Livereview: Freedom Call - Emerald - Gods Of Silence

06. Oktober 2017, Wetzikon – Hall Of Fame
By Rockslave
Wer mich kennt, weiss, dass ich jetzt nicht gerade der Oberfan von Freedom Call bin, aber deswegen bin ich heute Abend nicht nach Wetzikon gefahren. Vielmehr galt mein Interesse den Support-Bands Emerald und Gods Of Silence. Letztere im Wesentlichen aus den Ruinen der Basler Progressive Metaller von Kirk entstanden. Der einzig vakante Posten am Gesang wurde treffend durch Maxxwell Shouter Gilbi Mélendez belegt. Nach Heavy Metal und Hardrock heisst die dritte Spielwiese nun Progressive Metal mit einem Schuss Power Metal. Letzteres zelebrieren Emerald bei und zu ihrem neuen Hammeralbum in Perfektion, und auch hier setzt Leadsänger Mace Mitchell die Akzente. Die Happy Metal Könige von Freedom Call performten ihre Sause derweil mit der gewohnten Klasse und wissen genau, wie sie ihre Fans begeistern. Dass ich hier jetzt halt nicht dazu gehöre, tat der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch. Ich wurde mit den beiden Schweizer Vorgruppen mehr als nur entschädigt!

Gods Of Silence

Da ich mir die tolle Debüt-CD «Neverland» schon im Vorfeld zugelegt hatte, war ich jetzt gespannt, wie das live daher kommt. Das heutige Konzert war erst der zweite öffentliche Auftritt von Gods Of Silence, allerdings ohne den etatmässigen Keyboarder Bruno Berger, der ferienbedingt fehlte. Dessen Parts kamen deshalb ausnahmsweise ab Band, was beim heutigen Headliner jedoch seit je her Standard ist. Was Gilbi angeht, so darf man seinen Einstieg, ohne das Wirken des Vorgängers Thomi Rauch schmälern zu wollen, als echten Glücksfall bezeichnen. Das liegt in erster Linie an der Wandlungsfähigkeit des aktuellen Frontmannes von Maxxwell, der eigentlich jeden Stil drauf hat. Zudem konnte man natürlich auch noch auf den einen oder anderen Kirk-Song hoffen, was sich aber wegen dem halt üblichen Support-Slot von gut einer halben Stunde leider nicht bewahrheiten sollte. Dafür stand jedoch das eigene neue Songmaterial im Fokus, und das hatte es schon in sich. Was sich zu Kirk’s Zeiten mehr im engeren Progressive-Korsett befand, erhielt nun eine Erweiterung in Richtung Power Metal, was den Jungs gut zu Gesicht steht und bezüglich der berühmten wie gefürchteten Abwechlsung, wenn nicht oder nur spärlich vorhanden, klar punkten kann. Eröffnet wurde das Set durch den knackigen Album-Opener «Army Of Liars», der schon mal die Richtung vorgab, sprich das, was von Kirk her kannte, aufgepeppt mit Power Metal. Was schon auf der Studioscheibe auffiel, setzte sich auch auf der Bühne fort, will heissen, es bestätigte sich, dass man mit Gilbi kaum einen besseren Nachfolger als Sänger hätten finden können. Es klang so, als würde die Band schon seit Jahren so unterwegs sein. Dass die musikalische Essenz auf Schritt und Tritt an Kirk erinnerte, erfreute mich im Besonderen, denn das Songmaterial dieser geilen Band war schon immer gut. Die Auswahl der sechs von insgesamt elf Tracks von «Neverland» vermochte ein sehr gutes Bild der Gegenwart zu vermitteln. Dass zeitlich bedingt der Top-Song «Alone» und jegliche alte Kirk-Perlen auf der Strecke bleiben mussten, vermochte den guten Eindruck nicht zu beeinträchtigen. Kirk are gone, long live Gods Of Silence!

Setliste: «Army Of Liars» - «You Mean Nothing More» - «Neverland» - «Wonderful Years» - «Full Moon» - «The Phoenix».

