Livereview: Excentric - Fire Rose
20.12.2008, Sissach - Musicbar Stärne
By: Rockslave
Wie schon in unserer CD-Review vom Dezember 2008 erwähnt: Was lange währt, wird (endlich!) gut! Nach einer länger andauernden und sehr arbeitsintensiven Zeit wurde nun in Eigenregie (!) der erste, amtliche Longplayer eingespielt und noch im alten Jahr veröffentlicht. Was 2002 mit einer mehr als hoffungsvollen Mini-CD mal seinen Anfang genommen hat, ist nun sechs Jahre später zu einem reifen Stück Schweizer Rock geworden. Aus den Anfangstagen sind noch Sänger und Bassist Pivi R. Pieren sowie Drummer Raff Martin im Lineup. Die Abteilung der 6-Saiter war nach den Abgängen von Boris Gisler und Chris Furer etwas unstetig, aber die heutige Formation, zusammen mit Phil Schelker und Marc Waldmeier scheint gerüstet für grössere Aufgaben. Excentric sind ein gutes Beispiel dafür, was man in kleinen, aber stetigen Schritten erreichen kann. Ich kenne die Jungs nun schon bald sieben Jahre und da ist echt was gegangen seither! Da einem in diesem Business nichts geschenkt wird, braucht es sehr viel Enthusiasmus und Durchhaltevermögen. Wenn man dies nun mit technischen Fähigkeiten aus dem Bereich eines Produzenten verbinden kann, wird die Arbeit zwar nicht weniger (im Gegenteil!), dafür bleibt man aber unabhängig und muss sich von niemandem was sagen oder in die Suppe spucken lassen. Excentric haben für ihre neue CD «Take This!» alles so eingebracht, was die Band zur Zeit als Ganzes ausmacht. Ihrem Stil des harten Rock mit leicht modernem Anstrich und metallenen Anleihen sind sie dabei stets treu geblieben und haben ausserdem bewiesen, dass auch Balladeskes aus der Feder der Baselbieter Hand und Fuss hat!

Das musste natürlich mit einer würdigen CD-Release-Party gefeiert werden! Ort des Geschehens war das heimatliche Sissach und die Location die Musicbar Stärne. So machte sich der Slave also auf in Richtung Trimbach und tuckerte gemütlich über den Hauenstein, um nach einer knappen halben Stunde Fahrt in die weihnachtlich beleuchtete Innenstadt zu gelangen. Zum Glück hatte ich das Navi dabei, denn ich wusste nicht, wo sich dieser Schuppen befindet. Angekommen ging es dann erstmal weit in den Keller runter, wo schon eine stattliche Anzahl mehrheitlich junger Gäste die Bar und die Tische drum herum bevölkerte. Die Bühne war extrem klein und regelrecht übersät mit Equipment.

Fire Rose
Bevor Excentric jedoch an der Reihe waren, heizten kurz nach 21.00 Uhr zuerst Fire Rose mit waschechtem Heavy Metal der Marke Iron Maiden meets Edguy meets HammerFall ein. Nicht weniger als sechs (!) Musiker standen sich bei den wenigen zur Verfügung stehenden Quadratmetern beinahe auf den Füssen rum. Trotzdem schaffte es die junge Band aus der Gegend, einen überaus flotten Set hinzulegen, zu dem in der ersten Reihe bereits ordentlich abgeschädelt wurde. Sänger Andreas Bosshard sang souverän und mit insgesamt drei Gitarren resultierte eine fette Soundwand, die durch gute, doppelläufige Soli bereichert wurde. Zwischendurch stieg zwar mal ein Gitarren-Amp aus, was einen kurzen Unterbruch verursachte. Nach dem Beheben des Problems gaben Fire Rose nochmals Gas, besonders Yannick May, der seinen letzten Gig mit den Jungs spielte. Nach einer unterhaltsamen Stunde mit ausschliesslich eigenen Songs (!) trat das Sextett von der Bühne runter.

Setlist: «Intro» - «Fight For Glory» - «Light Of Hope» - «Fly To The Rainbow» - «Together We'll Stand» - «On The Edge» - «Rain Falls Down» - «Our Blame» - «Heavy Metal Still Burns» - «Falling».

Excentric
Eine knappe, halbe Stunde später waren Excentric bereit und legten druckvoll mit dem Godsmack Cover «Awake» los, gefolgt von «All Alone», einem neuen wie älterem Song zugleich, der aber (vielleicht) erst auf der nächsten Scheibe landen wird. Er hörte sich auf jeden Fall 100% nach Excentric an, was ja ein gutes Zeichen ist. «Break Me Down» eröffnete anschliessend den Reigen der Songs vom brandneuen Silberling, dessen Taufe ja noch bevor stand. Als Pate fungierte Ex-Gitarrero Chris Furer, flankiert (im Publikum) von Boris Gisler, der bekanntlich in gleicher Funktion im Lineup stand und als Erster (berufsbedingt) einen Abgang machte. Heute Abend war aber kein Platz für alte Geschichten, sondern der Blick nur nach vorne gerichtet. «Take This!» nennt sich die einfache, wie einleuchtende Message an die Fans. Kurz nachdem das Konzert angefangen hatte, stellten sich neun Freunde sowie Partnerinnen der Band geschlossen in eine Reihe. Was von hinten betrachtet kaum der Rede war, bekam vorne, also aus der Sicht der agierenden Musiker, umgehend eine Bedeutung, denn jede Person trug ein schwarzes Shirt mit jeweils einem Buchstaben des Bandnamens drauf. Diese spontane Einlage traf natürlich ins Schwarze und beflügelte die Protagonisten des Abends zusätzlich. Dies übertrug sich auch auf das Publikum, das mit lautstarkem Applaus aufwartete. Obwohl sich der Sound in diesem Kellergewölbe nur mittelprächtig bis zeitweilen grenzwertig entfalten konnte, lieferte Pivi eine töfte Gesangsleistung ab! Das zeigte sich besonders bei leiseren Tunes wie dem genialen, durch den instrumentalen Album-Schlusstrack «Willy World» erweiterten «Save Me», das noch durch zusätzliche Backing-Vocals aufgewertet und vor allem von den akustischen Gitarren optimal in Szene gesetzt wurde. Gerockt wurde die Bude selbstverständlich ebenso, was mit solchen Smashern wie dem Titeltrack «Take This!», «Can't Stand You», «7even» (yessss!) oder «4 pm» ein Kinderspiel war. Zwischen den zwei letztgenannten Songs wurde unter lautem Jubel und reichlich fliessendem Champagner die Taufe offiziell begangen. Obwohl so eine CD danach ziemlich lädiert aussieht (vornehmlich das Booklet) und in diesem Fall, das heisst etwas später, verloren und unbeachtet hinter dem Mischpult rum lag, ist der symbolische Akt von Tragweite und ein Muss. Bleibt nun zu hoffen, dass die Nation endgültig von den vier kongenial rockenden Baselbietern gebührend Notiz nimmt und dieser Anlass bald (s)eine Fortsetzung findet. Nach knappen 90 Minuten und einer räudigen Version von Metallica's Groove-Monster «Enter Sandman» als Zugabe, beendeten Excentric das vorweihnachtliche Konzert mit ordentlich Schmackes.

Setlist: «Awake» - «All Alone» - «Break Me Down» - «Take This!» - «Can't Stand You» - «Bossa Nova» - «Save Me» - «Dust» - «7even» -- «CD-Taufe» -- «4 pm» - «Under The Bridge» - «Silverburst» - «Whiskey In The Jar» - «Parasite» - «Now Way Out» -- «Still Standing» - «Enter Sandman».