Bereits Monate zuvor freute ich mich auf den
Auftritt von Enslaved, denn bisher hatte ich die Norweger immer
verpasst. Dass dann zusätzlich noch Vreid als Support feststanden,
haute mich endgültig aus den Socken. Die Ex-Mitglieder von Windir
gehören zu meinen absoluten Lieblingen im Black Metal Genre. Also
nahm ich die lange Reise nach Wil problemlos auf mich, und obwohl
ich keinen blassen Schimmer hatte, ob ich den letzten Zug nach Hause
noch kriegte, freute ich mich wie ein kleines Kind auf das Konzert.
Pünktlich um 19.45 wurden die Türen geöffnet, die Bandmitglieder von
Vreid spielten draussen fröhlich Fussball und meine Wenigkeit betrat
die Remise. Nur in langsamen Schritten füllte sich die Halle, bis
sie kurz vor Beginn, circa zu Dreiviertel voll war.
Vreid
20:30 Uhr, nur wenige Zuschauer waren bis ganz vorne gerückt, die
Remise verdunkelte sich komplett. Die Tür auf der Bühne öffnete sich
und vier Gestalten schnappten sich ihre Instrumente. Wieder kehrte
Ruhe ein, bis Sänger Sture seine Stimmbänder beanspruchte und ins
Mikrofon growlte. Die Show konnte beginnen. Mit Songs von der neuen
Scheibe "Pitch Black Brigade" wie auch
mit
Liedern vom Erstlingswerk "Kraft" konnten die Norweger die Zuschauer
wunderbar in ihren Bann ziehen. Die schwarzrockige Atmosphäre
durchdrang das Gehör wie eine Bombe. Bassist Hvall und Gitarrist Ese
zeigten mit stets grimmiger Mimik, weshalb sie kein Corpsepaint
brauchten, um böse auszusehen. Wenn man nicht wüsste, dass Vreid
eine norwegische Band wäre, würde man beim Sänger auf Italien, beim
Bassisten auf Brasilien und beim Gitarristen wohl auf etwas
Undefinierbares tippen. Das untypische Aussehen geriet aber dank
ihrem Oberarmband (norwegische Flagge) und ihrer überaus grimmiger
Musik in Vergessenheit. Das Pünktchen auf dem "I" setzten Vreid, als
sie einen Song von ihrer alten Band Windir spielten. Die Zuschauer
bangten was das Zeug hielt und auch ich, trotz eingeklemmten Nervs
im Nacken, konnte mich nicht zurückhalten. Nach 45 Minuten war das
erste Spektakel des Abends leider bereits vorbei. Das Publikum
verzog sich langsam an die Bar sowie nach draussen und ich stand wie
in Trance versetzt vor der Bühne und liess mir diesen Ohrenschmaus
noch einmal durch den Kopf gehen.
Enslaved
Kurz vor 21:45 Uhr versammelten sich mehr und mehr Fans vor der
Bühne. Wieder verdunkelte sich die Remise und langsam wurde das
Publikum ungeduldig. Enslaved betraten die Bühne und eröffneten ihre
Show mit dem Song "Fusion Of Sense And Earth" vom neusten Album "Ruun".
Im Bühnenhintergrund liefen auf Grossleinwand verschiedenste
Einstellungen, beziehungsweise Filmchen der Natur und von Enslaved
selbst. Mit "Path To Vanir" (ebenfalls von "Ruun") und "Isa", vom
gleichnamigen Werk wurde dem Publikum mächtig eingeheizt. Der Sänger
Grutle Kjellson, der wie auch die anderen Bandmitglieder einen
überaus abgeklärten Eindruck hinterliess, vermochte problemlos den
ziemlich progressiven Touch von Enslaved zu besingen. Der cleane
Gesang von Keyboarder Herbrand Larsen passte vorzüglich und klang
besser als auf den CD's. Mit den etwas älteren Songs "The Voices"
und "For Lenge Siden" zeigten die Norweger, dass sie auch ihre alten
Songs ausgezeichnet live spielen können. Die teilweise recht
ruhigen, aber auch monotonen (im Sinn von wiederholend, was nicht
negativ aufzufassen ist) Passagen der Songs, luden den Hörer in die
wunderbare Welt der norwegischen Wälder ein. Träumerisch und mit den
Augen geschlossen konnte man viele Zuschauer beobachten. Sogar die
Knüppelpassagen wurden nur selten mit Gemoshe abgefeiert. Die Klänge
wurden regelrecht aufgesaugt. Mit dem angeblich letzten Song "Return
To Yggdrasil" verzauberten Enslaved mit ihrer wahnsinnigen
Perfektion, selten habe ich "live" sowas Ruhiges und dennoch
Bombastisches gehört. Eine gute halbe Stunde zu früh verabschiedete
sich die Band und schlich von der Bühne. Mit lauten "Zugabe-Rufen"
konnten Enslaved noch einmal für zwei Songs zurückgewonnen werden.
Mit "Entroper" und "Slaget" wurde noch mal kräftig geschmettert.
Dabei war der Song "Slaget", welcher auf der 1993er Single "Hordanes
Land" vertreten ist, mit Abstand der härteste Song und ein genialer
Abgang einer genialen Band an einem genialen Abend!
Hochachtungsvoll danke ich für dieses Konzert. Norwegen ist und
bleibt die Nummer Eins in Sachen Black Metal.
Set-Liste: "Fusion Of Sense And Earth", "Path To Vanit", "Isa", "The
Voices", "For Lenge Siden", "Essence", "Ruun", "Return To Yggdrasil",
"Entroper" & "Slaget".
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