Wie schon in unserer CD-Review vom Dezember 2008 erwähnt: Was
lange währt, wird (endlich!) gut! Nach einer länger andauernden und
sehr arbeitsintensiven Zeit wurde nun in Eigenregie (!) der erste,
amtliche Longplayer eingespielt und noch im alten Jahr
veröffentlicht. Was 2002 mit einer mehr als hoffungsvollen Mini-CD
mal seinen Anfang genommen hat, ist nun sechs Jahre später zu einem
reifen Stück Schweizer Rock geworden. Aus den Anfangstagen sind noch
Sänger und Bassist Pivi R. Pieren sowie Drummer Raff Martin im
Lineup. Die Abteilung der 6-Saiter war nach den Abgängen von Boris
Gisler und Chris Furer etwas unstetig, aber die heutige Formation,
zusammen mit Phil Schelker und Marc Waldmeier scheint gerüstet für
grössere Aufgaben. Excentric sind ein gutes Beispiel dafür, was man
in kleinen, aber stetigen Schritten erreichen kann. Ich kenne die
Jungs nun schon bald sieben Jahre und da ist echt was gegangen
seither! Da einem in diesem Business nichts geschenkt wird, braucht
es sehr viel Enthusiasmus und Durchhaltevermögen. Wenn man dies nun
mit technischen Fähigkeiten aus dem Bereich eines Produzenten
verbinden kann, wird die Arbeit zwar nicht weniger (im Gegenteil!),
dafür bleibt man aber unabhängig und muss sich von niemandem was
sagen oder in die Suppe spucken lassen. Excentric haben für ihre
neue CD «Take This!» alles so eingebracht, was die Band zur Zeit als
Ganzes ausmacht. Ihrem Stil des harten Rock mit leicht modernem
Anstrich und metallenen Anleihen sind sie dabei stets treu geblieben
und haben ausserdem bewiesen, dass auch Balladeskes aus der Feder
der Baselbieter Hand und Fuss hat!
Das musste natürlich mit einer würdigen CD-Release-Party gefeiert
werden! Ort des Geschehens war das heimatliche Sissach und die
Location die Musicbar Stärne. So machte sich der Slave also auf in
Richtung Trimbach und tuckerte gemütlich über den Hauenstein, um
nach einer knappen halben Stunde Fahrt in die weihnachtlich
beleuchtete Innenstadt zu gelangen. Zum Glück hatte ich das Navi
dabei, denn ich wusste nicht, wo sich dieser Schuppen befindet.
Angekommen ging es dann erstmal weit in den Keller runter, wo schon
eine stattliche Anzahl mehrheitlich junger Gäste die Bar und die
Tische drum herum bevölkerte. Die Bühne war extrem klein und
regelrecht übersät mit Equipment.
Fire Rose
Bevor Excentric jedoch an der Reihe waren, heizten kurz nach 21.00
Uhr zuerst Fire Rose mit waschechtem Heavy Metal der Marke Iron
Maiden meets Edguy meets HammerFall ein. Nicht weniger als sechs (!)
Musiker standen sich bei den wenigen zur Verfügung stehenden
Quadratmetern beinahe auf den Füssen rum. Trotzdem schaffte es die
junge Band aus der Gegend, einen überaus flotten Set hinzulegen, zu
dem in der ersten Reihe bereits ordentlich abgeschädelt wurde.
Sänger Andreas Bosshard sang souverän und mit insgesamt drei
Gitarren resultierte eine fette Soundwand, die durch gute,
doppelläufige Soli bereichert wurde. Zwischendurch stieg zwar mal
ein Gitarren-Amp aus, was einen kurzen Unterbruch verursachte. Nach
dem Beheben des Problems gaben Fire Rose nochmals Gas, besonders
Yannick May, der seinen letzten Gig mit den Jungs spielte. Nach
einer unterhaltsamen Stunde mit ausschliesslich eigenen Songs (!)
trat das Sextett von der Bühne runter.
