An diesem Samstag fiel wohl nicht nur mir die
Entscheidung schwer, an welches Konzert ich pilgern sollte. Im Z7
ballerte der Little Creek-Studio-Bash mit Gurd, The Force, Palmer
und Kharma, während im Gaswerk Winterthur Pink Cream 69, Freedom
Call und Mad Max angekündigt waren. So verwunderte es dann auch
nicht, dass die Invasion der deutschen Bands das Gaswerk nicht zu
100% füllen konnte. Wer aber da war erlebte drei Truppen, die zwar
musikalisch verschiedene klangen, aber gemeinsam die gleiche
Leidenschaft für die Musik zeigten. Und zwar so sehr, dass Pink
Cream 69 gegen die als „Headliner-Schreck“ bekannten Freedom Call
zumindest stimmungsmässig ein Unentschieden herausholen konnten. (Rog)
Mad Max
Den Abend eröffneten die weissen Rocker von Mad Max mit einer
Acoustic Show, performt von Sänger/Gitarrist Michael Voss und
Gitarrist Jürgen Breforth. Nun stellt sich natürlich die Frage:
Warum eine Acoustic Show? Nun, das hatte verschiedene Gründe. Einer
davon war, dass das "In White"-Album noch nicht live promotet wurde,
ein anderer Grund war, dass Drummer Axel Kruse auch für Jaded Heart
tätig ist, somit muss man die Termine auf einander abstimmen. Vossi
und Jürgen erschienen ganz in schwarz auf der Bühne und spielten
gefühlvolle, akustische Versionen ihrer Songs. Für solch eine
Performance waren die beiden äusserst bewegungsfreudig, denn
keinerlei optische Trägheit trübte das Bild. Ein interessantes
Highlight fand sich in der spanischen Version von "To Hell And Back
Again". Im kommenden Jahr wird Mad Max das 25jährige Jubiläum
feiern. Die Gigs der soeben beendeten Tour wurden mitgeschnitten,
man kann also mit einer Live-DVD rechnen, aber auch mit einem neuen
Studioalbum zum Jubiläum. Das ganze soll im August 2008 auf den
Markt kommen. Es wäre wünschenswert und interessant, Mad Max mal
unter Strom zu sehen, also hoffentlich auf bald! (Mya)
Freedom Call
Die Frage, warum Freedom Call in der Schweiz nach wie vor nur als
Vorband auftreten, blieb auch nach diesem Auftritt ungeklärt. Auf
den Flyern schienen sie vielen Fans als Headliner oder zumindest als
Co-Headliner, weshalb viele Besucher über die mit ca. 1 Stunde 10
Minuten eher kurze Spielzeit überrascht waren. Freedom Call
betonierten an diesem Samstag erneut ihren hervorragenden Ruf als
energiegeladene Live-Band. Wobei beim Wort „live“ eine kleine
Einschränkung gemacht werden muss. Freedom Call haben seit letztem
Jahr keinen Keyboarder mehr, weshalb die „Klimper-Töne“ ab Band
kommen. Aber auch so machte der Auftritt von Chris Bay, Daniel
Zimmermann (ebenfalls bei Gamma Ray), Armin Donderer und Lars
Rettkowitz Spass. Freedom Call waren laut einer Ansage von Chris Bay
aufs Feiern eingestellt und konnten auf eine festfreudige
Anhängerschar zählen, welche sowohl ältere Hits wie „Warriors“ und
„Land Of Light“, als auch neue Glanzlichter à la „Mr. Evil“ dankbar
annahm. Zum neuen Hit avancierte „Far Away“des neuen Albums
Dimensions mit seinem „I like it, you like it, we like it“-Refrain.
Spezielle Showelemente oder Pyros suchte man vergebens, vermisste
man aber auch nicht, wurde man doch alleine von den Personen auf der
Bühne ausreichend in den Bann gezogen. Besonders interessant waren
dabei die Grimassen von Sänger und Gitarrist Chris Bay, der die
Songs nicht zu singen, sondern zu atmen schien. Nach der Bandhymne „Freedom
Call“ war dann allerdings schon fast Schluss, und so wurden die
beiden Zugaben „Tears Of Taragon“ und „We Are One“ in die Menge
gefeuert. Sogar der obligatorische Rausschmeisser „Hymne To The
Brave“ des Debut-Albums musste dabei dem engen Zeitplan weichen und
wurde schmerzlich vermisst. Auf ein nächstes Mal, aber dann
hoffentlich als Headliner! (Rog)
Pink Cream 69
Nun kamen wir zur Hauptattraktion des Abends, den Herren von Pink
Cream 69! Die Show ging los mit dem Hammersong "Children Of The
Dawn", dem Opener des neuen Albums "In10sity", welches zugleich das
zehnte Werk der Band ist. Stimmwunder David Readman fiel vor allem
dadurch auf, dass er die Lyrics mit passender Gestik unterstrich.
Endlich mal ein Sänger, der seine Worte auch ernst nimmt, und sie
nicht einfach runter leiert! Bei "Do You Like It Like That" des
1991er Albums "One Size Fits All" erreichte die Stimmung auch schon
den Siedepunkt. Das Publikum sang und klatschte mit, und die Band
liess sich das grinsend gefallen. David Readman erzählte noch eine
Anekdote aus seinem Leben, wie er als Teenie in der Glotze Bands wie
Led Zeppelin sah, und von einer Tournee durch Europa träumte. Tja
David, du hast es auch geschafft! Und mit dem Song "Hell's Gone
Crazy" hast du auch dein umwerfendes Stimmtalent bewiesen! Dem
Wunderknaben wurde schon recht bald warm auf der Bühne, was nicht
weiter zu verwundern mochte, denn die Stimmung im Publikum hat
sicher ihren Teil dazu beigetragen. Bei "Lost In Illusions"
verlangte er dann, die Hände zu sehen, was die Fans sich nicht
zweimal sagen liessen. Wie er bei diesem Song die extrem variablen
Stimmlagen so perfekt wie ab CD hin kriegte, das wissen wohl nur die
Götter. Zum vollkommenen Genuss wurde dieses Stück durch
hervorragenden Backgroundgesang und ein geiles Gitarrensolo gemacht.
Ob "Talk To The Moon" oder "I'm Not Afraid", überall sah man
Händeklatschen und euphorische Gesichter. Bei "One Step Into
Paradise" wurde mitgesungen, ebenso bei "Livin' My Life For You". So
wirkte es alles andere als erstaunlich, dass die Band sich mit einem
dicken Lob an das Publikum von selbigem verabschiedete. Sie kehrten
aber nochmal zurück, um einen "sehr lauten" Song anzukündigen. Hmm,
was jetzt wohl kam? Lustigerweise kam an dieser Stelle ein äusserst
fröhlich gespieltes Cover von The Police, nämlich der 1978er Song
"So Lonely". Dieser driftete ab in Bob Marley's "No Woman No Cry".
Dem Publikum gefiel es, und so nahm man gut gelaunt Abschied von
einander, um die Erinnerung an einen powervollen und tollen Abend
mit nach Hause zu nehmen. (Mya)
|
|