Da zwischen dem letztjährigen Album «Hymns For The Broken»
und dem vorletzten Release «Glorious Collision» (2011) drei Jahre
dazwischen liegen, dürfte der letzte Auftritt der schwedischen
Düsterprog Metaller Evergrey als Special Guest der Iced Earth Tour
von 2012 der unmittelbar Letzte hier im Z7 gewesen sein. Damals
befanden sich immerhin einige Hundertschaften in der Halle. Heute
als Headliner zu Gast, musste man mit knapp der Hälfte der Zuschauer
(circa 250 bis 300) Vorlieb nehmen. Nichtsdestotrotz kann man jedoch
gleich anmerken, dass die Mini-Z7 Konstellation für diesen Abend der
perfekte Rahmen war. Natürlich wäre der Sound von der Hauptbühne
runter opulenter gewesen, aber die zwangsläufig so geschaffene
Atmoshäre war genau das Richtige die Musik von Frontmann Tom S.
Englund und seiner Truppe. Da es bezüglich dem Beginn des
Konzertabends wieder einmal widersprüchliche Angaben gab (im
Z7-Magazin stand 20.30 Uhr drin), kam ich für die erste Band Zonaria
zu spät. Aufgrund der vielen Leute, die sich draussen befanden,
interessierte sich kaum wer für den Opener. Lesoir aus Holland als
zweite Band kamen da schon um einiges besser an.
Zonaria
Gleich zu Beginn, respektive knapp vor 20.00 Uhr vor Ort, setzte es
also zuerst etwas Ärger ab, da ich offensichtlich zu spät dran war.
Eigentlich bestand die Meinung, dass es eben erst um halb neun
losgehen würde. Wie dem auch sei…, draussen tummelten sich auf jeden
Fall augenscheinlich mehr Leute als drinnen und so begrüsste ich
erst mal eine ganze Reihe mir bekannter Gesichter. So ergab sich
genügend Zeit für einen lockeren Small-Talk zu verschiedenen Themen.
Zonaria hörte man in der Halle derweil natürlich schon spielen, aber
das, was aus der Ferne an mein Gehör drang, klang nicht wirklich
interessant. Die Landsleute des Headliners spielten eine Art
progressiven Death/Black Metal, der eher fehl am Platz war.
Dazwischen streute man jedoch immer wieder mal ein paar Breaks und
ruhigere Parts ein, die letztlich wohl dafür verantwortlich waren,
dass die Band um das einzig verbliebene Ur-Mitglied Simon Berglund
mit auf dieser Tour waren. Obwohl Zonaria in den letzten Jahren mit
mehreren bekannteren Acts der Marke Vader, Pain, Grave oder
Satyricon zusammen aufgespielt haben, sind sie mir überhaupt nicht
geläufig. An diesem Zustand änderte sich nach der obligaten halben
Stunde freilich nichts und Gleiches gilt für die ergänzende
Video-Nachlese auf Youtube zur vorliegenden Live-Rezi.
Lesoir Die zweite Band des Abends durfte sich
danach über deutlich mehr Z7-Besucher vor der Bühne erfreuen. Der
erste Blick auf die MusikerInnen auf der Bühne gab erstmal zwei
Ladies preis, wovon die dunkelhaarige Maartje Meessen die
Leadsängerin war, die, je nachdem, noch Keyboard spielte und im
späteren Verlauf des Konzertes sogar einer Querflöte die
entsprechenden Töne entlockte. Die zweite weibliche Kraft war die
blonde Eleën Bartholomeus, die ebenso multiinstrumental begabt
schien, da sie nebst der Rhythmus-Gitarre auch noch ein zweites
Keyboard bediente sowie Backing Vocals und Perkussions-Parts
beisteuerte. Die restlichen Mitstreiter im Bunde waren Ingo Dassen
(g), Ingo Jetten (b, bv) und Bob van Heumen (d). Zu Beginn kam die
Chose der Niederländer ziemlich poppig bis mitunter ganz leise
daher, aber das sollte sich dann noch mehrere Male ändern. Ein Blick
auf die Einflüsse der Band bestätigt, dass der Sound von Lesoir, die
heute Abend das allererste Mal in der Schweiz auftraten, eine
Bandbreite zwischen Anathema und Tool mit Reminiszenzen zu Pink
Floyd, Alanis Morisette und gar Skunk Anansie abdeckt.
Dementsprechend ist es ziemlich schwierig, eine passende
Stilschublade zu finden. Eingehüllt in viel
Trockeneis
oder Rauchnebel, entstand zusammen mit der sichtlichen und feucht
wirkenden Wärme eine spezielle Stimmung, die durch das überwiegend
dunkel gehaltene Licht zusätzlich beeinflusst wurde. Trotz einigen
rockigen Parts sprach mich die sonst technisch sauber vorgetragenene
Mucke (zu der mir ein paar Mal sowas wie „Coldplay goes Metal“
einfiel) jedoch nicht an und so verkrümelte ich mich nach ein paar
gemachten Fotos an die Bar zurück. Von dort aus war jedoch nicht zu
überhören, wie gut die klare Gesangsstimme von Maartje rüber kam und
der zunehmende Applaus bestätigte, dass das Gezeigte rund um das
aktuelle Album «Luctor Et Emergo» (2014), trotz erschwertem Zugang,
ganz gut aufgenommen wurde. Die Tatsache, dass die CH-Premiere über
fünfzig Minuten dauerte, unterstrich zudem die Stellung von Lesoir,
die ich zuvor jedoch ebenso wenig auf dem Radar hatte.
