Das klingt doch nach einem Powerabend! Der starke Mix guter
Livebands ist ein absolutes Muss für jeden Metalhead und verspricht
einen guten Abschluss des Konzertjahres 2017. Also nichts wie hin
da! Recht früh sind bloss wenige Leute erst da. Interessant, vier
grosse, beliebte Bands treten auf einer Bühne auf, da müsste man
doch meinen, dass sich viele Front-Row-Fans vor den Eingängen
tummeln werden. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass die Massen
schon noch ihren Weg zur Halle finden werden.
Dreamshade
Die sympathischen Jungs sind die erste Überraschung des ganzen
Events - wenn auch nicht eine sehr positive. Während es für sie
bestimmt ein grosses Erlebnis sein muss, für so namhafte Bands zu
eröffnen, muss ich als Zuschauerin leider feststellen, dass sie sich
irgendwie nicht so auf der Bühne zurechtfinden können. Bei einem
Klubkonzert wären sie wahrscheinlich lockerer drauf und ich bin
sicher, sie würden auch die Bühne besser zu nutzen wissen. Der sehr
core-ig klingende Melodic Death Metal der Tessiner Band erntet nicht
extrem viel Begeisterung, da der Auftritt leider etwas abgemüht
klingt, aber es liegt sicherlich auch teilweise daran, dass die
Halle beim Opener nicht wirklich voll ist. Als Einstieg in den Abend
ganz nett, jedoch ohne bleibenden Effekt. Die Bühnensicherheit der
jungen Männer ist zwar nicht schlecht, aber sicher noch ein Punkt,
woran gearbeitet werden muss. Dies bemerkt man leider während des
Auftrittes, und das Publikum reagiert auch entsprechend
zurückhaltend. Dies finde ich sehr schade und wünsche den Jungs,
dass sie sich als Band schnell weiterentwickeln können, denn der
Sound ist wirklich ganz angenehm.
Haggard
Endlich wird die Geduld belohnt und das Münchner
"Mittelalter-Metal-Orchester" betritt die Bühne. Voller Power spielt
es sich durch das majestätische Set. Ein wahrer Genuss für Auge und
Ohr, die Zeit vergeht wie im Fluge und ehe ich den Fotograben
verlassen habe, so scheint das Konzert schon fast beendet zu sein.
Der epische Mix aus Renaissance-Klassik und Metal, verbunden mit
Growls und klassischem Gesang, geht tief unter die Haut und
katapultiert einen sofort in eine musikalische Ekstase. Erstaunlich
viele Leute können meiner Meinung nach aber nicht viel mit der Band
anfangen,
oder sie gar einordnen. Scheint mir fast so, als würden die meisten
nicht wissen, wer das ist. Meiner Meinung nach sehr schade, denn
Haggard ist fast der geheime Star des Abends. Aber offenbar ist der
Mix aus Metal, Klassik, Growl und Sopran zu anspruchsvoll für einen
lockeren Konzertabend. Dennoch ist es erfreulich zu sehen, was für
eine Begeisterung die Band gegen Ende der Show erwecken konnte.
Immerhin ist es kein alltäglicher Sound. Das Publikum staunt nicht
schlecht, wenn Sänger und Gitarrist plötzlich im Publikum steht.
Nachdem er wieder auf der Bühne steht, unterbricht Asis Nasseri das
Konzert, um seine Freude darüber zu teilen, dass schon so viele
Kinder musikalisch erzogen werden. Es stört ihn aber sichtlich (und
völlig zurecht), dass offenbar viele Kinder ohne Ohrschutz im
Konzertsaal sind. Daraufhin verteilt das Sicherheitspersonal
Ohrstöpsel. Eine ungewohnte, aber meiner Meinung nach gute und
wichtige Aktion. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, doch
bereits jetzt ist Haggard für mich das Highlight des Abends. Live
klingt es noch um Welten besser als ab CD, und alles ist echt, live
gespielt, keine Effekte. Auch wenn aufgrund der Weihnachtsferien
nicht alle anwesend sind, so ist die Show kein bisschen
beeinträchtigt. Alles in Allem ein bombastisches Erlebnis, welches
nicht einfach zu toppen sein wird.
