Livereview: Eminence - Mesmerised - Remote Lane
26.09.2008 Full Metal II, Nouveau Monde, Fribourg
By Thomas Jenny      Fotos: Llyrdwen (myspace.com/llyrdwen)
Wenn wiederholt ins Noveau Monde zu einem Abend gepflegter Kakophonie im metallischen Aufzug gerufen wird, erwarten den geneigten Zuhörer gute Bands im kristallklarem Soundgewand, ein motiviertes und zahlreich erscheinendes Publikum, und ein damit rundum gelungener Abend unter Freunden der Stromgitarrenmusik. So weit zumindest die Theorie.

Remote Lane
Um zirka halb zehn Uhr entern die im Vorfeld fälschlicher- und ungerechtfertigterweise als «Remote Lame» bezeichneten Remote Lane die Bühne und legen mit «Green Salvation» von ihren letztem Demo los. Die Musiker scheinen spielfreudig und auch der Bewegungsradius der Jungs aus Plaffeien hat sich stark erweitert. Allerdings wird die Freude doch stark getrübt vom miserablen Sound, in dem die ansonsten überzeugenden Kompositionen aus den Boxen schallen: Vom Gesang ist so gut wie Nichts zu hören, und Gitarre und Bass sind bestenfalls zu erahnen. Über ein derartiges Manko kann auch die fantastische Schlagzeugarbeit, die, im Gegensatz zu den anderen Instrumenten, fett erklingt, kaum hinwegtrösten. Leider wird dies im Verlaufe des Konzerts nur unmerklich besser und das Liedgut kann sich nicht so präsentieren, wie dies die Band und ihre Kreationen, die von Riffs der Marke Sepultura, über anmutige Cleanpassagen und Blastbeats bis hin zu Black Sabbath–typischem Songwriting und vereinzelten Doompassagen reichen, verdient hätten. Es gibt zudem einen leichten Stilwechsel auszumachen, in dem das Augenmerk vermehrt auf die brutale Seite der Band fällt. So finden sich beispielsweise nur noch vereinzelt cleane Passagen und das Keyboard wird beinahe ganz ignoriert. Zusätzlich wird der Schwerpunkt bei der Setliste eindeutig auf neueres Schaffen verlegt. Jedoch vermögen eben jene deutlich kürzeren Kompositionen sehr zu überzeugen, ihr Songwriting ist präzise und auf den Punkt gebracht, nicht mehr so verspielt wie auf den vorhergehenden Demos und ein gutes Stück simpler, damit jedoch auch direkter gehalten.. Durch den schlechten Sound entmutigt, beschränkt sich der Mitmachfaktor im Publikum jedoch auf ein paar wenige Headbanger und einige vereinzelte Moshpits. Dies hindert Remote Lane jedoch nicht daran, solide Leistungen zu erspielen, und so dem Publikum doch zu einem vergnüglichen Auftakt zu verhelfen. Abgerundet wird das ganze vom Übersong „Abandonado“ der auf der kommenden Demo zu finden sein wird und der noch einmal die ganzen Stärken von Remote Lane ausspielt. Um der Band, die für die enttäuschenden Leistungen der Soundtechnik keine Schuld trägt, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muss man erwähnen, dass der Auftritt bis auf einige Negativpunkte wirklich sehr solide war. Wenn jetzt nicht nur der Bewegungsgrad, sondern auch der –radius ansteigt, auf die vereinzelten „E-F-Füllriffs“ und die gegrunzten Ansagen, welche das Ganze etwas distanziert erscheinen lassen, verzichtet wird, dürften sich Remote Lane zu einem überragenden Liveact aufschwingen.

Mesmerised
Danach stehen Mesmerised auf dem Programm. Der Band ist die grosse Liveerfahrung anzusehen und in etwas besserem, aber noch lange nicht gutem, Sound werden die Kompositionen, die irgendwo zwischen Metallica, Pantera, Anthrax und Carnivore schweben, dargebracht, und erwärmen das Herz des Oldschoolliebhabers. In Sachen Einfachheit und Direktheit setzen Mesmerised noch einen Zacken drauf, und ihr direkter Thrashmetal mit Hardcore-einflüssen und punkigem Flair vermag vom spieltechnischen Standpunkt rundum zu überzeugen. Dass sie auch anders können, beweist die Band jedoch mit einem facettenreichen Instrumentalstück namens „Speechless“, dass jeglichen Vorwurf der Simplizität im vornherein ausschaltet. Auch Respekt zollen muss man den drei Streitern der Band dafür, dass sie trotz dem stetigen Gesang und der damit verbundenen Rückkehr ans Mikrophon viel Bewegung auf die Bühne bringen. Allerdings will auch hier der Funken nicht so recht überspringen, die Publikums-reaktionen fallen eher verhalten aus, und beschränken sich, abgesehen von einigen Headbangern, auf höfliches Kopfnicken. Fazit: Seitens der Musiker ein rundum überzeugender Auftritt, seitens des Sound-technikers und des Publikums eher enttäuschend.

Eminence
Zuletzt stehen die brasilianischen Eminence auf dem Programm, die im Zuge ihrer „The God Of All Mistake“-Tour zum gleichnamigen Album in Freiburg halt machen. Sofort wird eine ungezügelte Brutalität entfesselt, und die Band macht sich professionell ans Werk. Der Drummer verdrischt die Felle wie ein Berserker, der Sänger schreit sich die Lunge aus dem Leib. Doch davon ist – welch eine Überraschung – nichts zu bemerken. Die Gitarren- und Bassarbeit ist nur zu hören, wenn das Schlagzeug aussetzt. Ansonsten kommt vom durchaus überzeugenden Gitarrenspiel von Eminence fast nichts durch… Das hindert den Vierer allerdings nicht daran, sich auf der Bühne hochmotiviert zu geben – und die treibenden Rhythmen bewegen doch einige Leute dazu, sich auszutoben. Sogar der Forderung des Sängers nach einem Moshpit wird von einem kleinen Teil des Publikums nachgegeben, und so entwickelt sich doch eine gewisse Dynamik. Die Interaktion mit dem Publikum geht auf Englisch von statten, jedoch lässt es sich der Sänger nicht nehmen, einige französische Dankesworte ans Publikum zu richten. Eminence erschallen weiterhin steinhart und präzise aus den Boxen, doch der Fakt, dass die, teilweise an Devildriver oder Sepultura erinnernden, Melodien beinahe völlig unhörbar sind, nimmt dem Auftritt doch einiges an Wind aus den Segeln. Zwar sind Eminence eine erbarmungslose Groovemaschine, doch der völlige Verlust sämtlicher Melodie lässt schnell Ermüdungserscheinungen beim Publikum eintreten. Trotzdem muss der Band für ihre Leistung Respekt gezollt werden.

Fazit: Es WÄRE wohl ein grandioser Abend geworden, hätte die Inkompetenz einiger Leute nicht den Besuchern den Spass verdorben. An den Bands scheitert es jedoch nicht, was das Ganze nur noch ungerechter erscheinen lässt. Bis der, von diversen Leuten ausgesprochenen, Forderung nach exemplarischer Hinrichtung des oder der Tontechnikers, der sich der Verfasser dieser Zeilen hiermit anschliesst, stattgegeben wird, werden die Einleitungsworte wohl eine Utopie bleiben müssen.