Ich muss zugeben, dass sich Exhorder bisher überhaupt nicht
auf meinem Radar befanden und ich mitunter auch wegen Radwaste als
Support-Band an diesem Konzert interessiert war. Da diese aber
kurzfristig absagen mussten, rutschte mit Klaw, der neuen Band von
Ex-Suborned Chanteuse Lucie Werlen, eine interessante Combo nach,
die ich live ebenso noch nie gesehen und gehört hatte. Somit ergab
sich ein Abend der Neuentdeckungen für mich. Exhorder, die
stilistisch ja mitunter als Wegbereiter für Pantera gelten, waren in
den 90ern aktiv und brachten bisher nur zwei Alben heraus. Das Debüt
«Slaughter In The Vatican» wurde just 1990 auf die Menschheit
gelassen und zwei Jahre darauf folgte «The Law». Beide Werke
verkörpern Groove Thrash at its best, wie ihn danach eben vor allem
Pantera, Demolition Hammer oder zum Beispiel auch Anthrax, nebst
vielen anderen Bands, zelebrierten. 2017 nahmen die verbliebenen
Ur-Members Kyle Thomas (v) und Vinnie La Bella (g) den mittlerweile
vierten Neuanlauf, der mit Marzi Montazeri (g), Jason VieBrooks (b)
und Sasha Horn (d) aufmunitioniert wurde. Weit über 150 Fans (!)
liessen sich das im Foyer des KiFF nicht entgehen.
Klaw Nach dem Ende von Suborned vor zwei Jahren
wurde es etwas ruhig um Frontfrau Lucie. Während sich ihre
Hintermannschaft geschlossen in Richtung Comaniac verabschiedete,
wurde jedoch bereits das nächste Eisen geschmiedet. Mit an Bord
holte sie für ihre neue Combo mit dem Namen Klaw den Poltergeist
Gitarrero Chasper Wanner, den man sonst noch von Eddie’s Beast (Iron
Maiden Tribute Band mit Sänger Mace Mitchell von Emerald) her kennt
und Drummer Reto Bachmann (Ex-Pigskin) als vorerst feste Members der
Band. In dieser Konstellation wurde bereits 2017 die erste EP mit
fünf Tracks eingespielt. Wiederum mehrheitlich im Genre Thrash Metal
verankert, gehen Klaw aber griffiger, sprich grooviger als Suborned
zu Werke, und vor allem der geänderte, sprich weniger kreischende
Gesang von Lucie steht der Mucke sehr gut zu Gesicht. Da der
Support-Set offensichtlich atomuhrmässig um 20:00 Uhr startete, und
ich da erst gerade mein Auto draussen parkierte, verpasste ich
leider die ersten Klänge des Openers «Eta Carinae», einem der fünf
Songs der aktuellen EP. Als Live-Gäste am Bass und der zweiten
Gitarre halfen die beiden Contorsion-Recken Dani Bürkli sowie Simon
Freiburghaus kongenial aus. Bereits mit dem nachfolgenden schnellen
Brecher «Panic» erreichte die Band auf der kleinen Bühne des Foyer
vorzeitig ihre Betriebstemperatur und hörte sich total tight und
eingespielt an. So folgten insgesamt vier der fünf EP-Songs, ergänzt
um
neues Material, das insgesamt locker überzeugen konnte. Vor allem
das temporäre Axt-Gespann Wanner/Freiburghaus harmonierte perfekt
und sorgte für eine ordentliche Riff-Wand. Leider war der Sound auch
ganz vorne eine ganze Portion zu leise und im hinteren Teil auf Höhe
Merchstand offenbar trotzdem eher breiig. Das tat der sehr guten
Stimmung allerdings keinen Abbruch, und die lautstark abgefeierte
wie überaus töfte Interpretation des Exodus-Klassikers «War is My
Shepherd» mobilisierte weitere Energie, die in geilen Mitsing-Parts
mündete. Obwohl letztlich nicht alle Besucher der gleichen Meinung
waren, hat mir der erste miterlebte Auftritt von Klaw persönlich
sehr gut gefallen. Bleibt zu hoffen, dass der aktuelle wie frische
Schwung dereinst mal in einem guten full lenght Debüt untergebracht
wird.
Setliste: «Eta Carinae» - «Panic» - «Exoskeleton» -
«Slave Into A God» - «Don't Give Ne That» - «Killing In The Klaw Of»
- «Age Of Fools» - «Ne Regrets» - «War Is My Shepherd (Exodus
Cover».
