Wer es nicht glaubt, kann es nachschlagen, denn die Gründung
der Bay Area Thrash-Ikone Exodus geht tatsächlich auf das Jahr 1979
zurück! Freilich dauerte es danach eine Weile und einige Demos, bis
1985 der Genre-Klassiker «Bonded By Blood» das Licht der Welt
erblickte. Ein gewisser Kirk Hammett als einer der Gründer neben
Drummer Tom Hunting, steckte zu der Zeit bekanntlich mit Metallica
bereits voll im Saft. Über drei Dekaden später gibt es beide Bands
noch, aber mit krass unterschiedlichem Konto-Stand. Dafür kann mit
Fug und Recht behauptet werden, dass Exodus bei ihrer
eingeschworenen Fanbase nach wie vor voll angesagt sind, während die
Dollar-Millionäre mit ihrem im November erscheinenden Neuwerk
dringend wieder kompositorischen Boden gut machen müssen! Spätestens
seit dem Wiedereinstieg von Frontmann Steve "Zetro" Souza 2014 und
dem seither ersten gemeinsamen Album «Blood In Blood Out»
läuft der Motor wieder rund und zahlreiche Festival- wie Hallenshows
untermauern die Daseinsberechtigung dieser Kult-Truppe, die live zur
Zeit auf ihren Kollegen Gary Holt verzichten muss, der Jeff Hanneman
bei Slayer ersetzt hat.
Kryptos Heavy Metal made
in India?! Natürlich und warum auch nicht, denn Heavy Metal macht
zum Glück keine Zugeständnisse an Rasse, Religion und Herkunft,
obwohl in gewissen Ländern, wie zum Beispiel dem Iran, schon nur das
Tragen eines Metal-Shirts zu lebensbedrohlichen Umständen führen
kann. Nicht so Indien zum Glück, das bisher aber deutlich mehr
Informatiker als Metal-Bands hevor gebracht hat. Immerhin lassen
sich gegen knapp zweihundert Bandnamen eruieren, die stilistisch
eher aus der Ecke Black, Death und Thrash Metal stammen. Kryptos aus
Bangalore
Karnataka, einer regelrechten Brutstätte für Metal-Bands, sind
jedoch mehr dem klassischen Heavy Metal mit 80er-Schlagseite,
inklusive thrashiger Vibes zuzurechnen. 1998 gegründet, ist man
somit schon eine Weile Bestandteil der Szene, wenn auch mehrheitlich
im Heimatland. Im Vorfeld des gegen Ende September erscheinenden
vierten Albums mit dem Titel «Burn Up The Night» durfte man nun als
Opener für Exodus ran, verbunden mit dem Ziel, neue Fans dazu zu
gewinnen. Das ruft in erster Linie mal nach griffigen Songs und
entsprechender Performance. Letzteres gestaltete sich schon mal ganz
ordentlich, und man merkte es der Truppe, vor allem aber an
Frontmann und Gitarrist Nolan Lewis an, dass diese genau weiss, wie
man da richtig an die Sache heran gehen muss. Das energiegeladene
Spiel, das sich wie ein Bastard aus Kreator und den alten Iron
Maiden anhörte, stiess rasch auf Resonanz unter den zu dem Zeitpunkt
leider sehr spärlich aufmarschierten Fans. Dies änderte sich
erfreulicherweise laufend, denn nach jedem stets lauter beklatschten
Song kamen immer mehr Leute von draussen in die Halle rein und
sorgten für eine vergleichsweise tolle Stimmung. Kryptos bedankten
sich ehrfürchtig für das Interesse und drückten weiter auf die Tube.
Auch wenn den Songs auf Dauer eine gewisse Gleichförmigkeit, vor
allem vom Gesangsstil her, angelastet werden konnte, so machte man
dieses Manko mit unbändiger Spielfreude wett und empfahl sich klar
für weitere Konzerte. Dass sich die Jungs kurz nach ihrem Auftritt
am Merchstand auf ein Bier, Unterschriften und Fotos locker unter
die Leute mischten, vervollständigte den eh schon guten Eindruck.
