Livereview: Enslaved - Adimirion - Zatokrev

01. Dezember 2017, Pratteln - Z7
Text: Roolf - Pics by Martin Rahn
Wenn sich wirkliche Grössen unserer Musik, wie es Enslaved definitiv sind, livemässig die Ehre geben, dann ist ein Konzertbesuch schon fast Pflicht. Umso grösser mein Erstaunen dann, als ich im Z7 den spärlichen Zuschaueraufmarsch wahrnahm. War es die unberechtigte Angst vor der wütenden Wikingerhorde namens Enslaved, die die Leute zum Fernbleiben bewegt hatte? Keine Ahnung, aber am abwechslungsreichen Programm der verschiedenen Bands an diesem Abend kann es sicher nicht gelegen haben, denn es wurde von Doom/Sludge über Modern Tech Metal bis hin zu Black Metal mit progressiver Schlagseite geboten.


Zatokrev

Als erste Band durften Zatokrev auf die Bühne und bewiesen einmal mehr, warum diese Band auch international ganz weit vorne ist. Von Anfang an ging eine massive und gewaltige Intensität von Zatokrev aus, der man sich nur schwer entziehen konnte. Im Doom und Sludge zuhause, spielten Zatokrev genau diese Trumpfasse wie Langsamkeit, Atmosphäre und ständigen Wechsel der Extreme, gekonnt aus. Was an Spielfreude und Stageacting von der Bühne kam, war einfach nur imposant! Aktuell gibt es wenige Bands überhaupt, die so tight zu Werke gehen! Auch war der Lichtmann in bestechender Form und zauberte Zatokrev eine schon fast unvergessliche Lichtshow hin. So nutzten Zatokrev ihre kurze Spielzeit gekonnt aus und setzten einige Ausrufzeichen und konnten so sicher den ein oder anderen Fan gewinnen! Einziger Wermutstropfen: Die Show war viel zu schnell vorüber!


Adimirion
Dass es in Italien in verschiedenen Dingen brodelt (Vulkane, Politik, Fussball usw.) ist kein grosses Geheimnis mehr, aber dass die italienische Metalszene reich an genialen Bands ist, wissen auf dieser Seite des Gotthards die wenigsten Headbanger! Aus der ewigen Stadt Rom kam die nächste Band namens Adimirion. Den Musikstil von Adimirion exakt zu beschreiben, bedarf einiger Worte, so komplex ist das Gebräu, das uns Adimirion zur Verköstigung anbieten! Als eine Kopie von Anders Fridén/In Flames gesanglich als auch visuell kommt der Sänger rüber, und das ist absolut positiv gemeint. Er beherrscht Cleanvocals genauso wie geiles Gegrowle. Die Rhythmusfraktion ist mit einer attraktiven Bassistin, die einfach nur genial Bass spielt, und einem Schlagzeuger, der ordentlich Power hat, bestens besetzt. Was aber die beiden Gitarristen an diesem Abend an produktiven Fingerübungen auf dem Griffbrett vollführt hatten, war schlicht und einfach grandios. Adimirion spielen eine Art Modern Tech Metal, der musikalisch eine Klasse für sich ist. Einziges Problem bei dieser Art von Musik ist, dass jeglicher Groove fehlt, und das ist wirklich ein Handicap für eine Liveshow! Im Hausgebrauch mit Kopfhörern funktioniert die Musik von Adimirion sicher besser, und das Review zum neuesten Album «Et Liber Eris» kann hier unter CD-Reviews Dezember gerne nachgelesen werden!


Enslaved
Nach einer kurzen Umbaupause hiess es dann: Vorhang auf für Enslaved! Mit vielen Vorschuss-Lorbeeren für ihr aktuelles Album «E» sind Enslaved nun da, um dieses Meisterstück auch livehaftig in Szene zu setzen. Als Mitbegründer des True Norvegian Black Metal haben sich Enslaved mittlerweilen meilenweit von ihren Ursprüngen entfernt und sind immer wieder zu neuen Ufern aufgebrochen. Diesen Zwiespalt zwischen blackmetallischer Vergangen-heit und progressiver Gegenwart merkte man auch den Reihen des Publikums an. Da hatte es genau soviele Black Metaller der ersten Stunde wie auch Fans, die das neue Material hören wollten. Sehr eindrücklich aber war der frenetische Jubel bei den alten Songs von Alben wie «Vikingligr Veldi», die nicht mit der Essenz des Black Metals geizten. Bei den aktuelleren Stücken der Alben «Riitiir», «In Times» und natürlich «E» war der Applaus reservierter und die Stimmung im Publikum gedämpfter als bei den alten Songs. Die neuen Songs sind sehr progressiv und auch ein wenig verkopft, was leider den gesamten Drive abbremst. Auch ist der Klargesang des Keyboarders nicht jederfrau und jedermanns Sache. Enslaved sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben, aber das ständige Wechseln von Uraltsongs zu topaktuellen Songs tat dem Fluss des Gigs nicht immer gut! Die atmosphärische Lightshow möchte ich auch noch speziell erwähnen! Mir hat das Konzert trotzdem sehr gut gefallen, und es hätte wesentlich mehr Besucher verdient gehabt. Sich ganz von den alten Geistern zu lösen wird Enslaved wohl nicht mehr gelingen, und so wird ihre Vergangenheit ein steter Wegbegleiter sein!!