Liebe Freunde der guten Unterhaltungsmusik. Auch wenn das Z7
an diesem Samstagabend sehr gut besucht war, alle die nicht da waren,
haben einen Headliner verpasst, der sich momentan in der Form seines
Lebens befindet. Was die Deutschen an diesem Abend boten, war schlicht und
ergreifend unglaublich und zementierte von der ersten Sekunde an, wer
zu den besten Live-Bands auf diesem Planeten gehört. Also, wer es
verpasste dabei zu sein, hat dieses Jahr nochmals die Gelegenheit,
wenn die Herren in Hägendorf (SO) am 22. Juli an den EM der "Highland
Games" auftreten!
Eden's Curse
Über Veonity kann ich nicht viel berichten, da ich zu diesem
Zeitpunkt noch mit den Jungs von Freedom Call am plaudern war. So
waren es dann Eden's Curse um Mastermind Paul Logue, die den
musikalischen Einstieg für mich bestritten. Der Fünfer überzeugte mit
einem starken 80er-Jahre Grundgroove und Harmonien, die aber
immer wieder einen leicht progressiven Touch besassen. Würden sich die
Herren dieses Touches entledigen, würden sie sicher schon lange in
einem Atemzug mit Edguy, Freedom Call, Journey oder Gamma Ray
erwähnt werden. Auch wenn sich das Hitpotenzial von Song zu Song
steigerte und die Anwesenden auf Betriebstemperatur gebracht wurden,
so konnten die Tracks der fünf Studioalben nur bedingt zum
kollektiven Abschädeln auffordern. Die Truppe hat es selber in der
Hand, mehr als nur ein Geheimtipp zu sein. Dazu müssten aber die
Keyboards besser in die Lieder integriert werden und auf der Bühne
der Bär mehr tanzen. Auf Konserve sicher eine tolle
Geschichte und auf der Bühne ein guter Anheizer, dem aber der
Headliner-Schuh (noch) zu gross ist.
Freedom Call
So waren es dann Chris Bay (Gesang, Gitarre), Lars Rettkowitz
(Gitarre), Ilker Ersin (Bass) und Rami Ali (Schlagzeug), welche den
Abend retteten. Das war nicht anders zu erwarten, aber die Art und
Weise, wie die Deutschen dies taten, war verdammt eindrücklich. Auch
wenn die Fans immer wieder «Herzilein» forderten (FC coverten diesen
Track von den Wildecker Herzbuben und die spielten dafür «Warriors» von
Freedom Call nach), blieb dies ein Wunsch. Dafür sorgte die Truppe
von Beginn weg mit «Tears Of Babylon» für eine unglaubliche Stimmung.
Wo andere Truppen sich von Song zu Song steigern, liessen Freedom
Call gleich von Beginn einen Kracher vom Stapel, der die Stimmung in
die Höhe katapultieren liess. Die Fans sangen sofort mit,
skandiertenlaute
«Freedom Call»-Chöre, auf dass sie heiss auf das Quartett waren und
liessen sich durch Chris' Ansagen die Lachtränen in die Augen
treiben. "Ihr seid ja geil! Wir konnten es gar nicht abwarten, wieder
ins Z7 zu kommen. Are you ready for a happy Metal party?" Und wie
die grosse Schar ready war. Mit Liedern wie «Union Of The Strong»
und der Bandhymne «Freedom Call» trieben sich Band und Fans
gegenseitig in die Höhe und der Wettkampf, wer nun die Chöre lauter
singen kann, nahm ein sehr lautes Ausmass an. "Alter Schwede, ihr
macht uns fertig! Wir haben ein sensationelles, neues Album
veröffentlicht! Selbstlob macht am meisten Spass", grinste Mister
Bay ins Mikrofon und pries die neuste Scheibe «Master Of Light» an.
Aus dieser Scheibe spielte der Vierer gleich fünf Nummern und zeigte
ein gutes Gespür für eine clever ausgewählte Setliste, die auch mit
vielen Hits der Vergangenheit versetzt wurde.
"Die Schotten
saufen so viele harte Sachen, da müssen wir uns keine Gedanken um
unser Bier machen. Der war lustig, oder?" Lieber Chris, du bist
immer lustig, und wenn du die Show zu einer Metal-Messe umwandelst,
eine kleine Predigt über den reinen und sauberen Metal abhältst und
dabei mit Wacken-Aufenthalt ohne Gummistiefel drohst, dann hast du
auf der ganzen Linie gewonnen (Einleitung zu «Metal Is For
Everyone»). Dies mit einem päpstlichen Hut, bei dem Chris mit einem
breiten Grinsen meinte: "Ich habe Nähzeug im Tourbus. Ich weiss, ich
bin eine Pussy, aber bis jetzt konnte ich das Kreuz auf meinen Hut
noch nicht drehen". Die Jungs wollen nur eines.