Emerald
Die Schweizer True und mittlerweile mehr Power Metaller um die Vaucher Brothers Michael (g) und Thomas (keyb) kenne ich schon eine ganze Weile, aber mein Ding waren sie zu Zeiten ihres ersten Sängers Jvo Julmy nicht. Der Stil war mir einfach irgendwie zu sperrig und „zu true“. Erst mit dem Einstieg seines Nachfolgers Thomas Winkler, der seit 2011 bekanntlich als Angus McFife die Horde von Gloryhammer anführt, fand zumindest eine musikalische Annäherung an Emerald statt. Als ich dann die Fribourger Metaller vor ein paar Jahren (2010 als Support von Savage Grace und Omen in Zürich) mal mit Master Winkler live sah, war es kurz darauf schon wieder vorbei, da sich der Frontmann so zu sagen in Richtung Schottland verabschiedete. Die Rettung nahte allerdings bald und dies in der Person von George Call (Aska, Cloven Hoof, Ex-Omen), was sich natürlich als Volltreffer heraus stellte! Leider hielt diese hoffnungsvolle Kombination nicht lange an. Die (zu) kurze Zusammenarbeit trug aber immerhin Früchte in Form von drei zusammen produzierten Songs, die allesamt auf «Reckoning Day», der aktuellen Scheibe, gelandet sind. Der Rest des Hammer-Teils geht gesanglich auf das Konto des neuen Shouters Mace Mitchell (Silence Lost, Eddie’s Beast), der sich ebenso keine Blösse gibt und perfekt zur Band passt. Die zumeist sehr guten Reviews zur neuen Scheibe waren keine Augenwischerei, denn einen besseren Opener als den Kracher «Only The Reaper Wins» kam man sich eigentlich nicht wünschen. Das nun gefestigte Line-Up, ergänzt um Gitarrist Julian Menth (seit 2013) und Bassistin Vania Truttman (seit 2014) ist definitiv gerüstet für die Zukunft. Der Weg der 1995 (!) gegründeten Combo war steinig und weit bis hierhin, aber das aktuelle Songmaterial, erweitert um ein paar Reminiszenzen an die Vergangenheit, hört sich frisch an und wird gesanglich durch Mace Mitchell formidabel zelebriert. Mir persönlich fehlte allerdings noch ein Quäntchen mehr Druck, aber es ist halt leider so, dass die Support-Bands damit leben müssen. Bleibt zu hoffen, dass Emerald auf dem erreichten Niveau anschliessen und sich im Gespräch halten können. Die Zugabe in Form des Iron Maiden Classics «Wasted Years» kann durchaus in Auge gehen, doch dies blieb zum Glück aus und war mit Sicherheit die bessere Wahl als das auch schon eher verhunzte «Two Minutes To Midnight».

Setliste: «Only The Reaper Wins» - «Revenge» - «Tears Of A Warrior» - «Reckoning» - «Day Hard To Be True» - «Harleking» - «Horns Up» - «Wasted Years».

Freedom Call
Meine diesjährige Dosis an Freedom Call war spätestens nach dem Auftritt im Sommer anlässlich der Highland Games in Hägendorf mehr als gesättigt! Somit hätte ich jetzt eigentlich umgehend wieder nach Hause fahren können, doch dann hätten sich meine zwei Begleitpersonen, wovon eine den Headliner sehr verehrt, ein logistisches Problem eingehandelt. Das musste ich also durch und es dauerte in der Tat nicht lange, bis ich mich dezent zurück nach hinten in Richtung Bar zurück zog. Derweil zogen Mainman Chris Bay und seine Jungs vom Opener «Tears Of Babylon» an einen gewohnt anregenden Set im Rahmen ihrer «Master Of Light»-Tour 2017 vom Leder. Selbst wenn man die Truppe, wie ich, musikalisch überhaupt nicht mag, muss man der Band jedoch attestieren, dass sie ihr Ding authentisch und stets mit viel Freude durchziehen. Das zieht, wie bei vielen anderen Bands ebenso, mitunter halt stets die gleichen Sprüche nach sich, aber das gehört automatisch dazu. Das gut antizipierende Publikum machte es dem Headliner einfach, die einfache Botschaft ihres oft pfeilschnell gespielten Happy Metals entsprechend zu vermitteln. Eine zwischenzeitliche Linderung meiner Qualen erfolgte eigentlich nur bei «The Quest» und der Zugabe «Land Of Light», da hierbei Erinnerungen an den Hammer-Gig von Axxis am diesjährigen BHY!!!- Festival aufkamen. Alles andere mit zumeist nölenden Synthie-Sounds ab Band, hymnischen Mitsing-Parts ohne Ende und noch Rumgehüpfe dazu war wieder mal zu viel für meine Nerven. Die könnten auch drei Stunden spielen, und es würde nicht besser werden. Doch wie man eine friedliche Metal-Party anzettelt, wissen die Jungs perfekt in Szene zu setzen, keine Frage. Nach dem Konzert mischten sich Ilker Ersin (b), ein sichtlich ausgelaugter Ramy Ali (d) und Lars Rettkowitz (g) unter die Leute im Fumoir-Bereich der „Hall of Fame“. Dabei konnte ich mich noch einige Zeit mit Lars unterhalten, und dieser stellte sich dabei als eloquenter und umgänglicher Typ heraus. Als ich ihm meine Rolle vor Ort mitteilte und auch, dass ich nicht so der Fan von Freedom Call bin, bat er mich, ich solle doch nichts Schlechtes über das Konzert berichten. Ich beschwichtigte ihn und sagte, dass mein persönlicher Geschmack kein Gradmesser sei und er ja auch mitbekommen habe, wie sich das anwesende Publikum bestens unterhalten habe. Somit konnte dieser Gedankenaustausch mit einer versöhnlichen Note beendet werden.

Setliste: «Intro» - «Tears Of Babylon» - «United Alliance» - «Kings Rise And Fall» - «Union Of The Strong» - «Freedom Call» - «Hammer Of The Gods» - «Masters Of Light» - «The Quest» - «Carry On» - «Mr. Evil» - «A Perfect Day» - «Metal Is For Everyone» -- «Power & Glory» - «Warriors» - «Land Of Light».