Mit ihrem letzten Erfolgsalbum «Erdentempel» haben sich
Equilibrium endgültig aus der Masse der Epic-Pagan Metal-Bands
erhoben und ihren Status als Band mit Bombastpotenzial betoniert.
Nach endlosem Touren durch die halbe Welt haben die Deutschen in der
Zwischenzeit ihr sechstes Werk «Armageddon» veröffentlicht, das sie
nun noch auf einer verdichteten Europatour dem Publikum vorstellen.
Erfreut über die Tatsache, dass Equilibrium zu diesem Zweck auch in
Pratteln Halt machen, war die Spannung auf den bevorstehenden Event
gross, da ihr Ruf als grandiose Live-Band doch schon durch etliche
Medien bestätigt worden ist. Den einzigen CH-Gig in 2015 habe ich
verpasst und so war dieses Konzert ein Muss. Begleitet wurden die
Herren von Genre-Kollegen Nothgard, Finsterforst und Heidevolk.
Nothgard
Die ebenfalls aus Deutschland stammenden Nothgard hatten die Ehre,
das Folk-Metal Spektakel zu eröffnen. Das Z7 war zu diesem Zeitpunkt
noch nicht allzu voll und als Zuschauer konnte man sich den besten
Platz in der Halle noch aussuchen. Schnell und rau war dann auch der
Sound der Deggendorfer. Dom R. Crey, Kopf und Mastermind der Band,
verbuchte mit diesem Auftritt den ersten von zwei Auftritten an
diesem Abend, da er auch als Axtschwinger beim Headliner Equilibrium
fungiert. Diese Tour ist eine hervorragende Möglichkeit, um seine
Band und dessen Songs einem breiten Publikum vorzustellen. Den
Leuten vor Ort schien zu gefallen, was sie zu Gehör bekamen.
Einzelne feierten Nothgard so richtig ab und schnell wurde klar,
dass jene die Band vorher schon kannten und nun auf diesen Auftritt
hingefiebert hatten. An die vierzig Minuten dauerte der Ausflug in die
nordischen Winterwälder, bevor der Vorhang zum ersten Mal an diesem
Abend fiel.
Finsterforst
Die Schwarzwälder Truppe Finsterforst hatte bei ihrem Auftritt das
Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sie haben erst im September
dieses Jahres ihre nicht ganz ernstgemeinte Platte «Yolo»
veröffentlicht, und so war ein jeder gespannt, was sie musikalisch
zum Besten geben. Ganz in Hippster-Manier war dann also auch die
Bühnenbekleidung der Herren. Jeder trug ein Hemd und Sänger Oliver
Berlin trug zu Beginn sogar noch eine Sonnenbrille, die im Dunkeln
neongelb leuchtete. Nach dem Opener «Bottle Gods« entledigte er sich
allerdings dem überflüssigen Utensil mit den Worten: «So, fertig mit
dem Scheiss!» Das anschliessende «Zeit Für Hass» war dann das
Gegenteil von lustig und drückte ein wenig auf die Stimmung…
zumindest auf meine. Es war mir zu zähflüssig und zu wuterfüllt.
Passte irgendwie nicht in diesen Abend. Nun gut! Die zwei Tracks
«Auf Die Zwölf» und «YOLO», die darauf folgten, waren
stimmungsvoller und auch das Publikum kam wieder mehr in Bewegung.
Das Set war kurz für Finsterforst und nach der Nummer «Mach Dich
Frei» war für sie der Gig dann auch gelaufen. Den Rest des Abends
sah man die Männer in Hemd und dreckverschmierten Gesichtern immer
einmal wieder ein Bierchen stürzen. Prost!
Heidevolk Die holländischen Kollegen von
Heidevolk waren parat und es machte wirklich den Anschein, als
hätten sie sich riesig auf den Auftritt gefreut. Voller Spielfreude
und Enthusiasmus legten sie los. Qualitativ liess auch bei ihnen die
Soundqualität noch immer zu wünschen übrig. Gitarrenparts oder auch
der Gesang, der gerade bei Heidevolk sehr wichtig ist, da sie zwei
Sänger haben, ging teilweise unter bis ganz verloren. Die Band hatte
allerdings ihren Spass und legte sich dafür auch richtig ins Zeug.