Spass auf der Bühne haben und die Leute auf eine Fahrt mit Spass,
Spannung und geilen Songs mitnehmen. Dass die Herren alles andere
als schlechte Musiker sind, bewies auch die "spanische Einleitung" auf
der Akustikgitarre zum Titeltrack des neusten Studiowerkes. "Das ist
eine kleine Demonstration, dass wir auf der Bühne noch live spielen,
was heute nicht mehr so üblich ist!"
«Mr. Evil» präsentierte
die Band mit einem der grössten Hits der Jungs, der es in den letzten
Jahren leider nicht immer in die Setliste schaffte. Wer diesen Song
aber schon mal gehört hat, weiss, wie packend diese Nummer ist. Die
Band spielte sich in einen wahren Rausch und die Fans gingen steil! "Ihr
seid so geil drauf, wie macht ihr das? Könnt' ihr das mal den anderen
Städten zeigen?", lobte der Shouter die Fans, die wirklich alles
andere als leise waren und bestätigten, dass auch ein
schweizerisches Publikum aus sich heraus gehen kann. "Wir kommen immer
wieder gerne ins Z7, da gibt es so leckeres, dunkles Mineralwasser",
lobte Chris den Inhalt seines Bechers. «Wir gingen direkt von der
Tour ins Studio, ungeduscht und stinkend, das riecht ihr sogar an
der CD», leitete Mister Bay in «High Up» über, nachdem Freedom Call
mit «A Perfect Day» den Lärmpegel im Z7 nochmals in die Höhe
schraubten. Über die Einleitung zu «Metal Is For Everyone», die
angesprochene Metal-Messe und die Huldigung an Lemmy den ersten,
schrieb ich schon. Mit diesem Song beendeten die Jungs den
offiziellen Set. Hervor zu heben
ist
die Leistung von Rami, der wie ein wilder auf sein
Arbeitsinstrument eindrosch und dabei immer wieder die Sticks in
seinen Fingern kreisen liess. Ilker poste und erinnerte mit seinen
langen schwarzen Haaren an einen jungen Joey DeMaio, einfach mit dem
Unterschied, dass Mister Ersin um einiges sympathischer als der Ami
ist. Lars solierte wie poste, und über Chris habe ich schon einiges
geschrieben. Die Truppe ist in dieser Besetzung durch nichts
aufzuhalten. Freedom Call siegten auf der ganzen Linie und hatten
Spass, Spass, Spass und nochmals Spass.
"Wir spielen jetzt
etwas Romantisches, etwas fürs Herzilein» kündete Chris «The Circle
Of Life» an, um dann vor «Power & Glory» mit folgenden Worten zu
brillieren: "Okay ihr Schlawiner, wir haben euch eine Metal-Party
versprochen, und was wir versprechen, das halten wir auch!" Die Rufe
nach den unterschiedlichsten Liedern, insbesondere «Herzilein»,
verstummten nicht, was Chris dazu veranlasste mit einem breiten
Grinsen zu sagen: "Wir sind hier nicht beim Wunschkonzert!". Die
letzten Akkorde und der Schluss von «Warriors» liess die Halle vor
Freude aufheulen, was aber Chris zu wenig laut war. "Das war schon
träge! Passt euch was nicht? Seid ihr schlecht drauf? Dann müsst ihr
dies nicht an uns auslassen. Wir spielen jetzt nochmals den Schluss
von «Warriors», und dann erwarten wir nochmals einen grossen Jubel".
Und was die Truppe erwartete, das erfüllten die Anwesenden auch! Zu
«Land Of Light» hüpfte das Z7 kollektiv mit und verabschiedete eine
Truppe, die nach dem Gig noch unzählige Autogramme gab und für Fotos
posierte, sehr fannah.
Freedom Call machten aus diesem Abend
eine Göttervorstellung, von der man noch seinen Enkeln erzählen wird.
Von Beginn weg stand das Z7 im Freedom Call-Feuer. Band und Fans
schaukelten sich von Lied zu Lied in die Höhe und liessen sich am
Schluss gegenseitig feiern. Dass der Abspann per Laptop sich dann
nicht mehr ausschalten liess und die Jungs sich vor Lachen kaum mehr
einkriegten, zeigte nochmals, wie bodenständig und ehrlich die Musiker
sind. Bitte mehr davon! Am besten am 22. Juli 2017 in Hägendorf!
Setliste: «Intro» - «Tears Of Babylon» - «United
Alliance» - «Kings Rise And Fall» - «Union Of The Strong» - «Freedom
Call» - «Hammer Of The Gods» - «Masters Of Light» - «Carry On» - «Mr.
Evil» - «A Perfect Day» - «High Up» - «Metal Is For Everyone» - «The
Circle Of Life» - «Power & Glory» -- «Warriors» - «Land Of Light».
|
|