Die Schweizer Folk-Metaller von Eluveitie haben eine
turbulente Zeit hinter sich. Im letzten Jahr haben sich gleich drei
langjährige Elu-Mitglieder dazu entschlossen, die Band nach längeren
Differenzen zu verlassen. Nach den letzten Konzerten in alter
Formation, war die Gruppe zu einer grösseren Pause gezwungen und man
entschied als Band, sich viel Zeit für die Personalsuche zu nehmen.
So wurde es in der zweiten Jahreshälfte 2016 recht still rund um die
Folk-Truppe von Chrigel Glanzmann. Da dies aber nicht ihrem Naturell
entspricht, wurden die Daten für Eluveitie & Friends wie bereits in
den Vorjahren gesetzt. Und siehe da. Eine knappe Woche vor dem
ersten Auftritt, konnten Eluveitie mit Fabienne Erni ihr neues
Line-Up für komplett erklären. Wie bereits im Vorfeld angekündigt,
war der Trupp heiss darauf, wieder live vor Publikum zu spielen und
ihre neuen sowie alten Hits zu performen. Das Publikum war ebenfalls
scharf darauf, die Neun-Köpfige Band live zu erleben und deshalb war
die Location bereits bei den Vorbands ordentlich gefüllt.
Varg Die deutschen Wölfe von Varg zeigten sich um 19:20
Uhr als wahren Publikumsmagneten. Besonders beim jungen und
vorwiegend weiblichen Publikum, kamen die Wikinger mit schwarzer
Kriegsbemalung sehr gut an. Sie heizten ihrer Fangemeinde mit
ordentlich Rauch und Licht richtig ein und sorgen erstmals am
heutigen Abend dafür, dass auch das Publikum mitgeht und abfeiert.
Leider hatten sie kein Banner dabei, das die Bühne ein wenig
abwechslungsreicher und um einen Eyecatcher reicher gemacht hätte
und so blieb es im Hintergrund der Band einfach schwarz. Neben
diversen Tracks der neuesten Varg-Scheibe „Das Ende Aller Lügen“
bekamen die Fans auch ein paar ältere Highlights zu hören.
„Naglfar“, „Schwertzeit“ oder „Wir Sind Die Wölfe“ sind schlichtweg
oberstarke Hymnen. Bei „Rotkäppchen“ erwachte schliesslich auch der
Letzte im Saal und einige, die wohl draussen noch auf ihren
frittierten Fisch gewartet haben, schossen mit dampfenden Tellern an
mir vorbei Richtung Bühne. Sänger Philipp Seiler versuchte mit
seinen Ansagen das Publikum noch mehr für sich zu gewinnen und die
Menge ins Boot zu holen aber irgendwie stand dieser Abend doch ganz
im Zeichen der Konsumation. Die Zuschauer wollten nicht so recht
mitmachen, sie wollten Musik hören. Dies nahm auch Mastermind Seiler
dann zur Kenntnis und fasste sich künftig kürzer. Auch Varg hatten
zwischenzeitlich ein paar kleine technische Probleme, die aber
zackig behoben wurden. Varg vermochten definitiv zu überzeugen und
stellten so ihre überragenden Live-Qualitäten einmal mehr unter
Beweis.
Sodom
Alt-Thrasher und Interview-Schreck Tom Angelripper, stand im
Anschluss mit seiner langjährigen Kombo von Sodom auf der Bühne. Ein
Mann weniger Worte, dafür einer der lauten Töne. Bereits während der
ersten Songs deutete er dem Tontechniker immer wieder an, seinen Amp
noch etwas höher zu schrauben. Man hatte auch im Saal das Gefühl,
dass der Sound zumindest zu Beginn immer lauter wurde und wenn man
die Dezibel-Anzeige an der Wand ein bisschen beobachtete, konnte man
dies auch bestätigt sehen. Ob „Sodomy and Lust“ oder „Agent Orange“,
die alten Hits hauten noch immer heftig deftig aus den Boxen und
viele junge Headbanger lieferten sich dazu eine Challenge während
der ganzen Konzertdauer. Beeindruckend war auch ihr Bühnenbanner,
das wirklich die ganze hintere Wand komplett und in Farbe mit
Kriegsszenarien ausfüllte. Gegen Ende des Konzerts hin, entblösste
schliesslich Angelripper noch seinen biergeformten Astralkörper,
wischte mit dem T-Shirt ordentlich unter den Armen durch und
beschenkte damit die wartende Menge. Wohl bekomms! Eine Stunde Sodom
war dann auch genug und ich glaube fast, dass es der wartenden Menge
auch langsam so ging, denn wenn Sodom eines nicht sind, dann ist das
- tanzbar. Das Publikum wollte tanzen!
Eluveitie
Exakt wie am Vorabend durfte sich das sehr gespannte Publikum
vollends lösen, als schliesslich um 22:00 Uhr Eluveitie wieder die
Bühne betraten. Gerecht verteilt und im ständigen Wechsel
präsentierten sich die neun Band-Mitglieder gekonnt in
Bühnenrandnähe. Glanzmann & Co. spielten ein ähnliches Set wie
bereits am Vorabend, jedoch mit wesentlich mehr Schmackes! Neben den
sechs männlichen Mitgliedern finden sich in der neuen Konstellation
auch drei Ladys, die für Gesang, Violine, Drehleier oder Harfe
zuständig sind und Sakrament, sie beherrschen ihre Instrumente
meisterhaft. Voller Elan absolvierten sie Kopfschütteleinlagen,
Harfe und Drehleier dazu fest vor die Brust gespannt. Ein Kraftakt!
Mit einem Grinsen im Gesicht und spürbarer Spielfreude gaben die
Winterthurer alles und dies wurde vom Publikum auch belohnt. Was zur
ersten halben Stunde martialischer Metal war, wurde im Verlauf des
Konzerts ein immer besserer Mix aus Headbanging und Tanzeinlagen.
Die Fans waren bereit und nahmen die Solo-Einladungen von Fidel und
Flöte unter frenetischem Jubel an und der Schuppen verwandelte sich
kurzerhand zu einem Irish-Folk-Fest. Bereits nach einer Stunde
machten sich Eluveitie ein erstes Mal davon, was niemand im Saal
wirklich ernst nahm und so zeigten sie sich unter ganz dünnen
„Zugabe-Rufen“ kurz darauf wieder auf der Bühne. Ein Drum-Solo und
der energisch geforderte Eluveitie-Hit „Inis Mona“ kam dann
schliesslich noch ganz zum Schluss und brachte die Halle ein letztes
Mal zum Kochen. Um 23:30 Uhr beenden Eluveitie ihren Auftritt und
bedanken sich überschwenglich beim Publikum. Die Band wird sich nun
ein wenig zurückziehen, um in aller Ruhe das neue Album „Evocation
II“ fertigzustellen. Alles in allem ein gelungener Konzertabend zum
Jahresbeginn 2017.
|
|