Als ich erfahren durfte, was für ein
grandioses Billing das zweite Pagan/Viking-Festival schmückte,
verspürte ich eine gewaltige Vorfreude, und bis zum 14. April sehnte
ich mich nach diesen tollen Bands: Naildown, die sehr interessante
Newcomer-Melodic/Death Metal-Band aus Finnland, die nach erstem
Reinhören sehr an Children Of Bodom erinnerten, Thronar, die
holländischen Wikinger, die es mir mit ihrem De-but-Album „For Death
And Glory“ sehr angetan haben. Black Messiah, die deutschen
Christenfeinde, die es sich mit „Oath Of A Warrior“ und „Of Myths
And Legends“ bei vielen Pagan Metal-Fans in der Stereoanlage bequem
gemacht haben und Eluveitie, die Helvetier mit dem unermüdlichen
Drang, Partystimmung zu verbreiten. für mich stand ihr 10.
Liveauftritt bevor. Ganz am Schluss werden dann noch die finnischen
Ensiferum die Halle ins Schwitzen bringen. Bereits diese Bands
zeigten, dass das Gaswerk mit Be-stimmtheit sehr voll werden wird.
Naildown
Am Eingang herrschte ein wirres Durcheinander, und obwohl die
Organisation zufrieden stellend, für diesen Zuschaueransturm gar
vorzüglich war, hatte ich so meine Problemchen, am Türsteher
vorbeizukommen, denn dieser wollte nur die Leute ohne Tickets
hineinlassen. Als ich es dann doch noch geschafft habe, hatten sich
Naildown bereits warmgespielt und began-nen nach Aussagen von
Freunden ihren dritten Song. Zugegeben, die Finnen zeigten eine
äus-serst ansprechende Show, waren aber mit ihrem sehr bassstarken
Melodic/Death Metal ziem-lich fehl am Platz, was sich auch auf die
Zuschauer vor der Bühne auswirkte, welche leider ziemlich rar
erschienen waren. Die Horn- und Kettenhemdträger liessen sich
Naildown entgehen und genossen dafür die warme Abendsonne mit einem
kühlen Bier. Die Band konnte aber musikalisch überzeugen und wäre an
jedem anderen Konzert bestimmt im Publikum aufge-gangen. Schade
eigentlich, denn die Finnen hatten es wirklich drauf.
Thronar
Ganz anders als Naildown wurden die Holländer Thronar empfangen,
denn die Leute haben sich von der Sonne verabschiedet und spazierten
vor die Bühne. In
Wikingermanier
stürmten die Viking Metal-Band auf die Bühne und spielte eine
atemberaubende Dreiviertelstunde. Das Keyboard war zwar zu leise und
die Gitarren wie auch der Bass zu laut eingestellt, aber die Band
riss das Publikum mit und veranstaltete ein Heidenfest. Es wurde
getanzt, es wurde gebangt und in der Mitte Thronar, denen die
Zufriedenheit anzumerken war. „For Death And Glory“ wurde beinahe
durchgespielt und Stücke wie „To Kill And Be King“ haben trotz dem
verpatzten Sound ihre Echtheit nicht verloren. Dass die Niederländer
einen äusserst thrashigen Unterton haben ist zwar auf dem Album
nicht herauszuhören, aber bei ihrem Liveauftritt war es sehr oft der
Fall, dass sie sich etwas härter zeigten. Ich blieb auf jeden Fall
keinen Moment ruhig stehen und ging ab wie ein Zäpfchen. Bloss die
vielen Ellbogen und ziemlich aggressiven Zuschauer haben mich im
Getümmel etliche Male aufgeregt. Aber der Band konnte man ja dafür
nicht die Schuld geben, denn die hat wirklich ganz Grosses gezeigt.
Man wird wohl in der Zukunft noch vieles von Thronar hören,
hoffentlich!
Black Messiah
Nach dem von mir aus verschlafenen Auftritt am Ragnarök-Festival
hatten die deutschen Pa-gan-Metaller Black Messiah noch einiges gut
zu machen, was ihre Liveauftritte angeht. Dass es auf ihren Scheiben
hymnenhaft, brachial und äusserst heidnisch zu und her geht ist wohl
nicht nur mir aufgefallen, denn die Halle leerte sich nach Thronar
nicht, im Gegenteil, es wurde noch enger. Die Ruhrpott-Wikinger, wie
sie sich selbst nennen, eröffneten ihren Gig mit dem wunderbaren
Intro „In Remembrance“ und spielten sich wild durch „Oath Of A
Warrior“ und „Of Myths And Legends“. Beinahe
kein Hit wurde ausgelassen, Stücke wie „Christenfeind“, „Riding The
Drakkar“, „Blutsbruder“, „Irminsul“, „Die Sühne des Feuerbringers“,
„Sauflied“ und natürlich das Cover „Moskau“ wurden den Fans frisch
garniert mit äusserst starken Darbietung zum Frass vorgeworfen. Die
Zuschauer griffen gierig zu und entkräfteten sich bereits nach den
Anfangsminuten. Es stand eine absolut andere Band auf der Bühne,
konzentriert und völlig im Element, nicht wie beim letzten Auftritt,
als ich sie sehen durfte. Leider haperte es wiederum am Sound, der
nicht sonderlich gut abgemischt war. Dennoch zeigten die Deutschen
eine durchs Band gewaltige Leistung, und ich war bereits nach den
ersten Songs völlig verschwitzt. Die Hitze in der Halle war kaum
auszuhalten, aber Black Messiah standen noch immer auf der Bühne und
spielten zum Abschluss das Cover „Moskau“, welches ich schon auf der
CD nicht hören mochte da es mir einfach völlig unpassend erscheint.
