Vorfreude überall! Denn Gamma Ray-Schlagzeuger Daniel Zimmermann
scheint derart von den Live-DVD-Aufnahmen von Freedom Call
begeistert zu sein, dass nun auch die Ray’s ihr Live-Filmchen hier
im Z7 drehten. Erstere hört auf den wohl klingenden Namen „Live in
Hellvetia“ und erscheint in diesen Tagen. Gamma Ray wiederum
stellten die vier Shows unter dem Banner von „Skeleton and Majestic“.
Bei diesem Namen werden wohl einige stutzig. Und genau, bereits 2003
hörte ein Live-Album der Hamburger auf den Namen „Skeleton In The
Kloset“. Und wie dazumal, spielte auch heuer die Band ein etwas
spezielles Set. Wobei es diesmal wirklich ganz besonders war. Dafür
garantierten auch die Fans, welche über die Homepage im Vorfeld
Vorschläge machen konnten. Bevor nun aber rare Perlen im vollen
Lichter- und Soundglanz erstrahlen durften, musste sich das Publikum
mit den mässig famosen Italienern Secret Sphere abgeben.
Secret Sphere
Bei allem Respekt vor der Ausdauer, welche die Powermetaller seit
2001 an den Tag legen: So was wie an diesem Abend geht nicht! Denn
Secret Sphere gehören genau zu der grossen gesichtslosen Masse an
Power Metal-Bands, welche spielerisch perfekt ihren 0815-Metal an
den Mann bringen wollen. Die einzige Chance, sich dabei von der
Konkurrenz abzuheben, wäre eine Energie geladene Show gewesen. Aber
Motivation? Fehlanzeige! Bewegung? Nicht im Geringsten! Feuer in den
Augen und Knochen? Nicht vorhanden! Einbezug des Publikums in die
„Show“? Ganz selten! Kitschige Chöre ab Band? Bingo! Umso
erstaunlicher mutet es an, dass die Band während des Konzerts
verkündet, bereits zum vierten oder fünften Mal im Z7 zu spielen.
Was hatten
Secret Sphere bei diesen Auftritten gelernt? Nichts! Klar
machen sich beim Schreiberling langsam Abnützungs-erscheinungen
bemerkbar. Mit regelmässigen Konzertbesuchern wird man automatisch
zum Feinschmecker, es sei denn man ist eine „Alles Gutfinder“ (gäll,
Rockslave). Trotzdem war ich beispielsweise von sämtlichen
Vorgruppen der Apokalyptischen Reiter zwei Wochen vorher hell
begeistert, und dies obwohl ich deren Metal-Genres eigenlich nicht
mal höre. Lange Rede, kurzer Sinn: Secret Sphere werden in dieser
Form keine Zukunft haben und waren der berühmte Griff ins Kloh. Wer
die Band um den barfüssigen Sänger trotzdem mochte - schön. Ich
zumindest hoffe, künftig von solchem Zeugs verschont zu bleiben.
Gamma Ray
Wie man es richtig macht, bewiesen danach Gamma Ray. Und so reiste
der Metalfans mit Lichtgeschwindigkeit in ein anderes Heavy Metal
Universum, auch wenn man gerade auf diesen Song (Heavy Metal
Universe) heute vergeblich warten musste. Dafür starteten Gamma Ray
nach einem spassigen Intro mit „Anywhere In The Galaxy“ vom
Powerplant-Album. Soundtechnisch gaben sie mit diesem
Speed-Metal-Song gleich mal Vollgas, während Sänger Kai Hansen und
vor allem Bassist Dirk Schlächter eher nervös und zurückhaltend
wirkten. Gerade Schlächter schien noch keine Freude zu haben. Hansen
löste das Rätsel um den Bassisten dann auch bei einer der ersten
Ansagen gleich auf. „Dirk hat die Grippe.“ So die einfache
Erklärung, die er aufgrund der DVD-Aufnahmen mehrheitlich auf
Englisch und nicht auf Deutsch von sich gab. „Men, Martians And
Machines“ und „The Spirit“ sorgten aber bald dafür, dass nicht nur
Hansen auftaute, und so spätestens nach „Wings Of Destiny“ neben
Dauergrinser Henjo Richter auch die anderen beiden strahlten. Das
Publikum stand dem in nichts nach und feierte die selten live
gehörten Perlen wie grosse Hits ab. Klar hatte es darunter auch
Lieder, die nicht wirklich zum Besten der Gamma Strahlen gehören.
Die Frische, mit der die Band die Lieder spielte, machte diesen
Umstand aber mehr als wett. Nur mit Bass und durch Gast-Keyboard
begleitet, intonierte Hansen die Ballade „Farewell“. Diese ging
durch Mark und Bein und dürfte wohl künftig öfters im Set
auftauchen. Genauso wie das göttliche und etwas schräge „Gamma Ray“.
Dabei handelt es sich zwar um den namensgebenden Song, das Lied
selber stammt aber von den deutschen Krautrockern Birth Control.
