Die Geschichte der Griechischen Power Metaller ist untrennbar mit
deren talentiertem Gitarristen Gus G. alias Kostas Karamitroudis
verbunden. Sein Können stellte er dabei auch schon anderen
Szene-Vertretern wie Mystic Prophecy, Nightrage oder Dream Evil zur
Verfügung. Ein Engagement als Tour-Gitarrist von Arch Enemy (2005)
steht ebenfalls zu Buche. Das Hauptaugenmerk lag aber immer bei
Firewind, die 2002 ihr beachtliches Debüt «Between Heaven And Hell»
veröffentlichten. «Burning Earth» (2003) und Forged By Fire» (2005)
folgten und zementierten die gute Grundlage. Dass man dabei mit
diesem Stil auch in Japan erfolgreich punkten kann, versteht sich
fast von selber. Spätestens mit «Allegiance» (2006) stand man auf
Augenhöhe mit der Oberliga. Die letzte Tour zusammen mit Kamelot
brachte die Gewissheit, dass die Zeit nun reif war, das Zepter eines
würdigen Headliners übernehmen zu können. Mit im Gepäck war die
erste Konzert-DVD «Live Premonition» zum neuen Studio-Album «The
Premonition», die im Januar 2008 in der Heimat aufgenommen wurde.
Als erster Support fungierten Kiuas aus Finnland, die bei uns noch
nicht so bekannt sind, aber durchaus das Potenzial haben, mit ihrem
variabel gespielten Heavy Metal viele neue Fans anzusprechen. Die
zweiten Anheizer waren Eldritch aus Italien. Diese Band hatte ich
eigentlich gar nicht auf dem Plan, sprich wusste nicht, dass diese
auch noch mit dabei sind. Somit hatten die Booker ein wirklich
feines, rein Europäisches Package zusammengestellt. Es müssen ja
nicht immer Amis sein..., oder?!!
Kiuas
Zuerst waren also die Finnen an der Reihe, welche kurz nach 20.00
Uhr die Bühne enterten und ziemlich thrashig los ballerten. Im
Mittelpunkt stand sogleich Sänger Ilja Jalkanen, ein Hüne von einem
Mann. Der isst bestimmt nicht nur Birchermüesli zum Frühstück! Zu
wildem Bangen steuerte er erstaunlich cleanen Gesang bei, während
Bassist Teemu Tuominen die growligen Parts abdeckte. Der Einsatz des
Keyboards von Atte Tanskanen liess dann und wann Children Of Bodom
in Erinnerung rufen. Trotz des etwas schwerfällig wirkenden Sounds
stachen überdies die ziemlich töften Soli von Gitarrero Mikko
Salovaara hervor, der ebenfalls Backing-Vocals sang. Es war etwas
los auf der Bühne des Z7, was man vom mehrheitlich apathisch da
stehenden Publikum nicht behaupten konnte. Die etwa 150 Leutchen
spendierten zwar artig Applaus, aber von Stimmung keine Spur. Obwohl Kiuas stilmässig wie gesagt in diversen Gewässern fisch(t)en, wirkte
der Auftritt als Ganzes trotz der Topleistung
der einzelnen Musiker
eher verzettelt. Es fehlte der rote Faden und, wie so oft, ein
absoluter Killer-Song oder zumindest zwei, drei Kracher mit
Wiedererkennungswert, die sofort ins Ohr gehen. Wer sich hingegen
mal bei MySpace ein paar Songs anhört, stellt fest, dass diese in
der Studio-Version deutlich mehr hergeben. Kann gut sein, dass
feinere Arrangements, wie zum Beispiel von der Keyboard-Seite her,
live nicht so reproduziert werden und so im kollektiven Gebretter
untergehen. Fazit: Bei den überzeugenden, handwerklichen Fähigkeiten
und so einem charismatischen Frontmann müsste die Wirkung
nachhaltiger sein. Ob da allerdings 38 gemessene Spielminuten dazu
ausreichen?
Eldritch
Mit persönlicher Überraschtheit reagierte meine Wenigkeit, als die
Italienischen Heavy Progger aufmarschierten. Da musste mir wohl im
Vorfeld was entgangen sein. Wie dem auch sei..., interessant war die
Ausgangslage alleweil, zumal ich die Musik von Eldritch nur am Rande
kenne. Konkret heisst das, dass sie allerdings nicht gerade zu
meinen Faves gehören und darum tonträgermässig in meinem Regal durch
Abwesenheit glänzen. Von der Anlage, will heissem dem Stil her
(nämlich Prog Metal) müsste allerdings schon was haften bleiben. Die
Realität sah freilich etwas anders aus, denn die Mucke ist einfach
etwas schwerfällig und nicht so eingängig. Das proggige Element
ordnete sich oft powermetallischen Auswüchsen unter. Dass zuweilen
fascht klischeehafte Posen allein nichts ausrichten können, wurde
schon bald einmal zu Gewissheit. Die schwachen Reaktionen der Fans
sprachen da Bände. Sänger Terence Holler (tönt nicht gerade
italienisch...) sparte dabei nicht mit markigen Sprüchen, die jedoch
in der Masse keine Wirkung entfalteten.
