Die Griechen Firewind waren für mich während der Zeit der
beiden Alben «Allegiance» (2006) und «The Premonition» (2008) grosse
Heavy Metal Helden. Vor sechs bis acht Jahren erlebte ich neben
grossartiger Musik auch schweisstreibende Live-Konzerte. Die
darauf folgenden Werke «Day Of Defiance» (2010) und «Few Agains Many»
(2013) konnten bei mir danach nicht mehr richtig einschlagen.
Ungeklärt bleibt, ob der Ritterschlag von Gus G. zum neuen
Ozzy-Gitarristen 2009 die zündenden neuen Ideen raubte. 2017 sind
Firewind aber wieder zurück, und wie: Das erste Album nach vier
Jahren killt, der neue Sänger Henning Basse (Ex-Metalium) bringt
richtigen Schwung, Schlagzeuger Johan Nunez verleiht den richtigen Druck
und die alten Sidekicks Petros Christo (Bass) und Bob Katsionis (Keyboards, Gitarre)
rocken wie eh und je. Bevor es aber soweit war, musste sich das
Publikum mit zwei eher unscheinbaren Vorbands rumschlagen – wobei
die Meinungen über diese beiden Gruppen sehr auseinander gingen.
Scar Of The Sun
Aus Griechenland kamen an diesem Abend nicht nur Firewind, sondern
auch Scar Of The Sun. Die Band rockte ihren Power Metal symphatisch
und druckvoll. Mehr konnte der Fünfer aber nicht rausholen.
Allerdings bleibt offen, ob es am generell eher mässigen Sound des
Abends lag, der einem teilweise gar bei Firewind die Lieder mehr
erahnen als hören liess. Jedenfalls war neben tollen Einzelmelodien
nichts raus zu hören, was irgendwie hängen bleiben konnte. Ohrwürmer?
Keine in Sicht! Dazu kam trotz zweier Gitarristen massive
Unterstützung vom Band, obwohl Scar Of The Sun über keinen
Keyboarder verfügen. Die Hintergrundmusik hatte wohl der Sänger
vorgängig eingespielt. Dieser konzentrierte sich in Wetzikon auf
seine Hauptaufgabe und vergass dabei, dass er nicht nur Shouter,
sondern auch Entertainer sein sollte. Da auch sonst niemand die
Aufgabe des Unterhaltens übernahm, blieb am Schluss eine solide, aber
nichtssagende Gruppe übrig. Der verdiente Lohn nach dreissig Minuten
entsprach exakt der Leistung: Ein lauwarmer Applaus. Klar, schlecht ist anders,
gut aber auch!
Manimal
Schon
besser klang es bei den Schweden Manimal. Diese verzichteten nicht
nur weitgehend auf das nicht vorhandene Keyboard, sondern hatten auch
einen Sänger in ihren Reihen, welcher sich ein wenig im Entertainment
verstand. Dazu kamen konsequent geschminkte Panda-Augen, welche der
Band etwas Gefährliches verliehen. Das Publikum reagierte entsprechend
erfreut und liess sich gerne auf Manimal ein, zumal die Lieder auch
deutlich zwingender wurden. Was mich dennoch zur Flucht trieb, waren
die hohen Klänge, welche Sänger Samuel Nyman immer und immer wieder
von sich gab. Dies interpretierte ich als regelrechtes "Gejaule",
während die Mehrheit der Anwesenden es durchaus super fand, die
Stimmung kochte. Und so zollte auch ich aus meiner dunklen Ecke
Manimal Respekt. Antun muss ich mir das aber nicht mehr freiwillig.
Firewind
Sollte ich den Glauben an die Genialität von Power- oder Heavy Metal
nach diesen zwei Vorgruppen tatsächlich verlieren? Nein! Denn da
waren ja noch Firewind, die den Abend heldenhaft retteten. Was
vorher noch öde klang, verwandelte sich mit ein paar wenigen
Anpassungen im Sound zu wahren Göttergaben. Dieser Schub nach vorne
beschränkte sich aber nicht nur auf die Lieder, sondern steckte auch
die Spielweise und die Bühnenpräsenz an. Mit Gus G., Bob Katsionis und
Henning Basse verfügen Firewind gleich über drei potenzielle Frontmänner, welche
optisch nichts anbrennen lassen. Derweil sorgte Bassist Petros Christo für
den "selig lächelnden" Part und Schlagzeuger Johan Nunez für die
nötige Energie. Etwas verwirrt war ich allerdings bezüglich der Lieder.
Eigentlich dachte ich ja, dass ich die Band kenne. Vieles war mir an
diesem Abend jedoch unbekannt. Der Kauf des neuen Albums «Immortals», der
Vergleich zwischen dessen Liedtiteln mit der Setliste und das
anschliessende Anhören bestätigte die Vermutung, dass der heutige
Schwerpunkt auf der neuen Scheibe lag. Acht von fünfzehn gespielten
Liedern stammten von dieser Scheibe und fügten sich nahtlos in
kleine Hits wie «Mercenary Man», «Tyranny» und «Falling Into Pieces» ein.
Henning freute sich dabei als Deutscher, wieder mal in seiner
Muttersprache sprechen zu dürfen und übersetzte es für die Band jeweils
ins besser verständliche Englisch. Auch
Gus
wandte sich immer wieder hin zum Publikum und benutzte dabei
verdächtig viele «Fucks». Ob da wohl Ozzys Einfluss durchschimmert?
Anstelle eines Schlagzeug-Solos gab es das bekannte Instrumental
«Fire And Fury», bei dem sämtliche Instrumentalisten punkten
konnten. Generell, respektive gewohnt spannend war, wie viel Platz Gus seinen
Mitstreitern liess und sich dabei in Sachen Show durchaus von Bob in
den Schatten stellen liess. Letzterer spielt traditionell Keyboards
und Gitarre mit fliessenden Wechseln oder schrummelt auch mal auf
der Gitarre Akkorde, während er gleichzeitig mit den Tasten die
dazugehörige Melodie ausführt. Von so viel Können überwältigt, verging
die Zeit wie im Fluge, sodass sich Firewind nach rund eineinhalb
Stunden unter tosendem Applaus verabschiedeten. Der griechische Feuerwind ist
definitiv zurück, und wie!
Setliste: «Ode To Leonidas» - «We Defy» - «Head
Up High» - «Few Against Many» - «Between Heaven & Hell» - «Back On The
Throne» - «Hands Of Time» - «Wars Of Ages» - «Lady Of 1000 Sorrows» - «World On
Fire» - «Fire And Fury» - «Mercenary Man» - «Tyranny» -- «Live & Die
By The Sword» - «Falling To Pieces».
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