Nach dem Interview Ende Februar war es abzusehen, dass ich die
talentierte Band aus dem Baselbiet auch mal live sehen wollte, um miterleben zu können,
wie sie ihr Material von der mehr als gelungenen Debüt-CD "Imprisoned" auf der
Bühne umsetzen würden. Kulisse für diesen Event war das Dorffest in Thürnen, das man
anlässlich der 900-Jahrfeier (!) abhielt. Im Festzelt, wo später eine Berner Truppe
namens Tornados (wow!) für Stimmung sorgen sollte, traf ich Boris (g), Pivi (b) und seine
Freundin auf dem Tanzboden neben dem bereits stehenden Bühnenaufbau der
"Headliner" an, wie sie noch die letzten Handgriffe an ihrem Equipment vornahmen
und das Transparent mit dem Bandlogo aufhängten. Wie es sich als Newcomer-Band gehört,
wird halt Vieles noch selber erledigt. Das relativ grosse Festzelt war zu dieser Zeit noch
nicht besonders bevölkert. Oma und Opa assen noch eine Bratwurst und ein Kleinkind
plärrte voll drauf los. Je eher der Moment des Konzertbeginns um 20.30 Uhr aber
näherrückte, fanden sich mehr und mehr Freunde und KollegenInnen der Band ein. Auch ein
paar "echte" Maniacs in ansprechender Kleidung gesellten sich dazu. Als die Band
die Bühne enterte und das Konzert mit dem Thin Lizzy-Klassiker "Whiskey in the
jar" eröffnete, war es vorbei mit der beschaulichen Ruhe und dem Geplapper im
Festzelt, denn ab jetzt wurde eine Stunde lang gerockt, mit Excentric..., live on stage!
Der erste Applaus fiel zu meinem Erstaunen (und dem der Band) mehr als freundlich aus. Das
hätte ich an so einem Ort nicht unbedingt erwartet. Der Sound war akzeptabel, obwohl die
Gitarren etwas zu leise waren. Trotzdem haute "They" von der neuen CD voll rein
und die Jungs waren schon bald alle schweissgebadet, da es ordentlich warm im Festzelt
wurde. Nach "My sacrifice", das etwas ruhiger daherkam, folgten mit "Street
of life/Under a spell" zwei ältere Songs. Das anschliessende "Your prison"
zeigte deutlich auf, wie sich die Band inzwischen weiterentwickelt hat. Die mehrstimmigen
Passagen fand ich klasse und würde das gar als eines der Markenzeichen von Excentric
bezeichnen. Eher unüblich folgte nun ein Instrumental, das aber irgendwie gut passte und
sehr tight rüberkam. Vor allem der Drum-Sound von Raff hörte sich hier mordsmässig satt
an. Die Snare kam hammerhart rüber! Das allgemeine Bild der Bühne mit einem einseitig
weissen und stehenden Licht von links her sah dagegen zwar nicht gerade professionell aus,
aber diesen Kompromiss musste man an dieser Stätte einfach eingehen. Wichtig war ja eh
die Musik und mit "Wake me" bekam das Publikum einen neuen Song vorgestellt, der
an das letzte Material erinnerte und den Pivi mit beeindruckenden Vocals ausschmückte.
"Can't stand you", auch ein Track von "Imprisoned", bretterte voll
nach vorne los und in der ersten Reihe flogen die Matten. Die nächsten zwei
Cover-Versionen hatten es dann in sich. Während "A tout le monde" von Megadeth
der Band erstaunlich gut zu Gesicht stand, holten die inzwischen klitschnassen Jungs mit
Metallica's "Sad but true" (fast) das Letzte aus sich und dem immer besser
reagierenden Publikum heraus. Cool der Ausflug von Pivi in die erste Reihe, um spielend
(!) mitzubangen. So was geht halt nur an einem Dorffest. Das schien sich auch Chris gesagt
zu haben, der während dem Konzert zwei Mal von der Bühne sprang und mitten unter die
Leute ging. Wer nun denkt, dass nur eine Hand voll "verlorener" Metaller für
Action unter den Anwesenden sorgte, irrt gewaltig, denn just daneben stand
eine ganze Reihe Girlies in adretter Sommerbekleidung, die ihre Haare ebenso heftig
kreisen liessen. Der eine männliche Vertreter in der sich umarmenden Kette konnte sich
getrost als Hahn im Korb fühlen. Ein Bild für die Götter! "Guardian angel",
der zweite neue Song des Abends, gefiel mir danach mit seiner funkigen Attitüde besonders
gut. Raff butterte dazu einen fetten Drum-Beat drunter, den man von Mothers Finest her
kennt und schätzt. "Neverlasting" beendete das leider viel zu kurze Konzert und
ich bin mir sicher, dass Excentric sich noch steigern können. Ich halte daran fest, dass
es eines Tages mehrere Höhepunkte im Set geben wird, die aus der eigenen Feder stammen
werden. Spätestens dann werden die Covers, wenn überhaupt noch, im Zugabenteil
"verschwinden". Daumen hoch für eine aufstrebende junge Band, die noch zu
grösseren Taten fähig ist!
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