Nachdem Metal Factory zu den allerersten CH-Szene Medien gehörte,
die bereits im letzten Herbst die Gelegenheit hatten, das brandneue
Material von Fox zu hören, fand das lange Warten nun definitiv ein
Ende. Einen Tag vor dem offiziellen Album-Release fand im Kofmehl zu
Solothurn die CD-Release Party für «2012» statt. Das ist der Titel
der Debüt-Scheibe von Mark Fox (v), Franky Fersini (g), Tony Castell
(b) und Reto Hirschi (d). Letzterer konnte zwar nicht mal dabei
sein, da er berufsbedingt in den Staaten weilte. Er wurde für den
heutigen Abend durch Flavio Mezzodi ersetzt, der als Session-Drummer,
das sei an dieser Stelle gleich erwähnt, einen Top-Job ablieferte.
Das Cover ziert eine Art Pyramide, wie sie das Volk der Maya früher
gebaut hatte und der Titel nimmt eher im Sinne eines neuen Anlaufs
Bezug auf das Jahr 2012 und nicht auf das herauf beschwörte Ende der
Welt am 21.12.12. Wie dem auch sei, Fox haben auf jeden Fall
rechtzeitig eine knackige und abwechslungsreiche Scheibe heraus
gebracht. Das wollten sich über 700 Leute nicht entgehen lassen und
füllten das "Köffu" dabei ganz ordentlich.
Fox
Eine Vorband gab es nicht und es sickerte vorher auch nichts durch
in Sachen Ablauf. Meine Wenigkeit und noch einige Leute mehr
assoziierten mit der CD-Release Party eigen-tlich eine amtliche
CD-Taufe mit Pate, Ansprache und Champagner-Dusche. Chris "dö Röhr"
von Rohr war ja zugegen und hätte den Paten locker mimen können,
aber es sollte anders heraus kommen als erwartet. Genau genommen
passierte ausser dem Show-Case gar nichts! Doch dieser hatte es in
sich und dazu gehörte eben der Umstand, dass Reto Hirschi als
Schlagzeuger am heutigen Abend nicht mit dabei sein konnte. Das wird
ihn bestimmt gefuchst (oder besser gefoxt) haben, aber wenn sich
geschäftliche Dinge in Übersee als wichtiger erweisen, blieb ihm
halt nichts anderes übrig. Nach dem kurzen Album-Intro (inklusive
Didgeridoo) ging es gleich mit dem Opener «Problem Child» los. Dazu
gab es noch Pyros, die dann auch zum Schluss nochmals gezündet
wurden. Dazwischen legten sich Fox echt ins Zeug und brachten
insgesamt neun der elf Songs von der neuen Langrille. Mein erster,
guter Eindruck der Studio-Tracks täuschte nicht, denn das Ganze kam
auch live ziemlich gut rüber. Es ging deshalb nicht lange, bis die
ersten Schweisstropfen zu Boden fielen, was bei der routinierten
Handwerksarbeit auch kein Wunder war. Der Sound war, je nach
Standort unterschiedlich (habe ich mir sagen lassen) und weil ich
fotobedingt immer direkt vor der Bühne platziert war, fehlte spürbar
Power. Dafür stand ich unmittelbar vor Gitarrist Franky Fersini, der
etwas mit seiner Klampfe haderte, die ein paar Mal nachgestimmt
werden musste. Dazu kamen kleinere Spielfehler, die aber wohl kaum
der ganze Saal mitbekommen haben dürfte.
Franky's Gesichtsausdruck
sprach dabei zwar kurzerhand Bände, aber er nahm die Sache
glücklicherweise nicht zu ernst und lieferte in der Folge noch
manches, feine Solo ab. In Sachen Gitarrenwand fehlte allerdings ein
Rhythmus-Gitarrist, der die Chose noch fetter hätte erklingen lassen
können. Nichts-destotrotz wurden die Songs von «2012» vom gut
gelaunten Publikum immer mit lauterem Applaus bedacht. Von der einen
Empore aus verfolgten neben dem bekanntesten Kopftuch-Träger der
Stadt Solothurn auch Fernando von Arb, Freddy Steady sowie Musiker
von QL (müsste u.a. Sägi gewesen sein) das Gesche-hen von oben herab.
Mit dabei war natürlich auch die ziemlich schmissige Midnight Oil
Cover-Version «Beds Are Burning», die auf jeden Fall die bessere
Wahl war/ist als das, was Krokus auf «Hoodoo» mit «Born To Be Wild»
verbraten haben. Die stärksten Momente lieferten Fox mit der
sackstarken Triplette «Black Sunday», «Flashed» und «Raise Your
Hands» ab. Das war für mich, zusammen mit «Sell It To Me», die
Essenz dessen, für was die Band Fox steht. Groovige, vorwärts
treibende Mucke, die nebst der markigen Stimme des Herrn Fuchs vor
allem von diversen Tempi-Breaks und den nicht zwingend erwarteten
Bridges bereichert wurde. Das oftmals starre Rhythmus-Gerüst aus
vergangenen Shakra-Zeiten ist praktisch ausgemerzt worden und das
ist der richtige Schritt in Richtung eigenständiges Songwriting.
Allerdings ganz ohne die Vibes der Emmentaler Rocker kam es freilich
nicht daher, aber es zählt(e) letztlich nur das, was man daraus
macht. Mark Fox und seine Jungs haben auf jeden Fall die richtige
Mischung gefunden und mit «2012» eine töfte Rock-Scheibe erschaffen,
die, wie man heute Abend während gut 60 Minuten sehen und hören
konnte, nicht nur im Studio ihre Wirkung entfalten kann. Die beiden
Album-Balladen «Nothing Without You» und «Home Again», wovon
letztere live gespielt wurde, erreichen locker das Niveau von
Gotthard und waren schon bei Shakra nie schlecht. Hier zeigt sich
eben, ob man es drauf hat oder nicht. Songgerecht spielten Tony und
Franky dazu auf akustischen Gitarren und konnten so die richtige
Stimmung für das ruhigste Lied des Abends schaffen. Das pure
Gegenteil davon war der flotte Rocker «Down Down», der das Kofmehl
zum Erzittern brachte, ehe sich die Musiker das erste Mal von ihrem
Publikum verabschiedeten. Spätestens jetzt dämmerte es wohl auch dem
hintersten und letzten Besucher, dass es keine CD-Taufe im sonst
gewohnten Rahmen absetzen würde. Doch das schien niemanden gross zu
kümmern. Vielmehr erfreute man sich an «Anytime», der notabene
einzigen Zugabe des stündigen Auftritts. Unter dem Strich fehlte mir
einzig «We Are All» als ultimativer Party-Kracher und ein insgesamt
fetterer Gitarren-Sound. Zudem kann ich mir vorstellen, dass das vor
allem auf ganz grossen Bühnen problematisch werden könnte. Ein
gefülltes Z7 in Pratteln würde dem gegenüber das Optimum darstellen.
Mit dem aktuellen Charteinstieg von 0 auf Platz 2 haben die
Schweizer Fans zumindest klar Stellung zu Fox bezogen und es bleibt
zu hoffen, dass das erst der Anfang einer noch weiten Reise ist!
Setliste: «Intro/Problem Child» - «Beds Are Burning» - «Black
Sunday» - «Flashed» - «Raise Your Hands» - «Home Again» - «Sell It
To Me» - «Down Down» -- «Anytime».
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