Setliste: «Battle» - «Feet On The Ground» - «(A Lady Named) Bright»
- «Going Home» - «What I Long For» - «Big Talk, Small Thoughts» -
«In Reverse» - «My Perfect Self» - «Thick Skin» - «Dominion» -
«Flawless Chemistry».
Evergrey Es wäre jetzt vermessen zu sagen, dass
ich das letzte Konzert der Schweden an diesem Ort noch in „bester“
Erinnerung hätte. Vielmehr hat das Durchlesen meiner eigenen Review
von 2012 meine altehrwürdigen Gehirnzellen wieder etwas
aufgefrischt. Kurz gesagt war das Konzert von damals der Hammer und
gefühlt viel zu früh zu Ende, da ja noch Iced Earth als Headliner
folgten. Das sackstarke neue, respektive aktuelle Album «Hymns Fot
The Broken» (2014) ermöglichte Evergrey nun aber die verdiente
Headliner-Tour und es war abzusehen, dass hiermit den Fans ein
echtes Konzert-Highlight bevorstand. Im Zentrum des insgesamt
105-minütigen Sets stand natürlich «Hymns For The Broken», wovon
sieben Songs aufgeführt wurden. Den Anfang (nach dem Intro) machte
der Album-Opener «King Of Errors», wo sich bereits die ganze Pracht
des typischen Evergrey-Sounds offenbarte. Getragen durch die
markante Gesangsstimme von Tom S. Englund eröffneten sich die
Klangwelten, die man auch von den härteren Dream Theater Zeiten oder
Threshold her kennt.
Gitarrist
Henrik Danhage (seit 2014 wieder dabei) steuerte dabei ein erstes
wieselflinkes Solo bei, von denen später noch einige mehr folgen
sollten. Das treibende «The Fire» sorgte nachfolgend für diverse
fliegende Haar-Matten, zu denen auch einige von weiblichen Fans zu
sehen waren. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die ihre
Synthie-Parts ab Band einspielen, verfügen Evergrey über Rikard
Zander als Meister der weissen wie schwarzen Tasten und das wirkt
einfach in jedem Fall authentischer. Klar kamen zusätzliche female
vocals oder der Kinderchor bei «The Fire» ab Band, doch das störte
keineswegs. Ein echter Musiker ist in jedem Fall besser, ausser
vielleicht in Zusammenhang mit der Gage.
Bei «Black
Undertow», einem weiteren Meisterwerk des neuen Albums, zeigte sich
dann einmal mehr die ganze Pracht des Evergrey-Sounds, der die
Mini-Z7 Fläche voll in Beschlag nahm. «The Masterplan» und «Mark Of
The Triangle» riefen danach wohlig in Erinnerung, dass diese geilen
Songs bereits vierzehn Jahre auf dem Buckel und noch nichts von
ihrer Kraft eingebüsst haben. Dies färbte sich entsprechend auf die
Stimmung der Fans ab, die sich immer noch im Zunehmen befand und
auch die Temperatur in der Halle ging spürbar nach oben. Zusammen
mit dem Rauch und der mehrheitlich düsteren
Beleuchtung wurde der ideale Rahmen für dieses Konzert geschaffen.
Ein weiteres Highlight folgte mit «Solitude Within» ab dem zweiten
Hammer-Album «Solitude • Dominance • Tragedy» (1999) und «Wake A
Change» liess einen glatt abheben und unterstrich, wie stark das
neue Album geworden ist. Dass es auch leise und bedächtig geht,
bewies vor dem Zugabenblock «Missing You», eine wunderschöne
Piano-Ballade, wo Tom S. Englund für eine fette Gänsehaut sorgte. So
konnte das bis hierhin brillante Konzert natürlich nicht zu Ende
gehen und das begeisterte Publikum sorgte dann dafür, dass Evergrey
nochmals auf die Mini-Z7 Bühne zurück kehrten. Die erste Zugabe
«When The Walls Go Down» enthielt einen ausgedehnten Sprechpart
sowie einen aufbauenden Spannungsbogen, der in polterndes Riffing
überging. Die Dichte, der Bombast und das ebenso vorhandene
liebliche Element der Musik der Schweden war atemberaubend. Wieder
zu Hause stellte ich eher überrascht fest, dass ich in punkto
Studio-Alben offenbar eine gehörige Lücke habe und diese
baldmöglichst schliessen muss. Dieses Konzert war schlicht grandios!
Setliste: «The Awakening (Intro)» - «King Of Errors» - «The
Fire» - «Monday Morning Apocalypse» - «Black Undertow» - «The
Masterplan» - «Mark Of The Triangle» - «Blinded» - «Solitude Within»
- «Wake A Change» - «A New Dawn» - «I'm Sorry (Dilba Cover)» -
«Missing You» -- «When The Walls Go Down» - «Recreation Day» -
«Broken Wings» - «A Touch Of Blessing» - «The Grand Collapse».
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