Exodus Natürlich wäre die Anwesenheit
von Gitarrist Gary Holt wünschenswert gewesen, aber der ist halt
jetzt auch ein festes Mitglied von Slayer und deshalb abkömmlich. An
seiner Stelle spielt ja schon eine Weile der Heathen-Klampfer Kragen
Lum, und mit Lee Altus trägt ja ein weiterer Musiker das gleiche
Doppelmandat. Letzterer steht bekanntlich seit 2005 in den Reihen
von Exodus. Fehlen nebst Frontmann Steve
"Zetro" Souza also noch Bassist Jack Gibson und das Ur-Mitglied Tom
Hunting hinter den Kesseln. Als das Intro von «The Ballad Of Leonard
And Charles» erklingt, branden trotz mickrigen etwa 250 Leutchen
kehlige Urschreie auf, die den Kult-Thrashern damit einen würdigen
Empfang bescherten. Die fackeln dann erwartungsgemäss nicht lange
und veranstalten ein Audio-Inferno der Extraklasse! Der
Nackenbrecher «Blood In, Blood Out» vom gleichnamigen neuen
Langeisen zeigte die Jungs in aktueller Hochform, und das ist mehr
als nur erfreulich. Zudem weisen die Altmeister damit Heerscharen
von jungen Bands wirksam in die Schranken. Das erzeugte Riffbrett
war monströs, zumeist pfeilschnell und technisch über jeden Zweifel
erhaben. Der typische Exodus-Sound, respektive das, was mir davon am
meisten gefällt, sind die teils tempomässig gedrosselten
Abrissbirnen der Marke «And Then There Were None», «Body Harvest»
oder der killermässige Oberbrecher «Blacklist». Wer hierzu nicht in
Wallung gerät, ist schlichtweg an der falschen Veranstaltung. Steve
trieb den bestens aufgewärmten Mob unermüdlich nach
vorne, und so liessen zahlreiche Moshpits nicht lange auf sich
warten. Davor wahrte ich alternder Metalhead allerdings den nötigen
Sicherheitsabstand, denn das überliess ich den jungen Wilden noch so
gerne! Keine Gefangenen machte natürlich auch der Classic «War Is My
Shepherd», wo die kollektive Raserei ihrem Höhepunkt zusteuerte.
Bevor dies mit den Zugaben Tatsache wurde, gab es einen kurzen
Unterbruch, der für lautstarke Zugabe-Rufe genutzt wurde. Als dann
«Bonded By Blood» in den Mob geschleudert wurde, gings nochmals
richtig heftig zur Sache. Aus der Distanz war es allerdings echt zum
Fremdschämen, wenn man konstatieren musste, wie viele Fans sich
diese Thrash-Legende letztlich entgehen liessen. Steve würdigte
deshalb das anwesende Publikum mehr als einmal, und die Band gab von
der ersten bis zur letzten Sekunde Vollgas. Zudem merkte man Master
Souza deutlich an, wieviel Spass ihm seine dritte Amtszeit bei
Exodus bereitet, nachdem er vor dem Wiedereinstieg 2014 ganze zehn
Jahre weg war. Sein Vorgänger Rob
Dukes passte nie wirklich und dem unvergessenen Paul Baloff (R.I.P.)
würde die jetzige Situation bestimmt ebenso viel Freude bereiten.
Mit «Strike Of The Beast» zündeten die Amerikaner schliesslich das
finale Thrash-Gewitter. Wären mehr Leute gekommen, wie zum Beispiel
in Barcelona zwei Tage zuvor, wäre die Setliste bestimmt länger
ausgefallen, denn die Gauchos kriegten noch drei Songs mehr um die
Lauscher geklatscht. Nichtsdestotrotz brannte das Z7 einmal mehr
lichterloh, und wer sich solche Konzert-Highlights durch die Lappen
gehen lässt, ist schlicht selber schuld. So thrash 'til death folks
and be there next time!
Setliste: «The Ballad Of Leonard And
Charles» - «Blood In, Blood Out» - «Scar Spangled Banner» - «And
Then There Were None» - «Children Of A Worthless God» - «Piranha» -
«Deranged» - «Exodus» - «Body Harvest» - «A Lesson In Violence» -
«Blacklist» - «War Is My Shepherd» -- «Bonded By Blood» - «The Toxic
Waltz» - «Strike Of The Beast».
|
|