Mit dem Kürzel ESP könnte man durchaus auch was anderes in
Verbindung bringen, nämlich die bekannte E-Gitarren Schmiede, die
unter anderem edle 6-Saiter für illustre Szene-Grössen wie
Metallica's Hetfield/Hammett, Jeff Hanneman (Slayer) oder auch Max
Cavalera (Soulfy) ehrerbietend als Signatures herstellt. Dem ist
hier aber nicht so, denn dahinter steht kein Geringerer als der
aktuelle Tour-Drummer von Kiss: Eric Singer! Entsprechend nennt sich
die aktuelle Zusammenrottung einiger bekannter Musiker simpel «Eric
Singer Project». Dazu gehören noch Gitarrist Bruce Kulick (Ex-Kiss,
Grand Funk Railroad), Sänger/Gitarrist John Corabi (Ex-Mötley Crüe,
Ratt) und Chuck Garric, der Tiefton-Mann in Diensten von Altmeister
Alice Cooper. In der Anfangsformation war noch Karl Cochran mit
dabei. Bisher tat man sich vor allem durch das Covern von diversen
Klassikern hervor. Das war heute Abend grundsätzlich auch zu
erwarten, aber man blieb diesmal musikalisch näher beim Umfeld der
einzelnen Akteure. Die routinierte Schweizer Live-Combo Sideburn als
Anheizer bestätigte einmal mehr, wo bei ihr Licht und Schatten ist.
Sideburn
Eigentlich sollte man ja einheimische Bands verstärkt unterstützen,
aber ich muss ehrlich zugestehen, dass ich heute Abend bei Sideburn
für mich dachte "nicht schon wieder!" Das soll jetzt nicht
missverstanden werden und hat vor allem damit zu tun, dass ich die
Jungs in der letzten Zeit nun schon einige Male gesehen habe. Dabei
anerkenne ich die handwerkliche Leistung, die über Jahre und
ungezählte Konzerte hinweg zur heutigen, kompakten Formation gereift
ist. Allerdings ist die Luft für überwiegend zelebrierten AC/DC
Riff-Rock seit dem Auftauchen von Airbourne (mehr) und Bullet (etwas
weniger) ziemlich dünn geworden, sprich in neue Sphären vorgerückt.
Wenn dann mit «Black Ice» gerade auch noch ein neues Album der
Ur-Väter höchstpersönlich mächtig Staub aufwirbelt, ist meine
persönliche Nachfrage nach Nachahmern ziemlich eingedämmt. Durch
diese rosa Brille gesehen, konnte ich dem grundsätzlich soliden
Auftritt von Roland Pierrehumbert und seinen Jungs erwartungsgemäss
nicht viel abgewinnen. Zu gleichförmig und ohne wirklich
herausragende Songs wussten Sideburn zwar überzeugend zu
unterhalten, aber mehr war da einfach nicht. Zudem sehe ich mich
bestätigt, dass die Band aus dem Welschland auf diesem Niveau kaum
bis gar nicht über den Support-Status hinaus kommen wird. Mit
dem ehemaligen Gitarristen Dave Pariat war immerhin eine Zeit lang ein
auffälliger Musiker im Lineup, der nebst seinem prägnanten Spiel vor
allem optisch was reissen konnte. Die heutige Formation besticht
durch ihr punktgenaues Spiel und wenn man sich durch die
massgebenden Studio-Alben «Crocodile» (2002), «Gasoline» (2003) und
die neue Scheibe «Cherry Red» (2008) durchpflügt, finden sich
durchaus einige gute Songs, die aber von der Intensität und dem
"gewissen Etwas" her klar hinter Airbourne zurück bleiben. Wer im
Dezember im Rohstofflager mit dabei war, weiss, wovon ich spreche.
Das widerspiegelte sich jetzt diametral in den bisher ziemlich
zögerlichen Reaktionen des Z7-Publikums. Erst als Roland die
Mundharmonika zückte, kam merklich Bewegung in den Saftladen. Eines
sah man jedoch von Anfang an und zwar dass die ganze Band an ihrem
Auftritt sichtlich Spass hatte. Meine schlechte Stimmung vertrieb
das nach 45 Minuten allerdings nicht!
