Livereview: Eluveitie & Friends VII - Festival
 Eluveitie - Dark Tranquillity - Equilibrium - Haggard - Dreamshade

30. Dezember 2017, Zürich - Halle 622
By Mona M.
Das klingt doch nach einem Powerabend! Der starke Mix guter Livebands ist ein absolutes Muss für jeden Metalhead und verspricht einen guten Abschluss des Konzertjahres 2017. Also nichts wie hin da! Recht früh sind bloss wenige Leute erst da. Interessant, vier grosse, beliebte Bands treten auf einer Bühne auf, da müsste man doch meinen, dass sich viele Front-Row-Fans vor den Eingängen tummeln werden. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass die Massen schon noch ihren Weg zur Halle finden werden.

Dreamshade

Die sympathischen Jungs sind die erste Überraschung des ganzen Events - wenn auch nicht eine sehr positive. Während es für sie bestimmt ein grosses Erlebnis sein muss, für so namhafte Bands zu eröffnen, muss ich als Zuschauerin leider feststellen, dass sie sich irgendwie nicht so auf der Bühne zurechtfinden können. Bei einem Klubkonzert wären sie wahrscheinlich lockerer drauf und ich bin sicher, sie würden auch die Bühne besser zu nutzen wissen. Der sehr core-ig klingende Melodic Death Metal der Tessiner Band erntet nicht extrem viel Begeisterung, da der Auftritt leider etwas abgemüht klingt, aber es liegt sicherlich auch teilweise daran, dass die Halle beim Opener nicht wirklich voll ist. Als Einstieg in den Abend ganz nett, jedoch ohne bleibenden Effekt. Die Bühnensicherheit der jungen Männer ist zwar nicht schlecht, aber sicher noch ein Punkt, woran gearbeitet werden muss. Dies bemerkt man leider während des Auftrittes, und das Publikum reagiert auch entsprechend zurückhaltend. Dies finde ich sehr schade und wünsche den Jungs, dass sie sich als Band schnell weiterentwickeln können, denn der Sound ist wirklich ganz angenehm.

Haggard
Endlich wird die Geduld belohnt und das Münchner "Mittelalter-Metal-Orchester" betritt die Bühne. Voller Power spielt es sich durch das majestätische Set. Ein wahrer Genuss für Auge und Ohr, die Zeit vergeht wie im Fluge und ehe ich den Fotograben verlassen habe, so scheint das Konzert schon fast beendet zu sein. Der epische Mix aus Renaissance-Klassik und Metal, verbunden mit Growls und klassischem Gesang, geht tief unter die Haut und katapultiert einen sofort in eine musikalische Ekstase. Erstaunlich viele Leute können meiner Meinung nach aber nicht viel mit der Band anfangen, oder sie gar einordnen. Scheint mir fast so, als würden die meisten nicht wissen, wer das ist. Meiner Meinung nach sehr schade, denn Haggard ist fast der geheime Star des Abends. Aber offenbar ist der Mix aus Metal, Klassik, Growl und Sopran zu anspruchsvoll für einen lockeren Konzertabend. Dennoch ist es erfreulich zu sehen, was für eine Begeisterung die Band gegen Ende der Show erwecken konnte. Immerhin ist es kein alltäglicher Sound. Das Publikum staunt nicht schlecht, wenn Sänger und Gitarrist plötzlich im Publikum steht. Nachdem er wieder auf der Bühne steht, unterbricht Asis Nasseri das Konzert, um seine Freude darüber zu teilen, dass schon so viele Kinder musikalisch erzogen werden. Es stört ihn aber sichtlich (und völlig zurecht), dass offenbar viele Kinder ohne Ohrschutz im Konzertsaal sind. Daraufhin verteilt das Sicherheitspersonal Ohrstöpsel. Eine ungewohnte, aber meiner Meinung nach gute und wichtige Aktion. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, doch bereits jetzt ist Haggard für mich das Highlight des Abends. Live klingt es noch um Welten besser als ab CD, und alles ist echt, live gespielt, keine Effekte. Auch wenn aufgrund der Weihnachtsferien nicht alle anwesend sind, so ist die Show kein bisschen beeinträchtigt. Alles in Allem ein bombastisches Erlebnis, welches nicht einfach zu toppen sein wird.

