Ein Blick in unser Live-Archiv zeigt, dass die Band Extreme
hier nicht vorkommt. Wobei das erstens natürlich nichts heissen
muss, aber zweitens stösst man bei der Recherche schnell darauf,
dass dies schon seine Richtigkeit hat. Die Amis waren, obwohl
bereits in den 80ern gegründet, vor allem eine vorerst erfolgreiche
Band der 90er und damals, dank der Jahrhundert-Ballade «More Than
Words», in aller Munde. Allerdings war diese Zeit durch den
aufkeimenden Grunge geprägt, und genau in dieser Phase hatten
Extreme ihren Funk Metal am Start. Dies generierte sehr wohl eine
treue Fanbase, aber das war freilich nicht diese, die nur auf die
vorhin erwähnte Hitballade wartet. Klar gab es daneben noch Living
Colour, Mother’s Finest oder Mind Funk, aber dieser Stil füllte halt
keine Stadien. Als klar wurde, «III Sides to Every Story» (1992) als
drittes Album bei Weitem nicht an den Erfolg des Vorgängers
anknüpfen konnte, blieb der 20-minütige Auftritt am „Freddie Mercury
Tribute Concert“ im gleichen Jahr das Karriere-Highlight für lange
Zeit. Der Rest ist Geschichte und der zwischenzeitliche Wechsel von
Sänger Gary Cherone zu Van Halen hat ja ebenso nicht mit Ruhm und
Ehre geendet.
Maxxwell Die Innerschweizer
Hardrocker mit dem Aargauer (Gilbi Meléndez) am Mikro hatten sich
bestimmt auf diesen Support-Slot gefreut, denn die Affiche vor
Extreme auftreten zu dürfen, die nun nach ihrem Break von über zwei
Dekaden definitiv wieder zurück im Geschäft sind, erlebt man nicht
alle Tage. Leider waren noch nicht so viele Fans vor der Z7 Open-Air
Bühne zugegen, als die Support-Band auf die Bretter stieg. Die
bekanntlich die Welt bedeuten. Doch Maxxwell liessen sich davon
natürlich nicht beirren und zogen ihre Show von Anfang an
kompromisslos durch! Untermalt von kernigem Gitarrensound des
Axt-Duos Hef Häfliger/Cyril Montavon und der fetten Rhythm-Section,
dargeboten von Adrian Müller (b) und Oli Häller (d) legten bereits
der Opener «Heads Or Tails» sowie der Oberkracher «Slapshot» gehörig
Feuer ins Gebälk. Gilbi war dabei immer in Bewegung und versuchte
das insgesamt leider zu lethargische Publikum mit seiner agilen
Performance aufzuwecken wie abzuholen, was jedoch nur bedingt
gelang. Am Sound lag es auf jeden Fall nicht und man nahm Maxxwell
die Losung „2.0“ im Zusammenhang mit der
letztjährigen «XX»-EP voll
ab. Die Gruppe ist sichtlich gereift und konnte sich auf der Tour
zusammen mit Kissin‘ Dynamite genügend beweisen wie auch tolle
Resonanzen erleben. Hier und heute war es eher eine weitgehend
(f)laue Angelegenheit, was aber keinesfalls auf die agil
aufspielenden Protagonisten im Vorprogramm des Headliners aus
Übersee zurück fiel. Maxxwell rissen sich, wie immer eigentlich,
auch hier in Pratteln förmlich den Arsch auf und empfahlen sich ein
weiteres Mal als eine der mitunter prickelndsten Live-Bands in
unserem Lande! In diesem Sinne Hut ab vor den „Partykings“ und einen
mächtigen „Slap shot“ mit Torschuss-Garantie oben drauf!
Setliste: «Heads Or Tails» - «Slapshot» - «Man Of Steel» - «No Pain
No Gain» - «Dead End Street» - «Nothing Changes My Mind» - «Trails
Of Hate» - «Partykings» - «Queen Of The Night».
