Es ist nun fast zehn Jahre her, seit mir ein Brief aus Zunzgen (BL)
zugestellt wurde. Darin befand sich die neue 5-Track CD «Imprisoned»
der Baselbieter Nu-Rockband Excentric. Obwohl sich mein persönlicher
Geschmack eher nicht in dieser Ecke tummelt(e), hatte der fett
produzierte Sound auf dem Silberling was an sich, das mein Interesse
an den Jungs umgehend weckte. Bereits das erste Treffen etwas
später, legte den Grundstein zu einer feinen Freundschaft mit der
ganzen Gruppe, die ich nicht mehr missen möchte. So verfolgte ich
die Geschicke der Baselbieter in den vergangenen Jahren und stellte
bald fest, dass hier sehr viel Herzblut an den Tag gelegt und
laufend Fortschritte gemacht wurden. Der erste richtige Longplayer
«Take This!» erschien 2008 und war die logische Konsequenz des
überzeugenden Vorgängers. Erneuert war hingegen das Lineup an den
beiden Gitarren, wo Phil Schelker und Marc Waldmeier die Nachfolger
von Boris Gisler und Chris Furer wurden. Im Herbst 2005 stand mit
Kevin Flum genau genommen wie kurzzeitig allerdings noch ein
Gitarrero zwischendrin. Nach der Live-Flaute von 2009 und vor allem
2010 kam im Frühsommer 2011 endlich wieder Bewegung in die Sache,
sprich das bisherige Meisterwerk «White Knuckle Ride» erschien und
da dachte ich noch, dass es nun so richtig los gehen werde. Doch
heuer kam es anders und mit der offiziellen Ankündigung bei Facebook
vor einem Monat war der Mist geführt. Excentric lösen sich nach 14
Jahren auf und gehen nun anderen Dingen wie Familie und dem Reisen
nach. Zu Hause in der Heimat spielten Pivi (b), Raff (d), Phil (g)
und Marc (g) zum Abschied aber noch ein letztes Mal gross auf.
Excentric
Sie waren die Headliner des erstmals durchgeführten Openairs auf dem
Limberg und der Wetter-Gott hatte zumindest in der zweiten
Tageshälfte sein Einsehen. Am Morgen regnete es noch Bindfäden
runter, was das Terrain entsprechend aussehen liess. Zum Glück war
der Schlamm nicht allzu tief, doch vor allem das Schuhwerk sah bald
wie der Untergrund aus. Da ortsunkundig, wusste ich nicht, auf
welchem Berg oben gerockt wurde und wurde deshalb, wie die meisten
anderen Besucher, die auch mit dem Auto anreisten, in einen
Steinbruch geleitet! Na prost..., zuerst die Karre in den Dreck
gesetzt und ich watete nach einem gut 15-minütigen Marsch den Berg
rauf selber ebenfalls im Matsch. Das trübte meine Stimmung vor Ort
zunächst mal gleich gewaltig, zumal dann an der Kasse niemand was
von einem Presse-Pass wusste. Der Organisator des Festivals stand
aber zum Glück gleich in der Nähe und so kam ich dann nach kurzer
Erklärung ziemlich flugs ins Gelände rein. Dort tummelten sich etwa
rund 400 Leute, von denen ein guter Teil wohl schon das ganze
Tagesprogramm mit quasi vier "Vorbands" gesehen und gehört hatte.
Das waren Vorwärts, Crossroad, Eleven36 und Almost Famous. Die
interessierten mich aber nicht und so fuhr ich erst auf den Auftritt
des Headliners hin ins Baselbiet. Mit etwas Verspätung ging es
dann
um etwa 23.20 Uhr los. Eigentlich kam es mir überhaupt nicht so vor,
aber ich wohnte nun offensichtlich dem letzten Konzert von Excentric
bei, zumindest für längere Zeit und in diesem Lineup. Die
Start-Triplette mit «Hold On», «Still Standing» und «So Long!»
stammte geschlossen vom aktuellen Album, legte schon mal amtlich vor
und sorgte bereits für viel Bewegung im weitgehend jugendlichen
Publikum. Die Band war ebenfalls auch zack und Frontmann Pivi konnte
zur letzten Sause auf seine Stimme zählen. Nach drei akustisch
vorgetragenen Songs, von denen vor allem der Ohrwurm «Save Me» voll
punktete, unterstrichen drei weitere neue Songs von «White Knuckle
Ride», dass sich hier eine etablierte wie spielfreudige Band auf
ihrem kompositorischen Zenit aus dem Musik-Zirkus verabschiedete.
Man konnte und wollte es auch nicht richtig glauben, dass die Jungs
wirklich an ihrem Entscheid festhalten.
Nicht fehlen durfte natürlich auch der Red Hot Chili Peppers Cover «Under
The Bridge», der von Anfang an wirklich gut zur Band passte und
stets vortrefflich interpretiert wurde. Weniger passend war dafür
(vor allem für die Fotographen!) die fast permanente
Trockeneiswolke, mit der die kleine Bühne eingedeckt wurde. Ich war
nahe dran, einfach den Stecker zu ziehen. Erheiternd war hingegen
ein übereifriger (Festival-) Fotograph, der offenbar nicht mehr ganz
Herr seiner feinmotorischen Fähigkeiten war und wiederholt ziemlich
ungelenk über die Bühne stapfte. Der unqualifizierte Blitzeinsatz
dürfte überdies zu kaum was Brauchbarem geführt haben und ich
wunderte mich sowieso, warum man den Typ nicht umgehend zurück
gepfiffen hat. Nach einer viel zu schnell vergangenen Stunde,
während der auf dem Dach unter anderem ein paar Feuerlanzen in den
Himmel gestossen wurden, verteilten Pivi, Raff, Phil und Marc massig
T-Shirts und CDs. "Alles muss weg!" hiess die Devise und hinterliess
irgendwie einen schalen oder besser betrüblichen Eindruck. Das Ganze
nahm in der Tat etwas Kehrausstimmung an, doch bevor die endgültig
(?) letzte Ton angespielt wurde, verlangte das optimal in Stimmung
gebrachte Publikum nach Zugaben, die dann auch prompt folgten. Mit
«4 PM» gab es den besten Song der früheren Jahre, ehe das lautstark
geforderte «7even» nochmals alle Register ziehen liess. Nach für
meinen Geschmack zu kurzen, aber überzeugenden 75 Minuten war der
definitive Moment des Abschiednehmens gekommen und wird eine
schmerzliche Lücke in die regionale Musik-Szene reissen. Doch wie
heisst es so schön: Sag niemals nie! Ich wage an dieser Stelle eine
Prognose und freue mich jetzt schon auf den ersten Reunion-Gig,
ungeachtet dessen, wie lange die selbst verordnete Pause andauern
wird. In diesem Sinne sage ich "danke" für Eure tolle Musik, die
langjährige Freundschaft und alles Gute für die anstehenden
Lebensabschnitte mit Nachwuchs, Familie und Reiseplänen. Ich werde
auf jeden Fall an den Jungs dran bleiben und hoffe wirklich, dass
das noch nicht alles gewesen ist, was Excentric der Nachwelt
hinterlassen haben, respektive wollen! So "Take This!"
Setliste: «Hold On» - «Still Standing» - «So Long!» - «Bossa Nova» -
«Part Of Me» - «Watch Over You» - «Save Me» - «Maybe Tomorrow» - «KMA
Goodbye» - «Take Me Away» - «Under The Bridge» - «Now Way Out» --
«And Then Sun...» - «4 Pm» - «7even».
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