Das zweite Album von FOX mit dem Titel «Lucifer» ist ja
schon über ein Jahr alt und trotzdem gereichte es mir erst jetzt,
die Band endlich live auf Tour zu sehen! Dabei sprechen wir auch von
einem runderneuerten Lineup, das sich wie folgt liest: Tom Naumann
(g), Frank Roessler (g), Alex Jansen (b), Markus Kullmann (d) und
natürlich Mark Fox (v). In diesem Zusammenhang prallen somit
musikalische Referenzen wie Primal Fear, Sinner, Mennen, Wicked
Sensation, Voodoo Circle und Shakra aufeinander. Die Songs stammen
aber freilich von Herrn Fuchs und mir war es ja vergönnt, den neuen
Songs im Studio noch Wochen vor dem Release lauschen zu können. Was
ich da zu Ohr bekam, gefiel mir bereits sehr gut und übertraf das
gute Debüt «2012» mit gesteigerter Abwechslung und einer
Hammer-Produktion. Erfreulicherweise stand heute Abend die gleiche
Formation auf der Bühne des Mini-Z7, die auch das aktuelle Album
«Lucifer» eingespielt hat. Dass es von der Resonanz des Publikums
her letztlich nur zur kleinen Bühne gereicht hat, sollten alle
Daheimgebliebenen schon bald bedauern. Als Support bewies die junge
Berner Band Grove, wie wertvoll ein Topsänger sein kann.
Grove
Vor noch nicht allzu langer Zeit bestand die Gruppe noch aus einem
Quintett. Nach dem Ausstieg von Gitarrist Christoph Schori geht es
nun einfach als Quartett weiter wie bisher. Aus der Bandbiographie
auf der offiziellen Homepage geht zwar nicht hervor, warum es zu
diesem Split gekommen ist. Es dürften aber einmal mehr die berühmten
„musikalischen Differenzen“ gewesen sein, doch das ist Schnee von
gestern. Beim heutigen Auftritt von Grove wusste ich davon
allerdings noch nichts. Das junge „Gehölz“ (engl. eben Grove), legte
beherzt los und obwohl der überraschenderweise kravattenbehangene
Mikrophonständer (!) halbwegs aus der Garderobe von Steven Tyler
(Aerosmith) hätte stammen konnen, lenkte der exzellente Frontmann
Remo „Elmo“ Schüpbach die Aufmerksamkeit des leider spärlich
aufmarschierten Publikums schon bald auf sich. Das war auch kein
Wunder, denn die Kollegen mussten gegen seine kräftige und klare
Stimme nicht gerade ankämpfen, aber sicherlich bestehen. Als dann
aber als zweiter Song mit Queen’s Rock-Classic «Tie Your Mother
Down» schon ein Cover im Set auftauchte, liess mich dieser
eigentlich unerwartete Umstand hinterfragen, was denn nun sonst noch
kommen möge. Nach «The Sweetest Kind», einem eigenen Song, folgte
die Antwort auf meine Frage postwendend: «Whole Lotta Love»! Wer
sich selbstbewusst getraut, an so ein Song-Urgestein der
Rockgeschichte heran zu treten, muss
entweder
total durch den Wind sein oder echt was drauf haben. Bei Grove
trifft Letzteres klar zu und so vermochte man sich mit erhobenen
Hauptes aus der vermeintlichen Affäre ziehen. Will sagen, dass
dieses Unterfangen bei vielen anderen Bands wohl eher in die Hose
gegangen wäre. Grove besassen sogar so viel Eier, eine eigene
Version davon auf deren erster EP zu verewigen, wo Mark Fox überdies
noch Backing Vocals beisteuerte. Die Jungs aus dem Berner Seetal
lieferten eine gute Rock-Show ab, doch mich hätte es schon noch
Wunder genommen, wie das Ganze mit einer zweiten Gitarre geklungen
hätte. Wichtig für die Zukunft wird aber sein, dass Remo Schüpbach
als Frontmann dabei bleibt, denn solche Talente sind in unserem Land
bekanntermassen sehr schwer zu finden!
Setliste: «We Are
Grove» - «Tie Your Mother Down» - «The Sweetest Kind» - «Whole Lotta
Love» - «Open Up» - «Back On Track» - «Run For Your Life» - «Damn
Blue Night» - «Where It Goes».
