Irgendwo in den Emmentaler-Hügeln zwischen Burgdorf, Langenthal
und Huttwil liegt eine Ansammlung Bauernhäusern Namens Wäckerschwend.
Eine dieser grossen, mächtigen Bauernunterkünfte hat den Dachboden
zu einem Konzertsaal umgebaut. Und obwohl die Anfahrt in diese
abgelegene Gegend ziemlich abenteuerlich ist, sind im „Die Wäck“, so
der Name des Lokals, bereits zahlreiche Schweizer Pop-Rock-Bands wie
z.B. Polo Hofer, Patent Ochsner oder Dada Ante Portas vor vollem
Haus aufgetreten. Eng wurde es auch bei der Plattentaufe von
Excelsis. Ihr neues Werk heisst Standing Stone und handelt über die
Schweizer Garde in Rom. Unterstützt wurden sie von den
Berneroberländer Pertness, den Hackbrett-Metallern Tumba Zaffa und
Minhyriath, dem Soloprojekt von Excelsis Sänger Münggu. Gespannt
durfte man sein, wie denn Excelsis ihre CD taufen würden. Denn
gerade dieser historische Akt ist jedes Mals wieder speziell und
einzigartig. Einen bösen Geist schien an diesem Abend der Technik
Probleme zu machen, so dass sowohl bei Pertness wie auch bei
Excelsis wichtige Momente ihre Wirkung verfehlten.
Pertness
Dass die Anfahrt nach Wäckerschwend nicht so einfach ist, dachte ich
mir schon. Dass die Hinfahrt im Dunkeln diese Schwierigkeit noch
verstärkt, war ebenfalls logisch. Geschieht dies dann noch unter
Zeitdruck, sind kleinere Wegkorrekturen obligatorisch. Und so waren
die in Schottenröcken gekleideten Heavy Metaller Pertness bereits
eine Weile am Spielen, als ich in den Dachstock trat. Das Gehörte
und Gesehene konnte aber durchaus begeistern. Denn Songs wie „Angel
Of The Dark“ oder „Frankenstein“ besitzen das gewisse Etwas und die
unverkennbare Stimme von Tom Schluchter. Das Quartett zeigte sich
zudem ziemlich bewegungsfreudig. Nur Schade, dass durch den bereits
erwähnten Technik-hassenden Geist der Schluss ziemlich an Fahrt
verlor. Es gab eine längere Pause, bei der sich niemand so recht
wohl fühlte. Als dann alles wieder funktionierte, wurde ein umso
motivierteres „Frankenstein“ in die Menge gefeuert und damit der
Auftritt noch gerettet.
Minhyriath
Gespannt durfte man auf die Umsetzung von Münggus Solo-Projekt
Minhyriath sein. Bei abgedunkeltem Licht startete er zusammen mit
zwei schwarzen Gestalten an der Gitarre und am Bass das kurze Set.
Seine Mitstreiter stellten sich bald als Rölu und Mäk von seiner
Hauptband heraus. Einen Schlagzeuger hat das Projekt noch nicht
(O-Ton Münggu: „Die saufen zu viel!“). Und so kam der Takt zusammen
mit diversen Keyboard- und Flöteneinspielungen ab Band. Minhyriath
verbindet ruhige, sphärische Elemente mit Black Metal-artigem Hass.
Moonsorrow kommen dem in dieser Musikrichtung unerfahrenen
Schreiberling am nächsten. Die Musik schafft eine ganz eigene,
düstere Atmosphäre, welche aber durch Münggus Begeisterung absurdum
getrieben wurde. So waren die Wechsel zwischen freudigem Anfeuern
der Meute und blitzschnellem Wechsel in dunklen Gesang und böse
Grimmassen ziemlich überraschend und lösten ein fröhliches Lachen
und Mitgehen aus.
