Favez und Das Le Nouveau Monde, da tun sich für die
Welschschweizer Welten auf - Wobei das Le Nouveau Monde für die
aufmerksamen Metalfactory.ch-Leser eigentlich auch ein Begriff sein
müsste, doch mehr dazu gibt's weiter unten. Das Le Nouveau Monde ist
seit einigen Jahren nicht mehr aus der Kulturszene Fribourgs
wegzudenken, und selbst ein Grossbrand, eine temporäre
Ersatzlokalität, und die mehrmals verschobene Neueröffnung konnten
es nicht in die Knie zwingen. Ende September wurde es endlich im
alten Bahnhof aus dem Schönheitsschlaf geholt, und lärmt seit diesem
Zeitpunkt unaufhaltsam gegen den Strom. Jazz, Funk, Metal, Rock,
Pop, Elektro, Theater, alles findet hier seinen Platz, und so war es
nur eine Frage der Zeit, bis die Metal Factory erneut den Weg
dorthin antritt - Immerhin waren wir seit 2002 bis hin zum
Grossbrand im Jahr 2005 bereits Medienpartner der dort
stattfindenden Metalact-Parties.
Die Lausanner von Favez können diesbezüglich einige Parallelen zum
Le Nouveau Monde aufweisen: Die seit 15 Jahren existierende
Alternative Rock-Band kam zu Beginn des Milleniums mit der
Veröffentlichung der vierten Platte so richtig in Fahrt, erlebte
aber im Jahr 2006 einen kapitalen Absturz und konnte sich erst
Anfang 2007 wieder aufrappeln, um, verstärkt durch zwei neue
Mitglieder an den Tasten, und mit frischem Wind in den Segeln,
hochmotiviert ihr aktuelles Album «Higher Mountains, Bigger Flags»
einzuspielen. Die Platte ist nun seit einigen Monaten auf dem Markt,
und ich war dabei nicht der einzige, der sich vom Charme dieses
Silberlings hat bezirzen lassen - Die internationale Presse leckt
sich bereits seit Jahren die Finger nach den «Besten Songwritern der
Schweiz», und auch der akutelle Silberling wusste diesbezüglich zu
gefallen. Und deshalb ist es meines Erachtens auch grundsätzlich
legitim, dass die Metal Factory an diesem arschkalten Abend des 22.
Dezembers den Weg antritt, wenn sich Favez nicht weit weg von zu
Hause die Ehre geben, und gleich noch einen Grossteil ihres
Stammpublikums mitschleppen - Zwei Werte, eine Mission: Rock'n'Roll!
Grand Bastard Deluxe
Als Opener des Abends fungierten Grand Bastard Deluxe, deren Musik
sich grundsätzlich im Pop-Punk-Bereich platzieren lässt. Die Band
wirkte von Beginn weg hochmotiviert und professionell, auch wenn das
Druchschnittsalter wohl kaum über 24 liegen wird. Fronter Julien
wusste durch geschickt platzierten Wortwitz und vor allem durch die
natürliche Kommunikation mit den restlichen Bandmitgliedern zu
überzeugen, während sich dieselben hauptsächlich auf die Musik
konzentrierten. Drummer Marc legte eine gesunde Portion Heavyness an
den Tag, und konnte mit seinen komplexen Fills einige überrascht
hochgezogene Augenbrauen einkassieren. Die Songs bewegten sich
grösstenteils im Mid-Tempo-Bereich, und auch die Arrangements
brachen nicht sonderlich aus den bekannten Richtlinien aus - Soweit
eigentlich alles im grünen Bereich. Was dem Auftritt aber definitiv
fehlte, war ein klarer Sound. Die billigen digitalen Sounds des
Zweitklampfers trugen einen beachtlichen Teil der Soundmüll-Last,
aber da hätte auch so noch mehr rausgeholt werden können… Schade!
Das Publikum indes taute von Song zu Song mehr auf, und bedachte die
Band am Ende des Sets mit gebührend intensivem Applaus. Nicht meine
Baustelle, aber durchaus unterhaltsam.
Favez
Favez hingegen haben den R'n'R mit grossen Löffeln gefressen. Vom
ersten Ton an zelebrierte die Band ihren Auftritt und liess das
Publikum genau so daran teilhaben. Während sich der Bassist (trotz
38° Grad Fieber!) und der Drummer in erster Linie um den
Mörder-Groove kümmerten, sorgten der Pianist und die
Hammond-Spielerin für zusätzlichen Druck - Was wiederum die besten
Voraussetzungen für das Klampfen-Duo lieferte. Ausschweifende
Arrangements waren noch nie das Markenzeichen von Favez, und so
beschränkten sich die dargebotenen Songs hauptsächlich auch auf ein
paar simple Akkordfolgen und etwas Riff-Reiterei: Das Credo hiess
klar «Maximale Durchschlagskraft». Die musikalische Energie der Band
kam auch rein optisch überdeutlich, vor allem Bassist Yvan und
Gitarrist Guy sprangen über die Bühne, als hätten sie die Hüften von
20-jährigen. Sänger Chris Wicky vermochte es schon während den
ersten Songs, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen, auch hier kam
ihm die generelle Ungezwungenheit zugut. So kommentierte er auch
mehrmals schmunzelnd die gleichzeitig im Forum Fribourg
stattfindende Weihnachtsshow von Gotthard, und behauptete unter
anderem, Leo Leoni (Gotthard-Klampfer) stehe Barfuss auf der Bühne,
weil er ihm die Stiefel geklaut habe - Was ihm zusätzliche
Sympathiebekundungen von Publikum einbrachte. Favez tobten im etwa
gegen 90 Minuten über die Bühne, bevor sie sie zum ersten Mal
verliessen. Doch es war klar, dass das Publikum das so nicht dulden
würde, und so durften Favez zuerst für drei weitere, und
schlussendlich nochmal für eine letzte Zugabe auf die Bühne, bevor
sie sich dann endgültig verabschiedeten. Unter'm Strich also nicht
weniger als ein triumphaler Rundumschlag - Als nächstes knöpfe ich
mir denjenigen vor, der behauptet hat, Rock'n'Roll sei tot…
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