Livereview: Endstille - Ondskapt - Koldbrann

02. April 2014, Winterthur - Gaswerk
By Natalia N.
 
Erst vor Kurzem nahmen Endstille am traditionellen Winterfest der extremen Musik in der Schweiz teil, und diese deutschen Meister des Black Metal-Genres kündigten ihre Solo-Europatour zur Unterstützung ihres letzten Albums «Kapitulation 2013» endlich an. In Winterthur trat die Band im Gaswerk auf, aber nicht in der grossen Halle, sondern auf der Club-Bühne, das heisst im Kellergeschoss, wie es sich für eine echte Extrem-Band gehört. Immerhin ist dieses «Kellergeschoss» ziemlich grossräumig und technisch sehr gut ausgerüstet. Zur Unterstützung der deutschen Gruppe traten die Schweden Ondskapt und die Norweger Koldbrann im Vorprogramm auf. Was auch von irgendwie amüsant war, denn gewöhnlich war es umgekehrt: In der Rolle des Headliners traten an solchen Konzerten meistens die Norweger und die Schweden auf.

Koldbrann

Pünktlich um halb zehn Uhr begann die erste Band Koldbrann mit ihrem Auftritt. Den Anfang machte eine ziemlich lang andauernde Intro-Phase. Gleich nach dem Intro drehten sich die Musiker um und zeigten ihr traditionelles Corpse Paint in voller Pracht und Schönheit. Man muss sagen, dass der Raum schon während des Auftrittes der ersten Gruppe ziemlich voll war. Offensichtlich wollten die Schweizer Fans der extremen Musik den Auftritt der Norweger nicht verpassen. Das konnte man nachvollziehen und ich ganz gut verstehen, denn die Band Koldbrann ist unter den Black Metal-Fans nicht nur dafür beliebt, dass sie Vertreter der bekanntesten Schule dieses Genres sind, sondern auch dafür, dass sie echt interessantes und vielfältiges Material erschaffen. Das konnten die Anwesenden bald feststellen. Der Band war es gelungen, die Zuschauer ordentlich aufzuwärmen. In der Mitte des Auftrittes teilte der Frontmann mit, dass die Band unlängst ein neues Album heraus gegeben hatte und betonte, dass man es schon kaufen könne. Gleich danach spielten Koldbrann eine neue Komposition, doch die Musiker beendeten ihren Auftritt mit dem beinahe bekanntesten Hit «Russian Vodka». Die Zuschauer spendeten der Band viel Beifall, während sie die Bühne verliess. Ihr Auftritt dauerte circa 45 Minuten.

Ondskapt

Ungefähr nach 20 Minuten kam die schwedische Band Ondskapt auf die Bühne. Es war klar, dass das Ziel dieses Auftrittes war, das Fussvolk des mittelalterlichen Europa darzustellen. Der Sänger erschien wie die Verkörperung der verwilderten Sitten: Er hatte ein zerrissenes Hemd aus Sackleinen und einen Knochenbund anstelle eines Gürtels an. Dieser einzigartige Gürtel war blutbeschmiert. Der Sänger stank und niemand zweifelte daran, dass die Knochen und das Blut echt waren. Aber wie gesagt, der Frontmann spielte seine Rolle des Leaders von der hungrigen und alles hassenden Horde gut: Er warf dem Publikum wilde Blicke und Gesten zu und streckte seine blutigen Hände nach oben. Was festzustellen blieb, war die Tatsache, dass die Band sogar die Fans der extremen Musik mit ihrer «Authentizität» schockierte: Im Raum waren viel weniger Leute als beim Auftritt von Koldbrann. Das ganze recht übel riechende Spektakel dauerte rund 40 Minuten.

Endstille

Gegen halb elf Uhr Abends war die Bühne für den Auftritt des Headliners Endstille vorbereitet. Die Band veröffentlichte kürzlich ein neues Album, und deswegen begann das Konzert mit der Komposition«;The Refined Nation« von diesem Album. Wie voriges Mal, zog der Sänger umgehend die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Dieser grosse Mensch mit traditionellem Corpse Paint nahm seinen Platz auf der Bühne ein. Er gestikulierte sehr aktiv und flink, so dass der schwere Gürtel aus Gewehrkugeln, den die Liebhaber der schweren Musik so gerne anhaben, runter fiel. Bei der Show waren auch der Bassist und er zweite Gitarrist beteiligt, aber der Gitarrist Wachtfels und der Drummer standen, wie gewöhnlich, im Schatten ihrer auffälligen Kollegen. Diese Bühne des Clubs ist vielleicht nicht die kleinste, aber dazu ziemlich niedrig, deswegen war das Spiel der Musiker in den kleinsten Details zu sehen. Es war klar, dass das Publikum auch das neue Album kannte und deswegen die Band mit Enthusiasmus unterstützte. Nicht nur bekannte Hits wie zum Beispiel "Ripping Angelflesh" oder auch "Bastard" wurden dargeboten, sondern auch neue Kompositionen. Gegen Ende des Auftrittes spielte die Band ihr altes Material, und somit konnte man Lieder aus allen Zeiten hören. Dieser Auftritt war eindeutig alles andere als die Kapitulation, wie es auf dem CD-Cover des neuen Albums steht!


Setliste: «The Refined Nation» - «Anomie» - «Ripping Angelflesh» - «Conquest Is Atheism» - «Sick Heil» - «World Aflame» - «Bastard» - «Reich an Jugend» - «Depressive/Abstract/Banished/Despised» - «Frühlingserwachen».