Tumba Zaffa
Nicht ganz so einfach wurde es, Tumba Zaffa bei ihren musikalischen
Ergüssen zu folgen. Laut Excelsis Manager Fiat spalten sich bei den
Hackbrett-Metallern die Geister. Für gewisse seien sie die künftigen Hackbrett-Apocalyptica, für andere nur nervig. Die Wahrheit liegt,
wie oft der Fall, wohl irgendwo dazwischen. Der erste Auftritt des
Quartetts überhaupt (3 am Hackbrett, einer am Schlagzeug)
beantwortete so viele Fragen wie er aufwarf. Die Antworten waren
z.B.: Ja, mit drei Hackbrettern und einem Schlagzeug lässt sich
harte metallische Musik spielen. Ja, das ganze klingt nach
speziellem Heavy Metal. Ja, die Jungs können auch eigene Songs
schreiben. Fragen wurden allerdings auch aufgeworfen: Wieso setzten
die Jungs auf Eigenkompositionen, anstatt den Hörer, wie damals Apocalyptica mit Metallica by 4 Cellos, behutsam mit mehrheitlich
Covers an den speziellen Klang zu gewöhnen? Wie würde sich ein
Rock’n’Roll-Klassiker à la "Jonny Be Good" auf dem Hackbrett anhören?
Mein Fazit nach dem engagierten ersten Auftritt von Tumba Zaffa ist
denn auch, dass das Potential für eine ungewöhnliche und darum auch
erfolgreiche Band vorhanden ist, dass an den Details aber noch stark
gearbeitet werden muss. Denn irgendwie klang das Ergebnis der ersten
zwei Jahre Bandgeschichte noch sperrig und unfertig.
Excelsis
Wie man’s richtig macht, zeigten anschliessend Excelsis. Dem Sextett
braucht man nach fünf Alben auch nichts mehr anzumeckern. Mit einem
liebevollen Bühnenaufbau mit Banner, Fahnen, Gasfeuer in
ausgedienten Verstärkern und Papier-Draht-Steinen unterstützten sie
zudem effektvoll ihren Sound. Gespielt wurde das ganze neue Album
"Standing Stone" in der Reihenfolge, wie die Songs auch auf dem Album
zu finden sind. Besonders gut kam dabei „The Silent Song“ zur
Geltung, der in der Tradition von „Fear Of The Dark“ ähnlich
anfängt, wie er aufhört. Wie von Excelsis gewohnt, setzten sie immer
wieder traditionelle Instrumente wie Flöten, Dudelsäcke, neue
Kreationen à la Raviola und das Talerschwingen ein. Auch ein paar
Einstreusel auf Berndeutsch durften nicht fehlen. Plötzlich wurde es
dunkel und die Band war von der Bühne verschwunden. Jetzt hätte
eigentlich die Musik zur Plattentaufe einsetzten sollen, was aber
dank dem Technik-hassenden Geist nicht passierte. Nach gefühlten 5
Minuten und einem sichtlich verwirrten Publikum trat ein mit Schwert
bewaffneter Ritter auf die Bühne. Er zog den Langsäbel und drosch
gleich auf einen Pappfelsen ein. Aus den Trümmern zog er den Schatz
in Form der neuen Excelsis-CD Standing Stone. Somit war die CD
getauft und die Show ging weiter. Als Zugaben folgten die älteren
Songs "Dragonslayer" und "Baphomet", bevor Excelsis den Abend mit einer
grossen Party beendeten. Dazu holten sie sämtliche an der CD
beteiligten Personen auf die Bühne und zockten ihre eigene Version
des Volksliedes „Annebäbeli“. Die Plattentaufe von Excelsis war
definitiv ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte. Die
Qualität der Darbietungen stimmte und der Headliner hat seine
Position würdig verteidigt. Hoffen wir, dass die Karriere mit
"Standing Stone" weiter steil nach oben zeigt.
Setliste Excelsis: Yleitig, Soldiers Of Heaven, The March, For Death
And Glory, Lost Chamber, The Silent Song, The Siege, Armour Of Gods.
Standing Stone, Fire, The Classic Chamber, Dragonslayer, Baphomet,
Annebäbeli
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