Überdies liess die
Gesangsleistung eh zu wünschen übrig. Besser schnitten seine
Kollegen ab, die sich redlich bemühten, aber nicht wirklich vom
Fleck kamen. Das Songwriting verfügt nicht über die nötige Klasse,
um den Hörer dauerhaft mitreissen zu können. Dennoch erklingen dann
und wann ein paar gute Riffs und auch die doppelläufigen Guitar-Soli
von Eugene Simone und Roberto Proietti zeigten zumindest auf, was
möglich wäre. Irgendwie wurde ich frappant an die früheren Zeiten
von Metalium erinnert, wo oftmals der gleiche Eindruck entstand,
dass man sich hier mehrheitlich im Kreis dreht und nicht wirklich
vom Fleck kommt. Eldritch mühten sich in ähnlicher Art und Weise
knappe 50 Minuten ab. In der Heimat dürfte der Zuspruch mit
Sicherheit besser sein, aber heute Abend machten unsere Nachbarn aus
dem Süden keinerlei Boden gut.
Setlist: «Reverse» - «The Deep Sleep» - «The Dark Inside» - «From
Dusk Till Down» - «The World Apart» - «The Blackenend Day» - «Bless
Me Now» - «Cum To Life» - «Suffering Degree» - «Silent Flame» - «Toil
Of Mine».
Firewind
Um Punkt 22.00 war es dann soweit: Feuerwind's Kinder bevölkerten
behende die Bühne des Z7 und los ging der Metal-Zug der Griechen!
Von Anfang an fuhren Gus G. und seine Kumpels das volle Brett und
endlich erwachte das Z7 so, wie es sich eigentlich gehört! Die
freigelegte Energie auf der Bühne übertrug sich umgehend auf die
Fans, die ihrerseits mit wehenden Matten, gereckten Fäusten und
unzähligen "Pommes-Gabeln" für ein grandioses Bild sorgten.
Gitarrist und Mainman Gus entlockte seiner Axt schlicht
Unglaubliches und auch sein Kumpel Bob Katsionis stand ihm kaum nach
und war ausserdem überzeugender Herr der Keyboard-Tasten. Petros
Christo (b) und Drummer (d, bv) sorgten derweil für das rhythmische
Element, während Sänger Apollo Papathanasio das Ganze mit seiner
guten Stimme und auch optischen Präsenz ausfüllte. «Into The Fire»,
«Head Up High» und «Kill To Live» zündeten den ersten Flächenbrand,
der sich kaum bis gar nicht mehr bändigen liess. Nebst fetten Riffs
und flinken Soli kamen immer wieder geniale Melodie-Bögen zum
Tragen, die den Kern des Firewind-Sounds bilden. So, wie man das zum
Beispiel auch von Axel Rudi Pell her kennt. Das Tempo wurde dabei
variabel gehalten, Halbballadeskes wie «My Loneliness» konnte sich
voll entfalten und hielt die Bombenstimmung somit stets aufrecht.
Die dürfte spätestens auch bei der Band geherrscht haben, als eine
grosse, griechische Landesflagge in der ersten Reihe auftauchte und
etwas später von Apollo als Umhang getragen wurde. Von wegen
Aufhängen..., ein schönes Backdrop mit grossem Bandlogo verlieh der
sonst nur mit
Amps bevölkerten Bühne bei entsprechendem Licht ein
tolles Bild. Ebenfalls was für's Auge waren zwei von der Form her
ungewöhnliche Cymbals, die aber offensichtlich nur zur Zierde
montiert waren. Weitere Drum-Showelemente waren leuchtende
Drum-Sticks, mit denen Mark Cross ein soweit unterhaltendes Drum-Solo spielte. Weit darüber hinaus gingen hingegen die Soli von
Gus G., der zeitweilen wie von einem anderen Stern her zu sein
schien. Im Duett mit Partner Katsionis liess er seine ganze Klasse
mehrmals aufblitzen, einfach sackstark. Die Setlist ansich war nur
teilweise mit der DVD deckungsgleich. Als unerwartetes Schmankerl
erwies sich die erste Zugabe mit dem sehr gelungenen Cover «Maniac»
vom 80er Teenie-Erfolgsfilm «Flash Dance». Das klang ja noch besser
als das Original selber! Zu «Steal Them Blind» kam ausserdem ein
Kapuzenmann (Chucky) à la Reaper von Grave Digger zu einem
Kurzauftritt und Mister Papathanasio bewies augenscheinlich, dass er
zumindest etwas mit einer Klampfe umzugehen weiss. «Falling To
Pieces» beendete schliesslich einen mit 85 Minuten zwar etwas knapp
dauernden Auftritt, der aber keine Wünsche offen liess. Firewind
haben hiermit ihre Reifeprüfung als Headliner meisterlich bestanden!
Setlist: «Into The Fire» - «Head Up High» - «Kill To Live» - «Angels
Forgive Me» - «The Silent Code» - «Drum Solo» - «Circle Of Life» - «The
Fire And The Fury (Feast Of The Savages)» - «My Loneliness» - «Mercenary
Man» - «Till The End Of Time» - «Steal Them Blind» - «Between Heaven
And Hell» -- «Maniac - «Falling To Pieces».
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