Livereview: Exhorder - Klaw

14. August 2018, Aarau – KiFF (Foyer)
By Rockslave
Ich muss zugeben, dass sich Exhorder bisher überhaupt nicht auf meinem Radar befanden und ich mitunter auch wegen Radwaste als Support-Band an diesem Konzert interessiert war. Da diese aber kurzfristig absagen mussten, rutschte mit Klaw, der neuen Band von Ex-Suborned Chanteuse Lucie Werlen, eine interessante Combo nach, die ich live ebenso noch nie gesehen und gehört hatte. Somit ergab sich ein Abend der Neuentdeckungen für mich. Exhorder, die stilistisch ja mitunter als Wegbereiter für Pantera gelten, waren in den 90ern aktiv und brachten bisher nur zwei Alben heraus. Das Debüt «Slaughter In The Vatican» wurde just 1990 auf die Menschheit gelassen und zwei Jahre darauf folgte «The Law». Beide Werke verkörpern Groove Thrash at its best, wie ihn danach eben vor allem Pantera, Demolition Hammer oder zum Beispiel auch Anthrax, nebst vielen anderen Bands, zelebrierten. 2017 nahmen die verbliebenen Ur-Members Kyle Thomas (v) und Vinnie La Bella (g) den mittlerweile vierten Neuanlauf, der mit Marzi Montazeri (g), Jason VieBrooks (b) und Sasha Horn (d) aufmunitioniert wurde. Weit über 150 Fans (!) liessen sich das im Foyer des KiFF nicht entgehen.

Klaw
Nach dem Ende von Suborned vor zwei Jahren wurde es etwas ruhig um Frontfrau Lucie. Während sich ihre Hintermannschaft geschlossen in Richtung Comaniac verabschiedete, wurde jedoch bereits das nächste Eisen geschmiedet. Mit an Bord holte sie für ihre neue Combo mit dem Namen Klaw den Poltergeist Gitarrero Chasper Wanner, den man sonst noch von Eddie’s Beast (Iron Maiden Tribute Band mit Sänger Mace Mitchell von Emerald) her kennt und Drummer Reto Bachmann (Ex-Pigskin) als vorerst feste Members der Band. In dieser Konstellation wurde bereits 2017 die erste EP mit fünf Tracks eingespielt. Wiederum mehrheitlich im Genre Thrash Metal verankert, gehen Klaw aber griffiger, sprich grooviger als Suborned zu Werke, und vor allem der geänderte, sprich weniger kreischende Gesang von Lucie steht der Mucke sehr gut zu Gesicht. Da der Support-Set offensichtlich atomuhrmässig um 20:00 Uhr startete, und ich da erst gerade mein Auto draussen parkierte, verpasste ich leider die ersten Klänge des Openers «Eta Carinae», einem der fünf Songs der aktuellen EP. Als Live-Gäste am Bass und der zweiten Gitarre halfen die beiden Contorsion-Recken Dani Bürkli sowie Simon Freiburghaus kongenial aus. Bereits mit dem nachfolgenden schnellen Brecher «Panic» erreichte die Band auf der kleinen Bühne des Foyer vorzeitig ihre Betriebstemperatur und hörte sich total tight und eingespielt an. So folgten insgesamt vier der fünf EP-Songs, ergänzt um neues Material, das insgesamt locker überzeugen konnte. Vor allem das temporäre Axt-Gespann Wanner/Freiburghaus harmonierte perfekt und sorgte für eine ordentliche Riff-Wand. Leider war der Sound auch ganz vorne eine ganze Portion zu leise und im hinteren Teil auf Höhe Merchstand offenbar trotzdem eher breiig. Das tat der sehr guten Stimmung allerdings keinen Abbruch, und die lautstark abgefeierte wie überaus töfte Interpretation des Exodus-Klassikers «War is My Shepherd» mobilisierte weitere Energie, die in geilen Mitsing-Parts mündete. Obwohl letztlich nicht alle Besucher der gleichen Meinung waren, hat mir der erste miterlebte Auftritt von Klaw persönlich sehr gut gefallen. Bleibt zu hoffen, dass der aktuelle wie frische Schwung dereinst mal in einem guten full lenght Debüt untergebracht wird.

Setliste: «Eta Carinae» - «Panic» - «Exoskeleton» - «Slave Into A God» - «Don't Give Ne That» - «Killing In The Klaw Of» - «Age Of Fools» - «Ne Regrets» - «War Is My Shepherd (Exodus Cover».


