Livereview: Firewind - Eldritch - Kiuas
24. November 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Die Geschichte der Griechischen Power Metaller ist untrennbar mit deren talentiertem Gitarristen Gus G. alias Kostas Karamitroudis verbunden. Sein Können stellte er dabei auch schon anderen Szene-Vertretern wie Mystic Prophecy, Nightrage oder Dream Evil zur Verfügung. Ein Engagement als Tour-Gitarrist von Arch Enemy (2005) steht ebenfalls zu Buche. Das Hauptaugenmerk lag aber immer bei Firewind, die 2002 ihr beachtliches Debüt «Between Heaven And Hell» veröffentlichten. «Burning Earth» (2003) und Forged By Fire» (2005) folgten und zementierten die gute Grundlage. Dass man dabei mit diesem Stil auch in Japan erfolgreich punkten kann, versteht sich fast von selber. Spätestens mit «Allegiance» (2006) stand man auf Augenhöhe mit der Oberliga. Die letzte Tour zusammen mit Kamelot brachte die Gewissheit, dass die Zeit nun reif war, das Zepter eines würdigen Headliners übernehmen zu können. Mit im Gepäck war die erste Konzert-DVD «Live Premonition» zum neuen Studio-Album «The Premonition», die im Januar 2008 in der Heimat aufgenommen wurde. Als erster Support fungierten Kiuas aus Finnland, die bei uns noch nicht so bekannt sind, aber durchaus das Potenzial haben, mit ihrem variabel gespielten Heavy Metal viele neue Fans anzusprechen. Die zweiten Anheizer waren Eldritch aus Italien. Diese Band hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Plan, sprich wusste nicht, dass diese auch noch mit dabei sind. Somit hatten die Booker ein wirklich feines, rein Europäisches Package zusammengestellt. Es müssen ja nicht immer Amis sein..., oder?!!

Kiuas
Zuerst waren also die Finnen an der Reihe, welche kurz nach 20.00 Uhr die Bühne enterten und ziemlich thrashig los ballerten. Im Mittelpunkt stand sogleich Sänger Ilja Jalkanen, ein Hüne von einem Mann. Der isst bestimmt nicht nur Birchermüesli zum Frühstück! Zu wildem Bangen steuerte er erstaunlich cleanen Gesang bei, während Bassist Teemu Tuominen die growligen Parts abdeckte. Der Einsatz des Keyboards von Atte Tanskanen liess dann und wann Children Of Bodom in Erinnerung rufen. Trotz des etwas schwerfällig wirkenden Sounds stachen überdies die ziemlich töften Soli von Gitarrero Mikko Salovaara hervor, der ebenfalls Backing-Vocals sang. Es war etwas los auf der Bühne des Z7, was man vom mehrheitlich apathisch da stehenden Publikum nicht behaupten konnte. Die etwa 150 Leutchen spendierten zwar artig Applaus, aber von Stimmung keine Spur. Obwohl Kiuas stilmässig wie gesagt in diversen Gewässern fisch(t)en, wirkte der Auftritt als Ganzes trotz der Topleistung der einzelnen Musiker eher verzettelt. Es fehlte der rote Faden und, wie so oft, ein absoluter Killer-Song oder zumindest zwei, drei Kracher mit Wiedererkennungswert, die sofort ins Ohr gehen. Wer sich hingegen mal bei MySpace ein paar Songs anhört, stellt fest, dass diese in der Studio-Version deutlich mehr hergeben. Kann gut sein, dass feinere Arrangements, wie zum Beispiel von der Keyboard-Seite her, live nicht so reproduziert werden und so im kollektiven Gebretter untergehen. Fazit: Bei den überzeugenden, handwerklichen Fähigkeiten und so einem charismatischen Frontmann müsste die Wirkung nachhaltiger sein. Ob da allerdings 38 gemessene Spielminuten dazu ausreichen?

Eldritch
Mit persönlicher Überraschtheit reagierte meine Wenigkeit, als die Italienischen Heavy Progger aufmarschierten. Da musste mir wohl im Vorfeld was entgangen sein. Wie dem auch sei..., interessant war die Ausgangslage alleweil, zumal ich die Musik von Eldritch nur am Rande kenne. Konkret heisst das, dass sie allerdings nicht gerade zu meinen Faves gehören und darum tonträgermässig in meinem Regal durch Abwesenheit glänzen. Von der Anlage, will heissem dem Stil her (nämlich Prog Metal) müsste allerdings schon was haften bleiben. Die Realität sah freilich etwas anders aus, denn die Mucke ist einfach etwas schwerfällig und nicht so eingängig. Das proggige Element ordnete sich oft powermetallischen Auswüchsen unter. Dass zuweilen fascht klischeehafte Posen allein nichts ausrichten können, wurde schon bald einmal zu Gewissheit. Die schwachen Reaktionen der Fans sprachen da Bände. Sänger Terence Holler (tönt nicht gerade italienisch...) sparte dabei nicht mit markigen Sprüchen, die jedoch in der Masse keine Wirkung entfalteten. Überdies liess die Gesangsleistung eh zu wünschen übrig. Besser schnitten seine Kollegen ab, die sich redlich bemühten, aber nicht wirklich vom Fleck kamen. Das Songwriting verfügt nicht über die nötige Klasse, um den Hörer dauerhaft mitreissen zu können. Dennoch erklingen dann und wann ein paar gute Riffs und auch die doppelläufigen Guitar-Soli von Eugene Simone und Roberto Proietti zeigten zumindest auf, was möglich wäre. Irgendwie wurde ich frappant an die früheren Zeiten von Metalium erinnert, wo oftmals der gleiche Eindruck entstand, dass man sich hier mehrheitlich im Kreis dreht und nicht wirklich vom Fleck kommt. Eldritch mühten sich in ähnlicher Art und Weise knappe 50 Minuten ab. In der Heimat dürfte der Zuspruch mit Sicherheit besser sein, aber heute Abend machten unsere Nachbarn aus dem Süden keinerlei Boden gut.