Exhorder Kurz vor dem
Konzertbeginn, also wiederum pünktlich, sprich um 21:15 Uhr, legten
die Amis wie die Feuerwehr los. Dies zum Glück deutlich lauter als
vorher, aber am Sound (hinten Brei) änderte sich leider nichts. Aber
das war eh egal, denn die Show ging vorne ab wie ein Zäpfchen,
inklusive bald einsetzender Moshpits! Obwohl sich die Musiker auf
der Mini-Bühne kaum bewegen konnten, rissen sie voll vom Leder. Das
Set bestand natürlich nur aus Songs der bestehenden zwei Alben, und
interessanterweise spielten sie deutlich mehr vom Debüt. Dazu
gehörte auch eine schweinegeile Cover-Version von Black Sabbath’s
Oldie «Into the Void», der aber auf dem Nachfolger «The Law» zu
finden ist. Wahrscheinlich mundet mir die zweite Scheibe
vordergründig deshalb besser, weil sie den Erstling soundmässig
(Drums) deutlich hinter sich lässt. Denjenigen Fans, die sich teils
schon zig Jahre auf diesen Auftritt gefreut hatten, ging das
natürlich voll am Arsch vorbei. Jeder gespielte Song wurde lauter
abgefeiert, die Anzahl voll abbangender Metalheads nahm laufend zu,
wie auch die Hitze im Foyer. Obwohl die Decke in diesem Raum
grundsätzlich tief hängt, wurde plötzlich ein Crowdsurfer
durchgereicht der
Glück hatte, dass er keinen Scheinwerfer runter
riss. Exhorder freuten sich sichtlich über die Reaktionen des
überwiegend austickenden Publikums und feuerten eine Salve nach der
anderen ab. Bassist Jason, der die ganze Zeit hinter Marzi stehen
musste (wo sollte er sonst auch hin?) kam sich wohl wie ein
eingesperrtes Raubtier vor. Sein sonst agiles und bewegungsfreudiges
Spiel, zum Beispiel heuer zu sehen beim Hellfest 2018, musste sich
heute Abend zwangsläufig auf das Bedienen seines Instrumentes
beschränken.
Drummer Sasha wähnte sich derweil wohl in einer
Sauna, was Vinnie allerdings nicht daran hinderte, eine
Kopfbedeckung (!) zu tragen. Die Tightness des Fünfers war
überragend, und die alten Schoten haben nichts von ihrer
Durchschlagskraft eingebüsst. Es ist eigentlich schon eine veritable
Schande, dass solche Hammer-Songs im Verlauf der Jahre die verdiente
Wertschätzung nicht erhalten haben. Den Ruhm sahnten derweil andere
ab, aber nichtsdestotrotz ist es der Kult-Combo hoch anzurechnen,
letztlich den beschwerlichen Weg genommen zu haben und immer noch
voll abzuliefern. Wie Interviews zu entnehmen war, ist nicht
auszuschliessen, dass aufgrund der Aktivitäten womöglich, also
irgendwann mal, gar ein drittes Album aufgenommen wird. An der nach
wie vor überzeugenden Gesangsstimme von Kyle kann es nicht liegen,
ob das wirklich geschehen wird oder nicht. Das heutige
schweisstreibende Konzert hat auf jeden Fall aufgezeigt, dass sich
Exhorder keinesfalls vor grossen Namen verstecken müssen, im
Gegenteil! Der mörderische Groove ihrer Mucke schliesst die durch
Pantera entstandene Lücke lockerst, und es wäre der Band echt zu
gönnen, dass sie im Herbst ihrer Karriere doch noch zu etwas mehr
Anerkennung gelangt und so ein paar zusätzliche Rente-Dollars
generiert werden. Unser MF-Schreiberling und Musiker Hardy (Despu
Palliton) kam mir nach dem viel zu frühen Ende (Exhorder spielten
als Headliner lediglich 65 Minuten) total verschwitzt entgegen und
musste sich beinahe Freudentränen aus den geröteten Augen wischen.
Tja, was soll man da noch mehr dazu sagen?! Es war einfach nur der
Oberhammer und für mich, zusammen mit Klaw, ein mehr als nur
denkwürdiger Abend im Foyer des KiFF zu Aarau! Thrash 'til death
baby!!
Setliste: «Death In Vain» - «Homicide» - «Soul Search
Me» - «Unforgiven» - «Legions Of Death» - «The Law» - «Exhorder» - «
(Cadence Of) The Dirge» - «Into The Void (Black Sabbath Cover)» -
«Anal Lust» - «Slaughter In The Vatican» - «Desecrator».
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