Erst vor Kurzem nahmen Endstille am traditionellen Winterfest der
extremen Musik in der Schweiz teil, und diese deutschen Meister des
Black Metal-Genres kündigten ihre Solo-Europatour zur Unterstützung
ihres letzten Albums «Kapitulation 2013» endlich an. In Winterthur
trat die Band im Gaswerk auf, aber nicht in der grossen Halle,
sondern auf der Club-Bühne, das heisst im Kellergeschoss, wie es
sich für eine echte Extrem-Band gehört. Immerhin ist dieses
«Kellergeschoss» ziemlich grossräumig und technisch sehr gut
ausgerüstet. Zur Unterstützung der deutschen Gruppe traten die
Schweden Ondskapt und die Norweger Koldbrann im Vorprogramm auf. Was
auch von irgendwie amüsant war, denn gewöhnlich war es umgekehrt: In
der Rolle des Headliners traten an solchen Konzerten meistens die
Norweger und die Schweden auf.
Koldbrann
Pünktlich um halb zehn Uhr begann die erste Band Koldbrann mit ihrem
Auftritt. Den Anfang machte eine ziemlich lang andauernde Intro-Phase.
Gleich nach dem Intro drehten sich die Musiker um und zeigten ihr
traditionelles Corpse Paint in voller Pracht und
Schönheit. Man muss sagen,
dass der Raum schon während des Auftrittes der ersten Gruppe
ziemlich voll war. Offensichtlich wollten die Schweizer Fans der
extremen Musik den Auftritt der Norweger nicht verpassen. Das konnte
man nachvollziehen und ich ganz gut verstehen, denn die Band Koldbrann
ist unter den Black Metal-Fans nicht nur dafür beliebt, dass sie
Vertreter der bekanntesten Schule dieses Genres sind, sondern auch
dafür, dass sie echt interessantes und vielfältiges Material
erschaffen. Das konnten die Anwesenden bald feststellen. Der Band
war es gelungen, die Zuschauer ordentlich aufzuwärmen. In der Mitte
des Auftrittes teilte der Frontmann mit, dass die Band unlängst
ein neues Album heraus gegeben hatte und betonte, dass man es schon
kaufen könne. Gleich danach spielten Koldbrann eine neue Komposition,
doch die Musiker beendeten ihren Auftritt mit dem beinahe
bekanntesten Hit «Russian Vodka». Die Zuschauer spendeten der Band
viel Beifall, während sie die Bühne verliess. Ihr Auftritt dauerte
circa 45 Minuten.
Ondskapt
Ungefähr nach 20 Minuten kam die schwedische Band Ondskapt auf die
Bühne. Es war klar, dass das Ziel dieses Auftrittes war, das
Fussvolk des mittelalterlichen Europa darzustellen. Der Sänger
erschien wie die Verkörperung der verwilderten Sitten: Er hatte ein
zerrissenes Hemd aus Sackleinen und einen Knochenbund anstelle eines
Gürtels an. Dieser einzigartige Gürtel war blutbeschmiert. Der
Sänger stank und niemand zweifelte daran, dass die Knochen und das
Blut echt waren. Aber wie gesagt, der Frontmann spielte seine Rolle
des Leaders von der hungrigen und alles hassenden Horde gut: Er warf
dem Publikum wilde Blicke und Gesten zu und streckte seine blutigen
Hände nach oben. Was festzustellen blieb, war die Tatsache, dass die
Band sogar die Fans der extremen Musik mit ihrer «Authentizität»
schockierte: Im Raum waren viel weniger Leute als beim Auftritt
von Koldbrann. Das ganze recht übel riechende Spektakel dauerte
rund 40 Minuten.
Endstille
Gegen halb elf Uhr Abends war die Bühne für den Auftritt des Headliners
Endstille vorbereitet. Die Band veröffentlichte kürzlich ein neues
Album, und deswegen begann das Konzert mit der Komposition«;The
Refined Nation« von diesem Album. Wie voriges Mal, zog der Sänger
umgehend die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Dieser
grosse Mensch mit traditionellem Corpse Paint nahm seinen Platz auf
der Bühne ein. Er gestikulierte sehr aktiv und flink, so dass der
schwere Gürtel aus Gewehrkugeln, den die Liebhaber der schweren
Musik so gerne anhaben, runter fiel. Bei der Show waren auch der
Bassist und er zweite Gitarrist beteiligt, aber der Gitarrist
Wachtfels und der Drummer standen, wie gewöhnlich, im Schatten ihrer
auffälligen Kollegen. Diese Bühne des Clubs ist vielleicht nicht die
kleinste, aber dazu ziemlich niedrig, deswegen war das Spiel der Musiker
in den kleinsten Details zu sehen. Es war klar, dass das Publikum
auch das neue Album kannte und deswegen die Band mit Enthusiasmus
unterstützte. Nicht nur bekannte Hits wie zum Beispiel "Ripping
Angelflesh" oder auch "Bastard" wurden dargeboten, sondern auch neue
Kompositionen. Gegen Ende des Auftrittes spielte die Band ihr altes
Material, und somit konnte man Lieder aus allen Zeiten hören.
Dieser Auftritt war eindeutig alles andere als die Kapitulation, wie es
auf dem CD-Cover des neuen Albums steht!
Setliste: «The Refined Nation» - «Anomie» - «Ripping Angelflesh» -
«Conquest Is Atheism» - «Sick Heil» - «World Aflame» - «Bastard» -
«Reich an Jugend» - «Depressive/Abstract/Banished/Despised» -
«Frühlingserwachen».
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