Equilibrium
Kaum ist eine gigantische Band von der Bühne gegangen, kommt der
nächste Gigant. Die Bühne wurde hübsch mit kahlen Bäumen dekoriert,
nun bin ich aber gespannt. Equilibrium ist im deutschsprachigen Raum
eine recht grosse Nummer. Die Pagan Metal Band hat schon ziemlich
viele Erfolge auf dem Konto, jedoch vermochte mich der Sound noch
nie wirklich zu überzeugen. Da live aber Vieles besser ist, gehe ich
gespannt hin. Während schon das Licht zu wünschen übrig lässt und
den Job etwas schwer macht, so vermag mich auch der leicht abgemühte
Auftritt nicht zu überzeugen. Eine etwas grosse Überladung an
Testosteron, und Überladungen vermochten mich noch nie zu
beeindrucken. Der Auftritt schien gut und spassig zu sein, jedoch
konnte er mich nicht packen. Die Spielzeit zog sich für mich so
endlos in die Länge, und obschon der Auftritt die Qualität der
Studioaufnahmne übertrumpfte, so blieb der Auftritt etwas
unspektakulär.
Dark
Tranquillity Göteborger Melodic Death Metal par
Excellence: JA, BITTE! Diese Formation zählt nicht ohne Grund zu den
besten Melodeath Acts überhaupt, und besonders die Bewegung in der
Region Göteborg ist ganz speziell. Zurecht spricht man von der
sogenannten "Göteborger Schule", wozu auch die Giganten In Flames
gehören. Es ist fantastisch abgestimmt, das Set versetzt mich in
eine Art musikalische Trance, sodass ich mich nicht sehr gross auf
das Geschehen auf der Bühne konzentrieren kann. Ganz klar ist aber
die immense Energie, die die Schweden ausstrahlen. Headbangend und
in einer leichten Ekstase, schüttle ich mein Haar von Lied zu Lied
und bekomme nicht genug, schon der zweite geheime Star des Abends.
Hat sich Eluveitie damit nicht ins Knie geschossen? Haggard und Dark
Tranquillity zusammen waren für mich bereits zu gut, um den Abend
noch verbessern zu können. Die Perfektion und Power der Skandinavier
hat es in sich, und nach dem Auftritt bin ich sehr erschöpft. "Tack
så mycket för det, Dark Tranquillity!" Das Set war extrem gut
gewählt, denn die Ekstase war ein Dauerzustand während ihrer (meiner
Meinung zu kurzen) Spielzeit.
SETLIST: - Force of Hand - The
Lesser Faith - Atoma - The Treason Wall - The Science of Noise -
Forward Momentum - Terminus (Where Death Is Most Alive) -
Monochromatic Stains - Clearing Skies - The Wonders At Your Feat -
ThereIn - Misery's Crown
Eluveitie
Nun, nach zwei so genialen Bands wie Haggard und Dark Tranquillity
habe ich keine Erwartungen an Eluveitie, denn ich glaube nicht, dass
sie es schaffen, den Abend noch besser zu machen als er schon ist.
Auch muss ich zugeben, dass ich seit dem Verlassen der Band durch
Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter nicht mehr live gesehen und
auch sonst nicht mehr verfolgt habe, denn für mich war besonders
Anna eine Schlüsselperson in der Band (nebst Chrigel, natürlich).
Umso überraschter war ich von der neuen Bandzusammenstellung und
staunte nicht schlecht, denn der Auftritt gefiel mir besser als die,
die ich bisher (noch mit dem alten Line-Up) gesehen habe. Besonders
sympathisch ist mir Fabienne Erni aufgefallen, die mich auch mit
ihrer Stimme umhaute. Das lange Set wurde sehr gut ausgewählt und
die Zeit verflog im Nu. Alle Musiker gaben ihr Bestes und steckten
enorm viel Leidenschaft und Energie in den Auftritt, was bis
zuhinterst in der Halle spürbar wurde. Etwas verwirrt bin ich, dass
mir Elu ohne Anna, die ich sehr mag, fast noch besser gefällt.
Bisher war dies das beste Eluveitie Konzert, und der Abend wurde
tatsächlich noch besser, was mich auch im Nachhinein noch
überrascht. Wie ich schon zu Hören bekam, sind alle Eluveitie and
Friends Veranstaltungen stets auf hohem Niveau, bisher hatte ich
aber noch nie das Vergnügen, an diesem "Tagesfestival" teilzunehmen.
SETLIST: - Intro (Jezaig) - Havoc - King - Nil - Omnos - Lvgvs -
Catvrix - Artio - Epona - Thousandfold - Quoth The Raven - The Call
of the Mountains - A Rose for Epona - Sucellos - Alesia - Kingdom
Come Undone - DRUM SOLO - Inception - The Gaulish War - Tegernakô -
Helvetios Encore: - Rebirth - Inis Mona
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