Setlist: «Intro» - «Fight For Glory» - «Light Of Hope» - «Fly To The
Rainbow» - «Together We'll Stand» - «On The Edge» - «Rain Falls
Down» - «Our Blame» - «Heavy Metal Still Burns» - «Falling».
Excentric
Eine knappe, halbe Stunde später waren Excentric bereit und legten
druckvoll mit dem Godsmack Cover «Awake» los, gefolgt von «All Alone»,
einem neuen wie älterem Song zugleich, der aber (vielleicht) erst
auf der nächsten Scheibe landen wird. Er hörte sich auf jeden Fall
100% nach Excentric an, was ja ein gutes Zeichen ist. «Break Me
Down» eröffnete
anschliessend den Reigen der Songs vom brandneuen
Silberling, dessen Taufe ja noch bevor stand. Als Pate fungierte Ex-Gitarrero Chris Furer, flankiert (im Publikum) von Boris Gisler,
der bekanntlich in gleicher Funktion im Lineup stand und als Erster
(berufsbedingt) einen Abgang machte. Heute Abend war aber kein Platz
für alte Geschichten, sondern der Blick nur nach vorne gerichtet.
«Take This!» nennt sich die einfache, wie einleuchtende Message an
die Fans. Kurz nachdem das Konzert angefangen hatte, stellten sich
neun Freunde sowie Partnerinnen der Band geschlossen in eine Reihe.
Was von hinten betrachtet kaum der Rede war, bekam vorne, also aus
der Sicht der agierenden Musiker, umgehend eine Bedeutung, denn jede
Person trug ein schwarzes Shirt mit jeweils einem Buchstaben des
Bandnamens drauf. Diese spontane Einlage traf natürlich ins Schwarze
und beflügelte die Protagonisten des Abends zusätzlich. Dies
übertrug sich auch auf das Publikum, das mit lautstarkem Applaus
aufwartete. Obwohl sich der Sound in diesem Kellergewölbe nur
mittelprächtig bis zeitweilen grenzwertig entfalten konnte, lieferte
Pivi eine töfte Gesangsleistung ab! Das zeigte sich besonders bei
leiseren Tunes wie dem genialen, durch den instrumentalen Album-Schlusstrack «Willy World» erweiterten «Save Me», das noch
durch zusätzliche Backing-Vocals aufgewertet und vor allem von den
akustischen Gitarren optimal in Szene gesetzt wurde. Gerockt wurde
die Bude selbstverständlich ebenso, was mit solchen Smashern wie dem
Titeltrack «Take This!», «Can't Stand You», «7even» (yessss!) oder
«4 pm» ein Kinderspiel war. Zwischen den zwei letztgenannten Songs
wurde unter lautem Jubel und reichlich fliessendem Champagner die
Taufe offiziell begangen. Obwohl so eine CD danach ziemlich lädiert
aussieht (vornehmlich das Booklet) und in diesem Fall, das heisst
etwas später, verloren und unbeachtet hinter dem Mischpult rum lag,
ist der symbolische Akt von Tragweite und ein Muss. Bleibt nun zu
hoffen, dass die Nation endgültig von den vier kongenial rockenden
Baselbietern gebührend Notiz nimmt und dieser Anlass bald (s)eine
Fortsetzung findet. Nach knappen 90 Minuten und einer räudigen
Version von Metallica's Groove-Monster «Enter Sandman» als Zugabe,
beendeten Excentric das vorweihnachtliche Konzert mit ordentlich
Schmackes.
Setlist: «Awake» - «All Alone» - «Break Me Down» - «Take This!» - «Can't
Stand You» - «Bossa Nova» - «Save Me» - «Dust» - «7even» --
«CD-Taufe» -- «4 pm» - «Under The Bridge» - «Silverburst» - «Whiskey
In The Jar» - «Parasite» - «Now Way Out» -- «Still Standing» - «Enter
Sandman».
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