Livereview: Eluveitie & Friends - Tag 2
 Eluveitie - Sodom - Varg

07. Januar 2017, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
Die Schweizer Folk-Metaller von Eluveitie haben eine turbulente Zeit hinter sich. Im letzten Jahr haben sich gleich drei langjährige Elu-Mitglieder dazu entschlossen, die Band nach längeren Differenzen zu verlassen. Nach den letzten Konzerten in alter Formation, war die Gruppe zu einer grösseren Pause gezwungen und man entschied als Band, sich viel Zeit für die Personalsuche zu nehmen. So wurde es in der zweiten Jahreshälfte 2016 recht still rund um die Folk-Truppe von Chrigel Glanzmann. Da dies aber nicht ihrem Naturell entspricht, wurden die Daten für Eluveitie & Friends wie bereits in den Vorjahren gesetzt. Und siehe da. Eine knappe Woche vor dem ersten Auftritt, konnten Eluveitie mit Fabienne Erni ihr neues Line-Up für komplett erklären. Wie bereits im Vorfeld angekündigt, war der Trupp heiss darauf, wieder live vor Publikum zu spielen und ihre neuen sowie alten Hits zu performen. Das Publikum war ebenfalls scharf darauf, die Neun-Köpfige Band live zu erleben und deshalb war die Location bereits bei den Vorbands ordentlich gefüllt.

Varg

Die deutschen Wölfe von Varg zeigten sich um 19:20 Uhr als wahren Publikumsmagneten. Besonders beim jungen und vorwiegend weiblichen Publikum, kamen die Wikinger mit schwarzer Kriegsbemalung sehr gut an. Sie heizten ihrer Fangemeinde mit ordentlich Rauch und Licht richtig ein und sorgen erstmals am heutigen Abend dafür, dass auch das Publikum mitgeht und abfeiert. Leider hatten sie kein Banner dabei, das die Bühne ein wenig abwechslungsreicher und um einen Eyecatcher reicher gemacht hätte und so blieb es im Hintergrund der Band einfach schwarz. Neben diversen Tracks der neuesten Varg-Scheibe „Das Ende Aller Lügen“ bekamen die Fans auch ein paar ältere Highlights zu hören. „Naglfar“, „Schwertzeit“ oder „Wir Sind Die Wölfe“ sind schlichtweg oberstarke Hymnen. Bei „Rotkäppchen“ erwachte schliesslich auch der Letzte im Saal und einige, die wohl draussen noch auf ihren frittierten Fisch gewartet haben, schossen mit dampfenden Tellern an mir vorbei Richtung Bühne. Sänger Philipp Seiler versuchte mit seinen Ansagen das Publikum noch mehr für sich zu gewinnen und die Menge ins Boot zu holen aber irgendwie stand dieser Abend doch ganz im Zeichen der Konsumation. Die Zuschauer wollten nicht so recht mitmachen, sie wollten Musik hören. Dies nahm auch Mastermind Seiler dann zur Kenntnis und fasste sich künftig kürzer. Auch Varg hatten zwischenzeitlich ein paar kleine technische Probleme, die aber zackig behoben wurden. Varg vermochten definitiv zu überzeugen und stellten so ihre überragenden Live-Qualitäten einmal mehr unter Beweis.

Sodom
Alt-Thrasher und Interview-Schreck Tom Angelripper, stand im Anschluss mit seiner langjährigen Kombo von Sodom auf der Bühne. Ein Mann weniger Worte, dafür einer der lauten Töne. Bereits während der ersten Songs deutete er dem Tontechniker immer wieder an, seinen Amp noch etwas höher zu schrauben. Man hatte auch im Saal das Gefühl, dass der Sound zumindest zu Beginn immer lauter wurde und wenn man die Dezibel-Anzeige an der Wand ein bisschen beobachtete, konnte man dies auch bestätigt sehen. Ob „Sodomy and Lust“ oder „Agent Orange“, die alten Hits hauten noch immer heftig deftig aus den Boxen und viele junge Headbanger lieferten sich dazu eine Challenge während der ganzen Konzertdauer. Beeindruckend war auch ihr Bühnenbanner, das wirklich die ganze hintere Wand komplett und in Farbe mit Kriegsszenarien ausfüllte. Gegen Ende des Konzerts hin, entblösste schliesslich Angelripper noch seinen biergeformten Astralkörper, wischte mit dem T-Shirt ordentlich unter den Armen durch und beschenkte damit die wartende Menge. Wohl bekomms! Eine Stunde Sodom war dann auch genug und ich glaube fast, dass es der wartenden Menge auch langsam so ging, denn wenn Sodom eines nicht sind, dann ist das - tanzbar. Das Publikum wollte tanzen!

Eluveitie
Exakt wie am Vorabend durfte sich das sehr gespannte Publikum vollends lösen, als schliesslich um 22:00 Uhr Eluveitie wieder die Bühne betraten. Gerecht verteilt und im ständigen Wechsel präsentierten sich die neun Band-Mitglieder gekonnt in Bühnenrandnähe. Glanzmann & Co. spielten ein ähnliches Set wie bereits am Vorabend, jedoch mit wesentlich mehr Schmackes! Neben den sechs männlichen Mitgliedern finden sich in der neuen Konstellation auch drei Ladys, die für Gesang, Violine, Drehleier oder Harfe zuständig sind und Sakrament, sie beherrschen ihre Instrumente meisterhaft. Voller Elan absolvierten sie Kopfschütteleinlagen, Harfe und Drehleier dazu fest vor die Brust gespannt. Ein Kraftakt! Mit einem Grinsen im Gesicht und spürbarer Spielfreude gaben die Winterthurer alles und dies wurde vom Publikum auch belohnt. Was zur ersten halben Stunde martialischer Metal war, wurde im Verlauf des Konzerts ein immer besserer Mix aus Headbanging und Tanzeinlagen. Die Fans waren bereit und nahmen die Solo-Einladungen von Fidel und Flöte unter frenetischem Jubel an und der Schuppen verwandelte sich kurzerhand zu einem Irish-Folk-Fest. Bereits nach einer Stunde machten sich Eluveitie ein erstes Mal davon, was niemand im Saal wirklich ernst nahm und so zeigten sie sich unter ganz dünnen „Zugabe-Rufen“ kurz darauf wieder auf der Bühne. Ein Drum-Solo und der energisch geforderte Eluveitie-Hit „Inis Mona“ kam dann schliesslich noch ganz zum Schluss und brachte die Halle ein letztes Mal zum Kochen. Um 23:30 Uhr beenden Eluveitie ihren Auftritt und bedanken sich überschwenglich beim Publikum. Die Band wird sich nun ein wenig zurückziehen, um in aller Ruhe das neue Album „Evocation II“ fertigzustellen. Alles in allem ein gelungener Konzertabend zum Jahresbeginn 2017.