Ich hörte mir den Schlusssong dann von der Ferne an und konnte so
auch gerade frische Luft schnappen.
Eluveitie
Eine Band mit einem wirklichen Album („Spirit“) und einer Mini-CD („Ven“)
spielt mal da, dann wieder dort, aber jedes Mal, so scheint es,
füllen sie die Halle und bringen sie zum Kochen. Für mich war es wie
oben erwähnt das 10. Mal, dass ich Eluveitie live begutachten
durfte. Das Gaswerk wurde, wie ich es nicht anders erwartet hatte,
zum Hexenkessel,
oder
sollte ich besser sagen zum Heidenkessel. Die Zuschauer liessen
alles aus sich raus, und auch die Band machte einen starken
Eindruck. Ihre Scheibe „Spirit“ wurde beinahe ganz durchgespielt,
und auch was Bühnenpräsenz angeht machen die Schweizer wohl
unschlagbare Nummern. Eluveitie ist beliebt und kommen von Konzert
zu Konzert mehr auf, aber was ist mit den Fans, die sie seit der
Entstehung und der Mini-CD „Ven“ kennen? Für mich war es halt wieder
einmal Eluveitie mit einer guten Leistung, aber nicht mehr, denn
ihre Abwechslung, was Songs betrifft, hält sich wegen der Albummenge
in Grenzen, und so kann auch die Band nicht wirklich was Neues
bieten. Klar, ein neuer Song ist eine schöne Sache, aber man hat
Eluveitie jetzt dann für eine Zeit gesehen und wünscht sich lieber
mal neue Ware in CD-Format. Trotzdem, den Zuschauern hat’s gefallen,
und mir wurde gezeigt, dass es noch immer Leute gibt, die Eluveitie
zum ersten Mal sehen dürfen.
Ensiferum
Der Ansturm auf den Headliner war gross, grösser als bei allen
anderen Bands zuvor, darum wurde es beinahe ungemütlich im Gaswerk.
Die Finnen mit toller Verkleidung, welche den Anschein machte, dass
sie bereits zuviel getrunken hatten oder den Auftritt nicht wirklich
ernst nahmen, wobei ich jetzt nicht die Cowboy-Mütze des Sängers
anspreche. Die Anspannung war den Fans anzumerken, endlich gibt es
Ensiferum wieder einmal live. Die Band hat tatsächlich einen sehr
hohen Status in der Metal-Szene, und doch ist Ensiferum seit dem
Ab-gang von Jari Mäenpää nicht mehr dasselbe. Viele Fans können sich
mit dem neuen Sänger Petri Lindroos einfach nicht anfreunden. Auch
mich hat er stimmlich noch nicht vom Hocker gehauen, und gesanglich
gegen Jari heranzukommen ist wohl sowieso ein Ding der
Unmöglichkeit. Jetzt aber zum Auftritt an sich, und jetzt haltet
euch gut fest: Ich habe mich wie ein Blöder auf diesen Auftritt
gefreut, und wurde masslos, aber wirklich masslos enttäuscht.
Der
Sound war grottenschlecht abgemischt, ein Dankeschön an den Mischer,
den Sänger hat man überhaupt nicht gehört und auch die Gitarren
waren viel zu leise. Das Keyboard wurde zwar von einer sehr
aufreizenden jungen Frau bedient, aber gehört habe ich es leider
fast nicht. Das Schlagzeug und der Bass waren dafür viel zu laut
eingestellt. Das Einzige, was man richtig getroffen hatte, waren die
Background-Mikrophone, denn ohne gewisse Chorparts hätte ich die
Songs gar nicht erkannt. Es war aber bestimmt nicht bloss die Schuld
des Mischers gewesen, denn auch die Band spielte ein gewaltiges
Geknüppel zusammen, nichts mit feinen Melodiebögen und epischen
Übergängen. Mit der Zeit wurde der Sound ein wenig besser, aber dies
änderte wenig an meiner Laune. Ich war stinksauer und kann es bis
heute nicht verstehen, weshalb gewisse Leute den Auftritt als
grossartig befunden haben. Zum Glück war ich aber nicht der Einzige,
der nicht einmal Hits wie „Token Of Time“ beim ersten Hinhören
erkannt hatte, und so muss ich doch mit voller Überzeugung von einer
absolut schwachen Leistung sprechen. Ich weiss mit Sicherheit, dass
die Finnen das besser können, und auch mit der Musik geht es wieder
aufwärts, denn die neue Scheibe scheint ein voller Erfolg zu werden.
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