, sondern auch die Zupfmeister.
War Roman der Spassvogel, spürte man richtig, wie die Konzentration aus den Hirnen seiner
Saitenbarden floss. Ich glaube, die Jungs waren während des stündigen Gigs in einer
anderen Welt. Der Sound war laut, "oh yes" und die Tastendame ging praktisch
verloren in dem Soundgewand, ausser wenn sie für die atmosphärischen Elemente alleine
aufspielte. Einmal mehr fiel auf, wie anständig und zurückhaltend wir Schweizer doch
sind, so gab es vor der Bühne wieder mal einen "Anstands 1-Meter Abstand
Halbkreis", obwohl Dark Sign einen hungrigen, noch "Ich beiss dir in den
Allerwertesten" Anschein machten. Wenigstens gab's fleissig Applaus und Dark Sign kam
die wohlverdiente Ehre zuteil, noch eine Beilage zu servieren.
Set-Liste: "I am right-on", "The call", "Realworld",
"Secrets of a stranger", "Bridge of time", "Behind closed
eyes", "Colors behind shadows", "Deep down", "Lay
down".
Elis
Während der viertelstündigen Abbau-, respektive Umbauphase, stand dann plötzlich Sabine
Dünser neben mir, welche verriet, dass das Konzert in der Endstation ein spezieller
Anlass und die offizielle Tour dieses Jahr erst später anstehend sei. Auf die Frage hin,
wieso denn die Band ihren Namen von Erben der Schöpfung auf Elis änderte, gab sie als
Grund den viel zu langen Namen an. "Stimmt ja schon", dachte ich mir, aber Erben
der Schöpfung tönt für mich dramatischer und interessanter, als das schlichte Elis.
Doch vielleicht braucht es etwas Schlichtes wie Elis, um international konkurrenzfähig zu
sein. Doch wenden wir uns ab von der Spekulation hin zur Live-Performance. Ein
"Intro" und einige Kunstnebelschwaden später eröffneten Elis mit "Die
Zeit" ihren Reigen. Einer der besten Tracks des neuen Albums "Dark clouds in a
perfekt sky", welcher mit harten Riffs und der lieblichen Stimme der Frontfrau dem
Publikum einheizte. Ein Publikum, welches nun die Anstandes Hürde überwunden hatte und
zahlreich direkt vor der Bühne lagerte. Vielleicht lag es ja auch an der Attraktivität
von Frau Dünser, welche die mit Testosteron gesegneten Jünger in ihren Bann vor die
Bühne zog. Nach dem starken Opener tauchten Elis in die Vergangenheit ein und
präsentierten einige Songs der älteren Platten. Nun kam auch Bassist Tom zu der Ehre,
ins Mikro zu grunzen. Leider war er unter dem nochmals erhöhten Lautstärkepegel kaum zu
hören. Hier spürte man die Sperrigkeit des älteren Materials und es brauchte einiges an
Aufmerksamkeit, der Band folgen zu können. Mit "Anger" war es dann mal an der
Zeit, die Feuerzeuge in die Höhe zu erheben und nach einem kurzen Abstecher zum letzten
Album, kam dann endlich "Der letzte Tag". Für mich der absolut beste Elis Song,
ein Ohrwurm, welcher auch dem Rest des Publikums sichtbar bekannt war und auf
"sanften Flügeln" die Endstation in den Bann zog. Über den
anderthalb-stündigen Gig, zeigte Madame Dünser eine ausgewogene Performance, ihre
Mitstreiter zeigten wahre Spielfreude und versuchten, die kleine Bühne bestmöglich
auszunutzen. Nach dem mit einem schönen Solo gesegneten "Lost soul" war der
offizielle Teil vorbei und es kam der klassische Moment des "Wir verlassen die
Bühne, ihr schreit Zugabe und wir kommen nochmals". Doch das geht nicht ganz so
einfach in der Endstation und so kündigte Sabine schmunzelnd gleich die Zugaben an,
welche nochmals von den älteren Werken stammten. Für mich war erstaunlich wie viele es
davon waren, da doch die neueren Songs, zumindest bei mir, einen eingänglicheren Eindruck
mach(t)en. Das Publikum feierte anständig mit, doch gab es trotz teilweisen fetten Riffs
keine Nackenbrüche und andere Verletzungen zu beklagen. Wie wir dann von Sabine erfuhren,
hing der Auftritt an einem seidenen Faden, da Elis mit einem Ersatz-Drummer angereist
waren, welcher in äusserst kurzer Zeit das Set eintrommeln musste und unter diesen
Umständen eine tolle Leistung zeigte. Nach dem Konzert mischte sich die sympathische
Truppe unters Volk und wurde auch gleich umlagert. Genau dies ist es, was ich an den
kleinen Clubs so schätze, diese familiäre Umgebung, welche Fans und Künstler
gleichermassen vereint.
Set-Liste: "Intro", "Die Zeit", "God's silence",
"Devil's temptation", "Sleep & death", "Come to me",
"Evening falls", "Anger", "For such a long time", "Der
letzte Tag", "Do you believe", "My only love", "Sie erfasst
mein Herz", "Child", "Lost soul", "Elis", "Engel
der Nacht".
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