Der Schotte Derek William Dick, besser bekannt unter dem Namen
Fish und noch besser bekannt als Sänger der Band Marillion
(1981-1988), präsentierte an diesem Abend eine Auswahl «unplugged»
arrangierter Versionen seiner Solo-Songs sowie eine Handvoll
Marillion Titel. Dies liess das Publikum besonders nervös werden.
Intim und stilvoll war die Atmosphäre im engen Kreis des Plaza Clubs
in Zürich. Als langjähriger Bewunderer des Sängers war es für mich
keine Frage: Pflichtprogramm!
Ohne Support und lange Wartezeiten wurde eine Selektion der
Meisterwerke seiner langen musikalischen Geschichte mit viel Gefühl,
Charme und Witz knappe 2 Stunden vorgetragen. «Just Good Friends»,
«A Gentleman's Excuse Me» oder der Marillion Klassiker «Fugazi»
waren Teil der Setliste. Fish begeisterte nicht nur mit seiner
unverwechselbaren Stimme, sondern auch mit aussergewöhnlichem Talent,
das Publikum mit Geschichten, politischen Statements oder Anekdoten
aus seinem Leben zu unterhalten, ohne dass es langweilig wirkte. So
witzelte er über sein hohes Alter (53), seine Erfahrungen mit den
Frauen und dem Alkohol oder widmete sich im nächsten Augenblick
wieder ernsten Themen wie Politik und aktuellen Zeitgeschehnissen.
Ohne grosse Mühe wechselte er auch mal in die deutsche Sprache, die
er durch die 14-jährige Ehe mit einer Deutschen immer noch gut
beherrschen zu scheint. Besonders beeindruckend war die
minimalistische, jedoch trotzdem sehr variantenreiche Darbietung der
Songs.
Der Gesang war zu jeder Zeit dominant, wobei Gitarre und Klavier
(Keyboard) stets im Hintergrund brillierten. Sobald Fish begonnen
hatte wie ein Buch zu plappern, versammelten sich Gitarrist Frank
Usher und Keyboarder Voss Patterson am kleinen, runden Tisch im
hinteren Teil der Bühne, machten sich über ihren Frontmann lustig
und gossen sich Wein nach. Das war keine Show, die Herren hatten
unglaublich viel Spass da oben. Wenn man berücksichtigt, dass Fish
extrem erkältet gewesen ist und zwischen den Liedern immer wieder
sein Taschentuch (im Schottenmuster!) zückte, um zu husten oder
seine Nase zu schnäuzen, muss man an dieser Stelle den Hut ziehen.
Erstklassige Leistung und trotz Virenbefall herrschte immer gute
Laune auf der kleinen Bühne sowie auch vor der Bühne. Auch von den
Stimmproblemen (Halsoperation) aus 2008/2009 war nichts zu merken.
Fish sprang auch mal ins Publikum und lief gedankenverloren und dann
wieder hoch konzentriert durch die Leute, schaute ihnen in die
Augen, schüttelte Hände und verschmolz so mit den Zuhörern. Freunde
von handgemachter Musik hatten sicher sehr viel Spass an diesem
Abend! Für mich ist und bleibt Fish der bessere Sänger. Das
Zelebrieren seiner unverkennbaren Stimme durch theatralische Gesten
macht ihn für mich so einzigartig. Seit er nicht mehr bei Marillion
am Mikro steht, hat sich das Interesse für diese Band bei mir so
ziemlich minimiert. Hoffen wir, dass er sein Versprechen, nächstes
Jahr wieder zu Besuch zu kommen, halten wird!
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