Extreme Als ich die Ankündigung für dieses Konzert von
Extreme in der Schweiz mitbekommen hatte, musste ich sogleich an
eine ehemalige Arbeitskollegin denken, die, als glühender Fan der
Amis, bei dieser Nachricht wohl wie Rumpelstilzchen im Viereck herum
sprang! Meine Wenigkeit kam ja bereits vor zwei Jahren am „Sweden
Rock“ zum Handkuss, wo Gary Cherone & Co. anlässlich des 25-jährigen
Jubiläums ihres zweiten Albums «Extreme II : Pornograffitti (A
Funked Up Fairytale)» nach 23 Jahren erstmals wieder schwedisches
Territorium betraten. Nun war die Schweiz wieder einmal an der Reihe
und das erst noch im Rahmen der Z7-Summer Nights, sprich also
ebenfalls Open-Air wie im hohen Norden. Somit war eigentlich alles
angerichtet, um Extreme ein lautstarkes „welcome back“ entgegen zu
bringen. Leider fanden sich an diesem an sich lauschigen Sommerabend
nur ein paar Hundertschaften vor der Bühne ein, was einerseits
Ausdruck dessen war, wie angesagt die Band in der Schweiz noch ist
und andererseits dürfte das anwesende Publikum mehrheitlich aber aus
echten Fans bestanden haben. Dazu gehörte auch meine zu Beginn
erwähnte Arbeitskollegen, die sich natürlich unendlich auf das
bevorstehende Konzert freute. Das taten die Fans vor Ort
offensichtlich auch, als sich die Band auf die Bühne begab und mit
dem groovigen Opener «It ('s A Monster)» das Eis ziemlich schnell
brechen konnte. Es folgten «Li'l Jack Horny» und der Klassiker «Get
The Funk Out», allesamt vom zweiten Album, und von da an war der Bär
los und setzte die Grundlage zu einem in allen Belangen denkwürdigen
Event. Man bekam schon fast Mitleid mit all denen, die sich das
entgehen liessen.
Allem voran sorgte der knackige wie
transparente Hammersound für offene Münder und dass Gitarrist Nuno
Bettencourt ebenso, respektive immer noch brillieren würde, stand eh
ausser Frage. Doch alle Protagonisten, sprich auch Gary Cherone (v),
Pat Badger (b) und Kevin Fugueiredo (d) gaben sich keine Blösse, und
die Band wirkte als Ganzes äusserst kompakt. Instrumental war es
dann aber schon Nuno vorbehalten, für die ganz grossen Momente zu
sorgen. Dazu gehörte unvermeidlich
auch «More Than Words», das,
obwohl im Radio millionenfach abgenudelt, keinesfalls abfiel und
schliesslich, als Überhit, für mächtig Kohle gesorgt hat. 2008 kam
mit «Saudades De Rock» das bislang letzte Studioalbum heraus, wovon
heute «Slide» und «Take Us Alive» erfreulich aufzeigten, dass auf
Basis der DNA der Anfangsjahre nach wie vor coole Songs geschrieben
werden können, die augenscheinlich abgehen wie Schmidt’s Katze. Dass
der Range konkret hierbei von Led Zeppelin bis Country reicht,
vermag wohl nur das Quartett aus den Staaten glaubhaft rüber zu
bringen. Die Stimmung entwickelte sich grandios und auch die üppige
Lightshow trug einiges dazu bei, dass unter dem Strich einfach alles
passte. Während das etwa zur Hälfte gespielte Queen-Cover «Crazy
Little Thing Called Love» für einen treffenden Akzent sorgte, hätte
man das zu übermächtige «We Are The Champions» weglassen können, ja
eigentlich müssen, da völlig unnötig. Alles andere hinterliess
jedoch keinerlei Anlass zur Kritik, im Gegenteil. Extreme
präsentierten sich frischer denn je, und man darf gespannt sein, ob
es dereinst noch ein brandneues Studioalbum absetzen wird. Die Zeit
dafür wäre auf jeden Fall günstig wie nie!
Setliste: «It ('s
A Monster)» - «Li'l Jack Horny» - «Get The Funk Out» - «Rest In
Peace» - «Slide» - «Kid Ego» - «Play With Me» - «Midnight Express» -
«More Than Words» - «Cupid's Dead» - «Am I Ever Gonna Change» -
«Take Us Alive» - «Hole Hearted» - «Crazy Little Thing Called Love
(Queen Cover)» - «Flight Of The Wounded Bumblebee (He-Man Woman
Hater snippet at the end)» - «Decadence Dance» -- «Warheads» - «We
Are The Champions (Queen Cover)».
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