Die Schweden gehörten in den seligen 80ern zu
den Mega-Sellern schlechthin. Ihr Überhit "The Final Countdown" und
das gleichnamige Album verkauften sich millionenfach. In den 90ern
ging dann Joey Tempest & Co., wie vielen anderen Bands auch, der
berühmte Schnauf aus. Nachdem meine Wenigkeit die überzeugende
2004er Reunion-Tour zum Comeback-Album "Start From The Dark"
sträflich ausgelassen hatte, war die Devise nach dem brillanten
Zweitling der Neuzeit ("Secret Society") sonnenklar: Auf nach
Zürich! Das dachten sich freilich, das heisst leider nicht so viele
Fans (zumindest deutlich weniger als noch 2004 im Z7) und darum kam
es, dass der Balkon aufgrund der mageren Vorverkäufe schon gar nicht
erst geöffnet wurde. Zu dieser Situation wurde im Zürcher Volkshaus
ausserdem herum gereicht, dass dies die erste Show auf der Tour sei,
die verhältnismässig schlecht besucht worden ist. Diejenigen, die
aber den Weg an diesem gewöhnlichen Montag Abend nach Zürich
gefunden hatten, bereuten ihr Kommen keineswegs, denn Europe
lieferten ein exzellentes Konzert ab! Eher unbeachtet ging davor der
viel zu lasche Auftritt des Support-Acts Ad-Rian (dahinter steckt
der Schweizer Sänger/Gitarrist Adrian Sturzenegger) über die Bühne,
doch schön der Reihe nach!
Ad-Rian
Als "Special Guest" angekündigt, erwies sich der Auftritt von Adrian
Sturzenegger und seiner Band als ziemlich saftlos. Nun ja..., ohne
jetzt dem "ewigen Support" Sideburn ans Bein pinkeln zu wollen: Hier
hätten sie als Anheizer klar besser hingepasst, als noch im November
bei Krokus im Z7. Anyway..., der gute Adrian zog auf jeden Fall
seine Songs während etwas mehr als einer halben Stunde professionell
durch. Die Resonanz des Publikums, darunter viele Frauen und Mädels,
war aber zu keinem Zeitpunkt berauschend. So mussten sich Ad-Rian
mit standesgemässem Höflichkeitsapplaus zufrieden geben. Dabei
hatten sie aber das Glück, dass das Publikum fair blieb und
eigentlich keinerlei Pfiffe auszumachen waren. Immerhin..., aber was
soll man sonst noch gross zu diesem Auftritt sagen?!! Meinem
Empfinden nach, das heisst nach Begutachtung der Set-Liste, wurden
alles eigene Songs zum Besten gegeben. Eine schmissige Cover-Version
hätte womöglich noch etwas reissen können, aber so plätscherte der
Opener des Abends gemächlich und sanft wie ein Bergbächlein dahin,
um bald darauf brav Platz für den mit Spannung erwarteten Headliner
zu machen!
Set-Liste: "Light Of Love", "Henry", "Yesterday", "Time Is On Your
Side", "Stay", "Save Me", "Keep On" & "Thunder Road".
Europe
Man muss es gleich zu Beginn neidlos anerkennen: Europe sind
definitiv zurück und waren wohl noch nie besser als jetzt gerade! Es
ist für so eine Band nicht leicht, dem erdrückenden, musikalischen
Erbe aus den 80ern die Stirn bieten zu können, aber genau das haben
sie im
Original-Lineup,
also Joey Tempest (v), John Norum (g), John Leven (b), Mic Michaeli
(k)und Ian Haugland (d) getan! Obschon etwas düster ausgelegt, liess
"Start From The Dark" Ende 2004 erkennen, dass die Band auch ganze
zwei Dekaden später immer noch im Stande ist, vortreffliche Songs zu
schreiben. Gar noch besser geriet die neue Scheibe "Secret Society",
die von vorne bis hinten groovt wie Sau! Unter diesen
Gesichtspunkten war es deshalb interessant zu sehen (und zu hören),
wie die Gegenwart mit der ruhmreichen Vergangenheit verwoben wird.
Den Auftakt auf der spartanisch ausgestatteten Bühne machten nicht
unerwartet gleich zwei neue Songs, nämlich "Love Is Not The Enemy"
und "Always The Pretenders", die beide voll nach vorne los gingen!
Man hörte gleich von Anfang an, wie perfekt alle Musiker zusammen
harmonierten und megatight aufspielten. Es kam nicht von ungefähr,
dass in den Jahren zuvor alle Bandmembers (ausser Tempest) immer
wieder bei Kollegen, wie zum Beispiel Glenn Hughes oder Nikolo
Kotzev aushelfen durften. Den ersten Brückenschlag zu vergangenen
Zeiten setzte darauf "Superstitious", wo der geneigte Europe-Fan
sogleich eine ordentliche Gänsehaut verspürte; Mann klang das
geil..., uahhh! "Seven Doors Hotel"? Ja..., genau..., ein Track vom
allerersten Album der Schweden..., und was für einer, genial!
Gleiches galt für die
Stimmung unter den etwa doch gut 500 Fans, die stetig zunahm. Der
Sound kam fett und klar, wennauch insgesamt etwas zu leise. Das tat
der überzeugenden Performance von Europe aber keinen Abbruch, die
ihre ganze musikalische Karriere, also die Zeitspanne dazwischen,
gekonnt mischten. Ebenso clever war die akustisch vorgetragene
Version vom sonst überschwülstigen Schmacht-fetzen "Carrie", der in
dieser Art sogar um einiges besser rüber kam! Das lautstarke
Publikum frass Joey derweil bedingungs-los aus der Hand und der
Refrain hallte volle Kanne durch das Volkshaus.., Hammer! Klasse war
natürlich auch der Titeltrack "Secret Society", der ja sowas von
Air-Guitar und bangkompatibel ist Freunde... - aber das war freilich
noch nicht alles! Ein Blick auf die unten stehende Set-Liste lässt
erahnen, welche Begeisterungsstürme an diesem Abend in Zürich
entfacht wurden! "Rock The Night" geriet schlicht überirdisch,
"Cherokee" triefte ohne Ende mit massig Pathos aus den 80ern und was
beim letzten Song im Volkshaus los war, überlasse ich nun
gleichermassen Eurer Vorstellung und/oder Erinnerung. Fazit: Europe
hätten ein ausverkauftes Haus mehr als verdient gehabt und allen
Abwesenden sei an dieser Stelle in aller Deutlichkeit gesagt: "Das
nächste Mal seid auch Ihr dabei!"
Set-Liste: "Love Is Not The Enemy", "Always The Pretenders", "Superstitious",
"Seven Doors Hotel", "Let The Children Play", "The Getaway Plan", "Flames",
"Sign Of The Times", "Carrie (acoustic)", "Time Has Come", "Guitar
Solo John Norum", "Girl From Lebanon", "Start From The Dark", "Yesterday's
News", "Rock The Night", "Got To Have Faith", "Cherokee" & "The
Final Countdown".
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