Der
April war nicht gerade arm an Konzertterminen! Gut, welcher Monat
schon nicht in den letzten Jahren?! Doch wenn Ghost in die Schweiz
kommen, heisst es zumindest für mich, ungeachtet des vollen
Kalenders, klar „go“! Die schwedischen (Ok-) Kult-Rocker haben sich
spätestens seit dem letztjährigen Gewinn des Grammys in der
Kategorie „Best Metal Performance“ einen Namen in der Szene gemacht.
Gleichzeitig polarisert die Band stark und es gibt, wie bei Mercyful
Fate / King Diamond, nur zwei Lager. Entweder man verehrt oder man
hasst sie! Dazwischen gibt es eigentlich nichts, doch spätestens mit
dem Album «Meliora» (2015) und dem Hammer-Slowtune «He Is» haben
Papa Emeritus III und seine nameless Ghouls den Status als
Geheim-Tipp abgelegt. Sie deswegen gleich als „kommerziell“
einzustufen, liegt fern, denn Abwechslung ist mitunter eines der
Zauberwörter, das den potenziellen Hörer abholt und letztlich auch
fesselt. Obwohl das Tragen der Band-Shirts auch unter
Musikerkollegen und Promis als „hip“ gilt, ist es nach wie vor die
Musik von Ghost, die im Zentrum steht. Diese stand auch für den
Support-Act Zombi im Vordergrund, wenn auch viel weniger beachtet.
Zombi
Immer wenn im Zürcher Volkshaus der Balkon geöffnet ist, kann man
davon ausgehen, dass es mindestens gegen zehn Hunderschaften und
mehr (sold out wären 1‘500) zugegen haben wird. Zu Beginn des
Konzertabends, als das Duo (!) Zombi auf die Bühne stieg, war davon
aber noch nicht so viel zu sehen. Dennoch fand sich eine ordentliche
Schar Leute vor der Bühne ein, um den ersten Klängen zu lauschen. Da
ich die Combo zuvor nicht kannte, machte ich mir zuerst mal auf der
Grundlage des Bandnamens eine Vorstellung von der Musik, die jedoch
voll ins Leere lief. Dass die beiden Protagonisten Steve Moore
(Synthesizers, Bass) und A. E. Paterra ihr Ding schon seit 2001
durchziehen, wusste ich vorher ebenso wenig, wie dass wir es hier
nur mit instrumentaler Mucke zu tun bekamen. Es dauerte somit nicht
lange, respektive dafür reichte meine Zeit im Foto-Pit längstens
aus, um wahr zu nehmen, dass dem wirklich so ist. Was am Anfang noch
einen gewissen Reiz verströmte und durch den Part mit der
Bassgitarre für einen musikalischen Farbtupfer, wenn nicht das
rhythmische Highlight der ganzen Performance sorgte, wandelte sich
bald in einen eher drögen bis mitunter langweiligen Beitrag. Da das
Publikum, zumindest der Rest, der nicht im Foyer oder sonst wo
rumlümmelte, das durchschnittliche Mass an Anstand besass, wurden
die instrumentalen Kompositionen mit einem immerhin klar
wohlwollenden Applaus bedacht. Da ich selber jedoch keinen Bock auf
Zombi verspürte, gehörte ich ebenso zu den
Abtrünnigen. Die häusliche wie audiomässige Aufarbeitung des
Backkataloges förderte letztlich dennoch das eine oder andere
Brauchbare hervor. Einiges erinnert an die 80er, nicht zuletzt auch,
weil hierzu handgemachte Drums im Einsatz sind. Zum anderen sind die
Zitate aber oft beim französischen Klangpionier Jean-Michel Jarre
oder bei Tangerine Dream entlehnt, oder soll ich besser sagen
geklaut und leiden deshalb oft unter der Gleichförmigkeit des
manchmal seelenlosen Songwritings. Was das Ganze halbwegs rettet,
ist in der Tat der Schlagzeugsound, der sich auch live entfalten
konnte. Allerdings hätten hier die sonst eigentlich verpönten
dreissig Minuten völlig ausgereicht, doch heute Abend musste man
zuerst eine gefühlsmässig unendlich lange Dreiviertelstunde über
sich ergehen lassen.