Chorpassagen wechselten sich ab mit Growls und Humppa-Hymnen gaben
Pseudo-Balladen die Hand. Auch bei ihnen durften natürlich die
«Hits» nicht fehlen und so wurde auch mit ihnen gesungen, was die
Kehlen hergaben. Einen Song über Finnland «Vinland» sowie ein
typisches Trinkerlied «Drankgelag», das dem schäumenden Hopfengebräu
huldigt durfte also auch nicht fehlen. Mit der Zeit merkte man aber
den Leuten an, dass sie nun genug "Vorbands" gesehen hatten und dass
es jetzt doch wirklich mit dem Hauptact des Abends losgehen dürfte.
So war es dann auch nicht weiter erstaunlich, dass sich Heidevolk in
Stille verabschieden konnten und sie nicht mit Zugabe-Rufen am Gehen
gehindert wurden.
Equilibrium
Die Bühne dunkel und in viel Rauch getaucht, sowie aufgestellte
karge Bäume, die dem Bild von Armageddon eine düstere Seele
einhauchen. Dabei betreten Renè Berthiaume und Co. unter
frenetischem Jubel die Z7-Bühne. Nach dem Intro trollte auch noch
Sänger Robse Dahn vor die Monitore, von wo aus er den wilden Reigen
begann. «Erwachen» und «Katharsis» hiessen die ersten beiden Songs
des Abends und brachten vor allem die «Armageddon»-Jünger so richtig
in Wallung. Mit einer astreinen Lichtshow und fantastischem Sound
überzeugten unsere «Nachbarn» bereits bis in die hintersten Reihen.
«Waldschrein» und «Heimat» sorgten im Anschluss für die ersten
Springeinlagen und Bierduschen des Abends. Es sollten noch weitere
folgen! Zwischenzeitlich liess es sich Haudegen und Sänger Robse
aber nicht nehmen, allen Anwesenden immer wieder mitzuteilen, wie
krank er doch an diesem Abend sei und dass er an über fünfzig Grad Fieber
leide. Das Mitleid des Publikums hielt sich in Grenzen und auch das
Fieber schien den Koloss kaum in Schach zu halten, denn
bei «Blut Im Auge» zettelte er eine monströse «Wall Of Death» an,
die mindestens bis zur Mitte des Raums reichte. «Born To Be Epic»
und «Uns’rer Flöten Klang» vereinte neue und alte Klänge, was die
Menschenschar vor der Bühne massig zum Feiern brachte. Kurz vor dem
ersten Verschwinden sorgte «Unbesiegt» vom Album «Sagas» mit seinen
peruanischen Flötenklängen nochmals für massloses Herumgezappel bei
Alt und Jung. Das Publikum hatte aber noch lange nicht genug und
rief Equilibrium lautstark auf die Bühne zurück. «Rise Again» hiess
es dann zu Beginn, und mit «Freiflug» wurde Band und Publikum eine
kurze Erholungspause gegönnt, bevor der Titel «Heimwärts» die
letzten Reserven aus allen Beteiligten herauskitzelte. Viel zu
schnell und mit einer Wahnsinnsenergie ging dieser Konzertabend im
legendären Z7 zu Ende und die Massen strömten nach dem Verklingen des
Outros und des regulären Band-Selfies (Publikum im Rücken) rasch in
Richtung Ausgang, um nach frischer Luft zu schnappen oder den
letzten Zug noch zu erwischen. Equilibrium haben als Hauptact des
Abends über die gesamte Länge von gut eineinhalb Stunden vollends
überzeugt und das Publikum begeistert. Neue T-Shirts mit dem «Born
To Be Epic»-Druck gingen bereits vor und während dem Konzert weg wie
frische Brötchen, sodass beinahe ein jeder im Equi-Look das
Spektakel genoss. Es war wieder eines der Konzerte, das leider ein
zu frühzeitiges Ende fand, denn ich hätte noch Stunden zuhören
können!
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