Setlist: «Reverse» - «The Deep Sleep» - «The Dark Inside» - «From Dusk Till Down» - «The World Apart» - «The Blackenend Day» - «Bless Me Now» - «Cum To Life» - «Suffering Degree» - «Silent Flame» - «Toil Of Mine».

Firewind
Um Punkt 22.00 war es dann soweit: Feuerwind's Kinder bevölkerten behende die Bühne des Z7 und los ging der Metal-Zug der Griechen! Von Anfang an fuhren Gus G. und seine Kumpels das volle Brett und endlich erwachte das Z7 so, wie es sich eigentlich gehört! Die freigelegte Energie auf der Bühne übertrug sich umgehend auf die Fans, die ihrerseits mit wehenden Matten, gereckten Fäusten und unzähligen "Pommes-Gabeln" für ein grandioses Bild sorgten. Gitarrist und Mainman Gus entlockte seiner Axt schlicht Unglaubliches und auch sein Kumpel Bob Katsionis stand ihm kaum nach und war ausserdem überzeugender Herr der Keyboard-Tasten. Petros Christo (b) und Drummer (d, bv) sorgten derweil für das rhythmische Element, während Sänger Apollo Papathanasio das Ganze mit seiner guten Stimme und auch optischen Präsenz ausfüllte. «Into The Fire», «Head Up High» und «Kill To Live» zündeten den ersten Flächenbrand, der sich kaum bis gar nicht mehr bändigen liess. Nebst fetten Riffs und flinken Soli kamen immer wieder geniale Melodie-Bögen zum Tragen, die den Kern des Firewind-Sounds bilden. So, wie man das zum Beispiel auch von Axel Rudi Pell her kennt. Das Tempo wurde dabei variabel gehalten, Halbballadeskes wie «My Loneliness» konnte sich voll entfalten und hielt die Bombenstimmung somit stets aufrecht. Die dürfte spätestens auch bei der Band geherrscht haben, als eine grosse, griechische Landesflagge in der ersten Reihe auftauchte und etwas später von Apollo als Umhang getragen wurde. Von wegen Aufhängen..., ein schönes Backdrop mit grossem Bandlogo verlieh der sonst nur mit Amps bevölkerten Bühne bei entsprechendem Licht ein tolles Bild. Ebenfalls was für's Auge waren zwei von der Form her ungewöhnliche Cymbals, die aber offensichtlich nur zur Zierde montiert waren. Weitere Drum-Showelemente waren leuchtende Drum-Sticks, mit denen Mark Cross ein soweit unterhaltendes Drum-Solo spielte. Weit darüber hinaus gingen hingegen die Soli von Gus G., der zeitweilen wie von einem anderen Stern her zu sein schien. Im Duett mit Partner Katsionis liess er seine ganze Klasse mehrmals aufblitzen, einfach sackstark. Die Setlist ansich war nur teilweise mit der DVD deckungsgleich. Als unerwartetes Schmankerl erwies sich die erste Zugabe mit dem sehr gelungenen Cover «Maniac» vom 80er Teenie-Erfolgsfilm «Flash Dance». Das klang ja noch besser als das Original selber! Zu «Steal Them Blind» kam ausserdem ein Kapuzenmann (Chucky) à la Reaper von Grave Digger zu einem Kurzauftritt und Mister Papathanasio bewies augenscheinlich, dass er zumindest etwas mit einer Klampfe umzugehen weiss. «Falling To Pieces» beendete schliesslich einen mit 85 Minuten zwar etwas knapp dauernden Auftritt, der aber keine Wünsche offen liess. Firewind haben hiermit ihre Reifeprüfung als Headliner meisterlich bestanden!

Setlist: «Into The Fire» - «Head Up High» - «Kill To Live» - «Angels Forgive Me» - «The Silent Code» - «Drum Solo» - «Circle Of Life» - «The Fire And The Fury (Feast Of The Savages)» - «My Loneliness» - «Mercenary Man» - «Till The End Of Time» - «Steal Them Blind» - «Between Heaven And Hell» -- «Maniac - «Falling To Pieces».