Equilibrium
Kaum ist eine gigantische Band von der Bühne gegangen, kommt der nächste Gigant. Die Bühne wurde hübsch mit kahlen Bäumen dekoriert, nun bin ich aber gespannt. Equilibrium ist im deutschsprachigen Raum eine recht grosse Nummer. Die Pagan Metal Band hat schon ziemlich viele Erfolge auf dem Konto, jedoch vermochte mich der Sound noch nie wirklich zu überzeugen. Da live aber Vieles besser ist, gehe ich gespannt hin. Während schon das Licht zu wünschen übrig lässt und den Job etwas schwer macht, so vermag mich auch der leicht abgemühte Auftritt nicht zu überzeugen. Eine etwas grosse Überladung an Testosteron, und Überladungen vermochten mich noch nie zu beeindrucken. Der Auftritt schien gut und spassig zu sein, jedoch konnte er mich nicht packen. Die Spielzeit zog sich für mich so endlos in die Länge, und obschon der Auftritt die Qualität der Studioaufnahmne übertrumpfte, so blieb der Auftritt etwas unspektakulär.


Dark Tranquillity

Göteborger Melodic Death Metal par Excellence: JA, BITTE! Diese Formation zählt nicht ohne Grund zu den besten Melodeath Acts überhaupt, und besonders die Bewegung in der Region Göteborg ist ganz speziell. Zurecht spricht man von der sogenannten "Göteborger Schule", wozu auch die Giganten In Flames gehören. Es ist fantastisch abgestimmt, das Set versetzt mich in eine Art musikalische Trance, sodass ich mich nicht sehr gross auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren kann. Ganz klar ist aber die immense Energie, die die Schweden ausstrahlen. Headbangend und in einer leichten Ekstase, schüttle ich mein Haar von Lied zu Lied und bekomme nicht genug, schon der zweite geheime Star des Abends. Hat sich Eluveitie damit nicht ins Knie geschossen? Haggard und Dark Tranquillity zusammen waren für mich bereits zu gut, um den Abend noch verbessern zu können. Die Perfektion und Power der Skandinavier hat es in sich, und nach dem Auftritt bin ich sehr erschöpft. "Tack så mycket för det, Dark Tranquillity!" Das Set war extrem gut gewählt, denn die Ekstase war ein Dauerzustand während ihrer (meiner Meinung zu kurzen) Spielzeit.

SETLIST: - Force of Hand - The Lesser Faith - Atoma - The Treason Wall - The Science of Noise - Forward Momentum - Terminus (Where Death Is Most Alive) - Monochromatic Stains - Clearing Skies - The Wonders At Your Feat - ThereIn - Misery's Crown


Eluveitie
Nun, nach zwei so genialen Bands wie Haggard und Dark Tranquillity habe ich keine Erwartungen an Eluveitie, denn ich glaube nicht, dass sie es schaffen, den Abend noch besser zu machen als er schon ist. Auch muss ich zugeben, dass ich seit dem Verlassen der Band durch Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter nicht mehr live gesehen und auch sonst nicht mehr verfolgt habe, denn für mich war besonders Anna eine Schlüsselperson in der Band (nebst Chrigel, natürlich). Umso überraschter war ich von der neuen Bandzusammenstellung und staunte nicht schlecht, denn der Auftritt gefiel mir besser als die, die ich bisher (noch mit dem alten Line-Up) gesehen habe. Besonders sympathisch ist mir Fabienne Erni aufgefallen, die mich auch mit ihrer Stimme umhaute. Das lange Set wurde sehr gut ausgewählt und die Zeit verflog im Nu. Alle Musiker gaben ihr Bestes und steckten enorm viel Leidenschaft und Energie in den Auftritt, was bis zuhinterst in der Halle spürbar wurde. Etwas verwirrt bin ich, dass mir Elu ohne Anna, die ich sehr mag, fast noch besser gefällt. Bisher war dies das beste Eluveitie Konzert, und der Abend wurde tatsächlich noch besser, was mich auch im Nachhinein noch überrascht. Wie ich schon zu Hören bekam, sind alle Eluveitie and Friends Veranstaltungen stets auf hohem Niveau, bisher hatte ich aber noch nie das Vergnügen, an diesem "Tagesfestival" teilzunehmen.

SETLIST: - Intro (Jezaig) - Havoc - King - Nil - Omnos - Lvgvs - Catvrix - Artio - Epona - Thousandfold - Quoth The Raven - The Call of the Mountains - A Rose for Epona - Sucellos - Alesia - Kingdom Come Undone - DRUM SOLO - Inception - The Gaulish War - Tegernakô - Helvetios
Encore: - Rebirth - Inis Mona