Exhorder
Kurz vor dem Konzertbeginn, also wiederum pünktlich, sprich um 21:15 Uhr, legten die Amis wie die Feuerwehr los. Dies zum Glück deutlich lauter als vorher, aber am Sound (hinten Brei) änderte sich leider nichts. Aber das war eh egal, denn die Show ging vorne ab wie ein Zäpfchen, inklusive bald einsetzender Moshpits! Obwohl sich die Musiker auf der Mini-Bühne kaum bewegen konnten, rissen sie voll vom Leder. Das Set bestand natürlich nur aus Songs der bestehenden zwei Alben, und interessanterweise spielten sie deutlich mehr vom Debüt. Dazu gehörte auch eine schweinegeile Cover-Version von Black Sabbath’s Oldie «Into the Void», der aber auf dem Nachfolger «The Law» zu finden ist. Wahrscheinlich mundet mir die zweite Scheibe vordergründig deshalb besser, weil sie den Erstling soundmässig (Drums) deutlich hinter sich lässt. Denjenigen Fans, die sich teils schon zig Jahre auf diesen Auftritt gefreut hatten, ging das natürlich voll am Arsch vorbei. Jeder gespielte Song wurde lauter abgefeiert, die Anzahl voll abbangender Metalheads nahm laufend zu, wie auch die Hitze im Foyer. Obwohl die Decke in diesem Raum grundsätzlich tief hängt, wurde plötzlich ein Crowdsurfer durchgereicht der Glück hatte, dass er keinen Scheinwerfer runter riss. Exhorder freuten sich sichtlich über die Reaktionen des überwiegend austickenden Publikums und feuerten eine Salve nach der anderen ab. Bassist Jason, der die ganze Zeit hinter Marzi stehen musste (wo sollte er sonst auch hin?) kam sich wohl wie ein eingesperrtes Raubtier vor. Sein sonst agiles und bewegungsfreudiges Spiel, zum Beispiel heuer zu sehen beim Hellfest 2018, musste sich heute Abend zwangsläufig auf das Bedienen seines Instrumentes beschränken.

Drummer Sasha wähnte sich derweil wohl in einer Sauna, was Vinnie allerdings nicht daran hinderte, eine Kopfbedeckung (!) zu tragen. Die Tightness des Fünfers war überragend, und die alten Schoten haben nichts von ihrer Durchschlagskraft eingebüsst. Es ist eigentlich schon eine veritable Schande, dass solche Hammer-Songs im Verlauf der Jahre die verdiente Wertschätzung nicht erhalten haben. Den Ruhm sahnten derweil andere ab, aber nichtsdestotrotz ist es der Kult-Combo hoch anzurechnen, letztlich den beschwerlichen Weg genommen zu haben und immer noch voll abzuliefern. Wie Interviews zu entnehmen war, ist nicht auszuschliessen, dass aufgrund der Aktivitäten womöglich, also irgendwann mal, gar ein drittes Album aufgenommen wird. An der nach wie vor überzeugenden Gesangsstimme von Kyle kann es nicht liegen, ob das wirklich geschehen wird oder nicht. Das heutige schweisstreibende Konzert hat auf jeden Fall aufgezeigt, dass sich Exhorder keinesfalls vor grossen Namen verstecken müssen, im Gegenteil! Der mörderische Groove ihrer Mucke schliesst die durch Pantera entstandene Lücke lockerst, und es wäre der Band echt zu gönnen, dass sie im Herbst ihrer Karriere doch noch zu etwas mehr Anerkennung gelangt und so ein paar zusätzliche Rente-Dollars generiert werden. Unser MF-Schreiberling und Musiker Hardy (Despu Palliton) kam mir nach dem viel zu frühen Ende (Exhorder spielten als Headliner lediglich 65 Minuten) total verschwitzt entgegen und musste sich beinahe Freudentränen aus den geröteten Augen wischen. Tja, was soll man da noch mehr dazu sagen?! Es war einfach nur der Oberhammer und für mich, zusammen mit Klaw, ein mehr als nur denkwürdiger Abend im Foyer des KiFF zu Aarau! Thrash 'til death baby!!

Setliste: «Death In Vain» - «Homicide» - «Soul Search Me» - «Unforgiven» - «Legions Of Death» - «The Law» - «Exhorder» - « (Cadence Of) The Dirge» - «Into The Void (Black Sabbath Cover)» - «Anal Lust» - «Slaughter In The Vatican» - «Desecrator».