Plattentaufen versprühen immer ein sehr
spezielles Flair, genau wie es Folk- oder Pagan Metal Bands tun.
Kombiniert man dies mit der Tatsache, dass ich Eluveitie schon seit
circa 1½ Jahren unbedingt mal livehaftig erleben wollte und es
bisher nie geschafft habe, so kann man sich in etwa vorstellen, wie
sehr ich mich auf diesen Abend gefreut habe. So sperrte ich also ein
paar Freunde ins Auto und fuhr nach Winterthur, um Punkt 21.00 Uhr
vor den Salzhaus-Türen anzustehen.
Odroerir
Wenn man bei Metal-Konzerten vor den Toren für Einlass in einer
Schlange warten muss, ist das immer ein gutes Zeichen dafür, dass
sich wieder einmal genügend Leute gefunden haben, die diese Art der
Musik unterstützen. Und so verwunderte es mich dann auch nicht, dass
sich bereits bei Konzertbeginn der Vorgruppe Odroerir eine
beachtliche Anzahl vor der Bühne eingefunden hatte. Deren Konzert
wurde dann auch speziell durch zwei Dudelsackspieler angekündigt,
die
circa zehn Minuten vor den ersten Bandtönen durch das Salzhaus
schlenderten. Auf der Bühne standen derweil schon germanische
Schilder und Schwerter an den Pfosten angelehnt. Die Mikrofonständer
zierten riesige Methörner und ein Stuhl, über den ein Tierfell
gelegt wurde und dominierten die Szenerie. Als Odroerir mit
Akustik-Gitarren den ersten Song anstimmten, stellte ich mich auf
ein ruhiges Konzert ein. Die sechs Musiker selbst traten in
keltischen Kleidern auf, was mit der Musik zusammen eine besondere
Atmosphäre schaffte. Die Hauptinstrumente bestanden dabei aus den
klassischen Rockwerkzeugen E-Bass, Schlagzeug und, je nach Song, ein
bis zwei E-Gitarren, ergänzt durch einen Geiger. Dazwischen wurden
in passenden Momenten aber auch Schalmei, Flöte, Mandoline und
Maultrommel eingesetzt. Odroerir steigerten nur langsam die Härte
sowie die Geschwindigkeit der Lieder und begannen dem entsprechend
langsam, ja fast zierlich ihr Konzert. Die Stimmung war
melancholisch, bis auch Hauptsänger und Bandleader Fix sich von
seinem Stuhl erhob und mit seiner E-Gitarre schnellere Sachen
spielte. Meist teilte er sowohl die Lead-Vocals und die
Gitarren-Soli mit seinem Partner Stickel. Zum Teil erinnerte die
Band gar an eine ruhige Metal Band, die etwas Besonderes ausstrahlt.
Die Gruppe verzichtete weitgehend auf Ansagen, was dem Ganzen aber
nicht schadete. Mit "Ride on" von der Pagan-Legende Cruachan
beendeten Odroerir ein Konzert, das mir ein verzaubertes Lächeln
schenkte. Allerdings war das Publikum durchaus geteilter Meinung,
was die Fähigkeiten der Deutschen betrifft.
Eluveitie
Einigkeit schien unter den gut 300 Besuchern aber bei Eluveitie zu
herrschen, die an diesem Abend ihr neues Studiowerk "Spirit"
tauften. Die Band wurde ursprünglich 2002 von Chrigel Glanzmann als
reines Studioprojekt gegründet und brachte mit "Vên" ein Album auf
den Markt, das fast ausschliesslich von Gastmusikern eingespielt
wurde. Da dieses Album begeistert von
Fans
und Presse angenommen wurde, entstand eine richtige Band, die
bereits zwei Jahre später einen Vertrag mit dem holländischen Label
Fear Dark Records unterschreiben konnte. Seither sind weitere zwei
Jahre vergangen, in denen Eluveitie unzählige Konzerte, unter
anderem mit Cruachan, Korpiklaani und Skyforger spielen konnten.
Ihren Stil kann man grob als Death Metal, vermischt mit unzähligen
alten Instrumenten und keltisch angehauchten Klängen beschreiben.
Dement-sprechend gekleidet erschienen dann die sechs Musiker und
zwei Musikerinnen. Ihre Gewänder glichen denen von Odroerir, ergänzt
durch ein paar Kriegsbemalungen auf den Gesichtern. Mit "Spirit" vom
gleichnamigen und neuen Album legte die Band engagiert los, was in
den vorderen Reihen sofort mit wildem Headbangen belohnt wurde. In
der Folge spielten Eluveitie ihr ganzes Album komplett, aber in
anderer Reihenfolge als auf CD. Die klassische Rockbesetzung
ergänzten die Schweizer zusätzlich mit E-Geige, Flöten, Dudelsack,
Mandoline, Schalmei, Chrumhorn, Zugerörgeli und unzähligen anderen,
speziellen Instrumenten. Fand man auf dem Debüt-Album "Vên" noch
viele ruhige Passagen, scheint die neue CD nun um einiges Death
Metal-lastiger geworden zu sein und bräuchte bei mir wohl mehrere
Durchgänge, um richtig zu zünden. Das Gros des Publikums sah dies
aber anders und feierte Eluveitie so,
wie es sich gehört: Euphorisch und laut! Mit "Andor" endete der
offizielle Teil, bevor mit "Run to the hills" von Iron Maiden ein
für mich überraschender Coversong gespielt wurde, der durch die
ungewöhnliche Instrumentalisierung neue Facetten offenbarte. Danach
fand die eigentliche CD-Taufe statt. Beim Eintritt ins Salzhaus
konnte jeder einen Zettel mit seinem Namen ausfüllen, aus denen nun
die Gewinnerinnen und Gewinner von je einer neuen CD und einer
Flasche Met gezogen wurden. "Aber eigentlich gibt es nur einen
Grund, wieso wir hier sind," meinte Sänger und Bandkopf Chrigel und
spielte mit seinen sieben Gefährten nochmals drauf los. Zu den
letzten Liedern des Abends schwelgte man nochmals in den Songs von "Vên"
und liess das Konzert mit "Jêzaïg" unter grossem Applaus ruhig
ausklingen. Eluveitie werden wohl mit dieser Live-Perfomance ihren
Status in der Pagan-Szene noch weiter ausbauen können. Mit dem neuen
Album im Gepäck dürfte ihnen das derweil noch leichter fallen. Ich
wünsche ihnen viel Erfolg dabei!
Set-Liste Eluveitie: "Spirit", "Gaulish war", "Song Of Life", "Dance
of victory", "Of fire, wind & wisdom", "Aidû", "Siraxta", "The
endless knot", "Uis elveti", "Tergernakô", "Andro", "Run to the
hills", "Lament", "Druid" & "Jêzaïg".
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