Livereview: Firewind - Manimal - Scar Of The Sun

24. Februar 2017, Wetzikon (ZH) - Hall Of Fame
By Roger W.
Die Griechen Firewind waren für mich während der Zeit der beiden Alben «Allegiance» (2006) und «The Premonition» (2008) grosse Heavy Metal Helden. Vor sechs bis acht Jahren erlebte ich neben grossartiger Musik auch schweisstreibende Live-Konzerte. Die darauf folgenden Werke «Day Of Defiance» (2010) und «Few Agains Many» (2013) konnten bei mir danach nicht mehr richtig einschlagen. Ungeklärt bleibt, ob der Ritterschlag von Gus G. zum neuen Ozzy-Gitarristen 2009 die zündenden neuen Ideen raubte. 2017 sind Firewind aber wieder zurück, und wie: Das erste Album nach vier Jahren killt, der neue Sänger Henning Basse (Ex-Metalium) bringt richtigen Schwung, Schlagzeuger Johan Nunez verleiht den richtigen Druck und die alten Sidekicks Petros Christo (Bass) und Bob Katsionis (Keyboards, Gitarre) rocken wie eh und je. Bevor es aber soweit war, musste sich das Publikum mit zwei eher unscheinbaren Vorbands rumschlagen – wobei die Meinungen über diese beiden Gruppen sehr auseinander gingen.

Scar Of The Sun

Aus Griechenland kamen an diesem Abend nicht nur Firewind, sondern auch Scar Of The Sun. Die Band rockte ihren Power Metal symphatisch und druckvoll. Mehr konnte der Fünfer aber nicht rausholen. Allerdings bleibt offen, ob es am generell eher mässigen Sound des Abends lag, der einem teilweise gar bei Firewind die Lieder mehr erahnen als hören liess. Jedenfalls war neben tollen Einzelmelodien nichts raus zu hören, was irgendwie hängen bleiben konnte. Ohrwürmer? Keine in Sicht! Dazu kam trotz zweier Gitarristen massive Unterstützung vom Band, obwohl Scar Of The Sun über keinen Keyboarder verfügen. Die Hintergrundmusik hatte wohl der Sänger vorgängig eingespielt. Dieser konzentrierte sich in Wetzikon auf seine Hauptaufgabe und vergass dabei, dass er nicht nur Shouter, sondern auch Entertainer sein sollte. Da auch sonst niemand die Aufgabe des Unterhaltens übernahm, blieb am Schluss eine solide, aber nichtssagende Gruppe übrig. Der verdiente Lohn nach dreissig Minuten entsprach exakt der Leistung: Ein lauwarmer Applaus. Klar, schlecht ist anders, gut aber auch!

Manimal
Schon besser klang es bei den Schweden Manimal. Diese verzichteten nicht nur weitgehend auf das nicht vorhandene Keyboard, sondern hatten auch einen Sänger in ihren Reihen, welcher sich ein wenig im Entertainment verstand. Dazu kamen konsequent geschminkte Panda-Augen, welche der Band etwas Gefährliches verliehen. Das Publikum reagierte entsprechend erfreut und liess sich gerne auf Manimal ein, zumal die Lieder auch deutlich zwingender wurden. Was mich dennoch zur Flucht trieb, waren die hohen Klänge, welche Sänger Samuel Nyman immer und immer wieder von sich gab. Dies interpretierte ich als regelrechtes "Gejaule", während die Mehrheit der Anwesenden es durchaus super fand, die Stimmung kochte. Und so zollte auch ich aus meiner dunklen Ecke Manimal Respekt. Antun muss ich mir das aber nicht mehr freiwillig.

Firewind
Sollte ich den Glauben an die Genialität von Power- oder Heavy Metal nach diesen zwei Vorgruppen tatsächlich verlieren? Nein! Denn da waren ja noch Firewind, die den Abend heldenhaft retteten. Was vorher noch öde klang, verwandelte sich mit ein paar wenigen Anpassungen im Sound zu wahren Göttergaben. Dieser Schub nach vorne beschränkte sich aber nicht nur auf die Lieder, sondern steckte auch die Spielweise und die Bühnenpräsenz an. Mit Gus G., Bob Katsionis und Henning Basse verfügen Firewind gleich über drei potenzielle Frontmänner, welche optisch nichts anbrennen lassen. Derweil sorgte Bassist Petros Christo für den "selig lächelnden" Part und Schlagzeuger Johan Nunez für die nötige Energie. Etwas verwirrt war ich allerdings bezüglich der Lieder. Eigentlich dachte ich ja, dass ich die Band kenne. Vieles war mir an diesem Abend jedoch unbekannt. Der Kauf des neuen Albums «Immortals», der Vergleich zwischen dessen Liedtiteln mit der Setliste und das anschliessende Anhören bestätigte die Vermutung, dass der heutige Schwerpunkt auf der neuen Scheibe lag. Acht von fünfzehn gespielten Liedern stammten von dieser Scheibe und fügten sich nahtlos in kleine Hits wie «Mercenary Man», «Tyranny» und «Falling Into Pieces» ein. Henning freute sich dabei als Deutscher, wieder mal in seiner Muttersprache sprechen zu dürfen und übersetzte es für die Band jeweils ins besser verständliche Englisch. Auch Gus wandte sich immer wieder hin zum Publikum und benutzte dabei verdächtig viele «Fucks». Ob da wohl Ozzys Einfluss durchschimmert? Anstelle eines Schlagzeug-Solos gab es das bekannte Instrumental «Fire And Fury», bei dem sämtliche Instrumentalisten punkten konnten. Generell, respektive gewohnt spannend war, wie viel Platz Gus seinen Mitstreitern liess und sich dabei in Sachen Show durchaus von Bob in den Schatten stellen liess. Letzterer spielt traditionell Keyboards und Gitarre mit fliessenden Wechseln oder schrummelt auch mal auf der Gitarre Akkorde, während er gleichzeitig mit den Tasten die dazugehörige Melodie ausführt. Von so viel Können überwältigt, verging die Zeit wie im Fluge, sodass sich Firewind nach rund eineinhalb Stunden unter tosendem Applaus verabschiedeten. Der griechische Feuerwind ist definitiv zurück, und wie!

Setliste: «Ode To Leonidas» - «We Defy» - «Head Up High» - «Few Against Many» - «Between Heaven & Hell» - «Back On The Throne» - «Hands Of Time» - «Wars Of Ages» - «Lady Of 1000 Sorrows» - «World On Fire» - «Fire And Fury» - «Mercenary Man» - «Tyranny» -- «Live & Die By The Sword» - «Falling To Pieces».