Das Publikum ging steil. Da passte es, dass nun mit “Money” eine
ebenfalls extrem progressive, innovative, unglaublich spassige
Nummer gezockt wurde. Fasnachtsstimmung war angesagt, was die Band
zum Schluss mit Konfetti und Schokoladen-Zwei-Fränkler unterstrich,
die sie ins Publikum warf. Die Fans wurden definitiv in Ektase
versetzt. Aber auch hier wussten die Ray’s noch einen draufzusetzen.
„Time To Break Free“ hiessen die nächsten Takte. Wer das „Land Of
The Free“-Album kennt weiss, dass dieses Lied von einem gewissen
Herrn Kiske eingesungen wurde. Und genau dieser legendäre
Ex-Helloween-Sänger betrat nun die Bühne und trällerte, als hätte es
die letzten 20 schwierigen Jahre nie gegeben. Das Publikum rieb sich
zuerst die Ohren, dann die Augen, und kniff sich dann gegenseitig um
sicher zu gehen, dass das Erlebte kein Traum war. Nach diesem
himmlischen Erlebnis war erst mal lustige Pausenmusik angesagt, in
der man sich ausreichend erholen konnte. Die nächste Überraschung
wartete aber bereits auf den Fan. Der Bandklassiker „Rebellion In
Dreamland“ spielten die Rays heute in einer mitreissenden
Akustik-Version. Wer aber dachte, dass sich Hansen für diese Nummer
von seiner Flying-V-Gitarren-Form verabschiedete, irrte. Denn die
Akustik-Klampfe war in eben dieser Form. Ein wenig schneller ging es
bei „Send Me A Sign“ zu und her. Dieser war jetzt kein Power-Metal
mehr, sondern eher eine lockere Swing-Rockabilly-Nummer. Für den
nächsten Übergang wählten die Ray‘s das mächtige Intro „Induction“
von No World Order, gefolgt vom Raser „Daethrone Tyranny“. Wie
unbekümmert die Hamburger in den frühen Jahren komponierten bewies
nach „Watcher In The Sky“ das wiederum abgefahrene „Hold Your Ground“.
Tja, und irgendwie dachte man sich so langsam, was denn der Kiske
hinter der Bühne während dem des Konzerts so treibt. Nun wissen wir
es: Er übte den Text für die Powerplant-Ballade „A While In
Dreamland“. Leider schien er doch noch nicht so gut vorbereitet, so
dass das Goldkehlchen das Textblatt gleich mit auf die Bühne
brachte. „Das brauchst du nicht“, kommentierte Hansen. Worauf ein
lustiger Kampf um die Texte entstand, während die beiden Zweistimmig
die Fans in andere Sphären katapultierten. „Es brauchte ziemlich
viel, um Kiske mit uns auf die Bühne zu bringen“, lachte Hansen, und
streckte dabei Kiske einen Schokoladen-Zweifränkler hin zu.
Abermals fragten sich die Fans, wie die Ray‘s dies noch toppen
sollten. Und wiederum konnten sie es. Die Sleaze-Metal-Nummer
„Brothers“ bewies, wie viele Hits die Band neben ihren Klassikern
besitzt und wie vielfältig die Kompositionen sind. „We are not only
here to Metal, we are here to rock“, komentierte ein stahlender Kai
Hansen. Danach war erst mal Schluss und die Band verzog sich hinter
die Bühne. Nach kurzer Pause kamen die Mannen zurück. Hansen
verbeugte sich und konnte die Begeisterung kaum fassen, welche ihm
galt. Und genau das war es, was den Auftritt so einmalig machte:
Dieses Wechselspiel zwischen Band und Fans, gespickt mit ein paar
Raritäten für die Die-Hard-Fans. Zum grandiosen „Insurrection“
konnten sich die Fans nun wieder ein wenig beruhigen. Dann war
Kürbiszeit angesagt: „Gorgar“ vom ersten Helloween-Album definierte
den rauen Sound der Anfangstage und wurde auch damals von Hansen
gesungen. Ein Album später definierten die Kürbisköpfe mit Keeper Of
The Seven Keys ein ganzes Genres. Michael Kiske wurde zur Blaupause
und intonierte auch heute den Schlusspunkt „Future World“. Fazit:
Freut euch auf die DVD. Denn dieser historische Moment musste für
die Metalwelt eingefangen werden. Wer da war, wird wohl noch lange
von diesem Abend schwärmen.
Playlist Gamma Ray: Anywhere In The Galaxy (Powerplant), Men,
Martians And Machines (Somewhere Out In Space), The Spirit (Sign No
More), Wings Of Destiny (Powerplant), Farewell (Land Of The Free),
Gamma Ray (Insanity And Genius), Money (Heading For Tomorrow), Time
To Break Free (Land Of The Free), Rebellion In Dreamland (Land Of
The Free), Send Me A Sign (Powerplant), Induction (No Word Order),
Deathrone Tyranny (No World Order), Watcher In The Sky (Somewhere
Out In Space), Hold Your Ground (Heading For Tomorrow), A While In
Dreamland (Powerplant), Rise (To The Metal), Brothers (Insanity And
Genius), Insurrection (Land Of The Free II), Gorgar (Walls Of
Jericho), Future World (Keeper Of The Seven Keys)
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