Wenn sich wirkliche Grössen unserer Musik, wie es Enslaved
definitiv sind, livemässig die Ehre geben, dann ist ein
Konzertbesuch schon fast Pflicht. Umso grösser mein Erstaunen dann,
als ich im Z7 den spärlichen Zuschaueraufmarsch wahrnahm. War es die
unberechtigte Angst vor der wütenden Wikingerhorde namens Enslaved,
die die Leute zum Fernbleiben bewegt hatte? Keine Ahnung, aber am
abwechslungsreichen Programm der verschiedenen Bands an diesem Abend
kann es sicher nicht gelegen haben, denn es wurde von Doom/Sludge
über Modern Tech Metal bis hin zu Black Metal mit progressiver
Schlagseite geboten.
Zatokrev Als erste Band durften Zatokrev auf die
Bühne und bewiesen einmal mehr, warum diese Band auch international
ganz weit vorne ist. Von Anfang an ging eine massive und gewaltige
Intensität von Zatokrev aus, der man sich nur schwer entziehen
konnte. Im Doom und Sludge zuhause, spielten Zatokrev genau diese
Trumpfasse wie Langsamkeit, Atmosphäre und ständigen Wechsel der
Extreme, gekonnt aus. Was an Spielfreude und Stageacting von der
Bühne kam, war einfach nur imposant! Aktuell gibt es wenige Bands
überhaupt, die so tight zu Werke gehen! Auch war der Lichtmann in
bestechender Form und zauberte Zatokrev eine schon fast
unvergessliche Lichtshow hin. So nutzten Zatokrev ihre kurze
Spielzeit gekonnt aus und setzten einige Ausrufzeichen und konnten
so sicher den ein oder anderen Fan gewinnen! Einziger
Wermutstropfen: Die Show war viel zu schnell vorüber!
Adimirion
Dass es in Italien in verschiedenen Dingen brodelt (Vulkane,
Politik, Fussball usw.) ist kein grosses Geheimnis mehr, aber dass
die italienische Metalszene reich an genialen Bands ist, wissen auf
dieser Seite des Gotthards die wenigsten Headbanger! Aus der ewigen
Stadt Rom kam die nächste Band namens Adimirion. Den Musikstil von
Adimirion exakt zu beschreiben, bedarf einiger Worte, so komplex ist
das Gebräu, das uns Adimirion zur Verköstigung anbieten! Als eine
Kopie von Anders Fridén/In Flames gesanglich als auch visuell kommt
der Sänger rüber, und das ist absolut positiv gemeint. Er beherrscht
Cleanvocals genauso wie geiles Gegrowle. Die Rhythmusfraktion ist mit
einer attraktiven Bassistin, die einfach nur genial Bass spielt, und
einem Schlagzeuger, der ordentlich Power hat, bestens besetzt. Was
aber die beiden Gitarristen an diesem Abend an produktiven
Fingerübungen auf dem Griffbrett vollführt hatten, war schlicht und
einfach grandios. Adimirion spielen eine Art Modern Tech Metal, der
musikalisch eine Klasse für sich ist. Einziges Problem bei dieser
Art von Musik ist, dass jeglicher Groove fehlt, und das ist wirklich
ein Handicap für eine Liveshow! Im Hausgebrauch mit Kopfhörern
funktioniert die Musik von Adimirion sicher besser, und das Review
zum neuesten Album «Et Liber Eris» kann hier unter CD-Reviews
Dezember gerne nachgelesen werden!
Enslaved Nach einer kurzen Umbaupause hiess es
dann: Vorhang auf für Enslaved! Mit vielen Vorschuss-Lorbeeren für
ihr aktuelles Album «E» sind Enslaved nun da, um dieses Meisterstück
auch livehaftig in Szene zu setzen. Als Mitbegründer des True
Norvegian Black Metal haben sich Enslaved mittlerweilen meilenweit
von ihren Ursprüngen entfernt und sind immer wieder zu neuen Ufern
aufgebrochen. Diesen Zwiespalt zwischen blackmetallischer
Vergangen-heit und progressiver Gegenwart merkte man auch den
Reihen des Publikums an. Da hatte es genau soviele Black Metaller der
ersten Stunde wie auch Fans, die das neue Material hören wollten.
Sehr eindrücklich aber war der frenetische Jubel bei den alten Songs
von Alben wie «Vikingligr Veldi», die nicht mit der Essenz des
Black Metals geizten. Bei den aktuelleren Stücken der
Alben
«Riitiir», «In Times» und natürlich «E» war der Applaus reservierter
und die Stimmung im Publikum gedämpfter als bei den alten Songs. Die
neuen Songs sind sehr progressiv und auch ein wenig verkopft, was
leider den gesamten Drive abbremst. Auch ist der Klargesang des
Keyboarders nicht jederfrau und jedermanns Sache. Enslaved sind
musikalisch über jeden Zweifel erhaben, aber das ständige Wechseln
von Uraltsongs zu topaktuellen Songs tat dem Fluss des Gigs nicht
immer gut! Die atmosphärische Lightshow möchte ich auch noch
speziell erwähnen! Mir hat das Konzert trotzdem sehr gut gefallen,
und es hätte wesentlich mehr Besucher verdient gehabt. Sich ganz von
den alten Geistern zu lösen wird Enslaved wohl nicht mehr gelingen,
und so wird ihre Vergangenheit ein steter Wegbegleiter sein!!
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