Livereview: Fox - Grove

11. September 2014, Pratteln – Mini-Z7
By Rockslave
 
Das zweite Album von FOX mit dem Titel «Lucifer» ist ja schon über ein Jahr alt und trotzdem gereichte es mir erst jetzt, die Band endlich live auf Tour zu sehen! Dabei sprechen wir auch von einem runderneuerten Lineup, das sich wie folgt liest: Tom Naumann (g), Frank Roessler (g), Alex Jansen (b), Markus Kullmann (d) und natürlich Mark Fox (v). In diesem Zusammenhang prallen somit musikalische Referenzen wie Primal Fear, Sinner, Mennen, Wicked Sensation, Voodoo Circle und Shakra aufeinander. Die Songs stammen aber freilich von Herrn Fuchs und mir war es ja vergönnt, den neuen Songs im Studio noch Wochen vor dem Release lauschen zu können. Was ich da zu Ohr bekam, gefiel mir bereits sehr gut und übertraf das gute Debüt «2012» mit gesteigerter Abwechslung und einer Hammer-Produktion. Erfreulicherweise stand heute Abend die gleiche Formation auf der Bühne des Mini-Z7, die auch das aktuelle Album «Lucifer» eingespielt hat. Dass es von der Resonanz des Publikums her letztlich nur zur kleinen Bühne gereicht hat, sollten alle Daheimgebliebenen schon bald bedauern. Als Support bewies die junge Berner Band Grove, wie wertvoll ein Topsänger sein kann.

Grove

Vor noch nicht allzu langer Zeit bestand die Gruppe noch aus einem Quintett. Nach dem Ausstieg von Gitarrist Christoph Schori geht es nun einfach als Quartett weiter wie bisher. Aus der Bandbiographie auf der offiziellen Homepage geht zwar nicht hervor, warum es zu diesem Split gekommen ist. Es dürften aber einmal mehr die berühmten „musikalischen Differenzen“ gewesen sein, doch das ist Schnee von gestern. Beim heutigen Auftritt von Grove wusste ich davon allerdings noch nichts. Das junge „Gehölz“ (engl. eben Grove), legte beherzt los und obwohl der überraschenderweise kravattenbehangene Mikrophonständer (!) halbwegs aus der Garderobe von Steven Tyler (Aerosmith) hätte stammen konnen, lenkte der exzellente Frontmann Remo „Elmo“ Schüpbach die Aufmerksamkeit des leider spärlich aufmarschierten Publikums schon bald auf sich. Das war auch kein Wunder, denn die Kollegen mussten gegen seine kräftige und klare Stimme nicht gerade ankämpfen, aber sicherlich bestehen. Als dann aber als zweiter Song mit Queen’s Rock-Classic «Tie Your Mother Down» schon ein Cover im Set auftauchte, liess mich dieser eigentlich unerwartete Umstand hinterfragen, was denn nun sonst noch kommen möge. Nach «The Sweetest Kind», einem eigenen Song, folgte die Antwort auf meine Frage postwendend: «Whole Lotta Love»! Wer sich selbstbewusst getraut, an so ein Song-Urgestein der Rockgeschichte heran zu treten, muss entweder total durch den Wind sein oder echt was drauf haben. Bei Grove trifft Letzteres klar zu und so vermochte man sich mit erhobenen Hauptes aus der vermeintlichen Affäre ziehen. Will sagen, dass dieses Unterfangen bei vielen anderen Bands wohl eher in die Hose gegangen wäre. Grove besassen sogar so viel Eier, eine eigene Version davon auf deren erster EP zu verewigen, wo Mark Fox überdies noch Backing Vocals beisteuerte. Die Jungs aus dem Berner Seetal lieferten eine gute Rock-Show ab, doch mich hätte es schon noch Wunder genommen, wie das Ganze mit einer zweiten Gitarre geklungen hätte. Wichtig für die Zukunft wird aber sein, dass Remo Schüpbach als Frontmann dabei bleibt, denn solche Talente sind in unserem Land bekanntermassen sehr schwer zu finden!


Setliste: «We Are Grove» - «Tie Your Mother Down» - «The Sweetest Kind» - «Whole Lotta Love» - «Open Up» - «Back On Track» - «Run For Your Life» - «Damn Blue Night» - «Where It Goes».


