Wenn das Z7 mit neuen Shows umgarnt, bleibt kein Metalhead
verschont - das Verlangen ist zu gross. So zieht es mich diesmal
wieder in die schon fast "heilige" Halle im Baselland - diesmal um
die Symphonic Metal Giganten Epica und die vielversprechenden
Supporter zu sehen. Epica ist längst ein bekannter Begriff in der
Szene, dieses Spektakel kann und will ich mir nicht entgehen lassen.
Ebenfalls bin ich auf den Opener Myrath gespannt, eine tunesische
Metal Band, die plötzlich gewisse Bekanntheit in Europa erlangte.
Ich weiss noch, wie mir zufällig ein Link zu ihrem Hit «Believer» von
einem Kollegen aus Belgien geschickt wurde. Meine Überraschung war
riesig - und umso riesiger ist meine Vorfreude auf die Band.
Die erste Überraschung des Abends: Myrath spielt nur 30
Minuten! Dazu kommt noch die frühere Schliessung der Bar. Hmm..., nanu,
mal sehen, was der vielversprechende Abend bringt.
Myrath
Der Abend und Auftritt des ersten Supporters wird durch eine
Bauchtanzeinlage die portugiesischen Schönheit Kahina Spirit
eingeleitet. Nach der sinnlichen, orientalischen Darbietung betreten
die Herren um Wunderkehle Zaher Zorgati die Bühne. Gleich zu Beginn
werden unsere Ohren mit dem Superhit «Believer» beglückt. Die
sympathische Truppe bietet eine erstklassige Show in ihrer kurzen
Bühnenzeit, jedoch scheint mir das Publikum aus unerklärlichen
Gründen nicht ganz mitgerissen zu sein. Zumindest bis auf meinen
Kumpel Greg in der ersten Reihe, der intensiv seine lange Haarpracht
mit den danebenstehenden Zuschauern teilt. Ob es an der manchmal
schon fast nervenden Zurückhaltung der Schweizer oder an der
doch etwas exotischen Musik liegt, werde ich wohl nie erfahren. Der
Einfluss orientalischer Elemente ist halt schon nicht alltäglich,
wenn auch nicht neu, denn einige legendäre Bands haben auch schon
Elemente reingeschmuggelt. Nehmen wir zum Beispiel die Vorväter des
Metal Led Zeppelin oder Deep Purple's Jon Lord, der manchmal ein
paar Einflüsse in sein Keyboardspiel hineinbrachte. Hier jedoch
handelt es sich um authentischen Sound, die Band kommt aus der
entsprechenden Region. So ist es erfrischend anders als
beispielsweise der uns allen längstens bekannte Folk Metal aus
Finnland. Ein grosses Bravo an die talentierten Tunesier! Das
nächste Mal hoffentlich mit einem längeren Set!
Setlist:
Jasmin (Intro) - Believer - Get Your Freedom Back - Storm of Lies -
Merciless Timess - Beyond The Stars
Anneke
van Giersbergen's Vuur Die nächste vielversprechende
Darbietung des Abends kommt aus Holland. Die bekannte Frontfrau der
neuen Band Vuur kommt sympathisch daher und und verzaubert das
Publikum mit ihrem Charme und hübschem Lächeln. Leider ist bei
dieser Band der Charme das einzig Überzeugende. Das Spiel der
Instrumente, die Melodien, alles klingt perfekt. Die Gesangsspur
verfehlt aber die Musik. Das mag sich komisch anhören, ich meine,
die Frau weiss, wie man das Stimmorgan einsetzt! Aber es ist so
irgendwie nicht zusammenpassend. Trotz des guten Ansatzes ist es
einfach nicht das, was es sein soll, und zusammen mit ein paar
Medienkollegen warten wir ungeduldig auf das Ende des Auftritts. Wir
waren uns alle einig, dass man die Auftrittsreihenfolge hätte
umkehren sollen: Vuur zuerst, danach Myrath. Ebenfalls mit
korrigierter Spiellänge. Denn während Myrath, die nun doch auch vier
Scheiben rausgebracht haben (genauer genommen fünf; eine wurde unter
anderem Bandnamen und nur in Tunesien veröffentlicht), mit ihrem
progressiven Sound auch ein längeres und abwechslungsreicheres Set
bieten könn(t)en, haben Vuur erst eine Platte. Aber da kann man
nunmal nichts mehr ändern. Schade, Anneke, deine Band konnte (für
mich) eher mit Charme und gutem Aussehen glänzen. Alternativ wäre es
bestimmt sackstark geworden, hätte man die Vocals rausgelassen.
Epica
Gänsehaut macht sich bemerkbar. Die Symphonic Giganten aus Holland
betreten die Bühne, und nachdem die Sopranistin als letzte ankommt,
sind alle Augen auf sie gerichtet. Mit roter Mähne, zierlichem
Körper, schönem Gesicht und mysteriösem Lächeln lässt sie nicht nur
Männerherzen höher schlagen. Simone Simons ist eine echt magische
Persönlichkeit. Kaum beginnt sie zu singen, spürt man das wohlige
Gefühl des Wegschmelzens. Beinahe in Trance versetzt fühlt es sich
an, als wäre ich plötzlich in einem Märchen gelandet. Die Perfektion
des Instrumentenspiels, die Stimme, alles scheint zu gut, um
realistisch zu sein. Fast schon neidisch versuche ich nicht
mitzusingen, denn dies könnte die paar Leute um mich herum verjagen.
Verdammt, so wie Frau Simons zu singen, das wäre es. Lied um Lied
wird die Trance tiefer. Auf Showelemente und Pyro wurde verzichtet,
die beiden Gitarristen vorne an der Bühne versprühen ihre gute
Laune, Herr Jansen unterstützt Simone mit geilen Growls und, quelle
surprise, Anneke van Giersbergen begleitet Simone Simons während des
Liedes «Storm The Sorrow» - und es klingt gut! Falscher Stil, Anneke?
Offenbar, so ist sie doch ganz gut, wenn auch fast keine noch so
gute Sängerin an Simone rankommt. Ich werde hier jetzt keinen Namen
nennen. Auch das Encore bietet nochmals eine gewaltige Ladung. Trotz
Fokus auf die neueren Stücke ging die Vergangenheit nicht vergessen,
und das Publikum erhielt ein solides, ausgewogenes Set zu hören. Bis
zum nächsten Mal, Epica!
Setlist: Eidola (Intro) - Edge Of The Blade - Sensorium - Wheel
Of Destiny - Victims Of Contingency - The Holographic Principle ; A
Profound Understanding of Reality - Ascension ; Dream State
Armageddon - Dancing in a Hurricane - Storm The Sorrow (m. Anneke
van Giersbergen) - Unchain Utopia - Once Upon A Nightmare - Sancta
Terra - Beyond The Matrix - Consign To Oblivion
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