An einem gewöhnlichen Sonntagabend das KiFF Aarau besuchen,
um für einmal „besinnlichen“ Metal-Klängen zu lauschen, hat doch was
für sich. So geschehen diesen Dezember, als Ensiferum mit ihrer
„Acoustic-Tour“ in der Schweiz Halt machten. Im Vorfeld war noch ein
kurzes Interview mit Petri Lindroos angesetzt, und danach liess ich
mich mit den anderen 300 Personen zum Gröhlen, Schunkeln und Johlen
hinreissen und verbrachte einen musikalischen Abend der Extraklasse.
Im Vorfeld durfte schon die Power Metal-Fraktion „Metal De Facto“
für einmal als „Trio De Facto“ zeigen, was sie akustisch so zu
bieten haben. Sami Hinkka, für einmal an der Gitarre und viele
Coverversionen waren der perfekte Einstieg für die wartenden Fans,
die bereits in der ersten halben Stunde richtig in Sängerlaune
waren.
Trio
De Facto Mit Monster-Sombrero auf dem Kopf betrat der
Sänger Mikael Salo als letzter die Bühne. Sami Hinkka, Gitarre (Bass
bei Ensiferum) und Esa Orjatsalo, ebenfalls Gitarre, hatten es sich
schon auf ihren weihnachtlich geschmückten Plätzen gemütlich
gemacht. Mit einem Medley, bestehend aus drei verschiedenen Songs,
aber alle gespielt mit denselben Akkorden, starteten Trio De Facto
ihr warm-up-Programm. Unter tosendem Jubel gab der Dreier, der
eigentlich als Sextett „Metal De Facto“ heisst und Power Metal
spielt, Coverversion um Coverversion zum Besten. Das Publikum sang
grösstenteils mit, ganz sicher aber bei den bekannten Refrains von
Stratovarius „Hunting High And Low“ oder Iron Maiden’s „Wasted
Years“. Auch ganz ohne Bass und Schlagzeug hatten die Drei wirklich
ordentlich Power und brachten die Fans in Stimmung für die Hauptband
des Abends. Mit Lametta um den Hals und dem Korpiklaani-Kracher
„Vodka“ schloss die ebenfalls aus Finnland stammende Truppe ihren
Gig in bester Laune ab.
Setliste: «Medley Helloween/Amon
Amarth/Rose Tattoo» «For Whom The Bell Tolls» «Square Hammer»
«Napalm Death» «More Than Words/Organic Wine» «Hunting High And Low»
«Wasted Years» «Vodka»
Ensiferum
Im Anschluss war der Laden brechend voll, zumindest wenn man
versuchte, mit der Kamera einen guten Platz zu finden. Bereits beim
Betreten des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Markus Toivonen
war das Publikum wie euphorisiert. Es wurde gesungen, gebrüllt und
gerufen. Einfach etwas Barbarisches umgab die Stimmung im Kiff. Als
die restlichen Musiker Petri Lindroos (Gesang), Sami Hinkka (Bass),
Janne Parviainen (Drums) und Laura Dziadulewicz (Keyboards, Gesang)
sich an ihren Arbeitsinstrumenten festgekrallt hatten, war die
Stimmung bereits grandios. Die Menge sang gleich zu Beginn den
Refrain von „Twilight Tavern“ lautstark mit, was dann auch Ensiferum
wiederum anstachelte. Mit viel Freude und Spielwitz gaben sie einen
Klassiker nach dem anderen zum Besten. Auch wenn die Songs eigens
für diese Tour etwas angepasst wurden, verfehlten sie keinesfalls
ihre Wirkung. Die Leute liessen sich vom Feeling der Finnen
regelrecht anstecken und die Bewegungsfreudigen unter ihnen, waren
immer wieder für einen „Acoustic-Moshpit“ zu haben, der regelmässig
von Petri Lindroos propagiert wurde. Dies gefiel allerdings nicht
allen, denn wer nur zum kuschligen Fotomachen am Bühnenrand
gekommen
war, bekam jetzt auch sein Fett weg. Hier mal ein Ellenbogen und da
mal etwas Bier aber ansonsten verlief der Abend ganz im gesitteten
„Metal-Stil“ eben. Die Band verstand es ganz gut, die aufgeheizte
Menge etwas abzukühlen, ohne jedoch die Wärme vermissen zu lassen.
So brachten sie immer an der richtigen Stelle eine Ballade, um sich
wieder etwas sammeln zu können. Dies war dann auch der Moment, indem
sich die endlosen „Mitfilmer“ und „Selfie-Akteure“ in Szene setzen
konnten. Glücklicherweise folgten daraufhin immer wieder Knaller
allererster Güte. Die Meute war selig und nach Mitsing-Songs wie
„Lai Lai Hey“ oder „Tatarara, Tatarara (Iron)“ blieb an diesem Abend
kein Musikwunsch unerfüllt. Nach sechzehn Tracks machten sich die Wikinger
für ihren Abgang bereit und der sollte auch nicht einfach nach
Schema X vonstatten gehen. Das „Trio De Facto“ wurde noch einmal auf
die Bühne geholt, und unter grösstem Ballermann-Gegröle gab man den
„Hoff-Klassiker“ „Looking For Freedom“ im Ensiferum-Stil zum Besten.
Ja, auch dies hatte Platz, denn das Konzert war einfach nur genial,
sodass auch aus Scheisse noch Gold werden durfte. Petri hatte mir im
Interview betreffend Stimmung also wirklich nicht zu viel
versprochen, und dieser Gig hallt mir bis heute noch sehr positiv
nach! „I’ve been looking for a next time…“
Setliste:
«Twilight Tavern» «Burning Leaves» «Token Of Time» «God Is Dead»
«Eternal Wait» «In My Sword I Trust» «Battle Medley» «Tears» «Feast
With Valkyries» «From Afar» «Don’t You Say» «Celestial Bond» «Lai
Lai Hey» «Two Of Spades» «Neito Pohjolan» «Iron» *«I've Been Looking
For Freedom»
|
|