Vor einiger Zeit erhielt ich von unserem
Metal Factory Cheffe Roxx eine nette, kleine CD zum Bewerten. Ihr
Name: "Nighty Ray" der deutschen Emergency Gate. Leider konnte ich
den ziemlich speziellen Sound zwischen klassischem Heavy Metal und
anderen Elementen nicht wirklich einordnen. Ich hatte redlich Mühe
damit, erkannte aber das grosse Talent der Band. Nun, meine Kritik
gefiel der Band so sehr, dass sie mich zu ihrem ersten Schweizer
Konzert eingeladen hat. Und so bin ich mit drei Freunden an diesem
Samstag Abend erwartungsvoll nach Uster gepilgert. Folgende Fragen
gab es zu klären: Kann mich die Band live überzeugen? Gibt es im
Rock City überhaupt ein Publikum, da Emergency Gate hierzulande noch
eher unbekannt sind und an diesem Abend sehr viele Metalkonzerte in
der Schweiz angesagt waren (u.a. Schandmaul im Z7 und Crystal Ball
in Frauenfeld? Und zu guter Letzt, ob die als Support-Act geplanten,
aber kurz vorher abgesagten Excentric tatsächlich nicht spielen
würden?
Nun ja, das mit Excentric stellte sich leider als bittere
Wahrheit heraus. Die Basler erschienen zwar gegen 21.30 Uhr
vollständig, aber leider ohne Instrumente. Die Hard Rocker nahmen
zuvor an einem Bandcasting im Schweizer Fernsehen teil, bei dem sie
einen Support-Gig im Hallenstadion gewinnen können. Ob sie's
überhaupt in das Format schaffen, in welchem sie ausgestrahlt
werden, wissen im Moment nur die Sterne.
Emergency Gate
Zurück nach Uster. Hier war das Rock City dank der Anwesenheit der
gesamten Support-Band doch ein bisschen belebt worden. Als dann
Emergency Gate gegen 22.30 Uhr die Bühne stürmten, bevölkerten rund
18 Personen (!), inklusive Rock City-Team, den Raum und wurden
gleich musikalisch und optisch überrollt. Was für eine Energie, was
für ein Einsatz, was für eine Spielfreude! Die Deutschen gaben schon
bei ihrem ersten Song "Soulstreamer" richtig Gas, headbangten und
posten was das Zeug hielt. Das Publikum dankte es mit höflichem,
aber verhaltenem Applaus, was die Band aber noch mehr anzuspornen
schien. Nach "Kill The Dying" erklärte Bassist und Bandkopf Mario,
dass sie einen neuen Schlagzeuger in ihren Reihen hätten. Chris
Widmann spielte vorher bei
Stormhammer und hat in nur 14 Tagen das
komplette Set einstudiert, und dies neben einem Fulltime-Job plus
Familie. Weiter ging es mit dem Kracher "Discre Pantz", bei dem ein
kleines Problem nun endgültig offensichtlich wurde: Die kleine Rock
City-Bühne eignet sich nicht für's Stage-Acting mit langen Haaren.
Und so "klagte" Gitarrist Vladi bald, dass er zu wenig Platz für's
Headbangen habe, da seine lange Haarpracht andauernd irgendwo hängen
blieb. Bei "Nighty Ray" legte Sänger und Gitarrist Fabian seine
Gitarre weg und konzentrierte sich nur auf den Gesang. Emergency
Gate spielten ihr gesamtes Debüt-Album und ergänzten es mit dem
neuen Song "Trust In Me", der, anders als der Name vermuten lassen
würde, keine Ballade ist, sondern zum Härtesten gehört, was die Band
bisher komponiert hat. Bei "Guardian Of Time" wagte Sänger Fabian
sogar, Sing-Spielchen einzubauen. Eine mutige Entscheidung, da die
Leute von Excentric mittlerweile weiter gezogen waren und so
vielleicht noch knapp 10 Nasen (!!) zuhörten. 10 Headbanger aber,
die mitmachten, und so die Band belohnten. Nach dem Ende des
regulären Sets wären wohl die meisten Gruppen enttäuscht nach Hause
gegangen. Nicht so die Süddeutschen. Die wenigen Zugaberufe wurden
erhört und Emergency Gate gaben nochmals alles. Mit dem Falco-Cover
"Rock Me Amadeus" beendeten sie schliesslich einen Gig, der trotz
oder gerade dank der Proberaum-Atmosphäre und dem Einsatz der Band
bewies, dass man auch vor sehr wenig Publikum überzeugen kann.
Respekt! Ebenfalls toll war, dass die gesamte Emergency Gate-Truppe
danach mit den wenigen Leuten sprach, die da waren. Die Deutschen,
die in ihrer Heimatstadt München schon überzeugen konnten und von
dort aus die Welt mittels Universal-Vertrag erobern wollen, haben
bewiesen, dass ihnen dies auch gelingen könnte. Zwei wichtige
Elemente stimmen dafür bereits: Absolut eigenständige Songs und eine
mehr als überzeugende Live-Perfomance. Hoffen wir, dass Fortuna
ihnen auch noch das nötige Quäntchen Glück bescheren wird. Verdient
hätten sie es!
Setlist: "Intro", "Soulstreamer", "No Clown", "Kill The Dying", "Discre
Pantz", "Nightly Ray", "The Inside", "Mold Me Again", "Breedevil",
"Trust In Me", "Guardian Of Time", "In My Dreams" - Zugaben: "Eternal
Echo", "Another Day Nowhere" & "Rock Me Amadeus".
|
|