Ghost
Nach dem brillanten letzten Studioalbum «Meliora» von 2015 hat die
schwedische Ausnahmetruppe letztes Jahr mit der EP «Popestar» neues
Material (inklusive weiterer Cover-Versionen) vorgelegt, ehe es
womöglich sogar im kommenden Herbst das nächste Langeisen absetzen
wird. Schon vor vier Jahren vermochte «If You Have Ghost» das Warten
auf «Meliora» wenigstens etwas abzufedern. Im Vorfeld der aktuellen
Tour machten Tobias Forge alias Papa Emeritus III und der ehemalige
Gitarrist und Ghoul Simon Söderberg allerdings dadurch Schlagzeilen,
dass Ersterer offenbar gleich alle Ghouls vor der laufenden Tour
feuerte und einer davon, eben Mr. Söderberg, bald darauf frisch und
fröhlich bekannt gab, wer die anderen Leute unter den Masken sind.
Das sorgte wohl eher für dicke Luft beim Chef, aber das war heute
Abend im mit über 1‘000 Leuten sehr gut gefüllten Zürcher Volkhaus
absolut kein Thema! Die Vorfreude war spürbar und entlud sich
lautstark, als gleich zwei Intros eingespielt wurden. Mit dem Opener
« Square Hammer», nota bene dem einzigen Song von der «The
Popestar»-EP, die der aktuellen Tour ja den Namen verliehen hat,
wurde die Lunte der Stimmungsbombe bereits gezündet. Mit dem
nachfolgenden «From The Pinnacle To The Pit» war der Mist bereits
geführt und Papa Emeritus III hatte das Volkshaus bereits im Sack!
Was anschliessend folgte, war eine einzige Kür, respektive perfekt
inszenierte Show des Ghost-Universums. Die Ghouls, bis auf den
Keyboarder, bewegten sich fleissig auf der Bühne und setzten sich
vorne am Bühnenrand immer wieder agil in Pose. Dabei wurden zudem
einige geile Twin Guitar-Soli gezockt.
Die ziemlich zierlich wirkenden Körperformen des bassspielenden
Ghouls liessen eigentlich keinen anderen Schluss zu, alsdass hier
ein Weibchen unter der Maske steckte. Möglich wärs ja, aber
bestätigt nicht. Vielleicht weiss das ja nicht mal der gute Simon,
doch interessieren tut das wohl eh niemanden. Mit total je sechs
Songs von «Meliora» und «Infestissumam» war die Hitdichte kaum zu
toppen, und das bestens gelaunte Publikum setzte sich mitunter mit
guten sing-a-longs in Szene. Das freute den Zermonienmeister
sichtlich und dieser bedankte sich mehrfach dafür. Den
stimmungsmässigen wie antizipierseitigen Höhepunkt erzielte
erwartungsgemäss die unübertreffliche Song-Doublette «He Is» und
«Absolution». Das ist die undiskutable Essenz der Schweden und es
dürfte schwer werden, diesen Band-Klassikern weitere Perlen auf
diesem Niveau anzuhängen. Im kommenden Herbst lässt sich diese
Frage, wie bereits erwähnt, womöglich bereits beantworten. Als etwas
schräg und für das Konzert als solches gesprochen sinnfrei erwies
sich einerseits das kurze Auftauchen von zwei jungen Mädels in
Nonnengewänden und gegen Ende die Speech von Meister Emeritus zum
weiblichen Orgasmus. Der hierzu vor allem männlichen Heiterkeit zum
Trotz durfte die mittlerweile unabdingbare Zugabe «Monstrance Clock»
natürlich keinesfalls fehlen. Den einprägsamen Liedzeilen „Come
together, together as a one - Come together for Lucifer’s son“
verlieh letztlich jeder Fan seine eigene teuflische Relevanz, aber
gemeinsam gesungen blieb nichts als eine fette Gänsehaut! Das
altehrwürdige Volkshaus Zürich „erlebte“ somit ein weiteres Konzert
für die eh schon reichlich gefüllten Geschichtsbücher.
Setliste: «Miserere Mei, Deus (Intro)/Masked Ball (Intro)» - «Square
Hammer» - «From The Pinnacle To The Pit» - «Secular Haze» - «Con
Clavi Con Dio» - «Per Aspera Ad Inferi» - «Body And Blood» - «Devil
Church» - «Cirice» - «Year Zero» - «Spöksonat (Intro)» - «He Is» -
«Absolution» - «Mummy Dust» - «Ghuleh/Zombie Queen» - «Ritual» --
«Monstrance Clock» - «The Host Of Seraphim (Outro)».
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