Livereview: Enslaved - Vreid
20. September, Wil Remise
By Yannick S.
Bereits Monate zuvor freute ich mich auf den Auftritt von Enslaved, denn bisher hatte ich die Norweger immer verpasst. Dass dann zusätzlich noch Vreid als Support feststanden, haute mich endgültig aus den Socken. Die Ex-Mitglieder von Windir gehören zu meinen absoluten Lieblingen im Black Metal Genre. Also nahm ich die lange Reise nach Wil problemlos auf mich, und obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, ob ich den letzten Zug nach Hause noch kriegte, freute ich mich wie ein kleines Kind auf das Konzert. Pünktlich um 19.45 wurden die Türen geöffnet, die Bandmitglieder von Vreid spielten draussen fröhlich Fussball und meine Wenigkeit betrat die Remise. Nur in langsamen Schritten füllte sich die Halle, bis sie kurz vor Beginn, circa zu Dreiviertel voll war.

Vreid
20:30 Uhr, nur wenige Zuschauer waren bis ganz vorne gerückt, die Remise verdunkelte sich komplett. Die Tür auf der Bühne öffnete sich und vier Gestalten schnappten sich ihre Instrumente. Wieder kehrte Ruhe ein, bis Sänger Sture seine Stimmbänder beanspruchte und ins Mikrofon growlte. Die Show konnte beginnen. Mit Songs von der neuen Scheibe "Pitch Black Brigade" wie auch mit Liedern vom Erstlingswerk "Kraft" konnten die Norweger die Zuschauer wunderbar in ihren Bann ziehen. Die schwarzrockige Atmosphäre durchdrang das Gehör wie eine Bombe. Bassist Hvall und Gitarrist Ese zeigten mit stets grimmiger Mimik, weshalb sie kein Corpsepaint brauchten, um böse auszusehen. Wenn man nicht wüsste, dass Vreid eine norwegische Band wäre, würde man beim Sänger auf Italien, beim Bassisten auf Brasilien und beim Gitarristen wohl auf etwas Undefinierbares tippen. Das untypische Aussehen geriet aber dank ihrem Oberarmband (norwegische Flagge) und ihrer überaus grimmiger Musik in Vergessenheit. Das Pünktchen auf dem "I" setzten Vreid, als sie einen Song von ihrer alten Band Windir spielten. Die Zuschauer bangten was das Zeug hielt und auch ich, trotz eingeklemmten Nervs im Nacken, konnte mich nicht zurückhalten. Nach 45 Minuten war das erste Spektakel des Abends leider bereits vorbei. Das Publikum verzog sich langsam an die Bar sowie nach draussen und ich stand wie in Trance versetzt vor der Bühne und liess mir diesen Ohrenschmaus noch einmal durch den Kopf gehen.

Enslaved
Kurz vor 21:45 Uhr versammelten sich mehr und mehr Fans vor der Bühne. Wieder verdunkelte sich die Remise und langsam wurde das Publikum ungeduldig. Enslaved betraten die Bühne und eröffneten ihre Show mit dem Song "Fusion Of Sense And Earth" vom neusten Album "Ruun". Im Bühnenhintergrund liefen auf Grossleinwand verschiedenste Einstellungen, beziehungsweise Filmchen der Natur und von Enslaved selbst. Mit "Path To Vanir" (ebenfalls von "Ruun") und "Isa", vom gleichnamigen Werk wurde dem Publikum mächtig eingeheizt. Der Sänger Grutle Kjellson, der wie auch die anderen Bandmitglieder einen überaus abgeklärten Eindruck hinterliess, vermochte problemlos den ziemlich progressiven Touch von Enslaved zu besingen. Der cleane Gesang von Keyboarder Herbrand Larsen passte vorzüglich und klang besser als auf den CD's. Mit den etwas älteren Songs "The Voices" und "For Lenge Siden" zeigten die Norweger, dass sie auch ihre alten Songs ausgezeichnet live spielen können. Die teilweise recht ruhigen, aber auch monotonen (im Sinn von wiederholend, was nicht negativ aufzufassen ist) Passagen der Songs, luden den Hörer in die wunderbare Welt der norwegischen Wälder ein. Träumerisch und mit den Augen geschlossen konnte man viele Zuschauer beobachten. Sogar die Knüppelpassagen wurden nur selten mit Gemoshe abgefeiert. Die Klänge wurden regelrecht aufgesaugt. Mit dem angeblich letzten Song "Return To Yggdrasil" verzauberten Enslaved mit ihrer wahnsinnigen Perfektion, selten habe ich "live" sowas Ruhiges und dennoch Bombastisches gehört. Eine gute halbe Stunde zu früh verabschiedete sich die Band und schlich von der Bühne. Mit lauten "Zugabe-Rufen" konnten Enslaved noch einmal für zwei Songs zurückgewonnen werden. Mit "Entroper" und "Slaget" wurde noch mal kräftig geschmettert. Dabei war der Song "Slaget", welcher auf der 1993er Single "Hordanes Land" vertreten ist, mit Abstand der härteste Song und ein genialer Abgang einer genialen Band an einem genialen Abend!

Hochachtungsvoll danke ich für dieses Konzert. Norwegen ist und bleibt die Nummer Eins in Sachen Black Metal.

Set-Liste: "Fusion Of Sense And Earth", "Path To Vanit", "Isa", "The Voices", "For Lenge Siden", "Essence", "Ruun", "Return To Yggdrasil", "Entroper" & "Slaget".