Livereview: Ensiferum - Orphaned Land - Spellbound - Noise Forest
25. April 2006, Z7 Pratteln
By Sven M.
Das war wohl das teuerste Konzert, an das ich je ging. Da es ein Dienstag war und wir Normalbürger an so einem Tag arbeiten, hatte ich ziemlichen Zeitdruck, um noch pünktlich an der Z7-Abendkasse zu erscheinen und ja..., die Radarfalle auf der Basler Autobahn war mir dankbar. Doch wer lässt sich davon schon entmutigen, wenn Ensiferum und Orphaned Land zum Tanz einladen? Na also, meine Meinung. Die liebe Konzertfabrik füllte sich im Laufe des Abends bis zur Hälfte und die Trinkhörner wurden kräftig geschwungen. Party on Tuesday-Night...

Noise Forest
Anstoss zum Fest gab die deutsche Doom/Hardcore Band Noise Forest. Mit dieser Art von Musik die Leute anzuheizen, war denkbar unmöglich. Die mit Fellen, Hörnern und Schminke überbackenen Zuschauer machten fast keinen Wank bei dieser geilen Vorband. Oh ja, sie war geil, meinen Geschmack haben die Vier aus Kiel nämlich total getroffen und waren meine persönlichen Favoriten an diesem Abend. Eine halbe Stunde lang herrlichstes Geholze, das mit fetten Mid-Tempo Grooves nicht gerade geizte. Aber ok, sie passten echt nicht ins Programm an diesem Abend, verglichen mit den noch folgenden Bands. Aber was soll's, mir hat's gefallen.

Spellbound
Direkt aus Konstanz am Bodensee angereist, versuchte diese Thrash Metal Band ihr Glück beim „tobenden" Publikum. Mit genau so mässigem Erfolg. Die etwas langsamere Mischung aus Destruction und Kreator schaffte es zwar, ein paar Köpfe mehr ins Rollen zu bringen, doch brach noch keine Lawine der Begeisterung im allmählich wachsenden Häufchen aus Orphaned Land und Ensiferum T-Shirt Trägern aus. Die Vierer-Combo hatte trotzdem alles gegeben und der Einsatz war ihnen hoch anzurechnen. Gegen Ende ihres Auftritts gewöhnten sich doch langsam die Ohren der ungeduldig Wartenden and den satten Old School-Thrash und es wurde kräftig Beifall gespendet, sehr zur Freude der ausgepowerten Band.



Orphaned Land

Nun begrüssten wir ein weiteres Schmankerl, dieses Mal aber aus einer eher "Metal-Ungewöhnlichen" Gegend, nämlich aus Israel. Da kann ich spontan nur noch Betzefer aufzählen, danach bin ich am Ende mit meinem Israel-Latein der harten Musik. Wobei Erstere der beiden Bands sich ganz der Religion verschrieben hat, was man auch auf der Bühne Anfangs gut sehen konnte. Kobi Farhi betrat die Bühne in einer alten Kutte, womit er einem berühmten Bibel-Helden doch ziemlich ähnlich sah. Witzigerweise waren tatsächlich mehr Orphaned Land Jünger als Ensiferum Fans unter den Zuschauern. Sehr ungewöhnlich, scheint als habe der Haupt-Act seine Wirkung etwas verfehlt. Nächstes Mal sind wir schlauer. Die Meute war ausser Rand und Band, als der Fünfer mit ihrer sehr speziellen Art von Death Metal durchs Z7 fegte. Diese walzige Kombination aus Death, mit den Instrumenten und Klängen ihrer Heimat, zog alle in ihren Bann. Der Publikumspreis ging eindeutig an die Herren aus Israel.

Ensiferum
Kelche hoch, die Stimmungsmacher kommen! Genau, nun wurden wir auf finnische Weise unterhalten und diese ist laut. Geballte Power aus allen Boxen liess die Leute erbeben. Es wurde aus vollen Lungen mitgesungen und wie wild getanzt jedenfalls die Ensiferum Fans, denn ein beachtlicher Teil hatte sich schon auf die Rückreise gemacht. Auf der Bühne wurden viele Witze gerissen, glaub' ich zumindest. Kann ja kein finnisch, doch das Publikum lachte. Über eine Stunde lang wurden wir auf Trab gehalten. Leider wartete ich vergebens auf den Song "Goblins dance", aber es war auch so eine geile Show. Bei der letzten Zugabe dann verblüffte Blicke. Sie solle von einem Special-Guest gebracht werden und niemand Geringeres als Beast von Finntroll betrat, ziemlich besoffen und mit Zigarette in der Hand, die Bühne. Er verkündete, dass sie jetzt einen Napalm Death Cover Song spielen werden. Alle shredderten genau zwei Sekunden lang ihre Instrumente und das war's dann auch schon. Mit dieser äusserst spassigen Einlage verabschiedeten sie sich zugleich. In diesem Sinne, see you next time!