Wenn wiederholt ins Noveau Monde zu einem Abend gepflegter
Kakophonie im metallischen Aufzug gerufen wird, erwarten den
geneigten Zuhörer gute Bands im kristallklarem Soundgewand, ein
motiviertes und zahlreich erscheinendes Publikum, und ein damit
rundum gelungener Abend unter Freunden der Stromgitarrenmusik. So
weit zumindest die Theorie.
Remote Lane
Um zirka halb zehn Uhr entern die im Vorfeld fälschlicher- und
ungerechtfertigterweise als «Remote Lame» bezeichneten Remote Lane
die Bühne und legen mit «Green Salvation» von ihren letztem Demo
los. Die Musiker scheinen spielfreudig und auch der Bewegungsradius
der Jungs aus Plaffeien hat sich stark erweitert. Allerdings wird
die Freude doch stark getrübt vom miserablen Sound, in dem die
ansonsten überzeugenden Kompositionen aus den Boxen schallen: Vom
Gesang ist so gut wie Nichts zu hören, und Gitarre und Bass sind
bestenfalls zu erahnen. Über ein derartiges Manko kann auch die
fantastische Schlagzeugarbeit, die, im Gegensatz zu den anderen
Instrumenten, fett erklingt, kaum hinwegtrösten. Leider wird dies im
Verlaufe des Konzerts nur unmerklich besser und das
Liedgut kann sich nicht so präsentieren, wie dies die Band und ihre
Kreationen, die von Riffs der Marke Sepultura, über anmutige
Cleanpassagen und Blastbeats bis hin zu Black Sabbath–typischem
Songwriting und vereinzelten Doompassagen reichen, verdient hätten.
Es gibt zudem einen leichten Stilwechsel auszumachen, in dem das
Augenmerk vermehrt auf die brutale Seite der Band fällt. So finden
sich beispielsweise nur noch vereinzelt cleane Passagen und das
Keyboard wird beinahe ganz ignoriert. Zusätzlich wird der
Schwerpunkt bei der Setliste eindeutig auf neueres Schaffen verlegt.
Jedoch vermögen eben jene deutlich kürzeren Kompositionen sehr zu
überzeugen, ihr Songwriting ist präzise und auf den Punkt gebracht,
nicht mehr so verspielt wie auf den vorhergehenden Demos und ein
gutes Stück simpler, damit jedoch auch direkter gehalten.. Durch den
schlechten Sound entmutigt, beschränkt sich der Mitmachfaktor im
Publikum jedoch auf ein paar wenige Headbanger und einige
vereinzelte Moshpits. Dies hindert Remote Lane jedoch nicht daran,
solide Leistungen zu erspielen, und so dem Publikum doch zu einem
vergnüglichen Auftakt zu verhelfen. Abgerundet wird das ganze vom
Übersong „Abandonado“ der auf der kommenden Demo zu finden sein wird
und der noch einmal die ganzen Stärken von Remote Lane ausspielt. Um
der Band, die für die enttäuschenden Leistungen der Soundtechnik
keine Schuld trägt, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muss man
erwähnen, dass der Auftritt bis auf einige Negativpunkte wirklich
sehr solide war. Wenn jetzt nicht nur der Bewegungsgrad, sondern
auch der –radius ansteigt, auf die vereinzelten „E-F-Füllriffs“ und
die gegrunzten Ansagen, welche das Ganze etwas distanziert
erscheinen lassen, verzichtet wird, dürften sich Remote Lane zu
einem überragenden Liveact aufschwingen.
Mesmerised
Danach stehen Mesmerised auf dem Programm. Der Band ist die grosse
Liveerfahrung anzusehen und in etwas besserem, aber noch lange nicht
gutem, Sound werden die Kompositionen, die irgendwo zwischen Metallica, Pantera, Anthrax und Carnivore schweben, dargebracht, und
erwärmen das Herz
des
Oldschoolliebhabers. In Sachen Einfachheit und Direktheit setzen
Mesmerised noch einen Zacken drauf, und ihr direkter Thrashmetal mit
Hardcore-einflüssen und punkigem Flair vermag vom spieltechnischen
Standpunkt rundum zu überzeugen. Dass sie auch anders können,
beweist die Band jedoch mit einem facettenreichen Instrumentalstück
namens „Speechless“, dass jeglichen Vorwurf der Simplizität im
vornherein ausschaltet. Auch Respekt zollen muss man den drei
Streitern der Band dafür, dass sie trotz dem stetigen Gesang und der
damit verbundenen Rückkehr ans Mikrophon viel Bewegung auf die Bühne
bringen. Allerdings will auch hier der Funken nicht so recht
überspringen, die Publikums-reaktionen fallen eher verhalten aus, und
beschränken sich, abgesehen von einigen Headbangern, auf höfliches
Kopfnicken. Fazit: Seitens der Musiker ein rundum überzeugender
Auftritt, seitens des Sound-technikers und des Publikums eher
enttäuschend.
Eminence
Zuletzt stehen die brasilianischen Eminence auf dem Programm, die im
Zuge ihrer „The God Of All Mistake“-Tour zum gleichnamigen Album in
Freiburg halt machen. Sofort wird eine ungezügelte Brutalität
entfesselt, und die Band macht sich professionell ans Werk. Der
Drummer verdrischt die Felle wie ein Berserker, der Sänger schreit
sich die Lunge aus dem Leib. Doch davon ist – welch eine
Überraschung – nichts zu bemerken. Die Gitarren- und Bassarbeit ist
nur zu hören, wenn
das Schlagzeug aussetzt. Ansonsten kommt vom durchaus überzeugenden
Gitarrenspiel von Eminence fast nichts durch… Das hindert den Vierer
allerdings nicht daran, sich auf der Bühne hochmotiviert zu geben –
und die treibenden Rhythmen bewegen doch einige Leute dazu, sich
auszutoben. Sogar der Forderung des Sängers nach einem Moshpit wird
von einem kleinen Teil des Publikums nachgegeben, und so entwickelt
sich doch eine gewisse Dynamik. Die Interaktion mit dem Publikum
geht auf Englisch von statten, jedoch lässt es sich der Sänger nicht
nehmen, einige französische Dankesworte ans Publikum zu richten.
Eminence erschallen weiterhin steinhart und präzise aus den Boxen,
doch der Fakt, dass die, teilweise an Devildriver oder Sepultura
erinnernden, Melodien beinahe völlig unhörbar sind, nimmt dem
Auftritt doch einiges an Wind aus den Segeln. Zwar sind Eminence
eine erbarmungslose Groovemaschine, doch der völlige Verlust
sämtlicher Melodie lässt schnell Ermüdungserscheinungen beim
Publikum eintreten. Trotzdem muss der Band für ihre Leistung Respekt
gezollt werden.
Fazit: Es WÄRE wohl ein grandioser Abend geworden, hätte die
Inkompetenz einiger Leute nicht den Besuchern den Spass verdorben.
An den Bands scheitert es jedoch nicht, was das Ganze nur noch
ungerechter erscheinen lässt. Bis der, von diversen Leuten
ausgesprochenen, Forderung nach exemplarischer Hinrichtung des oder
der Tontechnikers, der sich der Verfasser dieser Zeilen hiermit
anschliesst, stattgegeben wird, werden die Einleitungsworte wohl
eine Utopie bleiben müssen.
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