Setlist: «Gimme The Way» - «Hurricane Race» - «Six Feet Under» - «Knockin'
At The Wrong Door» - «Crocodile» - «Ghost Of 1980 To Bon Scott» - «Rocking
Chair» - «Rock'n'Roll Queen» - «Gangster Lover» - «Get That Way».
ESP
Das mag mitunter auch einer der Gründe gewesen sein, dass ich, um es
gleich vorweg zu nehmen, den Headliner nicht (wie die meisten meiner
KollegenInnen) hammermässig, sondern lediglich "gut" fand. Doch
schön der Reihe nach! Mit lautstarkem Applaus wurden Eric, Bruce,
John und Chuck erstmal auf der fast leeren Bühne begrüsst. Da war
(auch hinten) ausser den Verstärkern und dem Schlagzeug nichts zu
sehen. Damit stand die Musik klar im Vordergrund und keine Show mit
Gimmicks.
Nach dem Intro kam mit «Parasite» gleich ein alter
Kiss-Song zu Ehren, gefolgt von einem Union Track, nämlich «Love (I
Don't Need It Anymore). John Corabi trug eine Art Wollmütze und
wirkte, wie der etwas hager wirkende Bruce Kulick (mit Kopftuch),
ziemlich cool in seinem Gilet. Der Sound klang noch ordentlich und
es war vor allem Bassist Chuck Garric, der sich von Anfang an sehr
spritzig zeigte und nach «Under My Wheels» erst so richtig auf
Touren kam. Den anschliessenden Kiss Rocker «Unholy» interpretierte
er auf jeden Fall vorzüglich. Corabi, mittlerweile auch Gitarre
spielend, übernahm derweil das Szepter als Kommunikator und
Antreiber des Konzertes. Das war augenscheinlich auch nötig, denn
das heutige Publikum spendete zwar artig und laufend lauteren
Applaus, aber von Stimmung konnte nicht die Rede sein. Das lag wohl
auch daran, dass die ohne Zweifel begnadeten Musiker die Songs nicht
zwingend mit zünftigen Emotionen ausfüllten und teilweise etwas gar
lustlos runter holzten. Was auch auffiel, waren die teilweise langen
Pausen zwischen den Songs sowie das fortwährende Stimmen der
Gitarren, überwiegend bei Master Kulick. Das passte einfach nicht
ins Bild dieser Hochkaräter! Was mir zudem nicht wirklich mundete,
war Purple's Oldie «Highway Star», wobei etwas später mit dem noch
unpassenderen «Ace Of Spades» von den Motörköppen mein persönlicher
Tiefpunkt des Abends Tatsache wurde. Dem gegenüber waren jedoch alle
weiteren Kiss Songs wie «War Machine», «I Love It Loud» oder «Black
Diamond» erfreulich flott anzuhören. Allerdings sehe ich sowas
lieber von der "originalen" Kapelle. Überaus interessant, da zuvor
noch nie live gehört, war das groovige «Power To The People», das
auf der eigentlich unterbewertesten und selbstbetitelten Mötley-Scheibe von 1994 (mit John Corabi als Leadsänger) steht. Bei
«I Wanna Be», wiederum gesungen von John, wird dieser nur von Bruce
begleitet. Namensgeber Eric Singer spielte seine Parts insgesamt
sehr routiniert wie abwechslungsreich, stellte sich aber nicht in
den Vordergrund. Ein (längeres) Drum-Solo gab es zum Glück nicht,
denn das hätte die von John in harter Aufbauarbeit erzeugte
Anteilnahme der mehrheitlich schwach reagierenden Konzertfabrik im
Keim erstickt. Umrahmt von
stimmigem Licht der professionellen
Z7-Crew entwickelte sich ein insgesamt sicher cooler Gig mit
garantiertem Kult-Faktor, von dem ich jedoch etwas mehr erwartet
hatte. Darum gab es von meiner Seite her am Schluss bloss die Note
"gut"..., Kult hin oder her!
Setlist: «Intro» - «Parasite» - «Love (I Don't Need It Anymore)» - «Under
My Wheels» - «Unholy» - «Live Wire» - «Domino» - «War Machine» -
«Highway Star» - «Master And Slave» - «Power To The Music» - «I
Wanna Be/Man In The Moon» - «Helter Skelter» - «Ace Of Spades» - «I
Love It Loud» -- «Black Diamond» - «Tie Your Mother Down» - «Shout
It Out Loud».
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