FOX
Wahrscheinlich hatten sich das Mark Fox und seine Band bezüglich des
Fanzuspruchs schon anders vorgestellt, aber Tatsache am heutigen
Abend war effektiv, dass sich bloss vier bis fünf Dutzend Leute im
Z7 eingefunden hatten. Aufgrund des entsprechend total
enttäuschenden Vorverkaufs wurde deshalb nur die Mini-Z7 Umgebung
aufgebaut. Dass sich das im Nachhinein jedoch als glückliche
Fügung entpuppte, musste demnach also zuerst geschehen. Der
Album-Opener «The Answer» eröffnete das Konzert und es dauerte nicht
lange, bis man feststellen konnte, dass die ganze Band gut
harmonierte und in der Folge ein Rockfest der Sonderklasse
aufgefahren wurde. «Right To End», ebenfalls ein neuer Song vom
aktuellen Album «Lucifer», knallte voll rein und besonders Tom
Naumann (g) und Markus Kullmann (d) waren innert kurzer Zeit schon
auf Betriebstemperatur und lieferten dabei fette Riffs, Licks wie
Groove ohne Ende ab. Mit dem zweiten Gitarristen Frank Roessler
konnten die kernigen Gitarrenwände der Studioproduktion locker auf
die Bühne übertragen werden. Obwohl nicht so bewegungsaktiv,
steuerte Bassist Alex Jansen dafür bollernde Bassklänge bei, die den
grundsätzlich tollen Gesamtsound optimal abrundeten. Darüber hinaus
war der Frontmann wenige Stunden vor seinem Geburtstag sowas von
„parat“ und lieferte mehr als amtlich ab.
Die anwesenden
Fans kamen darob ebenso gut in Fahrt und zeigten der Band mit
lautstarker Anteilnahme, dass der Auftritt in diesem Rahmen nicht
hätte besser sein können. Das beflügelte, wie bereits erwähnt, zwei
Musiker besonders und man sah es Tom Naumann auch an, dass er
mächtig Spass an der Sache hatte. Seine zahlreichen wie
wieselflinken Soli waren einfach nur erste Sahne und werteten den eh
geilen Sound zusätzlich auf. Darüber hinaus wurden von allen
Klampfenspielern kongeniale Backing
Vocals
abgeliefert. Für die aktuelle «Lucifer»-Tour fanden zehn der elf
neuen Songs Einzug in die Setliste (nur die Halbballade «Too Young
To Die» fehlte) und der Rest, also noch sechs Tracks, stammten vom
Debüt «2012». Meine persönlichen Highlights waren dabei die mitunter
balladeskeren Tunes wie die vom obergenialen «Back For More», das
lockerst auf Augenhöhe mit Gotthard’s «Defrosted»-Material steht und
auch «I’ll Do It Allright» sowie «Nothing To Lose Tonight» befanden
sich in meiner Gunst ganz weit oben. Somit wurde einmal mehr
zweifelsfrei bewiesen, dass zumindest die meisten hart rockenden
Bands gleichzeitig die besten Balladen am Start haben. Das
Tüpfelchen auf dem berühmten „i“ wäre natürlich die Anwesenheit der
Schweizer Sängerin Börni für das albummässige Duett mit Mark bei
«Gimme Your Love» gewesen.
Aber auch so glänzte der groovende
Toprocker und reihte sich ebenso in meine Favourites ein. Nicht
fehlen durfte natürlich das durch FOX optimal verrockte «Beds Are
Burning» (im Original von Midnight Oil) sowie die offzielle
Sporthymne «We Are All», die der geneigte Sportfan als Teaser der
Sendung „Sport aktuell“ beim Schweizer Fernsehen SRF jeweils zu
hören bekommt. Davor wackelten bei «Hang On Ruby» die Wände wie
Lauschklappen gleichermassen. Mit der zweiten Zugabe «Anytime»
setzten FOX ein letztes Mal gehörig Dampf frei und beendeten nach 90
Minuten ein wirklich exzellentes Konzert, das sich das nächste Mal
deutlich mehr Leute genehmigen sollten!
Setliste: «The
Answer» - «Right To The End» - «Wonderland» - «Lucifer» - «Problem
Child» - «Back For More» - «I’ll Do It Allright» - «Black Sunday» -
«Nothing To Lose Tonight» - «I Can’t Sleep» - «Gimme Your Love» -
«Beds Are Burning» - «Hang On Ruby» - «We Are All» -- «Down Down» -
«Anytime».
|
|