FOX
Wahrscheinlich hatten sich das Mark Fox und seine Band bezüglich des Fanzuspruchs schon anders vorgestellt, aber Tatsache am heutigen Abend war effektiv, dass sich bloss vier bis fünf Dutzend Leute im Z7 eingefunden hatten. Aufgrund des entsprechend total enttäuschenden Vorverkaufs wurde deshalb nur die Mini-Z7 Umgebung aufgebaut. Dass sich das im Nachhinein jedoch als glückliche Fügung entpuppte, musste demnach also zuerst geschehen. Der Album-Opener «The Answer» eröffnete das Konzert und es dauerte nicht lange, bis man feststellen konnte, dass die ganze Band gut harmonierte und in der Folge ein Rockfest der Sonderklasse aufgefahren wurde. «Right To End», ebenfalls ein neuer Song vom aktuellen Album «Lucifer», knallte voll rein und besonders Tom Naumann (g) und Markus Kullmann (d) waren innert kurzer Zeit schon auf Betriebstemperatur und lieferten dabei fette Riffs, Licks wie Groove ohne Ende ab. Mit dem zweiten Gitarristen Frank Roessler konnten die kernigen Gitarrenwände der Studioproduktion locker auf die Bühne übertragen werden. Obwohl nicht so bewegungsaktiv, steuerte Bassist Alex Jansen dafür bollernde Bassklänge bei, die den grundsätzlich tollen Gesamtsound optimal abrundeten. Darüber hinaus war der Frontmann wenige Stunden vor seinem Geburtstag sowas von „parat“ und lieferte mehr als amtlich ab.

Die anwesenden Fans kamen darob ebenso gut in Fahrt und zeigten der Band mit lautstarker Anteilnahme, dass der Auftritt in diesem Rahmen nicht hätte besser sein können. Das beflügelte, wie bereits erwähnt, zwei Musiker besonders und man sah es Tom Naumann auch an, dass er mächtig Spass an der Sache hatte. Seine zahlreichen wie wieselflinken Soli waren einfach nur erste Sahne und werteten den eh geilen Sound zusätzlich auf. Darüber hinaus wurden von allen Klampfenspielern kongeniale Backing Vocals abgeliefert. Für die aktuelle «Lucifer»-Tour fanden zehn der elf neuen Songs Einzug in die Setliste (nur die Halbballade «Too Young To Die» fehlte) und der Rest, also noch sechs Tracks, stammten vom Debüt «2012». Meine persönlichen Highlights waren dabei die mitunter balladeskeren Tunes wie die vom obergenialen «Back For More», das lockerst auf Augenhöhe mit Gotthard’s «Defrosted»-Material steht und auch «I’ll Do It Allright» sowie «Nothing To Lose Tonight» befanden sich in meiner Gunst ganz weit oben. Somit wurde einmal mehr zweifelsfrei bewiesen, dass zumindest die meisten hart rockenden Bands gleichzeitig die besten Balladen am Start haben. Das Tüpfelchen auf dem berühmten „i“ wäre natürlich die Anwesenheit der Schweizer Sängerin Börni für das albummässige Duett mit Mark bei «Gimme Your Love» gewesen.

Aber auch so glänzte der groovende Toprocker und reihte sich ebenso in meine Favourites ein. Nicht fehlen durfte natürlich das durch FOX optimal verrockte «Beds Are Burning» (im Original von Midnight Oil) sowie die offzielle Sporthymne «We Are All», die der geneigte Sportfan als Teaser der Sendung „Sport aktuell“ beim Schweizer Fernsehen SRF jeweils zu hören bekommt. Davor wackelten bei «Hang On Ruby» die Wände wie Lauschklappen gleichermassen. Mit der zweiten Zugabe «Anytime» setzten FOX ein letztes Mal gehörig Dampf frei und beendeten nach 90 Minuten ein wirklich exzellentes Konzert, das sich das nächste Mal deutlich mehr Leute genehmigen sollten!

Setliste: «The Answer» - «Right To The End» - «Wonderland» - «Lucifer» - «Problem Child» - «Back For More» - «I’ll Do It Allright» - «Black Sunday» - «Nothing To Lose Tonight» - «I Can’t Sleep» - «Gimme Your Love» - «Beds Are Burning» - «Hang On Ruby» - «We Are All» -- «Down Down» - «Anytime».